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Marxistisch-Leninistische Schriftenreihe 
 
 
PROBLEME DER 
MARXISTEN-LENINISTEN 
DER BRD 
 
EINE DISKUSSIONSGRUNDLAGE        
 
Aus der in der BRD erscheinenden marxistisch-leninistischen Zeitung
  „SPARTAKUS“ 
vom September/Oktober 1967 

  
 Ein Thema beherrscht heute in zunehmendem Maß die gesamte Auseinandersetzung zwischen den Marxisten-Leninisten und den modernen Revisionisten in der illegalen KPD Westdeutschlands und erfaßt darüber hinaus immer größere Kreise von Arbeitern, Intellektuellen, Studenten und Jugendlichen: 

Wird die DDR von den modernen Revisionisten aller Länder - mit den Revisionisten der Sowjetunion an ihrer Spitze - verraten und verkauft? 

Welche Rolle spielen die modernen Revisionisten der SED in der DDR? 

Welche Auswirkungen hat diese reaktionäre Entwicklung der DDR für die gesamte politische Situation in Deutschland und darüber hinaus in ganz Europa? 

Wie wirkt sich diese negative Entwicklung auf die Arbeiterbewegung in Westdeutschland und insbesondere der KPD aus?

Voller Sorge wird von allen dem Marxismus-Leninismus verbundenen Genossen in Westdeutschland der heute eindeutig revisionistische Weg der DDR und seine Auswirkungen insbesondere auf Westdeutschland verfolgt. Daß dieser Weg immer mehr in revisionistischer - d.h. reformistischer und letzten Endes kapitalistischer - Richtung verläuft, darüber gibt es keinen Zweifel. Die Tatsachen sprechen für sich. 

Ausgehend von dieser Feststellung wundert es keinen Genossen, daß der revisionistische Kurs unserer Partei - der KPD in Westdeutschland - nur eine nahezu zwangsläufige Folge dieser degenerierten Entwicklung der SED in der DDR ist. Schließlich weiß jeder um die starken Verbindungen dieser beiden Parteien, die durch die Bedingungen der Illegalität in Westdeutschland bestimmt nicht schwächer geworden sind. 

Es herrscht also bei fast allen Marxisten-Leninisten Westdeutschlands darüber Klarheit, daß der gesamte moderne Revisionismus die DDR verrät und verkauft, daß damit der gesamte moderne Revisionismus ein gewaltiges Hindernis und eine große Gefahr für ein künftiges sozialistisches Deutschland ist. Darüber hinaus herrscht Klarheit darüber, daß die modernen Revisionisten in der SED und der KPD den gesamten Parteiapparat beherrschen und weitestgehend den Kurs dieser Parteien und damit unserer Partei bestimmen. Weitestgehende Unklarheit herrscht dagegen über die wahren und tiefen Ursachen dieser revisionistischen Entwicklung in der KPD und SED. 

Diese mangelnde Kenntnis der Wurzeln des Revisionismus in der gegenwärtigen Entwicklung in Deutschland ist natürlich auf große ideologische Schwächen in der Avantgarde der deutschen Arbeiterklasse zurückzuführen, einer schon beinahe traditionellen Unterschätzung der revisionistischen Gefahr in der deutschen Arbeiterbewegung. 

Diese ideologische Schwäche, verstärkt durch sehr starke bürgerliche Umwelteinflüsse und verbunden mit einem ausgeprägten Wunschdenken, erzeugt selbst bei dem Marxismus-Leninismus treu verbundenen Genossen illusionäre Vorstellungen über die gegenwärtige und künftige Rolle der SED in der DDR. Viele ehrliche Genossen können und wollen es einfach nicht wahrhaben, daß die revisionistische Entwicklung in der DDR und die Entartung der SED mehr als nur eine vorübergehende Erscheinung sind. Sie wollen es einfach nicht wahrhaben, daß der Revisionismus in der DDR und auch im gesamten Parteiapparat der KPD in Westdeutschland bereits tiefe Wurzeln geschlagen hat. 

Wollen wir aber die Gefährlichkeit und den ganzen Umfang der revisionistischen Seuche erkennen, müssen wir zu den Wurzeln vordringen. Nur so können wir auch die Auswirkungen mit aller Aussicht auf Erfolg und mit unserer ganzen revolutionären Leidenschaft bekämpfen und ausrotten. Unterlassen wir das, dann überlassen wir den modernen Revisionisten - der 5. Kolonne der Imperialisten in den Reihen der Arbeiterklasse - das Feld. Das aber wäre gleichbedeutend mit Verrat an den Prinzipien des Marxismus-Leninismus, Verrat an der Partei Karl Liebknechts, Rosa Luxemburgs und Ernst Thälmanns. Das hieße die Arbeiterklasse ohne Führung und ihrer stärksten Waffen beraubt sich selbst zu überlassen und würde darum letzten Endes Kapitulation vor dem US-Imperialismus und seinen deutschen Lakaien bedeuten. 

Versuchen wir also zu den Wurzeln des modernen Revisionismus in Deutschland und insbesondere in der DDR vorzudringen. 

Verteidigen wir den Marxismus-Leninismus! Verteidigen wir die DDR und ihre sozialistischen Errungenschaften, solange es noch etwas zu verteidigen gibt! Eröffnen wir die Diskussion und damit unsere Offensive gegen die revisionistischen Bastionen! 
 
  

Der Weg der Revolution ist in Deutschland mit
Niederlagen und Verrat gepflastert 
 

„Wer nur die Lichtseiten sieht und die Schwierigkeiten nicht wahrnimmt, der wird nicht erfolgreich für die Erfüllung der vor der Partei stehenden Aufgaben kämpfen können.“ 

Mao Tse-tung , „Über Koalitionsregierung“ (24. April 1945).
Deutschland hat in seiner Geschichte große revolutionäre Erhebungen erlebt und nicht wenige hervorragende Revolutionäre hervorgebracht. Mit großem Stolz können wir darauf verweisen, daß die Schöpfer des wissenschaftlichen Sozialismus - Marx und Engels - Söhne Deutschlands waren. Die Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Sozialismus - das Kommunistische Manifest - war zugleich das erste entscheidende und bedeutende Dokument der deutschen Arbeiterbewegung. 

Alle diese hervorragenden Beispiele, die sich in einer nahezu endlosen Kette fortsetzen ließen, können aber nicht die Tatsache verdecken, daß in der gesamten deutschen Geschichte alle großen revolutionären Erhebungen mit Niederlagen endeten und diese Niederlagen sehr oft durch Verrat und Versagen der Führungskräfte verursacht wurden. 

Wir können natürlich nur ganz kurz, zum besseren Verständnis der gegenwärtigen Situation, einen kleinen historischen Rückblick versuchen. 

Der Große Deutsche Bauernkrieg endet mit einer Niederlage durch das Versagen und den Verrat des gerade entstehenden jungen deutschen Bürgertums. Deutschland wird um Jahrhunderte in seiner gesamten Entwicklung zurückgeworfen. 

Die Revolution des deutschen Bürgertums beginnt 1848 erfolgreich und endet mit einer entscheidenden Niederlage durch den Verrat des entstehenden kapitalistischen Großunternehmertums. Aus Furcht vor der deutschen Arbeiterklasse die bereits organisiert auftritt, schließt es mit dem feudalistischen Staat und dessen Junkern einen Pakt - sie werden zu „Schlotbaronen“. 

Die Einheit Deutschlands wird nicht auf revolutionärem Wege erkämpft, sondern auf kaltem militärischem Machtweg von „oben“ 1870 erreicht. 

Die ersten größeren Arbeiterorganisationen in Deutschland waren durchaus keine revolutionären Organisationen. Es waren Gewerkschaften und der rein reformistische „Allgemeine Deutsche Arbeiterverein“ von Ferdinand Lassalle. Selbst als die SPD, gegründet von Wilhelm Liebknecht und August Bebel, die politische Bühne betritt, gleicht sie trotz eines mehr oder weniger marxistischen Programms einem Wahlverein. 

