NEUE EINHEIT  -  Internet Statement 2003-11

 

Wie ist es geschichtlich zum heutigen US-Machtmonopol gekommen?

- Die Rolle des modernen Revisionismus


Wie konnte es überhaupt dahin kommen, daß die USA heute eine derartig monopolisierte Kraft haben? Das führt zu der Frage des modernen Revisionismus. Es war der moderne Revisionismus des N.S. Chruschtschow und seiner Nachfolger, der jahrzehntelang die Zusammenarbeit der USA und der Sowjetunion ermöglicht und gleichzeitig eine Rivalität zwischen beiden erzeugt hat, die die Quellen des Sozialismus auf der Welt jedenfalls zu einem erheblichen Teil zum Erlöschen bringen mußten. Die monopolisierte Stellung der USA resultiert aus nichts anderem, als daß erstens diese Zuarbeit seitens des modernen Revisionismus erfolgte, und daß schließlich der moderne Revisionismus die Sowjetunion selbst als revisionistische Macht zur Auflösung getrieben hat, sodaß die USA mit dem gesamten Monopol übriggeblieben sind. Sie haben Einfluß auf einen sehr großen Teil der Regierungen der Welt, sie sitzen überall in den revisionistischen sog. Arbeiterparteien mit ihren Agenten, ihrem Einfluß, ihrem Geld und ihrer Ideologie und verhindern, daß die notwendigen Korrekturen zustande kommen. Das kommt besonders deutlich jetzt zum Tragen, wo wir tatsächlich Massenbewegungen haben, die gegen den USA-Krieg gehen, und plötzlich aus allen Ecken irgendwelche sog. Linken auftauchen, die davor warnen, es könne jetzt einen deutsch-französischen Imperialismus geben, was durchaus theoretisch grundsätzlich richtig ist, aber in dieser Situation total falsch. Denn jetzt geht es nicht darum, ob theoretisch ein solcher Imperialismus in Zukunft möglich ist, sondern ganz konkret darum, eine imperialistische Hegemonialmacht, die eine gefährliche Kriegsbedrohung für die Welt darstellt, zu bremsen. Deswegen ist es gut, wenn erreicht wird, daß eine solche Macht, wie sie von Bush repräsentiert wird, durch eine Einheitsfront verschiedenster Kräfte, auch von Staaten, gebremst wird. Sozialisten, die sich dagegen stellen, reichen automatisch Bush die Hand.

Dieser moderne Revisionismus ist das Entscheidende, um zu begreifen, wie es überhaupt zu solch einer dominanten Rolle der USA hat kommen können. Hätte sich der moderne Revisionismus, geführt von der Sowjetunion, nicht in dieser Weise geschichtlich entwickelt, dann wäre heute die Konkurrenz unter den kapitalistischen Staaten viel größer; so aber dauert es eben noch länger, bis sich adäquate rivalisierende Kräfte dagegen überhaupt bilden können, die dieses einzige Machtmonopol brechen. Die Lage, daß eine einzige Macht existiert, die alle übrigen terrorisiert und kontrolliert, ist für die Arbeiterbewegung die schlechteste, die es gibt. Die praktische Förderung einer solchen Macht-Monopolisierung entspricht Kautskys Ultraimperialismus-Theorie, die besagt, das logische Produkt des Imperialismus sei, daß am Schluß eine solche einzige Macht existiert. Diese Ansicht teilen wir überhaupt nicht. Das Gesetz der Rivalität muß sich unweigerlich auch zwischen den verschiedenen Imperialisten durchsetzen. Aber in der jetzigen Situation haben wir eben die Dominanz und die Hegemonie der US-Imperialisten. Demgegenüber fördern wir es selbstverständlich auch, wenn Kräfte wie die chinesischen Revisionisten Widerstand gegenüber der US-imperialistischen Hegemonie zum gegenwärtigen Zeitpunkt leisten, obwohl wir sie, was ihre innere Politik betrifft, schärfstens kritisieren, obwohl wir ihnen gegenüber den Klassenkampf innerhalb Chinas fördern und wissen, daß der Sturz des Revisionismus unvermeidlich ist. Wir begrüßen es, daß z.B. Frankreich und Deutschland sich gegen den Krieg querlegen, jedenfalls teilweise querlegen, soweit sie sich das überhaupt erlauben können. Daß solche Repräsentanten wie Merkel sich den USA buchstäblich andienern, stößt zurecht bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung hier auf Abscheu. Und dann kommen sog. Linke und sagen, diese Einheitsfront ist schlecht, weil sie den potentiellen deutsch-französischen Imperialismus fördert. Das ist eine völlige Verdrehung dessen, was hier notwendig ist. Das ist, wie wenn gewisse Trotzkisten in Frankreich in der Situation der Konfrontation mit Nazi-Deutschland gesagt haben, "der Hauptfeind steht im eigenen Land" , also müssen wir jetzt das Militär bekämpfen, d.h. den Widerstand gegen die nazifaschistische Armee bekämpfen. Das ist die trotzkistisch-faschistische Variante der verkehrten Doktrin, daß dies immer die Aufgabe sei. Es ist eben in Wirklichkeit nicht immer die gleiche Situation wie 1914.

In der Propaganda gewisser "Linker" findet sich heute auch die Absurdität, daß die Leninsche Kritik am Imperialismus, d.h. am Finanzkapital, "antisemitisch" sei, und es klingen Töne an wie, daß auch der Marxismus letztlich auf antisemitische Propaganda hinauslaufe. Das zeigt schon eine Richtung in den Vorstößen der Imperialisten an, mit der wir zu rechnen haben. Denn in letzter Konsequenz stoßen Bush und seine Kohorten in eine Richtung, die jede Form von Sozialismus und erst recht den unversöhnlichen Klassenkampf im Grund als potentiell terroristisch und gefährlich für die US-Entwicklung darstellen. Das impliziert logischerweise den Angriff auf den Marxismus, und da kann man sehen, was es bedeutet, wenn jetzt bestimmte Gruppen so auftreten. Mit verschiedenen seiner Theoreme, z.B. gegen "alte Ideologien, die Nation, Klasse, Rasse vertreten," nimmt Bush Phrasen, die wir schon länger von Autonomen kennen. Wir müssen sehen, daß die äußerste Spitze dieses üblen opportunistischen Sumpfes wie immer in die Richtung dessen weist, was der Imperialismus demnächst vorhat.

-ks-
4.3.2003

 

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