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Statement 2004-63
Wie konkret die Unterstützung anpacken?
Der Kampf bei Opel ist wichtig - darüber sind alle einig, und es treffen
viele Resolutionen und Botschaften ein, die Solidarität bekunden, es kommen
Delegationen nach Bochum, um dies persönlich auszudrücken. Alles das ist
schön und gut, aber das nützt alleine viel zu wenig. Das ist bei vielen
Betriebsstillegungen bisher gelaufen. Und dieser jetzige brutale Angriff,
das Schließen von großen Teilen eines solchen Konzerns, vielleicht sogar
gesamter Standorte, macht um so mehr eine wirksame Gegenwehr notwendig.
Der Widerstand bei Opel ist ausgezeichnet, aber was not tut, ist praktische
Solidarität. Überall gibt es Sympathisanten dieses Kampfes, aber sie haben
noch nicht die Mehrheit in den Betrieben. Es wäre gut, wenn es wenigstens
an dieser oder jener Stelle zu einer Demonstration, zu einem gemeinsamen
Wirken von anderen Belegschaften zur Unterstützung dieses Kampfes käme.
Es wird verschiedentlich die Überlegung geäußert, die Gewerkschaft müßte
nun endlich ihre Macht nutzen, um realen Widerstand gegenüber den Provokationen
in Form größerer Streiks zu führen und nicht unbedingt die Vorschriften
und Gesetze so auszulegen, daß man sich von vornherein die Hände bindet.
Hier zeigt sich wieder das Problem dieser Gewerkschaft. Viele Medien
wollten sie totreden in der letzten Zeit, weil sie Mitglieder verloren
hat, aber immer noch könnte sie eine große Rolle spielen. Sie tut es aus
ganz anderen Gründen nicht. Diese Gewerkschaften wurden geschaffen von
vornherein in Verbindung mit dem Staat der Bundesrepublik Deutschland,
in Verbindung mit den westlichen Alliierten und der ganzen Konstruktion,
die dieser Bundesrepublik zugrunde liegt. Sie können aus dieser Rolle
nicht heraus und ihr den Kampf ansagen.
Verschiedene Stimmen haben den Verdacht geäußert, daß die Schließung
mit Rache der USA wegen der Stellung Deutschlands zum Irak-Krieg zu tun
hat. Durchaus möglich, aber es gibt daneben auch ökonomische Faktoren,
die auch anderswo wirken. Die Automobilarbeiter in den USA sind ebenfalls
von den Verlagerungen betroffen. Es herrscht eine neue Zeit, was die Angriffe
des Kapitals gegen die Arbeiter angeht, und in solch einer neuen Zeit
muß man auch neue Kampfformen schaffen. Es muß ganz einfach in Frage gestellt
werden, daß das Kapital um kurzfristiger Profite willen ausgezeichnete
Arbeiter und Angestellte, Fachkräfte und ganz einfach, Menschen, die sich
ein großes Wissen angeeignet haben, einfach auf die Straße setzt und gezielt
weitere Verarmung betreibt. Dieser Kampf muß sich als Spitze verstehen
auch für die vielen, die anderswo nicht imstande sind, den Kampf zu führen,
weil sie schon völlig pauperisiert sind, weil sie keine feste Stellung
haben und weil sie zerspalten und zerstreut sind. Alle Arbeitenden werden
mit der Arbeitslosigkeit derweil erpreßt, aber in einigen Fällen ist es
besonders kraß, und da muß die Chance zum Widerstand erst recht genutzt
werden.
Hoffen auf die Gewerkschaftsführung macht wenig Sinn, genausowenig wie
Hoffen auf die mit ihnen eng verbundenen führenden Vertreter in den Betriebsräten.
Auch VW ist bedroht, warum können sie keine Unterstützung geben? Vor wenigen
Monaten noch war Siemens stark betroffen. Obwohl ein anderer Zweig, so
sind es doch auch Metaller. Fiat war ebenso bedroht und leistete bereits
einmal Widerstand. Morgen schon wird der nächste Angriff gegen sie gefahren
werden. Bald wird man von ähnlichen Angriffen des Kapitals bspw. bei Ford
hören. Warum soll man eigentlich immer warten, bis jeder Betrieb einzeln
plattgemacht wird? Und es gibt Tausende von Menschen in der Bundesrepublik,
die inzwischen das Problem der Verlagerungen verstehen. Warum nicht zu
gemeinschaftlichen Handlungen kommen und gemeinsame Aktionen beginnen?
Warum nicht zielstrebig eine Konferenz schaffen außerhalb der bestehenden
Strukturen, die solche Kämpfe im weiteren vorbereitet? So etwas sei hier
einmal angeregt. Die Löhne müssen gerade auch in den sogenannten „Billiglohngebieten“
erhöht werden, das muß auch eine Forderung derjenigen sein, die hier noch
Druckmittel in der Hand haben.
Redaktion Neue Einheit –hd
17.10.04
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