Von Anfang an macht sich im Schoße der alten SPD revisionistisches und reformistisches Gedankengut breit, das noch stärker wird, als sich diese Partei mit den Lassalleanern auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha 1875 „vereinigt“. Marxens Programmkritik spricht Bände. Daß sich in dieser Partei die Stammväter des klassischen Revisionismus, wie Eduard Bernstein und Legien, breitmachten, kann schon niemand mehr wundern. 

Unter völliger Verkennung der ökonomischen und sozialen Wurzeln des Revisionismus wurde dieser, trotz Lenins Warnungen, selbst von den besten Vertretern der deutschen „Linken“ in der Partei nur in seinen Auswüchsen und an der Oberfläche durch Diskussionen bekämpft. Das geschah so lange, bis es zu spät war. 1914 brach die II. Internationale zusammen und mit ihr die letzten, kaum noch vorhandenen Resten einer revolutionären Arbeiterpartei in Deutschland. Der Revisionismus hatte gesiegt - die deutsche Arbeiterklasse wurde als Schlachtvieh verkauft und war ohne revolutionäre Führung. 

1918 schlugen die Fluten der Oktoberrevo1ution nach Deutschland. Es gab eine akute revolutionäre Situation, aber keine starke, den revolutionären Anforderungen entsprechende Führung. Es fehlte eine bolschewistische Partei mit ihren stählernen und erfahrenen Kadern. Die Novemberrevolution wurde von den Revisionisten bewußt fehlgeleitet und verraten. Sie endete mit einem Scheinsieg. 

Die Gründung der KPD war die notwendige - aber leider verspätete - Konsequenz aus dem Verrat der Revisionisten. Die Gründung einer neuen revolutionären Partei ist und bleibt das Verdienst von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die dafür auch ihr Leben lassen mußten. Daß die Gründung dennoch sehr spät - fast zu spät - erfolgte, bewies die mangelhafte Nutzung der revolutionären Nachkriegsepoche bis 1923. Daß es möglich war, revolutionäre Kämpfe erfolgreich zu führen, bewies Ernst Thälmann im Hamburger Aufstand. Der Aufstand blieb jedoch isoliert - auch die KPD versagte unter der rechten Führung von Brandler und Thalheimer. 

Erst danach entwickelte sich die Partei durch lange Kämpfe unter der Führung von Ernst Thälmann zu einer wirklichen Partei neuen Typus, zu einer leninistischen Partei. Diese Partei errang große Erfolge - insbesondere zur Zeit der Weltwirtschaftskrise von 1923 bis 1933. 

Aber als dann der Faschismus die Macht ergriff, versagte auch diese zahlenmäßig stärkste Sektion der III. Internationale außerhalb der SU. Sie hatte den Faschismus in seinem ganzen Wesen und seiner ganzen Gefährlichkeit nicht erkannt. Hier konnte man nicht mehr abwarten, hier galt es zu kämpfen- notfalls auch zu unterliegen, erneut zu kämpfen - mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Nichts dergleichen geschah, die ersten zaghaften Versuche eines politischen Widerstandes waren bald im Blut erstickt und Tausende deutscher Kommunisten wanderten in die KZs und ließen ihr Leben. So auch der beste Sohn der deutschen Arbeiterklasse - Ernst Thälmann. 

Zwar kämpften viele Tausende deutscher Kommunisten weiter und setzten ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus ein. Sie kämpften in Spanien, in der Widerstandsbewegung in Deutschland und an fast allen Fronten des II. Weltkrieges. Sie vermochten aber nicht, das deutsche Volk von seinen faschistischen Verführern zu trennen und diese Verbrecher auf revolutionärem Wege zu beseitigen. Die Revisionisten hatten gute Vorarbeit geleistet, große Teile der Arbeiterklasse ideologisch entwaffnet und sie zusammen mit Massen von enttäuschten Mittelständlern und Bauern in die Arme der Faschisten getrieben. 

  

1945: Zerschlagung des deutschen Nazi-
Faschismus ohne maßgebliche Mitwirkung
des deutschen Volkes

 
Der deutsche Nazi-Faschismus - als Ausdruck der größten Machtentfaltung des deutschen Imperialismus - kapitulierte 1945 bedingungslos. Seine Militärmaschine und sein Staatsapparat lagen zerschmettert am Boden. 

Die deutsche Wirtschaft war zwar auch stark angeschlagen, aber insbesondere die mächtige und eng mit dem US-Kapital verflochtene Chemieindustrie hatte eigenartigerweise die Bombenteppiche und in Westdeutschland auch die Kriegshandlungen ganz gut überstanden. 

Die Ideologen des deutschen Imperialismus, die sich in chauvinistischem Nationalismus schier überschlugen, waren in die Geschichte der deutschen Nation als die größten nationalen Bankrotteure eingegangen. Dasselbe hätte man auch von den klassischen Revisionisten sagen müssen, die dieselbe Rolle ja im 1.Weltkrieg gespielt und dem Faschismus Zutreiberdienste geleistet hatten. 

Die Voraussetzungen für einen Neubeginn auf völlig veränderter Grundlage hätten also sehr günstig sein müssen. 

Aber war der deutsche Imperialismus und seine ideologische Basis im Volk wirklich zerschlagen? 

Eine Tatsache ist, daß sogar große Teile der deutschen Arbeiterklasse bis 5 Minuten nach 12 noch den Durchhalteparolen der Nazis folgten. Die nicht durch Bomben zerstörte Rüstungsindustrie funktionierte bis zum Schluß, und nur wenige deutsche Soldaten wagten ohne Befehl die Waffen wegzuwerfen. Günstigenfalls konnte man bei großen Teilen des deutschen Volkes von Verzweiflung und enttäuschter Hoffnung über nicht eingelöste Versprechungen von seiten der Faschisten sprechen. 

Der deutsche Staatsapparat war zwar weitgehend zerschlagen. Der deutsche Staat aber sollte, so wie es Stalin versprochen hatte, als eine Einheit bestehen bleiben. Das Potsdamer Abkommen sah die Aufteilung in 4 Besatzungszonen nur als eine vorübergehende und grundsätzlich nicht die Einheit Deutschlands berührende Erscheinung vor. Das Potsdamer Abkommen hat - laut Urteil vieler Völkerrechtler - auch heute noch für Deutschland verfassungsähnlichen Charakter und hätte bei konsequenter Anwendung in ganz Deutschland eine wahrhaft demokratische Entwicklung auf revolutionärer Grundlage eingeleitet, es hätte die schon lange fällige bürgerliche Revolution vollenden und darüber hinaus das deutsche Volk einen großen Schritt voranbringen können. 

Gerade dieses Kapitel ist für die revisionistischen Anbeter des „friedlichen Weges zum Sozialismus“ sehr lehrreich. Liefert uns doch die jüngere deutsche Geschichte und ihr Produkt - die BRD - das beste Anschauungsmaterial, was auch die beste geschriebene Verfassung, und der schönste Vertrag wert sind, wann das Volk nicht mit revolutionärer Entschlossenheit dahintersteht. War das aber der Fall? 

Nein- Trotz aller Bemühungen der gerade erst wieder zugelassenen KPD war es nicht möglich, diese notwendige Volksbewegung in den westlichen Besatzungszonen zu entfachen. Die KPD war und blieb die einzige Partei, die diesen Versuch unternahm, um gegenüber den imperialistischen Besatzungsmächten vollendete Tatsachen zu schaffen. Der Sieg über den deutschen Faschismus war eben nicht vom deutschen Volk selbst unter maßgeblicher Mitwirkung seiner Arbeiterklasse errungen worden, sondern durch die Waffen der Roten Armee und der in der Anti-Hitler-Koalition vereinigten Völker. Trotz allen Heldenmutes deutscher Kommunisten, trotz all ihrer Opfer blieb der Anteil des deutschen Volkes an seiner Befreiung vom Faschismus sehr, sehr gering. Das gilt es, nüchtern und klar zu erkennen, wollen wir uns nicht selbst und unserem Volk etwas vormachen. 

