Internet Statement 2003-51
Zur Demonstration 1.November 2003 Gehen wir nach Berlin! Es ist soweit: die zentrale Demonstration gegen den sozialen Kahlschlag am 1. November in Berlin soll endlich ein Zeichen setzen, daß Gegenwehr aufgebaut wird. Wer in der Öffentlichkeit mobilisiert, kann die Empörung in der Bevölkerung über die Regierung und das politische System deutlich spüren. Gehen wir nach Berlin und konfrontieren wir die Schröder und Fischer, Merkel und Stoiber, Hundt und Rogowski mit den Fragen, denen sie mit ihren verlogenen Reformtiraden noch immer ausweichen:
Die wirkliche Lage muß in die öffentliche Diskussion! Und wir sind der Meinung, daß so manche gewerkschaftliche und politische Gruppe, die die Demo unterstützt und meint, mit ein paar neuen Gesetzen ließe sich das alles schon bewältigen, diese Diskussion gleichfalls noch vor sich hat. Vor einundeinhalb Jahren, als mit dem „Hartz-Konzept“ das Ausmaß der sozialen Entrechtung erkennbar wurde, die von dem herrschenden System betrieben wird, haben wir mit als die erste Gruppe dagegen mobilisiert. Wir haben gesagt, daß es einen solchen Angriff in der ganzen Geschichte der BRD noch nicht gegeben hat, und gleichzeitig immer die Aufmerksamkeit für die internationalen Verhältnisse gefordert. Dieser Angriff rührt aus dem internationalen System extremer räuberischer Ausbeutung her, das sich das Kapital in den letzten Jahrzehnten geschaffen hat, mit diesem Angriff beginnt diese Ausbeutung jetzt auch auf bisher privilegierte Länder wie Deutschland zurückzuschlagen. Daher kann nur in der Verbindung mit dem internationalen Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung berechtigt und erfolgsorientiert gegen die soziale Entrechtung hier vorgegangen werden. Wenn –zig Millionen Arbeiter in vielen Ländern, die heute große Teile der Weltproduktion machen, von wenigen $ oder noch weniger am Tag leben und jede Unterdrückung gewerkschaftlicher Aktivität hinnehmen müssen, kann das von den Werktätigen hier nicht mehr übergangen werden. Es gibt keinen sozialen Kampf ohne die entscheidende Beteiligung der Betriebe, wo die direkten Kontrahenten des Kapitals Druckmittel in der Hand haben - wenn sie wollen -, und es gibt auf die Dauer keinen erfolgreichen Arbeiterkampf ohne den Aufbau internationaler Solidarität. Wir sind keine Anhänger der Parole: "Es ist genug Geld da, nur in den falschen Händen." Das erfaßt nur kleine Teile der Realität. Ein kapitalistisches System wird nie damit aufhören, den gesamten gesellschaftlichen Reichtum als Kapital zu beanspruchen, zumal die internationale Konkurrenz ihm gar keine andere Wahl läßt. Mit solchen Slogans verbindet sich auch die Vorstellung eines relativ einfachen Kampfes: machtvolle Demonstrationen zwingen die Regierung, die dann ihrerseits das Kapital durch Gesetze zwingt, das Geld herauszurücken, das den Sozialsystemen fehlt. Das wird aber nicht geschehen. Das Kapital wird ungeachtet der Proteste das Geld aus den unteren und mittleren sozialen Schichten an sich reißen, wie mit den jetzigen Reformen begonnen, und es versteht dafür zu sorgen, daß keine weichen Regierungen dumme Gesetze machen. Die Anhänger solcher Slogans sind kaum mehr als lautstarke Appellierer an den Staat. Hier sind aber keine Appelle gefragt, sondern nur eigene Kraft, und daher müssen die Betriebe und Gewerkschaften ins Zentrum der Strategie, und es muß die Verweigerung aufhören, den internationalen Zusammenhang aufzuzeigen und internationale Solidarität zu erarbeiten. Wer sich auf solche Parolen beschränkt, läuft Gefahr, das Gegenteil zu tun: mit einem Staat gemeinsame Sache zu machen, der die internationale Ausbeutung zu steigern versucht, um hier politische Beruhigung durch Sozialleistungen zu schaffen. Die Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Organisationen
und Gruppen, die bei der Demonstration im Vorfeld zu einigen Schwierigkeiten
geführt haben, sind in unseren Augen kein Zufall und unter anderem
von den politischen Schwächen der allermeisten linken Gruppen und
der Gewerkschaften her programmiert. Fast alle haben die radikale Verminderung
und Zerspaltung der Arbeiterklasse, die die herrschenden Kreise in diesem
Land seit fast drei Jahrzehnten betreiben, ausgeklammert, sie haben dem
Wachsen des internationalen Proletariats in dieser ganzen Zeit kaum Aufmerksamkeit
geschenkt und kaum Solidarität entwickelt, sie haben selbst bei vielen
Ökokampagnen mitgewirkt und so den herrschenden Kreisen bei der Umwandlung
in die “Dienstleistungsgesellschaft“ geholfen, in der das
Kapital weniger Gegenkräfte hat. Heute stehen sie ohne ökonomisches
Konzept da und können nicht viel Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung
beanspruchen. Werden die falschen Stellungen nicht bekämpft, dann
werden diese Gruppen in weiteren Zerwürfnissen sich selbst noch mehr
aufreiben und sich dem Staat in die Hand geben. Redaktion Neue Einheit
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