Neue Einheit  -  Internet Statement 2003-18

 

Der rasche Zusammenbruch der Verteidigung Bagdads

- Fakten und Überlegungen

10.4.03     

Es wäre falsch zu sagen, „Gut, daß der Krieg nun bald vorbei ist“, wie dies jetzt von offizieller Seite verbreitet wird. Es war äußerst wichtig, daß das irakische Volk und das irakische Militär zum Teil erbitterten Widerstand geleistet haben, und es wäre wichtig, daß weiterhin Widerstand geleistet wird. Wenn dieser Krieg ein Spaziergang für die USA gewesen wäre, dann würde die nächste Aggression umso mehr begünstigt. Von daher war es von großer Bedeutung, daß das irakische Militär den USA viele Hindernisse in den Weg gelegt hat. Es ist keine Selbstverständlichkeit, mit solch unterlegenen Mitteln und dazu noch ausgemergelt von 10 Jahren Blockade, gegen eine solche hochtechnisierte überlegene Armee zu kämpfen. Die irakische Armee hat gezeigt, daß sie die Heimat verteidigt, und sie hat das in verschiedener Hinsicht besser gezeigt als die vielberufenen Elitegarden des Herrn Saddam Hussein und anderer Repräsentanten, die sich in großen Tönen ergangen haben. Letztlich haben sie sich nicht als das eigentliche Zentrum des Widerstandes erwiesen.

Die rasche Einstellung des Widerstandes in Bagdad selbst kam überraschend. Monatelang war von Seiten der US-Imperialisten, aber auch von irakischer offizieller Seite zu hören, daß die Eroberung dieser großen, wahrscheinlich von innen heraus verteidigten Stadt eine harte, verlustreiche und langwierige Sache werden würde. In der Tat genügten dann aber den USA nur wenige Tage und der Vorstoß nur von wenigen Tausend Mann in die 5-Millionen-Stadt Bagdad, um festzustellen, daß kaum Widerstand geleistet wird, und sie selbst die militärische Kontrolle der Stadt bereits zu großen Teilen übernehmen können. Bagdad sollte hauptsächlich von den Elitedivisionen der Republikanischen Garden verteidigt werden, aber diese scheinen den Widerstand relativ rasch aufgegeben zu haben, obwohl in Städten des Südens noch immer Kämpfe stattfinden, und die Besatzer dort jedenfalls noch keine vollständige Kontrolle haben.

Es drängen sich Fragen auf, wie z.B.:

War es nicht möglich, in mehreren Monaten der Vorbereitung ein System der straßen.- und häuserweisen Verteidigung gegen einrückende Panzer und auch Kampfhubschrauber aufzubauen, gestützt auch auf kleine, ggf. selbständig agierende Gruppen mit Abwehrwaffen, die von der Seite, von unten usw. attackieren können? Gegen solche Kämpfer, die auf engste Distanz gegen die Invasoren kämpfen, wären die vielgerühmte Präzisionsbombardements der USA wohl kaum einzusetzen.
Es stellen sich aber auch Fragen nach den inneren Widersprüchen, der Ideologie und Politik des Saddam-Hussein-Regimes und seiner Umgebung. Als mitten in den Tagen der bedeutenden Verteidigungserfolge der irakischen Armee im Süden überraschend von der irakischen Führung die islamisch-fundamentalistischen Selbstmordattentate in den Himmel gehoben und als entscheidender Bestandteil der zukünftigen Strategie dargestellt wurde, mußte man sich bereits fragen, was dort eigentlich vorgeht. Diese Selbstmordkommandos sind kein effektives Kampfmittel gegen moderne Armeen, sie passen den USA trefflich in die eigene Propaganda, sie lehnen selbst die Verbindung mit der Masse des Volkes und der Armee ab und hängen politisch-geheimdienstlich, wie man an Osama bin Laden sehr gut sehen kann, selbst auch mit dem CIA zusammen. Der Lobpreis solcher Elemente durch die irakische Führung kam einer schweren Selbstbeschädigung und einer kapitulantenhaften Tendenz gleich.

Ein anderer Punkt, der ebenfalls beachtet werden sollte und noch der Aufklärung harrt, sind die immer wieder von verschiedenen Seiten angedeuteten oder behaupteten Verbindungen des US-Geheimdienstes in die irakische Führung hinein. Nicht nur wurde mehrfach behauptet, daß über Geheimdienstinformationen es möglich gewesen sei, die Präzisionsbomben gegen aktuelle Aufenthaltsorte Saddam Husseins selbst zu richten - die allerdings dann nicht effektiv waren - es wurde auch davon gesprochen, daß die CIA in Verbindung mit wichtigen Militärführern gerade auch der ang. Elitetruppen, der Republikanischen Garden stehe. Möglicherweise waren derartige Verbindungen zwischen Elementen der obersten militärischen und politischen Führung des Irak und der US-Führung nicht unwesentlich beteiligt, daß der Widerstand gegen die Eroberung Bagdads sich plötzlich bis auf geringe Reste buchstäblich aufgelöst hat. Inzwischen wurden im „Handelsblatt“ Vermutungen wiedergegeben, daß es eine Absprache zwischen den USA und irakischen Führern über die Vermeidung einer großen Konfrontation in Bagdad gebe, möglicherweise vermittelt über Rußland.

Trotz alledem ist dieser Krieg noch nicht zuende. Wir können nicht wissen, welche Kräfte weiter Widerstand leisten werden, und in welcher Form. Jeder Tag, den es dem irakischen Volk gelingt, den Widerstand aufrechtzuerhalten, ist ein Gewinn für die Welt. Für die Kräfte, die das irakische Volk gegen die US-Aggression weiter unterstützen wollen, bestehen weiter große Aufgaben, die nicht aus den Augen verloren werden dürfen.

wgr / RedNe
10.4.03

 

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