   

Von der SBZ zur DDR
 

Die imperialistischen Besatzungsmächte im Westen Deutschlands gingen sofort nach ihrer Etablierung unter Führung des US-Imperialismus dazu über, das imperialistische System zu retten. Sie kümmerten sich einen Dreck um das Potsdamer Abkommen. (Kümmern sich denn jemals Imperialisten um irgendwelche Abkommen, die ihnen nichts nützen?) 

In der damaligen Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) wurde, entsprechend Stalins Anweisungen, konsequent das Potsdamer Abkommen verwirklicht und auf dessen Grundlage ein wahrhaft demokratischer Umwandlungsprozeß eingeleitet. 

Es galt, den Faschismus und damit das imperialistische System zumindest in diesem Teil Deutschlands mit seinen Wurzeln auszurotten. 
Welchen Anteil hatte die deutsche Arbeiterklasse und ihre führende Partei - die KPD - bei der Lösung dieser Aufgabe? 

Die Reihen der KPD hatten sich 1945 stark gelichtet. Er waren nicht die schlechtesten Genossen, die gleich Ernst Thälmann ihr Leben hatten lassen müssen. Diejenigen deutschen Kommunisten, die dennoch überlebten, waren nicht sehr zahlreich. Vor allen Dingen kamen sie aus einer anderen Welt zu ihrem Volk zurück. Sie kamen aus der Welt der Zuchthäuser und KZs, aus der Welt der Strafkompanien und aus der Welt der im eigenen Land Verfolgten und Gehetzten. Sie kamen aus der Welt der Emigration und des Kampfes gegen ein verbrecherisches, faschistisches System, das von der Mehrheit ihres Volkes gestützt wurde. Sie kamen also aus einer Isolierung von ihrem eigenen Volk, das zu großen Teilen willig einem verbrecherischen System gedient hatte. 

Auf den Schultern dieser Kommunisten lastete nun die gesamte Verantwortung für die Gestaltung eines neuen, sozialistischen Deutschlands. Denn, daß nur ein sozialistisches Deutschland eine Wiederholung der verbrecherischen Vergangenheit unmöglich machen konnte, war ihnen mehr als jedem anderen klar. 

Die Chance war da, sie durfte nicht- wie schon so oft in der deutschen Geschichte - ungenutzt verstreichen. 

Gestützt auf die bewaffnete Macht der Roten Armee wurde in der damaligen SBZ das Potsdamer Abkommen verwirklicht. Unter der Führung deutscher Antifaschisten mit der KPD als Motor, wurde zum ersten Male in der deutschen Geschichte eine umfassende Industrie - und Bodenreform durchgeführt. Die Schlotbarone wurden entmachtet. Damit wurde die entscheidende, führende Schicht der deutschen Kapitalisten und Junker, die den deutschen Imperialismus verkörperte, zumindest in einem Teil Deutschlands aus ihren Machtpositionen entfernt. 

Alle entscheidenden Schlüsselpositionen in Staat, Wirtschaft und Verwaltung sowie das gesamte politische Leben mußten neu gestaltet und von neuen Kräften besetzt werden. Diese Aufgabe fiel in der SBZ vor allen Dingen den alten, bewährten deutschen Arbeiterfunktionären zu - insbesondere aber den Kommunisten. Obwohl dem eigenen körperlichen Zusammenbruch sehr nahe, packten sie zu und übernahmen die Verantwortung. Ihr Ziel war aber die einheitliche sozialistische deutsche Republik. Diesem Ziele glaubten sie sich näher denn je, als sich die KPD mit der SPD in der damaligen SBZ zur SED vereinigte. 

Diese historisch notwendigen Schritte in der SBZ und ihre Erfolge beunruhigten natürlich in starkem Maße die in- und ausländischen Imperialisten in ihrem eigenen Machtbereich. Sie taten alles in ihren nicht unbeträchtlichen Kräften Stehende, um ein Übergreifen dieser Entwicklung auf Westdeutschland zu verhindern und - wenn möglich - die Entwicklung in der SBZ aufzuhalten, zu stören oder gar rückgängig zu machen. 

Das von Viktor Agartz einige Zeit vor seinem Tod inspirierte Buch „Verraten und verkauft“ beweist auch für einfältige Gemüter, wie insbesondere die US-Imperialisten im Bunde mit den anderen - einschließlich den deutschen - Imperialisten vor keinem verbrecherischen Mittel zurückschreckten, um ihre Positionen zu retten. Insbesondere gelang es ihnen, in der SPD und den Gewerkschaften nahezu alle Schlüsselpositionen mit ihren eigenen Agenten und Werkzeugen zu besetzen. Das geschah so massiv, daß man das in der Arbeiterbewegung verbreitete Schimpfwort „Agent“ in diesem Zusammenhang schon nicht mehr im übertragenen Sinn anwenden kann. Sogar in die Reihen der KPD in Westdeutschland schleusten sie nicht wenige dieser gedungenen Werkzeuge ein. 
Diese kriminellen Elemente in den Reihen der Arbeiterbewegung haben diese Stellungen in Westdeutschland nicht nur behalten, sondern bis zu Ministerposten ausgebaut. 

Zuvor aber verhinderten sie die Einheit der deutschen Arbeiterklasse auf revolutionärer Grundlage in den westlichen Besatzungszonen, verhinderten die demokratische Umgestaltung der Westzonen und sicherten den aus - und inländischen Imperialisten ihre Positionen ab bzw. halfen ihnen bei deren neuerlicher Festigung. 

Als die Imperialisten erkannten, daß die Entwicklung im östlichen Teil Deutschlands in absehbarer Zeit nicht aufzuhalten war, da die von Stalin geführte Sowjetunion als Garant hinter dieser Entwicklung stand, schritten sie zur Spaltung des deutschen Staates, der deutschen Wirtschaft und des deutschen Volkes. 

Der Weg der Spaltung mit dem versklavenden Marshall-Plan als materielle Grundlage ist markiert durch die Bi-Zone, die Tri-Zone, Währungsreform, Ausrufung der BRD, NATO und EWG. Maßgebliche Werkzeuge waren insbesondere die Verräter und Agenten in den Reihen der Arbeiterklasse - in der SPD und den Gewerkschaften. 

Indem die Imperialisten die BRD als Sperriegel und zugleich als Angriffsbasis gegen das gesamte sozialistische Lager ausbauten, hofften sie zugleich, den östlichen Teil Deutschlands, in dem die von Kommunisten geführte deutsche Arbeiterklasse die Geschicke lenkte, von seiner natürlichen Rohstoffbasis abzuschneiden, auszuhungern und zur Kapitulation zu zwingen. 

Tatsächlich entstand für eine lange Periode eine schwierige Situation in der damaligen SBZ, die durch die offene Sabotage hineingeschleuster oder angeworbener Agenten und Diversanten noch verschlimmert wurde. Es bedurfte der ganzen Anstrengung aller Kräfte und insbesondere der damals noch starken und unverbrüchlichen Solidarität des einheitlichen und geschlossenen sozialistischen Lagers. Es gab also in Deutschland eine sowohl in nationaler wie auch in internationaler Hinsicht ausgesprochene Klassenkampfsituation. Da zu dieser Zeit der Geist des Marxismus-Leninismus noch alle kommunistischen und Arbeiterparteien erfüllte, die sich hinter das Banner der von Stalin geführten und darum noch revolutionären KPdSU scharten, wurde diese schwierige Situation auch gemeistert: 

Im Osten Deutschlands entstand aus der antifaschistisch-demokratischen Ordnung der erste Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden - die DDR

Die DDR war im Klassenkampf - durchaus nicht friedlich - entstanden: als Basis für ein künftiges einheitliches und sozialistisches Gesamtdeutschland. Diesen ehrenvollen Kampfauftrag wird die DDR jedoch nur erfüllen können, wenn sie ihren Klassencharakter wahrt. Verliert die DDR aber ihren Klassencharakter, dann verliert sie auch jeden Führungsanspruch im Kampf für eine einheitliche deutsche sozialistische Republik und sinkt auf die Stufe eines kleinen deutschen Separatstaates zurück und begeht damit nationalen Verrat. 
  
