Die BSE-Kampagne - Ein ernstes Problem, soziale Reaktion und geheuchelte Sorge um die Gesundheit Seit einer ganzen Reihe von Jahren ist das BSE-Problem bekannt, und es hat reichlich Warnungen vor gefährlichen Praktiken der Futtermittelhersteller sowie vor fehlenden Kontrollen und Korruption gegeben. Die Behörden, die jetzt plötzlich pauschale Massenschlachtungen durchführen und damit natürlich Widerstand hervorrufen, dulden selbst seit Jahrzehnten die widerwärtigen und kriminellen Machenschaften der Futtermittelhersteller, der großen Versorger der Agrarwirtschaft, die um des Maximalprofites willen ohne Skrupel die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel setzen. Die Politiker reden zwar permanent von Umweltschutz in der Öffentlichkeit, machen schikanöse Gesetze gegen die Bevölkerung, aber wenn es darum geht, solche selbstverständlichen Dinge wie die Futtermittelkontrolle durchzuführen, dann sind sie höchst nachlässig, dann dulden sie solche Dinge, wie daß die Tiere die Kadaver ihrer Artgenossen fressen, trotz aller Warnungen und Gesetze. Die jetzige Regierungskampagne aber schiebt dem Verbraucher den schwarzen Peter zu. Er mit seinem Bedürfnis nach billigem Fleisch sei letzlich schuld an BSE und der ganzen Misere. Und sowieso werde viel zu viel Fleisch gegessen. Das sagen Vertreter dieser Bourgeoiskaste mit ihren dicken Gehältern und Pensionen, die ihren Hals nie voll genug bekommen können. Die wirklich Verantwortlichen der jetzigen Situation, auch aus den eigenen Reihen, werden aber nicht bestraft, noch nicht einmal zur Rechenschaft gezogen. Von den Profiten der Großagrarfirmen und des Zwischenhandels ist ebenfalls keine Rede, ebensowenig von den vielen Milliarden, die im Agrarsubventionsdschungel versacken. Hier, nicht beim Verbraucher, muß angesetzt werden. Gerade auch die Nahrungsmittelproduktion erfordert die strikte gesellschaftliche Kontrolle und ein gewisses Maß an Steuerung im Interesse der gesamten Bevölkerung. Wohin die ungezügelte Profitgier gewisser kapitalistischer Produzenten und Zwischenhändler in Verbindung mit korrumpierten Bürokraten und Politikern führt, davon liefert ja gerade BSE ein lebendiges Beispiel. Die jetzige Kampagne ist wieder ein Beispiel dafür, was in Deutschland schon immer reaktionäre Politik war: die Rückwärtserei. Dieser Vorwurf wurde schon vor dem 1. Weltkrieg von fortschrittlichen Menschen gegenüber dem Kaiserregime erhoben: das ewige Zurück gegenüber den bestehenden Verhältnissen bei den Deutschen. Der Kampf gegen die moderne Landwirtschaft ist auch so ein Zurück, wenn er dagegen geht, daß man bspw. versucht, Fleisch in guter Qualität und ausreichender Menge günstig zu produzieren. Daß dies unter möglichst natürlichen Bedingungen zu geschehen hat, steht dazu gar nicht im Widerspruch. Solche fragwürdigen Dinge wie die gigantischen Legebatterien und Massenzuchtanlagen mit Tausenden und Abertausenden von Tieren, auf engstem Raum zusammengepfercht, ohne jede Bewegungsfreiheit, bis oben hin mit Medikamenten und Hormonen vollgepumpt, die sie solche Zustände überhaupt erst ertragen lassen, gehören abgeschafft. Sie müssen auch überhaupt nicht sein. Sie sind vielmehr Ausfluß einer unersättlichen Profitgier und eines Primitivdenkens einer Produktion auf Teufel komm raus, völlig losgelöst davon, daß es sich hier um Lebewesen und nicht um irgendwelche mechanischen Teile handelt. Für die Produktion von irgendwelchen Luxusartikeln wird tausendmal mehr Sorgfalt an den Tag gelegt als für die Produktion des Grundnahrungsmittels Fleisch. Was für Zustände! Es ist aber Rückwärtserei, die moderne Landwirtschaft und die industrielle Massenproduktion von Nahrungsmitteln als solche und generell zu verteufeln, wie das maßgebliche Kreise in diesem Land seit eh und je und auch ganz aktuell anhand der BSE-Fälle wieder tun. Die als Alternative dazu propagierte "ökologische Landwirtschaft" erzeugt nicht nur weniger, sondern vor allem um ein Mehrfaches verteuerte Lebensmittel. Sie führt in ihrer Konsequenz zurück in jene Zeiten, als nur die Reichen und Gutsituierten sich gesund und vollwertig ernähren konnten. Redaktion Neue Einheit,
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