Klartext
zu sozialen Fragen
Rede auf der Kundgebung und Demonstration
zum 1. Mai
Petra Kapeki
vom Berliner Bündnis für soziale Grundrechte – Stoppt die Hartzpläne
Liebe
Freunde, Kollegen und Genossen,
ich bin vom Berliner Bündnis für soziale Grundrechte-Stoppt
die Hartzpläne (Antihartz-Bündnis).
Wir haben uns im Oktober letzten Jahres gegründet,
weil wir das Hartz-Konzept und alle ähnlichen
Konzepte ablehnen, und um dieser rigiden Arbeitsmarkt- und Sozialreform
solidarisch entgegentreten zu können. Seit dem haben wir verschiedene Veranstaltungen, Aktionen
und zwei Demonstrationen organisiert. Informationsveranstaltungen, Seminare
und einiges mehr ist noch in Planung.
Viele
von Euch werden schon einiges über das Hartz-Konzept
gelesen oder gehört haben, viele
werden auch schon sehr genau sehen, was dieses Hartz-Konzept
bedeutet. Es
bedeutet einen wesentlichen Schritt dahin, hier den Kuschelkapitalismus
abzuschaffen und uns die brutale Wirklichkeit des Kapitalismus, der international
für Millionen unserer Kollegen tägliches Brot ist, näher zu bringen.
Es ist ein Ansatz dafür, alle durch die Arbeiterbewegung erkämpften günstigen
gesellschaftlichen Bedingungen zurück zu prügeln.
Es ist aber auch der Ansatz dafür, alle Vergünstigungen, die die herrschende
Kaste uns zukommen ließ gänzlich zurückzunehmen. Diese haben sie zwar
auch unseren Kollegen aus Staaten der dritten Welt abgepreßt,
aber wenn sie die jetzt auf Grund der gesellschaftlichen Bedingungen kassieren können, werden sie das tun.
Man
muß einfach zusammenfassend feststellen, die
oftmals recht akzeptablen Lebensverhältnisse hier, gesehen im Verhältnis
zu den Lebensverhältnissen unserer Kollegen in Asien oder Afrika, fallen
uns jetzt in gewisser Weise auf die Füße.
Das
Abfedern von Notlagen durch die herrschende Kaste hier hat dazu geführt,
daß wir heute äußerst dramatische Ausgangsbedingungen für
ein zur Wehr setzen haben.
Wo
bestehen noch Strukturen, aus denen heraus man erfolgreiche Kämpfe führen
kann?
Wo sind
die geschlossenen Belegschaften großer Betriebe?
Wo sind
Gewerkschaftsführungen, die ernsthaft den Erfolg für die arbeitenden Menschen
zu erzielen versuchen?
Statt
dessen Belegschaften, die zig mal geteilt sind
in Stammarbeiter, Leiharbeiter, Ost und West, Arbeiter mit Zeitverträgen
und so weiter und so weiter. Und
diese Situation wird sich durch das Umsetzen des Hartz-Konzeptes
um ein Vielfaches verschärfen.
Das
ist eine wirklich beschissene Ausgangsposition, wenn man sie im Lichte
dessen betrachtet, wozu die Arbeiter hier im Stande waren.
Andererseits
ist es aber positiv, wenn der Kapitalismus hier seine wahre Fratze zeigt.
Dieser Staat macht klar, es gibt Klassen in dieser Gesellschaft, und dieser
Staat macht klar, daß er der Staat der herrschenden
kapitalistischen Klasse ist. Und da kann die Führung von SPD/CDU/PDS oder
Bündnis 90/Grüne gestellt werden, im Ergebnis ist es das Gleiche.
Sozialstaat
- leeres Geschwätz von gestern. Heute dürfen wir für erheblich weniger
unseres vorherigen Lohnes in der PSA arbeiten und unsere Kinder müssen
für ihre Lehrstelle demnächst bezahlen.
Daran
kann man dann aber auch anknüpfen. Leider sind unsere Kundgebungen und
Demonstrationen oftmals immer noch eine ziemlich isolierte Angelegenheit.
Wir müssen
Forderungen entwickeln, mit denen wir hier wirklich eine Mehrheit der
Menschen gewinnen können. Mir
fällt da die Forderung nach industriellen Arbeitsplätzen ein, die bei
Durchsetzung auch eine bessere Ausgangsposition für weitere soziale Kämpfe
bilden würde.
Auf
der anderen Seite darf man aber auch nicht außer Acht lassen, wie schnell
die Kapitalisten ausweichen und Betriebe dichtmachen wenn man ihnen ernsthaft
auf den Pelz rückt. Die internationale Verknüpfung von Kollegen und anderen
fortschrittlichen Menschen ist aus diesen und hundert anderen Gründen
zwingend notwendig.
Die
auch hier immer schärfer heraustretenden kapitalistischen Verhältnisse
sorgen für Klarheit, das Geseire über Sozialstaat und gemeinsame Interessen
der herrschenden Klasse und der Mehrheit der Bevölkerung wird ad absurdum
geführt.
Es
ist zwingend und dringend und auch möglich, hier für die Veränderung der
Gesellschaft zu kämpfen.
Mit etwas Skepsis betrachte ich die Einschätzung bezüglich der Möglichkeit Deutschlands
bzw. anderer imperialistischer Staaten, bzw. der EU, in ihren Möglichkeiten,
den USA militärisch Konkurrenz zu machen. Die
USA, dieser Oberimperialist und Oberkapitalist hat äußerst nachdrücklich
bewiesen, daß er die ganze Welt bedroht und
in Schach hält, auch seine vorgeblichen Verbündeten. Die
USA hat der Welt eine militärische Überlegenheit vorgeführt, an die kein
anderer Staat, auch seine imperialistischen Kumpane nicht, heranreicht
und wahrscheinlich auf lange Sicht nicht heranreicht. Und
dieser Oberimperialist hat brutal und menschenverachtend vorgeführt, daß er sich über alle internationale Regeln und Gesetze hinwegsetzt.
Sein Vorteil, seine Macht ist das einzige Kriterium das zählt. Viele
Millionen Menschen, auch in unserem Land, haben dies offensichtlich so
gesehen.
Leider
ist die Chance verpaßt worden, dies sowohl bei
den großen Demonstrationen wegen der Bedrohung und letzten Endes des Überfalls
auf den Irak, als auch im Aufruf zur 1.-Mai-Kundgebung als Standpunkt
von linken Organisationen in diesem Lande deutlich zu machen. Solange
uns dies in diesen und anderen Fragen nicht gelingt, schlittern wir immer
am Abgrund vollkommener Isolierung entlang. Dies
würde bei einem Systemwechsel, der immer denkbarer wird, äußerst dramatische
Folgen haben. Ihre gesetzlichen Möglichkeiten für ein Vorgehen gegen kritische
und fortschrittliche Kräfte in der Gesellschaft hat sich die herrschende
Kaste, speziell in den letzten Jahren, massiv geschaffen.
Glaubwürdigkeit
linker und fortschrittlicher Politik wird doch ganz wesentlich auch von
realistischer Einschätzung der politischen Situation beeinflußt.
In
diesem Sinne raufen wir uns zusammen, arbeiten wir auf Einheit der Linken
in diesem Lande und international hin, damit wir das kapitalistische System
dahin befördern können, wo es hingehört.
Es
lebe der 1.Mai, der internationale Kampftag der Arbeiterklasse und aller
fortschrittlichen Menschen !!
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