  

DIE DDR - REPUBLIK OHNE LEIDENSCHAFT
Der moderne Revisionismus hat in der DDR tiefe 
sozialökonomische und historische Wurzeln 
 

Hat die DDR in der Vergangenhelt vielen Schwierigkeiten getrotzt und sich allen Angriffen und Sabotageversuchen von seiten der Imperialisten in einem mehr oder weniger offenen Kampf widersetzt, so droht ihr jetzt eine viel tückischere Gefahr aus den eigenen Reihen, aus dem eigenen Hinterland - der moderne Revisionismus. Daß der moderne Revisionismus heute wie ein Polyp in der DDR nahezu alle Bereiche in Partei, Staat, Wirtschaft und Verwaltung erfaßt hat, darüber gibt es leider keinen Zweifel mehr. Leider gibt es aber nicht wenige Genossen, die das zwar auch erkennen, die Ursache aber einzig und allein in der revisionistischen Entwicklung der KPdSU sehen. Sie sehen die revisionistische Entwicklung in der DDR nur als eine mehr taktische Kompromißlösung an, um sich nicht in einen totalen ideologischen Gegensatz zur revisionistischen KPdSU zu begeben, der sofort wirtschaftliche, militärische und politische Konsequenzen nach sich ziehen würde. Sie kennen die Verhältnisse in der DDR und glauben, sie wäre zu schwach, um diesen Kampf zu überleben. Sie glauben also das „kleinere Übel“ wählen zu müssen und wollen im übrigen abwarten, um die DDR „ökonomisch stärken“ zu können. 

Ganz davon abgesehen, daß solch ein Weg zur totalen Kapitulation führt, beruht diese Argumentation doch auf einer totalen Mißachtung der Gefahren, die der deutschen Arbeiterklasse aus den tiefen historischen, ökonomischen und sozialen Quellen des speziellen klassischen deutschen Revisionismus drohen. Wir haben versucht, am Eingang dieses Briefes auf einige dieser Quellen hinzuweisen. Viel besser und gründlicher ist es jedoch bei Lenin nachzulesen und kann nicht oft genug studiert werden. 

Eine noch größere Unkenntnis besteht jedoch über die Quellen des modernen Revisionismus in der DDR, deren Ursprung zumeist in der jüngeren Geschichte zu suchen sind und wiederum ständig neue Quellen des modernen Revisionismus gebären. 

Machen wir also den Versuch, wenigstens einige dieser Quellen aufzuspüren, offenzulegen und Dämme dagegen zu errichten. Sie zum Versiegen zu bringen dürfte schon schwerer sein - aber auch das muß uns eines Tages gelingen. 

Eingangs zeigten wir, welche schwierige Situation 1945 in der damaligen SBZ vorherrschte. Wir zeigten, welche Aufgaben die Partei in der damaligen Lage lösen mußte und wie überbeansprucht und gering an Zahl die entscheidenden Kader der ersten Stunde waren. Eine echte Revolution von unten hatte es nicht gegeben. Diese Kader lebten in einer fortschrittlichen Ideenwelt, die nicht die Ideenwelt der meisten Menschen ihrer Umgebung war. Sie waren also gewissermaßen ideologisch isoliert. Da es überall an Kadern jeder Art mangelte, mußten viele reaktionäre Kräfte von geringerer Bedeutung auf ihren Posten bleiben, und nicht wenige hatten schon nach kurzer Zeit die Situation erfaßt und „stellten sich um“. Es war die große Stunde von Karrieristen und anderem Gesindel, das sich schnell an die Rockschöße der Sieger hing. Nicht wenige haben inzwischen in der DDR beachtliche Positionen - im wahrsten Sinn das Wortes - erklommen. 

Auch die Vereinigung von KPD und SPD zur SED hatte nicht nur positive Wirkungen. Der „Sozialdemokratismus“ hatte Einzug in die Partei gehalten. Viele Sozialdemokraten waren in entscheidende Schlüsselpositionen gerückt. Noch gefährlicher aber war das große Heer der vielen kleineren Funktionäre, die zwar gegenüber dem Marxismus-Leninismus Lippenbekenntnisse ablegten, aber ansonsten wie eh und je emsig und fleißig reinsten Pragmatismus pflegten. Sie hatten den ganzen opportunistischen, reformistischen und letzten Endes auch revisionistischen Ballast mitgebracht.  

Da die meisten und besten Kommunisten in verantwortliche Positionen gerückt waren, anderseits viele ganz reaktionäre und faschistische Elemente ihre Positionen räumen mußten, ging in der Arbeiter- und Bauernklasse der damaligen SBZ ein Umstruktuierungsprozeß vonstatten. Gute Revolutionäre gingen in die Verantwortung und wurden von ihren Aufgaben fast erdrückt, kamen aus der Isolierung und isolierten sich wiederum. Reaktionäre Kräfte wurden zur „Bewährung“ in die Arbeiter- und Bauernklasse gedrückt, ihr Einfluß wirkte sich verheerend aus - wie der 17. Juni 1953 [Anmerkung] bewies. 

Zur gleichen Zeit ging in ganz Deutschland ein gewaltiger Umschichtungsprozeß vonstatten, der ohne Beispiel war, die gesamte Sozialstruktur veränderte und sich im Klassenkampf auswirken mußte. Millionen von Umsiedlern aus den Gebieten östlich der Oder und Neiße kamen auch in die damalige SBZ, mitsamt ihren ganzen Ressentiments gegen die Rote Armee, Polen- und Tschechenhaß im Rucksack. Zudem kamen sie aus den rückständigsten Gebieten des ehemaligen Deutschen Reiches und gehörten zumeist zur bäuerlich-kleinbürgerlichen Bevölkerung, die besonders an ihrem Besitz hing, und nun ebenfalls hauptsächlich in die Arbeiterklasse hineingepumpt wurde. Durch die Bodenreform wurden hunderttausende deutscher Landarbeiter zu Kleinbesitzern und entwickelten bäuerlich-kleinbürgerliches Denken. Zur gleichen Zeit kehrten Millionen ehemaliger Soldaten der faschistischen Wehrmacht an ihre Arbeitsplätze zurück. Jahrelang hatten sie als Besatzungssoldaten andere Völker unterdrücken geholfen. Viele waren oft unmittelbar an Verbrechen beteiligt, und fast alle waren der faschistischen „Herrenrassen-Theorie“ erlegen gewesen. 

Einem normalen Arbeitsleben waren sie weitgehend entwöhnt, und auch die militärische Disziplin der Faschisten war in der letzten Zeit stark gelockert gewesen, so daß man ohne weiteres gerade bei diesen Menschen von einer gewissen Verwi1derung sprechen konnte. 
Eine weitere, zahlenmäßig in die Millionen gehende Gruppe, stellten die Heimkehrer und insbesondere die sog. „Spätheimkehrer“ aus der Sowjetunion dar. Die Masse von ihnen kam mit starken antisowjetischen, d.h. antikommunistischen Ressentiments beladen nach Hause. Heute wissen wir, daß manche ihrer Kritiken nicht ganz unberechtigt waren und praktisch schon die künftige revisionistische Entwicklung ankündigten. Daß schon damals deutliche Anzeichen einer weitverbreiteten Korruption in der Sowjetunion sichtbar wurden und manch einen redlich denkenden deutschen Kriegsgefangenen abstieß, wissen wir heute alle, und das spricht nicht unbedingt gegen diese Menschen. 

