Internet Statement 2000-14
 

Zum Atomausstieg
 

Persönliches Statement von Walter Grobe.

Es wurde am 24.6.2000 als Diskussionsbeitrag in die Newsgroup de.talk.tagesgeschehen gepostet, wo sich nach dem sog. Kernenergiekonsens zwischen der rot-grünen Regierung und den KKW-Betreibern vom 15.6.2000 eine rege Diskussion darüber entwickelt hat.
 


Subject:  Das Ende der Atomkraft? 

Daß es in dieser newsgroup Leute gibt, die den Atomausstieg kritisieren und für das Recht von Milliarden Menschen in der III. Welt auf ausreichende Energieversorgung, und auf moderne Technik überhaupt, eintreten, finde ich gut. Wenn eine Partei ein Denken fördert, daß die höhere Technik Privileg der reichen Länder bleiben müsse, oder wenn, schlimmer noch, gefordert wird, daß sowohl die entwickelten wie auch die Entwicklungsländer sich beide auf dem Niveau eines bürokratisch diktierten "Ausgleichs" treffen sollten, der beiden Seiten die Weiterentwicklung verbietet, dann ist eigentlich das Ende der Toleranz erreicht. 

Der Atomausstieg ist von Grund auf falsch, dafür kann man auch noch viele andere Gründe anführen. 

Ich zitiere hier mal aus der Ausstiegsvereinbarung, damit man aus erster Hand ein Bild von ihrer Fehlargumentation und Heuchelei bekommt. 

Z.B. lautet der 2. Absatz der Einleitung folgendermaßen:

"Der Streit um die Verantwortbarkeit der Kernenergie hat in unserem Land über Jahrzehnte hinweg zu heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen in der Gesellschaft geführt. Unbeschadet der nach wie vor unterschiedlichen Haltungen zur Nutzung der Kernenergie respektieren die EVU die Entscheidung der Bundesregierung, die Stromerzeugung aus Kernenergie geordnet beenden zu wollen. 

Vor diesem Hintergrund verständigen sich Bundesregierung und Versorgungsunternehmen darauf, die künftige Nutzung der vorhandenen Kernkraftwerke zu befristen. Andererseits soll unter Beibehaltung eines hohen Sicherheitsniveaus und unter Einhaltung der atomrechtlichen Anforderungen für die verbleibende Nutzungsdauer der ungestörte Betrieb der Kernkraftwerke wie auch deren Entsorgung gewährleistet werden."

Der letzte Satz besagt im Klartext: diese Regierung, diese grüne Partei gehen selbst in Wirklichkeit nicht davon aus, daß die KKW das unmittelbare Großkatastrophenrisiko bedeuten, das die Grünen und die Medien jahrzehntelang in ihrer Kampagnen ausgemalt haben. Wie könnten sie sonst sich selbst auf das "hohe Sicherheitsniveau" und die Möglichkeit, die Sicherheitsforderungen des Atomgesetzes zu erfüllen, berufen. Diese Leute beziehen hier selbst den Standpunkt, daß die heutigen KKW in Deutschland mit der Sicherheit betrieben werden, die einen Weiterbetrieb von bis zu ca. 20 Jahren verantwortbar erscheinen lassen. 

Weshalb aber dann überhaupt ein Ausstieg? Und weshalb ein Verbot, überhaupt neue KKW zu errichten, einschliesslich solcher, die aufgrund von weiteren Forschungsfortschritten noch bessere Sicherheitseigenschaften haben würden? Auf jeden Fall liegt einer der Ausstiegsgründe darin, daß die SPD und die Grünen den Druck aus den USA weitergeben, wo von maßgeblichen Kräften allen anderen Ländern und gerade Deutschland die Aufgabe der Atomtechnik abverlangt wird. 

Die Ausstiegsvereinbarung bedeutet ganz klar das Ende der Forschung auf kerntechnischem Gebiet. Das ist noch viel radikaler als die Abschaltung existierender Kernkraftwerke zu verlangen. In der Ausstiegsvereinbarung steht zwar, es werde kein Forschungsverbot geben, aber das ist nur als Ablenkungsversuch zu werten, denn unter den Bedingungen. dieser Vereinbarung wird eben keine Forschung mehr stattfinden in diesem Land. Und um diese Bedingungen noch fester zu klopfen, ist in der Ausstiegsvereinbarung zusätzlich noch ein Gesetz angekündigt, das jeden Neubau von KKW verbieten soll, d.h. auch von Reaktoren, die aufgrund weiterer Forschungen die Sicherheit noch auf eine höhere Stufe heben würden. 

(Es ist nur logisch, daß auf einem solchen Boden natürlich auch die Forschung auf dem Gebiet der Kernfusion keine Chancen haben wird, in den Bereich der praktischen Energiegewinnung vorzustoßen. Man wird höchstens noch einige Jahre pro forma diese Forschung finanzieren, solange sie der Praxis noch genügend fernsteht.)

Aus völlig undeklarierten Gründen soll ein ganz wesentlicher Zweig der Erforschung und Nutzbarmachung von Gesetzen der Materie radikal stillgelegt und ausgetrocknet werden. 

Walter Grobe
24.6.2000