Internet Statement 2004-15
Mit Norbert Blüm als Redner in Köln hat der DGB seinem "Aktionstag gegen Sozialabbau" jetzt noch einen krassen Akzent gesetzt. Kann noch jemand darüber hinwegsehen, daß die Bewegung von unten einfach nicht zu Wort kommen soll, wenn es nach dem DGB geht? Blüm am 3. April ist ein Zeichen. Er ist ein besonders exponierter Vertreter des hergebrachten politischen Systems, auf dem Rücken der Arbeitenden und Arbeitslosen eine sog. Sozialpolitik im Einvernehmen mit dem Kapital auszuklüngeln. Dieses System hat uns in die heutige Misere geführt, aber die DGB-Spitzen signalisieren mit ihrer arroganten Rednerauswahl, daß sie nach wie vor nichts anderes kennen wollen. Die Empörung darüber ist gerechtfertigt, und wir unterstützen es, wenn sie auf der Demonstration und der Kundgebung mit allen verfügbaren Mitteln deutlich gemacht wird. Einen grundsätzlich anderen Charakter allerdings bekommt die Veranstaltung
des DGB durch Blüm nicht. Auch schon vor dieser Skandalnummer war
es klar, daß die Europäische-Aktionstag-Idee dem DGB, der IGMetall
und Ver.di dazu dienen soll, den Protest in ihre Kanäle zu lenken
und ihre Politik zu legitimieren. (Nicht zu vergessen übrigens, daß
diese Idee auf dem Europäischen Sozialforum aufgebracht wurde.) Und
diese Politik des DGB besteht nach wie vor darin, mit Kapital und Regierung
bei den Konzepten für die Sozialkürzungen und Lohnsenkungen
zusammenzuwirken, wie bei den Hartz-Gesetzen, und die Proteste mit Versprechen
kleiner Änderungen abzufangen. Die Agenda 2010 soll letztlich durchkommen
und die Regierung erhalten bleiben. Edith Bartelmus-Scholich von "Courage" versuchte zum Thema Blüm zu beruhigen, der DGB wolle eben Bündnisse bis in die politische Mitte mit christlich orientierten Menschen und Gruppen schließen, Blüm nehme auch inzwischen eine kritische Stellung zum Sozialabbau ein, und das sei wertvoll. Voll daneben, Edith, denn in der konkreten Lage ist Blüms Auftritt klar gegen die Bewegung von unten gerichtet. "Wer auch immer die Katholische Soziallehre ernst nimmt, kann diese Politik nicht mittragen und gehört an unsere Seite in den Widerstand", sagst Du. Blüm auf der Tribüne, und unten Edith Bartelmus-Scholich, die an seine "Katholische Soziallehre" appelliert, eine klerikale Variante der gescheiterten Sozialpartnerschafts-Ideologie, einen einzigen Betrug? Nein, für solche Spielereien ist die Lage zu ernst. Nutzen wir die Zeit bis zum 2./3. April ! Christoph Klein, GNE
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