Anders war es jedoch mit den sogenannten „Antifa-Leuten“ aus den Kriegsgefangenen-Lagern der Sowjetunion. Mit diesen Menschen war der Versuch gemacht worden, aus faschistischen Söldnern „Antifaschisten“ zu machen. Ein sehr löbliches Unterfangen und in Einzelfällen sogar mit Erfolg. Aber wirklich nur in einer verhältnismäßig geringen Anzahl von Fällen - wenn wir uns nicht an Zahlen und formalen Willenserklärungen berauschen wollen. Mit falschen Mitteln und Methoden wurde eine gute Sache ins Gegenteil verkehrt. Die heutige revisionistische Entwicklung in der Sowjetunion und der DDR wurde in diesen Lagern schon vorweggenommen. Wer formale „fortschrittliche“ Willenserklärungen abgab, sich „antifaschistisch“ gebärdete und zudem noch sein Arbeitssoll übererfüllte, bekam schnell neben den Sonderprämien den Status eines „Antifaschisten“ verliehen. Mit diesem Status begann er sich aber grundlegend von allen anderen Kriegsgefangenen zu unterscheiden. Er hatte jetzt den Zugang zu all den vielen kleinen Funktionen der Lagerverwaltung, konnte Brigadier werden und brauchte auf jeden Fall nicht mehr selbst schwer zu arbeiten. Zudem bekam er Sonderzuteilungen an Verpflegung, Kleidung und viele andere Möglichkeiten, sich materielle Vorteile zu verschaffen. Seine Überlebenschancen unter den oft sehr harten Lebensbedingungen im Lager wuchsen. Das hatten natürlich sehr schnell gerade diejenigen unter den Kriegsgefangenen erkannt, die wenig charakterfest, aber dafür um so beweglicher in ihrer „Anpassungsfähigkeit“ waren: Also im wesentlichen kleinbürgerliche und bürgerliche Kräfte, die sich im Faschismus und im faschistischen Militärapparat genauso „angepaßt“ hatten. Sie hatten in den Lagern bald alle „Machtpositionen“ inne und stellten auch die Masse der „Schüler“ auf den „Antifa-Schulen“. Während sie in den Lagern selbst sehr oft einen regelrechten Terror entwickelten, waren sie auf den „Antifa-Schulen“ natürlich die reinsten Musterschüler. Auf diesen Schulen selbst wurde mit rein scholastischen Lehrmethoden der unmögliche Versuch unternommen, Marxismus-Leninismus aus der Retorte zu züchten. Die besten Gedächtnisakrobaten und „Meinungsforscher“ schnitten mit den besten Noten ab und eröffneten sich damit die Chance, anschließend die nächsthöhere Stufe einer Schule zu erklimmen - bis zur zentralen Antifa-Schule in Moskau oder gar als Lehrer. Damit waren sie dem Lager entronnen und hatten sich gleichzeitig die Startlöcher für eine Karriere in Deutschland gegraben. Warum müssen wir heute nach so vielen Jahren diese Tatsachen noch einmal in die Erinnerung zurückrufen? 

Einfach deshalb, weil diese Elemente heute massenweise, zu Tausenden und Abertausenden, auf allen Ebenen und in nahezu allen Schlüsselstellungen der DDR und auch der KPD in der BRD anzutreffen sind. Sie stellen die Masse der Kader, wurden unter Verletzung der innerparteilichen Demokratie sogleich nach ihrer Rückkehr als hauptamtliche Kräfte in den Parteiapparat kooptiert und standen sehr oft in ihrem ganzen Leben noch keinen Tag an der Maschine. 

In der DDR wirkte sich das noch besonders verheerend aus, weil diese Kräfte ihren ganzen Arbeitsstil, ihre scholastischen Lehrmethoden für die gesamte DDR und auch für die KPD der BRD allgemeinverbindlich machten. So ist es in der DDR ganz „normal“, daß derselbe Schüler oder Student der in der Gesellschaftskunde eine „Zwei“ oder gar eine „Eins“ nach Hause bringt, der in einer öffentlichen Diskussion sich ungeheuer „fortschrittlich“ gebärdet, in seinem Privatleben und in den persönlichen Gesprächen sich völlig bürgerlich gibt und das in extrem entgegengesetzten Auffassungen zum Ausdruck bringt. Große Teile der Jugend sind bereits im großen Maße korrumpiert und leben ständig in einer ideologischen und geistigen Schizophrenie. Sie sind natürlich der beste Nährboden, das beste Mistbeet, auf dem der moderne Revisionismus prächtig gedeihen kann. 

Lassen wir es mit diesen Aufzählungen zunächst bewenden. Wir wissen auch, daß die Ursachen für diese Erscheinungen zum Teil weit zurückreichen, teils objektiver Art sind und zu einem großen Teil der DDR durch massiven ökonomischen, politischen und militärischen Druck - insbesondere von den Revisionisten der Sowjetunion - aufgezwungen worden sind. Sicher war die revolutionäre Basis im Volk zu keinem Zeitpunkt so stark oder nur annähernd vergleichbar mit jener der VR China oder der VR Albanien. Für diese Ausgangslage können wir natürlich weder die SED noch die ulbrichtsche Führungsgruppe allein verantwortlich machen. Wofür man sie aber verantwortlich machen muß, das ist, daß sie diesen Zustand noch verschlimmerten, daß sie nichts Entscheidendes taten, um die revolutionäre Basis zu erweitern und zu stärken, daß sie die Partei auf den Weg des Revisionismus, auf den Weg der Isolierung vom Volk und auf den Weg der Korruption gebracht haben. Wir müssen sie auch dafür verantwortlich machen, daß sie in Erkenntnis ihrer isolierten Lage durch Nachtrabpolitik und Hinwendung zu den ideologisch zurückgebliebensten Schichten ihre „Massenbasis“ erweitern wollten. 

Ja, man kann sagen, sie sind dabei, das Mistbeet, auf dem der moderne Revisionismus so prächtig gedeiht, zu hegen und zu pflegen und noch ganz neue Sorten und Abarten des Revisionismus zu züchten. 

  
  

Die versäumte Kulturrevolution
 
„Ein Kommunist soll offenherzig, ehrlich und aktiv sein, das Interesse der Revolution muß ihm teurer sein als sein eigenes Leben, er hat seine persönlichen Interessen den Interessen der Revolution unterzuordnen, er soll immer und überall an den richtigen Grundsätzen festhalten und einen unermüdlichen Kampf gegen alle falschen Ideen und Handlungen führen, um so das kollektive Leben der Partei und die Verbindung zwischen Partei und den Massen zu festigen; er muß sich mehr um die Partei und um die Massen kümmern als um die eigene Person, mehr um die anderen Menschen als um sich selbst. Nur dann kann er als Kommunist angesehen werden.“ 

Mao Tse-tung, „Gegen den Liberalismus“ (7. September 1937)

Jedem Marxisten-Leninisten ist klar, daß nach dem Sturz der Bourgeoisie und der Änderung der Besitzverhältnisse, die schwierigsten Probleme erst noch gelöst werden müssen. Die Etappe des Sozialismus, die Etappe der Diktatur des Proletariats ist in jedem Falle notwendig, und in ihr muß der neue Typ eines Menschen entstehen, der frei von jedem Egoismus den Kommunismus gestalten kann. Bis es jedoch so weit ist, ist die Frage „Wer - Wen“ noch nicht endgültig entschieden, wird der Klassenkampf unter veränderten und schwierigeren Bedingungen sich sogar noch verstärken. 

In dieser Etappe des Sozialismus herrscht auch noch das Verteilungsprinzip: „Jeder nach seinen Fähigkeiten - Jedem nach seiner Leistung.“ Jede primitive „Gleichmacherei“ würde sich in dieser Etappe schädlich auswirken und zu einer Hemmung der Entwicklung, zu Anarchie führen. 

Aber noch gefährlicher als jede Linksabweichung ist es, diese für die Etappe des Sozialismus richtigen Prinzipien formal, lebensfremd und ihres revolutionären Inhalts beraubt, rein pragmatisch, ohne revolutionäre Zielrichtung anzuwenden. 

