- Extrablatt Nr. 37 vom
26.03.1999 -
Der Angriff der NATO
-
und aus schwarz machen
sie weiß!
Die NATO führt schwere Luftschläge gegen Jugoslawien durch, führt
ihre schwere Kriegsmaschinerie ins Feld, um dieses Land in die Knie zu
zwingen.
Es geht dabei um keinen anderen Punkt als die Forderung der NATO, daß
im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung im Kosovo die NATO von ihr selbst
kontrollierte Truppen dort auf dem Territorium Serbiens stationieren kann.
Aus keinem anderen Grunde als dem, daß
Serbien diese Besatzung auf seinem eigenen Territorium ablehnt, wird Serbien
als "Aggressor" bezeichnet und für die Angriffe verantwortlich gemacht,
die die NATO gegen das serbische und jugoslawische Territorium massiv unternimmt.
Das ist eine politische Perversion, eine Verdrehung, geprägt von
ungezügelter militärischer Arroganz, die sich in Form von blankem
Militärdiktat, von Bracchialgewalt äußert.
Die Medien berichten darüber in einer unglaublich verbogenen Weise,
die allerdings in dieser Sache nicht zum ersten Mal auftritt. Unser ganzer
Staat, die Bundesrepublik Deutschland, erweist sich erneut als völlig
in die NATO einbezogen, wie auch die meisten anderen Staaten in Europa
in ähnlicher Weise handeln.
Sogar bestimmte der NATO nahestehende konservative Politiker und Journalisten
erklären, daß das Vorgehen mit dem Völkerrecht, dem UNO-Statut
und mit dem NATO-Statut selbst nicht vereinbar ist. Trotzdem behaupten
bundesdeutsche Politiker verschiedener Couleur, daß der Fall der
Aggression von Seiten Jugoslawiens eindeutig vorliege. Aus schwarz mach’
weiß. Der Fall der Aggression ist allerdings eindeutig, diese Bekenntnisse
sind insofern in makabrer Weise wahr, wenn auch ganz anders, als man vorzugeben
trachtet.
Es ist die Wiederkehr des ungeschminkten Faustrechtes in der internationalen
Politik, die mit den Aktionen vom 24. März 1999 eingesetzt hat. Selbst
die formale Fassade der UNO, die ohnehin unter der Kontrolle der USA und
der großen Mächte steht, findet keine Berücksichtigung
mehr. Das Prinzip, daß ein Angriff auf einen anderen Staat gerechtfertigt
sei, weil, wie es heißt, Menschenrechte im Kosovo verletzt worden
seien, würde, konsequent angewendet, in der Welt zu einem wüsten
Durcheinander führen - da könnte fast jeder Staat gegen einen
anderen Staat Krieg führen. Außerdem sind die heutige Klientel
der USA, die UCK-Leute, selbst bei hinterhältigen Mordaktionen und
terroristischem Vorgehen keineswegs zimperlich. Es gibt keinen Grund, wegen
dieser Auseinandersetzung gegen Jugoslwaien und Serbien Aggression zu begehen.
Der Konflikt im Kosovo
Die Entwicklung dieses Konfliktes steht ohne Zweifel auf komplizierten
historischen Grundlagen. Serbien ist diejenige Nation, die gerade auf
dem südlichen Balkan sich sehr große Verdienste in der Zurückdrängung
der türkischen Herrschaft erworben hat Diese türkische Herrschaft hatte
die Entwicklung dieser Völker um mehrere Jahrhunderte zurückgeworfen.
Albanien, das in der Zeit des 15. Jahrhunders auch einen Aufstand gegen
die türkische Herrschaft kannte, hat späterhin die Rolle eines Handlangers
der türkischen Herrschaft gespielt, bis zum Ende des 19.Jahrhunderts
hin. Albanische Truppen dienten lange Zeit bei der Unterjochung anderer
Völker durch das osmanische Reich an vorderster Stelle mit.
Das Verhältnis der Bevölkerungsanteile innerhalb des Kosovo
hat sich auf jeden Fall auch aufgrund dieser Faktoren zugunsten der albanischen
Bevölkerung und zuungunsten der Serben in der Vergangenheit verschoben.
Auch bestanden die Vorwürfe der Serben gegenüber den früher
von den Albanern beherrschten Kosovo-Behörden bezüglich eines
albanischen Chauvinismus zu Recht. Innerhalb der autonomen Provinz Kosovo
wurden die Serben vorsätzlich und in rassistischer Weise immer weiter
hinausgedrängt. Späterhin hat dies zu einer massiven Reaktion
des serbischen Staates gegenüber den Kosovo-Albanern geführt.
Diese historischen Tatsachen der allmählichen Zurückdrängung
der Serben, die Ausnutzung einer früheren jahrhundertelangen schädigenden
Herrschaft der Osmanen sind durchaus ein Faktor, der heute noch ins Gewicht
fällt. Insgesamt, kann man sagen, ist die Kosovo-Frage mehrschichtig
und kein Anlaß für die NATO, in terroristischer Weise Luftangriffe
gegen Serbien zu führen. Der Konflikt Kosovo-Albaner/ Serben ist keineswegs
einseitig zu Lasten der Serben auszulegen. Vielmehr müssen wir die
eigentliche Ursache dieses Angriffs darin sehen, daß die NATO prinzipiell
darauf aus ist, den Grundsatz einzuführen, daß sie; zum Schutz
der internationalen Ausbeutung, in jedem Teil der Welt eingreifen kann,
wie es ihr paßt. Auf diesem Hintergrund müssen auch die gesamten
Stellungnahmen gesehen werden.
