Internet-Statement 2003-30 Mit dem Aussetzen des Streiks bei ZF ist die Gefahr gegeben, daß der Streik auch insgesamt zum Abbruch kommt
Klaus Zwickel wird von der "Welt"
als eine Art kleine Wunderwaffe gesehen, er ist aber nur ein Mann, der
eng in den Rahmen der Herrschenden eingebettet ist, ein Mann, der auf
das Wort hört, das die Banken und Vorstandsetagen der großen Unternehmen
sagen, und dazugehört, wenn es darauf ankommt. Es ist die Struktur in
den Gewerkschaften selbst, die jetzt große Schwierigkeiten bewirkt.
In einem anderen Satz heißt es: "Der
designierte IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters sagte, er sei ‚beunruhigt
und verblüfft', daß sich in dem Arbeitskampf die öffentliche Meinung
so einseitig auf die Seite der Arbeitgeber geschlagen habe."
Das wird aber auch im weiteren immer so sein, denn dieses Kapital will
hier die Herabsenkung der Lebenskosten letztlich aller Lohnabhängigen,
gleichgültig, ob sie vielleicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch verhältnismäßig
exklusive Löhne im Weltmaßstab haben. In einer Zeit, in der das geplant
ist, paßt es dem Kapital nicht, in der entgegengesetzten Richtung etwas
anzunehmen, nämlich die selbstverständliche Angleichung der Löhne und
der Arbeitszeitbedingungen in den neuen und den alten Bundesländern.
Wenn der Trend in der Gegenrichtung gehen soll, soll das nicht zugelassen
werden.
Es kommt auch zu Handlungen, die
an den öffentlichen Pranger gehören. Über bayrische Gewerkschaftsvertreter
und andere Angehörige der gehobenen Betriebsratsteile großer Automobilkonzerne
ist öffentlich bekundet worden, daß man den Arbeitnehmern in den neuen
Bundesländern nicht die gleichen Rechte zugestehen will, die man selber
hat. Hat man selber die 35-Stunden-Woche, will man die gleichen Bedingungen
den Betrieben in den neuen Bundesländern nicht zugestehen. Das ist Arbeiteraristokratismus in des Wortes
elementarstem Sinn. Es ist nicht nur unsolidarisch, sondern zeugt auch
von einer Abgehobenheit, von einer Nähe zu den hiesigen Unternehmensetagen
und den politischen Kräften, die sich diskreditiert haben, die auf die
Urheber dieser Äußerungen noch zurückschlagen wird. Wenn jetzt der Kampf
in den neuen Bundesländern abgewürgt wird, braucht niemand sich zu wundern,
wenn morgen entsprechende Verschlechterungen in den alten Bundesländern
durchgesetzt werden.
Die Anpassung in dieser einfachen
Frage der 35-Stunden-Woche ist es mit Sicherheit nicht, die die Erpressung
über den Punkt Standort verursacht. Das kommt sowieso, denn die Löhne
in Tschechien oder notfalls in der Ukraine oder Indonesien sind sowieso
viel niedriger, egal, ob hier eine 35-Stunden-Woche existiert oder nicht.
Hier liegt das prinzipielle Problem: daß die Arbeiter auf diesen Kontinenten
einer rücksichtslosen Diktatur unterliegen, hinter der das gleiche Kapital
steckt, das hier auf formale Demokratie (noch) macht.
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