Entscheidend für die Festigung des Sozialismus und für die Erreichung des Endzieles - des Kommunismus - ist die Schaffung eines völlig neuen Menschen, erfüllt mit einem völlig neuen Bewußtsein. Das Bewußtsein entwickelt sich jedoch nicht von selbst. Gilt diese Binsenweisheit grundsätzlich für alle Länder, so für Deutschland und die DDR in besonderem Maße. Wie man dieses neue sozialistische Bewußtsein auf revolutionärer Grundlage entwickelt und ob es überhaupt gelingt, das hängt ganz und allein vom Zustand der Vorhut der Arbeiterklasse, von ihrer kommunistischen Partei ab. Das hängt aber auch von jedem Kommunisten ab, der in seiner Person schon den neuen, künftigen Menschen verkörpern muß. Er muß Leitbild und Vorbild insbesondere der Jugend sein. Das gilt für jeden Kommunisten jeden Landes. Das gilt aber in besonderem Maße für einen Kommunisten eines sozialistischen Landes, denn er trägt eine noch größere Verantwortung, sein Versagen wirkt sich noch verhängnisvoller aus. Und das gilt noch mehr für einen deutschen Kommunisten, der in ganz besonderem Maße die Schwerkraft des gesamten schon erwähnten Ballastes seiner Geschichte und seiner Umwelt überwinden muß. Hier in unserem Land - ganz Deutschland - werden an den einzelnen Kommunisten besonders hohe Anforderungen gestellt. Um die Massen und besonders die Jugend mitzureißen, muß man selbst vor Leidenschaft brennen, ein Vorbild an Opferbereitschaft, Mut und Prinzipienfestigkeit sein. 

An einen Kommunisten in der DDR müßte man in jeder Hinsicht höhere Ansprüche stellen als an jeden beliebigen anderen Bürger. Ein Funktionär in der DDR, ganz gleich auf welcher Ebene, müßte sich auszeichnen durch Bescheidenheit, zugänglich für jede Kritik und selbstkritisch gegenüber der eigenen Person und den eigenen Handlungen, er müßte ständig von den Massen lernen, ohne sich von den negativen Strömungen unter den Massen unterkriegen zu lassen. Aber auch diese negativen Strömungen müßte er real und nüchtern zur Kenntnis nehmen und mit großer Entschlossenheit und Überzeugungskraft bekämpfen. 

Wie sieht es aber in der Praxis der DDR aus? 

Tatsächlich wird von jedem Funktionär viel verlangt, und er muß auch viel leisten. Tatsächlich sind auf ökonomischem Gebiet große Fortschritte erzielt worden, und es werden in Zukunft vielleicht noch größere erzielt werden. Dafür sorgt schon die erweiterte, moderne technologische Basis. Schließlich hat die BRD oder Japan ebenfalls eine schnelle, sprunghafte ökonomische Entwicklung durchgemacht, und man kann diese Länder wohl kaum als sozialistisch bezeichnen. Von den Managern in den kapitalistischen Ländern wird auch viel verlangt, wollen sie ihre einmal erklommenen und erboxten Positionen erhalten. 

Nur behaupten die Revisionisten in der DDR, daß sie den Sozialismus aufbauen und ihre Privilegierten, ihre Manager deshalb so viel bekommen und auch zu beanspruchen haben, weil es dem sozialistischen Verteilungsprinzip entspreche. Das ist aber auch fast das einzige, was die „sozialistischen Manager“ von den kapitalistischen unterscheidet

Wie lebt solch ein „sozialistischer“ Manager in der DDR, der zumeist wichtiger Partei-, Wirtschafts- und Verwaltungsfunktionär in einer Person ist? 

Nachdem das Dienstmädchen (die gibt es auch dort noch) ihm das Frühstück bereitet hat, verläßt er seine Villa oder Komfortwohnung. Die Wohnungen werden in der Regel beigestellt, kosten wenig, sie sind für diese speziellen Zwecke besonders komfortabel angelegt, befinden sich zumeist in einer besonderen Lage in einer Umgebung, in der ebenfalls nur ähnliche Wohnungen zu finden sind. Auf ihn wartet in der Regel ein Dienstwagen mit Chauffeur, während sein eigener Wagen seiner Frau, seinen Kindern bzw. seinem eigenen Wochenende vorbehalten bleibt. Zwar arbeitet er dann sehr intensiv, aber sein Arbeits- und Erlebnisbereich unterscheidet sich auch in nichts von dem eines kapitalistischen Managers. 

Die Frauen dieser Männer sind zumeist noch bürgerlicher. Die wenigsten arbeiten. Zumeist „beschränken“ sie sich auf den Haushalt und die „Pflege eines kultivierten Lebens“ sowie auf „Repräsentationspflichten“. Andere wiederum sind selbst Manager, und noch öfter findet man den Typ, der so eine Art Sekretär zur Verwaltung der Interessen des Mannes bzw. der Familie ist. 

Die Gehälter mit allen anderen finanziellen Einkünften betragen natürlich das Mehrfache - oft sogar das 10- bis 20fache eines Arbeitereinkommens. Früher kaufte man seine Lebensmittel und Bedarfsartikel in internen Läden mit speziellen Ausweisen - mitunter etwas verschämt. Heute geschieht das ganz offen in den „Exquisit“-Läden. Dort kann man sämtliche Spitzenprodukte der DDR, die sonst nur für den Export bestimmt sind, kaufen. Dort gibt es aber auch sämtliche Produkte aus dem kapitalistischen Ausland. Theoretisch kann dort natürlich jeder kaufen - vorausgesetzt, er hat das nötige Geld für die stark überhöhten Preise oder Devisen. 

Da die Privilegierten zusammenwohnen, sind natürlich die Schulen, Kindergärten und sonstige soziale und kulturelle Einrichtungen in ihrer Umgebung besonders auserlesen. Schließlich sitzen sie ja an der Quelle des Einflusses und der Beziehungen - und für die Jugend - insbesondere die eigenen Sprößlinge - ist natürlich nichts zu schade. Wie die Privilegierten der zweiten Generation, die unter den angeführten Bedingungen aufwachsen, aussehen und was sie anrichten werden, sich das vorzustellen, dazu bedarf es nicht mehr allzuviel Phantasie. 

Damit aber nicht genug. Den Feierabend verbringen diese „Herrschaften“ standesgemäß in entsprechenden Klubs, die für spezielle Zwecke existieren, eine sehr „gepflegte Atmosphäre“ besitzen und nur für „Mitglieder“ bestimmt sind. Natürlich stehen außerdem entsprechende Bars u. ä. Einrichtungen zur Verfügung, die jedem westlichen Vergleich standhalten. Darüber hinaus besitzen diese „Sozialisten“ ihre Wochenendhäuser, ihre Segel- oder Motorboote und haben auch sonst noch genügend Gelegenheit, ihren oft nicht billigen „Hobbys“ zu frönen. 

So „wertvolle“ Menschen müssen erhalten und gepflegt werden. Schließlich „sorgt man sich um den Menschen“ - insbesondere wenn er zu den Privilegierten gehört. Darum gibt es speziell für sie eigene Krankenhäuser, Sanatorien und Urlaubsstätten - damit sie ja nicht mit dem „gewöhnlichen“ Volk in Berührung kommen. Aber auch da gibt es noch, entsprechend der Stellung in der Hierarchie, Abstufungen. Für die ganz Privilegierten gibt es dann noch extra Stätten, die im Ausland, zumeist in der Sowjetunion liegen. 

Selbst aus dem höchst alarmierenden Ereignis des 17. Juni 1953 [Anmerkung] wurde keine ernsthafte Lehre gezogen. Wo wäre die DDR ohne Rote Armee geblieben? 

Natürlich hatten die US-Imperialisten mit Hilfe der deutschen Imperialisten und ihren Lakaien, insbesondere vom Ost-Büro der SPD, diesen konterrevolutionären Putsch geplant und organisiert. Was hinderte aber die führende Partei der Arbeiterklasse in der DDR - die SED - daran, jederzeit mit dieser Möglichkeit zu rechnen, sich auf revolutionärer Grundlage eng mit den Massen zu verbinden und die revolutionäre Wachsamkeit zu erhöhen? Wer konnte sie daran hindern, genauestens über das Fühlen und Denken der Massen orientiert zu sein und die Gefahr schon so fühzeitig zu erkennen, daß sie im Keim erstickt werden hätte können? Tatsächlich wurde die Partei und der Staatsapparat völlig überrascht - sie waren von den Massen total isoliert und konnten sich aus eigener Kraft nicht mehr halten. Das ist schmerzlich festzustellen - aber eine durch die Ereignisse bewiesene unumstößliche Tatsache. 

