Gerhard Lange, Homosexualität und die Antike
 

>> Sexismus. Da die Form der "Homosexualität" in der Geschichte
>> überhaupt nur in wenigen Ausnahmefällen in der Gesellschaft
>> Anerkennung gefunden hat, aber auch in diesen Ausnahmefällen niemals
>> gleichberechtigt anerkannt worden ist, bedeutet diese merkwürdige
>> Anklage doch nichts anderes als dass die Menschheit in ihrer
>> bisherigen Geschichte "sexistisch" war. Was wir vertreten, ist

>Geschichte ungenuegend. Beschaeftige Dich vielleicht mal zur
>Abwechslung mit der Antike.Da hatte die christliche Ideologie es
>naemlich noch nicht geschafft, die Sexualitaet als samt suendig und
>lediglich zur Fortpflanzung notwendiges Uebel zu denunzieren.

Danke, ich habe mich sehr wohl mit der antiken Geschichte befaßt, noch mehr, sie ist mein Ausgangspunkt zu Betrachtungen in dieser Frage. Und die Antike weist alles andere auf als die angeblich freie Sexualität, die später von dem Christentum eingeschränkt worden sei, so wie man das zum Beispiel im "Spiegel", in einem langen Artikel über die Sexualität geschrieben hat. Nehmen wir zum Beispiel das Judentum in seiner Entstehung, 1200 Jahre vor dem Christentum. Einer der wesentlichen Punkte ist die Absonderung von den vorherigen Kulten, die stark von Fruchtbarkeitsritualen geprägt waren und in vielen Kulturen damals herrschten. Und besonders auffällig: die klare und unmißverständliche Abrechnung mit der Sodomie (Homosexualität), die als etwas Miserables und "Gottverwerfliches" geschildert wird. Das war ein wesentlicher Teil der Höherentwicklung des Judentums. Das Christentum ist zumindest in seinen ersten Zeugnissen gar nicht so betont in dieser Frage, es übernimmt aber den Pentateuch, das ‚Alte Testament‘.

Übrigens pfeifen einige der heutigen politisch opportunistischen Vertreter des Judentums auf diese Grundsätze, die in dem Pentateuch niedergelegt sind.

In Ägypten gab es eine Ablehnung gegenüber diesem Phänomen, sie hatten einen für ihre Zeit hohen Sozialstandard entwickelt. Mesopotamien: Eines der ältesten Gesetzbücher, die Tafel des Hammurabi verurteilte Homosexuelle zum Tode. Auffällig ist, wie lange schon eine Auseinandersetzung darüber existiert, und daß die Erfahrungen mit diesem Phänomen nicht neu sind.

Das römische Imperium zeichnete sich in seiner gesamten Entstehungsperiode bis hin kurz vor der Cäsarenherrschaft durch einen rigorosen Sexualkodex aus, dessen Entstehung noch zu untersuchen ist, der aber auf jeden Fall einer der Stärken dieser Kultur ausmachte. Leute wie der Imperator Nero aber waren - nicht zufällig - Homosexuelle oder zumindest "Bisexuelle" mit starkem Homoeinschlag. Was bleibt, ist das bekannte Beispiel eines Teils der Griechen. Spartanische Aristokraten, mit das Reaktionärste in der griechischen Kultur, waren besonders entschiedene Exponenten der sog, "Knabenliebe". Insgesamt war sie bei den Griechen relativ stark verbreitet, was, wie Engels zeigt, in einer engen Verbindung zu ihrer Frauenverachtung stand.

Ein anderes Beispiel, das ich jetzt aus dem Kopf rekapituliere, sind die Hethiter, die ebenfalls gegenüber der Homosache relativ offen waren.

Aber von "der Antike", die frei gewesen sei von sexuellem Reglement, kann man nicht ernsthaft reden.

>Da hatte die christliche Ideologie es naemlich noch nicht geschafft,
>die Sexualitaet als samt suendig und lediglich zur Fortpflanzung
>notwendiges Uebel zu denunzieren.

Eben das ist das typische Spiegelgeschwätz, das ist unqualitativer Schrott! Auch Leute wie Karl-Heinz Deschner verbreiten so etwas. Letzterer beurteilt das Christentum nur von einer einzigen Seite, der sexuellen Verleugnung und Selbstkasteiung. Es enthält aber viel mehr Komponenten. Jedenfalls kann man nicht beobachten, daß in erzkatholischen Ländern keine Freude an der Sexualität herrscht.

>Die Logik von Theoretikern der "Neuen Einheit" ist eben nicht von
>dieser Welt.

Nein, aus der Welt des Berliner Sumpfes, der zugegebenermaßen ziemlich groß ist, sind wir nicht. Aber von dieser Welt schon, die hat nämlich verschiedene Seiten, vor allem den Gegensatz von Ausgebeuteten und Ausbeutern, und dies schon lange, und da stehen dieser Berliner Sumpf, und der Sumpf in diesem Lande überhaupt, und wir jedenfalls auf verschiedenen Seiten. Insofern verstehe ich Deine Äußerung.

Das wäre es , was ich zu diesem Thema kurz zu sagen hätte. Gerne können auch verschiedene Beleghinweise nachgeliefert werden. Da Sie aber so ausgezeichnete Kenntnisse für sich in Anspruch nehmen, wäre es nun interessant einige Einzelheiten zu erfahren, worauf Sie Ihre These stützen.

Klaus Sender RedakNE 24.August 2000
 
 


Gerhard Lange schrieb am 11.8.2000 in bln.politik:
 

verlag@neue.einheit.com meinte am 11.08.00 zum
Thema "Neue Einheit: Antwort an Tec Dian":

>Sexismus. Da die Form der "Homosexualität" in der Geschichte
>überhaupt nur in wenigen Ausnahmefällen in der Gesellschaft
>Anerkennung gefunden hat, aber auch in diesen Ausnahmefällen niemals
>gleichberechtigt anerkannt worden ist, bedeutet diese merkwürdige
>Anklage doch nichts anderes als dass die Menschheit in ihrer
>bisherigen Geschichte "sexistisch" war. Was wir vertreten, ist

Geschichte ungenuegend. Beschaeftige Dich vielleicht mal zur Abwechslung
mit der Antike. Da hatte die christliche Ideologie es naemlich noch nicht 
geschafft, die Sexualitaet als samt suendig und lediglich zur Fortpflanzung 
notwendiges Uebel zu denunzieren.

>Die gemachte Äußerung von Dir denunziert die Sexualtität des
>Menschen, die logischerweise die zwischen Mann und Frau ist. Eine

Die Logik von Theoretikern der "Neuen Einheit" ist eben nicht von dieser Welt.

Gerd