Internet Statement 2002-05
Was heißt hier Zuwanderungsdiskussion? 20.3.2002 Seit Wochen steigt wegen des sog. Zuwanderungsgesetzes bei der Regierung und allen Parteien eine regelrechte Hektik. Warum aber wird einem Gesetz, das angeblich nur eine Reihe von Regelungen bei der Genehmigung von Arbeitserlaubnissen verändert, eine solche prinzipielle Bedeutung beigemessen? In der Tat geht es dabei um weit mehr, um die sogenannte Konzeption „Einwanderungsland“, die prinzipiell auch eine Reihe von sozialen Vorgehensweisen der Vergangenheit rechtfertigen soll. Mit diesem Gesetz sollen eine Reihe von Maßnahmen, die für einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung Herabdrücken und Verwerfung bedeutete, gestützt werden. Deshalb muß dem prinzipiell geantwortet werden. Was heißt hier Zuwanderungsdiskussion? Der Kernpunkt liegt in der demographischen
Frage, in der „Bevölkerungsfrage“. Warum soll die Bevölkerungsfrage nicht in der Öffentlichkeit diskutiert
werden? Es fällt auf, daß die SPD und eine Reihe Vertreter aus anderen
Parteien fordern, daß diese Frage vor der Bevölkerung nicht diskutiert
wird, nicht in dem Wahlkampf diskutiert werden darf. Sie haben etwas
zu verstecken.
Die mangelnde Kinderzahl in Deutschland, ein wohlbekannter Fakt, immer
wieder ein öffentliches Thema, doch niemals ernsthaft angegangen, ist
mit den sozialen und politischen Verhältnissen in der Bundesrepublik auf
das engste verknüpft. Sie ist mit einer Politik verbunden, die immer breitere
Kreise sowohl von Arbeitern wie Angestellten und sogar eine Reihe Akademiker
aus der Produktion drängte. Dies erfolgte nicht nur dadurch, daß sich
die Produktion internationalisierte und man zu den Billiglohnländern zog,
vielmehr kann man über Jahre hinweg eine regelrechte forcierte Demontage
der eigenen Industrien beobachten, die in jeder Beziehung die Arbeitenden
in diesem Land unter Druck setzen mußte. Ein Blick auf Veränderungen der letzten dreißig Jahre von 1970 bis 2000
verdeutlicht das Ausmaß. 1970 war dieses Land noch geprägt von der Aneinanderreihung
des einen Industriezentrums zum nächsten, Deutschland war das Land mit
der größten Konzentration an Arbeitern und Beschäftigten, eine der Hauptwerkstätten
auf der Welt. Heute gibt es noch einige wenige Industriezweige hier, ansonsten
haben sich die Dinge grundlegend verändert. Viele Unternehmen haben zwar
noch ihren Sitz in der Bundesrepublik, produzieren aber auf allen Kontinenten.
Diesen Prozeß konnte niemand aufhalten, denn er ist objektiver Natur. Eine ganze Generation hat unter den Bedingungen dieser Veränderungen gelebt, und es war ein grundlegendes Merkmal dabei, daß man auch die eigene „Reproduktion“ der Menschen, die Aufzucht von Kindern enorm erschwerte. Eines der reichsten Länder der Erde war Schlußlicht in der Versorgung mit alledem, was man zum Großziehen von Kindern benötigt. Alle wußten, daß die Kinderzahl in Zukunft zu Problemen führen mußte. Seit den siebziger Jahren gibt es darüber Meldungen in der Presse, trotzdem aber wurden die Verhältnisse zur Normalität erklärt. Es wurde sehr wohl in den Medien erörtert, trotzdem blieben die kinderfeindlichen Maßnahmen, hohe Kitagebühren und ungenügende Zahl von Kitaplätzen, Unvereinbarkeit von Beruf und Arbeit, negative Einstellung überhaupt gegen Nachwuchs, und Erziehung zur Selbstverleugnung der eigenen Geschichte der Nation bestehen. Gerade Sozialdemokratie und Grüne, aber auch verschiedenste andere Kräfte versuchten diese Verhältnisse zur Normalität zu erklären. Ganz unverhohlen erklärte so mancher von ihnen in den siebziger und achtziger Jahren: wenn die Bevölkerung um 20 oder 30% sinke, sei das ein ganz normaler Vorgang, wir seien ohnehin „überindustrialisiert.“ Bei allem, was die Politiker dieses Landes zu dieser Thematik sagen, schwebt eines wie ein Gesetz darüber: die Kinderzahl in Deutschland ist nicht veränderbar, sie ist so, wie sie ist. Ja man muß mit einem weiteren Absinken rechnen, als wäre es ein Naturgesetz, was den Deutschen anhaftet. Dies ist aber Unsinn, die Deutschen existieren seit eintausendzweihundert Jahren und konnten sich reproduzieren und entwickeln. Es muß in den sozialen und politischen Verhältnissen der Bundesrepublik Deutschland begründet liegen. Ebensowenig liegt es in den Gesetzen der entwickelten Industriegesellschaften im allgemeinen, da gibt es eine Fülle von Gegenbeispielen. Vielen Menschen ist aufgefallen: während jahrzehntelang durch soziale
Bedingungen, unter anderem durch die Unvereinbarkeit von Beruf und Arbeit,
durch die völlig zurückhängende Kinderversorgung ein sozialer Druck gegen
das Kind in der Bundesrepublik Deutschland existierte, wurden zugleich
bestimmte Schichten ausländischer Arbeiter, unter anderem auch als Aussiedler
und sog. Asylsuchende, nach Deutschland hereingebracht, nicht nur mit
der vollen Billigung der Herrschenden, sondern auch mit ihrer absichtlichen
Förderung, woran einzelne Maßnahmen und Gesetze zur kosmetischen Tünchung
nichts änderten. Man schuf einen großen Teil von Bürgern, die faktisch
in einem halblegalen Zustand lebten, die bereit waren, jede Sorte von
Arbeit anzunehmen, oder zwielichtige Milieus auffüllten, oder aber materiell
so unterstützt wurden, daß sie bedingungslos den Staat unterstützten.
In allen Fällen setzte man damit die eigene Bevölkerung unter Druck. Die Rolle dieser Politik nehmen nicht nur die Koalitionsparteien wahr, für die alle „Arbeitgeberorganisationen“ des Lobes voll waren in dieser Frage, sondern auch die CDU/CSU, die von Zeit zu Zeit so tut, als würde sie sich diese sozialen Fragen zu eigen machen. Diese Partei ist aber selbst viel zu sehr mit eben jener genannten sozialen Entwicklung verknüpft und fürchtet von daher die öffentliche Diskussion selbst. Die Zuwanderungsregelung ist ein Flickschusterwerk mit keinem anderen Ziel, als die bisherigen Verhältnisse zu konservieren, lediglich einige soziale Folgen der Entwicklung, Mangel an Arbeitskräften auf bestimmten Gebieten zu beheben. Von daher sind alle diese Maßnahmen der Bevölkerung in ihrer überwiegenden Mehrheit einschl. der hier seit langem lebenden Ausländer und der Nation als Ganzes in der Konsequenz feindlich. Man kann nur hoffen, daß dieses Gesetz nicht durchkommt, wenn es aber beschlossen wird keinerlei Erfolg hat, und endlich eine Besinnung auf die Aufgaben erzwungen wird, die tatsächlich aus der Stagnation, aus der verheerenden Entwicklung herausführen. Redaktion Neue Einheit |