Spätestens nach diesen Ereignissen hätten grundsätzliche Änderungen erfolgen müssen. Eine umfassende Kulturrevolution unter den Bedingungen der damaligen Verhältnisse in der DDR wäre notwendig gewesen, um getreu den Prinzipien des Marxismus-Leninismus die Partei auf revolutionärer Grundlage zu erneuern und von allen schädlichen Elementen zu säubern. Mit dieser Partei und ihren dann wirklich sich selbstlos aufopfernden revolutionären Kadern hätte man die Arbeiterklasse und das ganze Volk revolutionieren müssen, sich auf wirklich revolutionärer Grundlage mit ihm so verbinden müssen, wie die „Knochen mit dem Fleisch“. Nur so wäre es möglich gewesen, vor allen Dingen die Jugend zu gewinnen und zu guten Revolutionären zu erziehen. 

Die Entwicklung nahm aber einen anderen Verlauf. 

Die Partei begab sich auf die Linie der faulen Kompromisse, auf die Linie der Nachtrabpolitik. Darüber täuscht auch nicht hinweg, daß die Partei sich zunächst von den schlimmsten Kapitulanten trennte. Man schaute gebannt wie ein schlachtreifes Kaninchen auf die mit Dollarhilfe prosperierende BRD. Man sah nur noch die Lösung aller Probleme in der Lösung der ökonomischen Frage. Die ideologischen und politischen Fragen wurden immer mehr durch die Überbetonung der ökonomischen Fragen in den Hintergrund gedrängt. Das Prinzip des materiellen Anreizes wurde so hochgezüchtet und als „sozialistisches Leistungsprinzip“ so weit getrieben, daß die Korrumpierung großer Teile des Volkes schon zur Tatsache geworden ist. Natürlich ging die Rechnung der modernen Revisionisten nicht ganz auf. Große Teile der Bevölkerung und insbesondere die jungen und im Arbeitsprozeß stehenden Menschen wurden sehr schnell ein Opfer dieser im Grunde genommen konterrevolutionären Orientierung. Sie folgten dem Prinzip des materiellen Anreizes auf ihre Weise und strömten in Massen in die kapitalistische Bundesrepublik. In wenigen Jahren waren es über 3 Millionen. Die Masse von ihnen war selbst nach ihren eigenen und den Aussagen der westdeutschen Staatsbehörden einzig und allein dem „ökonomischen Anreiz“ gefolgt. Sie versprachen sich in der BRD im Moment eben größere materielle Vorteile. Sie waren also korrumpiert - aber von wem? Nicht wenige unter ihnen gehörten zu den enttäuschten jungen Menschen, die oft in den ersten Jahren des sozialistischen Aufbaues in der DDR begeistert mitgemacht und auch Opfer auf sich genommen hatten. Sie waren im Grunde genommen von der „Entartung des Sozialismus“ in der DDR enttäuscht, beteiligen sich in der BRD sehr oft aktiv an den Kämpfen der Arbeiterbewegung und der Studenten und zählen sich selbst zu einem großen Teil zur sogenannten „heimatlosen Linken“. Waren alle diese ehemaligen DDR-Bürger in der Vergangenheit für die Arbeiterklasse in der BRD eine ernste Belastung und drückten ihr Niveau noch mehr, so hat sich das inzwischen gewandelt und zum Teil ins Gegenteil verkehrt. 

Anders die Auswirkungen in der DDR selbst. Der große Abfluß arbeitsfähiger Bevölkerung bewirkte eine Umschichtung der gesamten Bevölkerungsstruktur zum Nachteil der DDR und führte in der letzten Konsequenz zu einer katastrophalen wirtschaftlichen Lage. Die Revisionisten drohten in den eigenen Schlingen gefangen zu werden. Sie sahen nur noch einen Ausweg - den Bau der Mauer. Es gibt für einen aufrechten Marxisten-Leninisten kaum ein beschämenderes Beispiel in der deutschen Geschichte, daß sich ein „Arbeiter- und Bauernstaat“ auf deutschem Boden durch eine Mauer im buchstäblichen Sinne des Wortes isolieren muß, damit ihm seine eigenen Arbeiter, Bauern und Studenten nicht fortlaufen. 

Natürlich wirkte sich der Mauerbau in ökonomischer Hinsicht sehr vorteilhaft aus und wird sich auch in Zukunft so auswirken. Natürlich streben die Menschen in der DDR genau wie in der BRD nach materiellen Vorteilen und nehmen diese tatsächlich auch in steigendem Maße zur Kenntnis. Natürlich tolerieren sie schon aus diesem Grunde ihre führende revisionistische Ulbricht-Clique. Was hat das alles aber mit Sozialismus zu tun? 

Kann man die gegenwärtige Entwicklung in der DDR nur noch als tragisch bezeichnen, so wird die Zukunft für manch einen ehrlichen Kommunisten noch böse Enttäuschungen bereithalten. 

Inzwischen ist nämlich die zweite Generation von Technokraten, „Spezialisten“, Bürokraten und Apparatschiks herangewachsen. Und die ist weit schlimmer noch als die erste Generation - vor allen Dingen ist sie perfekter und trägt schon stärkere Züge einer neuen Klasse. Sie kommen zumeist von der Schulbank direkt in ihre Führungspositionen und haben zum Volk, zur Arbeiter- und Bauernklasse noch weniger Verbindung als ihre Vorgänger. Sie kennen keine Klassensolidarität im Geiste des proletarischen Internationalismus, körperliche Arbeit ist für sie eine „Erniedrigung“ und für ihre eigene Person auch „unökonomisch“. Für sie zählen nur Produktionsergebnisse, taktische, politische Vorteile und nicht zuletzt ihre eigenen persönlichen Vorteile. Sie sind die Träger einer neuen konterrevolutionären, bourgeoisen Entwicklung in der DDR mit neuen Machtbeziehungen zu den Produktionsmitteln. 

Sie können keinen Beitrag mehr zur Lösung der nationalen Frage und zum Sieg des Sozialismus in Deutschland leisten. Ohne ihren Sturz und ohne ihre Beseitigung ist der Sozialismus in der DDR für eine ganz erhebliche Zeitspanne zurückgeworfen. Darüber hinaus sind sie ein ernstes Hindernis zur Erkämpfung eines einheitlichen sozialistischen Deutschlands. 

Die Arbeiterklasse in der BRD und alle anderen unterdrückten Schichten in der BRD sind für sie nur ein von Fall zu Fall zu benutzender außenpolitischer Faktor, um ihre eigenen machtpolitischen und egoistischen Pläne zu verwirklichen. Wie oft wurden schon aufrechte und gutgläubige westdeutsche Kommunisten diesen Plänen kaltblütig geopfert. Wie oft verwechselte schon mancher junge unerfahrene Genosse, der ihren Anweisungen blindlings folgte, politische Arbeit mit nachrichtendienstlicher Tätigkeit und fügte damit unserer Bewegung großen Schaden zu. 
 

 

Welche Schlußfolgerungen
müssen die Marxisten-Leninisten
in Westdeutschland ziehen? 
 

Wir wissen, welche Rolle die DDR in der Vergangenheit als staatliche Basis für den Sozialismus in ganz Deutschland spielte. Jetzt gilt es aber, die gegenwärtige und völlig veränderte Situation zu erkennen und mit allen Illusionen über die DDR aufzuräumen. 

Wir Kommunisten in der BRD wissen auch um die sehr starken Bindungen, die es zwischen SED und KPD gibt. Sehr einseitige Bindungen! Daß dabei schon lange die Prinzipien der Gleichberechtigung und natürlich auch des proletarischen Internationalismus genauso wie das Prinzip des demokratischen Zentralismus verletzt worden sind, ist uns allen bekannt und auch durch die Illegalität nicht zu entschuldigen. 

