Internet Statement 2001-25


Brasiliens Stromkrise mit der Wasserkraft und unsere Medienkommentatoren

Brasilien macht derzeit wegen des Strommangels eine massive soziale Krise durch. Große Teile der Bevölkerung, vor allem die Ärmeren, haben ein noch schwereres alltägliches Leben als sonst, Betriebe können nicht mehr produzieren, die Löhne fallen aus, usf. Der Grund, so unser Fernsehen: 90% des brasilianischen Stroms kommen aus Wasserkraftwerken, da aber seit vielen Monaten die nötigen Niederschläge ausbleiben, liegen die Turbinen still.

Was die Fernsehanstalten bei ihrer Analyse des Problems verschweigen: diese fast völlige Abhängigkeit der Energieversorgung des Landes von elementaren Wechselfällen der Natur ist keineswegs hausgemacht, sie ist dem Land vielmehr aufgezwungen worden durch Druck der USA, durch den Druck der reaktionären Anti-Kernkraftpolitik auch in Deutschland, und niemand hat die so konsequent immer propagiert wie gerade das deutsche Fernsehen. Daher fällt die Häme, die in manchem Fernsehkommentar mitschwingt, auf seine Autoren zurück, ebenso wie das angebliche Mitgefühl.
Noch Anfang der siebziger Jahre waren in Brasilien mehrere Kernkraftwerke im Bau und in der Planung, die durch die Technik der Wiederaufarbeitung ergänzt und unabhängig gemacht werden sollten, über die Verträge mit der BRD bestanden. Dieses Programm Brasiliens wurde durch direkten massiven politischen Druck der USA und auch der damaligen Sowjetunion, die mit den USA um den Vorrang in der internationalen Bevormundung wetteiferte, sowie durch die Verhinderung der Wiederaufarbeitungstechnik in Deutschland, an der auch eine politisch irregeführte Linke ihren Anteil hat, zu Fall gebracht.

Die heutige Stromkrise ist das Produkt der imperialistischen Politik, die schwierige Lage des brasilianischen Volkes wird auch in diesem Punkt in erster Linie von der internationalen Reaktion, nicht von Naturzufällen  verursacht.
Gleichzeitig bietet sie ein warnendes Beispiel für andere Länder, denen ähnliche Schwierigkeiten bevorstehen könnten, wenn die Politik des Abbaus der eigenen Stromproduktion und der angeblichen Umstellung auf sog. sanfte Energien fortsetzen.

Walter Grobe
12.7.2001