Wir können unter diesen Umständen die Soldaten, insbesondere
auch Piloten der Bundeswehr wie auch die aller anderen NATO-Staaten nur
dazu aufrufen, von diesem Krieg Abstand zu nehmen. Dies ist kein gerechter
Krieg, dies ist ein Aggressionskrieg, ein Verbrechen, und die Ausführung
von Befehlen wird in diesem Krieg selbst zum Verbrechen.
Man kann auch feststellen, daß Serbien und natürlich ganz
Jugoslawien sich in dieser Sache zurecht wehrt. Es hat ein Recht,
a) diese Angriffe abzuwehren,
b) Schläge zu führen gegen die Basen, von denen aus die Angriffe
geführt oder unterstützt werden.
c) Außerdem können alle Soldaten derjenigen Staaten, die
an diesen aggressiven Handlungen teilnehmen, natürlich automatisch
auch Kriegsziel sein.
Unsere Gruppe hat entschieden 1991/92 und im weiteren die brutalen
Maßnahmen der serbischen Nationalisten in Ostslawonien und in Bosnien
bekämpft. Dies war auch damals gegen die allgemein vorherrschende
Strömung zu Anfang dieses Krieges gerichtet. Heute weisen wir entschieden
das Ansinnen der NATO zurück, der zweifelhaften UCK, die nicht zu
Unrecht mit Verbrecherorganisationen in Verbindung gebracht wird, einen
Vortrieb zu leisten. Das Ansinnen der NATO, ihre eigene Repräsentanz
auf einem fremden Territorium durch NATO-Luftschläge und evtl. sogar
durch Bodentruppen durchzusetzen, ist blanke Aggression, ist unmittelbarer
Imperialismus und Terrorismus in großem Stil.
Unsere Presse ist bekanntlich "pluralistisch". Sie kann in hunderten
von Varianten schwätzen, reden, Kommentare abgeben und höhnische
und erpresserische Bemerkungen machen. Aber sie sind sich in dem Kernpunkt
gleich, daß sie die Strategie der NATO unterstützen, und zwar
in
einer solch penetranten einheitlichen und durchgängigen Weise, daß
es auch hier nicht übertrieben ist, von einer gelenkten Propaganda
zu sprechen.
Der Überfall einer so großen Staatengemeinschaft wie der
NATO, mit der größten Militärmacht USA an der Spitze und
der Bundesrepublik als beflissenem Lakaien, unter der Führung der
SPD/Grünen-Koalition, gegen ein Volk von 10 Millionen stellt auch
eine moralisch abscheuliche Handlungsweise dar. Man kann sicher sein, daß
auf der ganzen Welt die Sympathien für Serbien, ungeachtet verschiedener
Verurteilungen aus früheren Episoden, wachsen werden.
Sollte es der NATO gelingen, mit ihrer militärischen Überlegenheit
einen wie auch immer gearteten Kosovo-Staat unter Führung der UCK
zu schaffen, so werden sie ihres eigenen Produktes nicht froh werden. Dieser
Staat wird keine Lebensfähigkeit besitzen. Die Serben weisen zu Recht
darauf hin, daß zu erwarten ist, daß dieser Staat eine internationale
Zentrale des Rauschgiftdealertums und anderer zwielichtiger Aktivitäten
werden wird. Aber bei der westlichen Gesellschaft würde einen auch
die Unterstützung derartiger Kräfte, nach den Erfahrungen der
letzten 30 Jahre, nicht mehr wundern.
Man muß auch darauf hinweisen, daß in Albanien selbst
nach der Degeneration des früher einmal kommunistischen Albaniens
während der achtziger Jahre und dem Zerfall der Staatsmacht dort der
blanke Banden-Egoismus und die archaischsten Strömungen zum Ausbruch
gekommen sind. Statt daß diese Probleme gelöst werden, statt
daß man sich mit einem akzeptierbaren Autonomiestatus zufriedengibt,
greift man in dieser Weise ein, schon zuvor durch die Unterstützung
der UCK, und arbeitet auch trotz entgegengesetzter Beteuerung, auf ein
sog. unabhängiges Kosovo, bzw. ein Kosovo als Bestandteil des übrigen
Albaniens hin, das seine eigenen Probleme nicht lösen kann.
Die militärischen Überfälle von seiten der NATO sind
deshalb nur so zu bewerten, daß hier auch für die Zukunft, auch
für andere Regionen, das Prinzip des Rechtes der NATO-Eingreiftruppen
allüberall wo der NATO etwas nicht paßt, etabliert werden soll.
Das ist der wahre Grund und der wahre Hintergrund dieser Aktion, und deshalb
sind neben diesem Krieg in Wirklichkeit schon weitere Aktionen, etwa im
Kaukasusgebiet oder in Afrika zu erwarten.
Unter diesen Bedingungen sind wir strikt für ein Scheitern der
NATO-Koalition in diesem Krieg und für einen sofortigen Zurückzug
aller NATO-Soldaten und insbesondere Lufttruppen aus diesem Bereich, die
Einstellung der Aktion.
Die Kosovo-Albaner müssen versuchen, die UCK loszuwerden und
zu einer vernünftigen politischen Repräsentanz zu kommen
Gerade in Hinsicht darauf, daß noch viel größere
NATO-Terroraktionen in anderen Bereichen der Welt zu erwarten sind, muß
schon jetzt diese Art von Handlungsweise, unabhängig von gewissen
regionalen Problemen, entschieden bekämpft werden. Es gibt keinen
größeren Unsinn als daß man um des Schicksals der Flüchtlinge
dort willen jetzt eine Kriegsmentalität und Kriegspolitik etabliert,
die in Wirklichkeit das Hundert-, Tausend- und vielleicht sogar Zehntausendfache
an Opfern fordern wird.
Redaktion Neue Einheit
26.3.99
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(Inh. Hartmut Dicke) |