Auch alle Hinweise auf unsere Illegalität und die vielleicht bald erreichte Legalität entschuldigen nicht, daß die ideologische Auseinandersetzung mit dem modernen Revisionismus in der KPD kaum richtig begonnen hat. „Einheit um jeden Preis“ ist keine Einheit. Eine legale KPD, die sich selbst kastriert hat und dem Klassengegner erst ihre eigene Ungefährlichkeit und Harmlosigkeit für das bestehende System nachweisen muß, ist völlig überflüssig und sogar sehr schädlich. 

Natürlich ist es notwendig, daß die Marxisten-Leninisten eine neue Plattform ausarbeiten müssen. Aber kommt diese von selbst als „Himmelsgeschenk“? Muß man erst mit der Auseinandersetzung warten, bis die Plattform da ist? 

Wir haben schließlich unsere stärkste Waffe in Gestalt der marxistisch-leninistischen Theorie und vor allen Dingen die Lehre Mao Tse-tungs, die den Marxismus-Leninismus der Gegenwart verkörpert. Wir haben auch noch die Deklarationen der kommunistischen und Arbeiterparteien von Moskau und Bukarest, die den Revisionismus als gegenwärtige Hauptgefahr klar beim Namen nannten. (Aber auch in diesen Deklarationen dürfen einige Mängel nicht übersehen werden.) Wir haben aber auch die alten Dokumente der KPD und auch der SED, von denen viele noch sehr brauchbar sind. 

Die Marxisten-Leninisten der BRD müssen zur Offensive übergehen. 

Bisher bestand für jeden Marxisten-Leninisten die revolutionäre Pflicht, konsequent die Positionen des Marxismus-Leninismus - seine Reinheit - gegen die Schlammflut des modernen Revisionismus zu verteidigen. Das wird auch in alle Zukunft notwendig sein. Genügt das aber? 

Nein!

Es genügt nicht mehr, sich nur in endlosen Debatten mit eingefleischten Revisionisten oder korrupten Apparatschiks herumzuschlagen. Das hilft höchstens den Revisionisten, jeder Auseinandersetzung auf breiterer Front aus dem Wege zu gehen, die einzeln auftretenden Marxisten-Leninisten zu isolieren und sie unter Umständen noch durch rein pragmatische Arbeit zu beschäftigen und sie so letzten Endes noch vor den revisionistischen Karren zu spannen. 

Andererseits gilt es aber, sich vor Provokateuren, Abenteurern und getarnten Klassenfeinden zu schützen. Revolutionäre Wachsamkeit ist erstes Gebot - darf aber nicht in engem, muffigem Mißtrauen enden. 

Es genügt auf die Dauer nicht mehr, daß die einzeln auftretenden Marxisten-Leninisten sich darauf beschränken, isoliert zu bleiben. Auch die ersten kleineren Zusammenschlüsse zu örtlichen Gruppen werden in Zukunft nicht mehr ausreichen. Ebensowenig wird es in Zukunft genügen, sich nur auf die Herausgabe des einen oder anderen marxistisch-leninistischen Blättchens - wie es z.B. auch unsere „Spartakusbriefe“ darstellen - zu beschränken. 

Was notwendig ist, das ist der Zusammenschluß von Marxisten-Leninisten zu örtlichen Gruppen, in denen der eine den anderen persönlich kennt. 

Dieser Zusammenschluß muß sowohl innerhalb wie auch außerhalb unserer KPD erfolgen. Mögen die Revisionisten zetern und schreien. Mögen sie uns „Spalter“, „Fraktionsmacher“, „Chinesen“, „Albaner“, „Dogmatiker“ oder „Sektierer“ nennen - wir wissen, wer die wirklichen Spalter sind und wer den Marxismus-Leninismus verraten hat. Uns ist die Partei kein Selbstzweck - und darf es nie werden. Nur eine mit der Theorie des Marxismus-Leninismus ausgerüstete Partei ist ein scharfes Schwert. Eine revisionistische Partei ist jedoch noch viel weniger wert als ein alter, abgetragener Hut. 

Nur durch einen besseren organisatorischen Zusammenschluß kann es uns gelingen, in die ideologische Offensive auf breiter Front überzugehen und den Revisionisten in- und außerhalb der Partei bedeutend geschlossener und wirkungsvoller entgegenzutreten. 

Bei dieser Auseinandersetzung darf der Revisionismus in der DDR nicht geschont werden. Nur durch unsere konsequente und entschlossene Entlarvung des modernen Revisionismus in der DDR können wir auch den Revisionisten in der KPD entscheidende Schläge versetzen und unsere eigene revolutionäre Position stärken. Gleichzeitig leisten wir auf diese Art den Marxisten-Leninisten in der DDR die wirksamste Hilfe - verteidigen somit den Sozialismus in der DDR, der von der Ulbricht-Clique in der SED verraten wird. 

Darüber hinaus gilt es insbesondere, die Lehren Mao Tse-tungs schöpferisch auf deutsche Verhältnisse - insbesondere auf die Verhältnisse in der BRD - anzuwenden. Es gibt genügend legale Möglichkeiten, sich mit den Lehren Mao Tse-tungs vertraut zu machen. Nutzen wir sie! 

Dennoch wird all das nicht ausreichen, unsere Wirkungskraft entscheidend zu verstärken. Wir brauchen in der BRD ein großes überregionales Bindeglied, ein gemeinsames Forum. Das kann unter den Bedingungen der Illegalität nur eine überregionale Zeitung sein. Diese Zeitung muß entsprechend Lenins Rat unser kollektiver Propagandist, Agitator und nicht zuletzt Organisator werden. Dieses gemeinsame Sprachrohr muß es uns ermöglichen, in gründlicher und rückhaltloser, offener Sprache mit den Revisionisten abzurechnen und eine neue gemeinsame marxistisch-leninistische Plattform zu erarbeiten. 

Auf dieser Grundlage aufbauend, wird es uns möglich werden, zu prüfen, ob unsere KPD noch zu retten ist. 
Danach wird es uns möglich sein, auf dieser Grundlage eine entsprechende Strategie und davon abgeleitet eine entsprechende Taktik zu entwickeln. 

Viel Zeit dürfen wir nicht verlieren. Gehen wir darum ans Werk und beschleunigen wir den ganzen Prozeß. 

 
Kämpfen wir!  

Kämpfen wir für die Reinheit des Marxismus-Leninismus! 

Kämpfen wir für die schöpferische Anwendung der Lehren Mao Tse-tungs, des größten Marxisten-Leninisten der Gegenwart! 

Verteidigen wir die DDR gegen Imperialismus und modernen Revisionismus! 

Kämpfen wir für ein einheitliches sozialistisches Deutschland! 

Kämpfen wir gegen den US-Imperialismus und seine treuesten Verbündeten und Statthalter in Europa - die deutschen Imperialisten! 

Greifen wir die Imperialisten an ihrer Basis an, zerschlagen wir ihre 5.Kolonne in den Reihen der Arbeiterklasse - den modernen Revisionismus! 

Betrachten wir uns als Teil der revolutionären Weltbewegung aller Völker und aller Länder - beweisen wir tatkräftige Solidarität besonders mit dem tapfer kämpfenden vietnamesischen Volk! 

Kämpfen wir für organisatorischen Zusammenschluß und für unsere gemeinsame Zeitung! 

 
 



  
Anmerkung:  Von uns korrigiert. Im Original stand irrtümlich "1951"  -Red.NE, 1999. 
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(erstellt nach einer Kopie des Originals)                
  
Copyright des Originals:   ohne Vermerk 

Copyright dieser elektronischen Ausgabe:  
© 1999, Deutschland, Verlag NEUE EINHEIT (Inhaber Hartmut Dicke, Berlin) 
 

(Nochmals mit Original verglichen und  korrigiert, U.M. 20.1.99)