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Statement 2004-81
Inputreferat von der gemeinsamen Veranstaltung des Berliner Anti-Hartz-Bündnis mit dem Bezirkserwerbslosenausschuss von ver.di Berlin, am 9. Dez. 2004.
"Ein-Euro-Jobs
- Arbeiten zum Nulltarif ?" / und ohne Rechte!
Diese Massenarbeitslosigkeit ist Produkt der herrschenden kapitalistischen Wirtschaft und Politik, sowie grüner ökologistischer Politik, was noch dazukommt. Und statt eines Konzeptes ökonomischer Entwicklung, das dann auch entsprechend Arbeitsplätze schafft, wird auf den Ausbau eines Billiglohnsektors (mit Ich-AG, Mini- und Ein-Euro-Jobs) gesetzt. Löhne und Arbeitsbedingungen werden beständig heruntergedrückt. Sozial- und Bildungsabbau finden statt. Das ist sowohl ökonomisch wie politisch eine Abwärtsspirale. Und um wieder eine Perspektiven zu entwickeln, so meine ich, ist eine grundsätzliche Kritik des Kapitalismus notwendig, auch von den KollegInnen mit und ohne Arbeit, die sich zur Gegenwehr zusammenschließen.
Man
fragt sich, was sind das eigentlich für Verhältnisse, die
mit diesen Ein-Euro-Jobs geschaffen werden? Amtsoffiziell wird das, was allgemein überall als "Ein-Euro-Jobs" bezeichnet wird,als "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung für Langzeitarbeitslose" bezeichnet. Und die Caritas, die sicher von diesen "Ein-Euro-Jobs" mit profitieren wird, schreibt zur Verteidigung der Sache: "Es geht um zeitlich begrenzte Arbeitsgelegenheiten. Der Begriff "Ein-Euro-Jobs" ist missverständlich, denn es entstehen nach dem Gesetzeswortlaut ausdrücklich keine Arbeitsverhältnisse." Durchaus
bringt aber der Begriff "Ein-Euro-Jobs" einen Teil der Sache
auf den Punkt, nämlich daß hier zum allerbilligsten Entgeld
gearbeitet werden soll. Wenn nach dem Gesetzestext ausdrücklich
keine Arbeitsverhältnisse entstehen sollen, dann nur deshalb nicht,
weil mit Arbeitsverhältnissen immer auch Rechte für die Beschäftigten
verbunden sind. Wer solch
einen Job ausschlägt, dem ist angedroht, das eh karge Arbeitslosengeld
II zu kürzen. Arbeitslose unter 25 Jahren müssen mit noch
strengeren Sanktionen rechnen, falls sie einen Job ablehnen. Ihnen kann
das Arbeitslosengeld komplett gestrichen werden, und es bleiben ihnen
nur noch Mieterstattung und Sachleistungen. Thüringens
DGB-Chef Frank Spieth hat das Verhältnis bei diesen Jobs recht
genau auf den Punkt gebracht, als er sagte: Mit Ein-Euro-Jobs werde
"der Reichsarbeitsdienst im neuen Gewand eingeführt".
Er wünschte sich stattdessen, daß jedem fünften Langzeitarbeitslosen
reguläre Arbeit angeboten werde. Und da kann man ihm nur beipflichten.
Da gibt es in Berlin die Idee, Ein-Euro-Jobber in Bus und Straßenbahn als Begleitpersonal für "soziale Kontrolle" einzusetzen. Oder da will in Frankfurt das "Zentrum für Weiterbildung", eine sog. gemeinnützige GmbH, Hauswirtschafts- und Hausmeisterkräfte, die in Kindergärten aushelfen sollen, einführen; sowie eine "Schulfeuerwehr" aus arbeitslosen Biologen, Geologen, Germanisten und Historikern zusammenstellen, die kranke Lehrer ersetzen sollen. Und dann gibt es solche gemeinnützig genannten Unternehmen wie in Stuttgart die "Neue Arbeit", welche speziell öffentlich geförderte Arbeit für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger beim Recycling von Elektronikschrott oder im Büro anbietet, die jetzt schon als 1,50 Euro Jobs firmieren. Wen wundert es noch, daß all diese Einrichtungen bei der Erfindung von Beschäftigungen für Arbeitslose recht ideenreich sind ? Erhalten sie doch für die Bereitstellung solcher Jobs einen guten Teil der Zuschüsse in Höhe von 500,- €, den die Bundesagentur für Arbeit für jeden geschaffenen Ein- Euro- Job zahlt. Auch die SPD/Grüne Regierung kann sich freuen, denn arbeiten die Ein-Euro-Jobber mehr als 15 Stunden je Woche, fallen sie aus der Arbeitslosen-Statistik heraus. Neu ist so ein Trick mit der Statistik allerdings nicht: Schon die CDU nutzte die Möglichkeit der Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen (ABM) vor der Bundestagswahl 1994, um die Arbeitslosenzahlen kurzfristig deutlich zu senken. Kritische
Töne und Bedenken kommen allerdings aus dem Mittelstand und dem
Handwerk, dort wird zu Recht eine gewisse Gefahr der Verdrängung
befürchtet. Als am Montag in Berlin eine "Erklärung zum Umgang mit den "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung" unterzeichnet wurde, wies der hiesige DGB-Vorsitzende Dieter Scholz, der von "unsäglichen Jobs" spricht und davon, daß man den dadurch entstandenen Schaden begrenzen wolle, gleichzeitig darauf hin: "Ich fürchte, daß der öffentliche Dienst wegen der knappen Kassen viele kreative Ideen zur Schaffung von Ein-Euro-Jobs haben wird". In diesem Zusammenhang wurde auch verlautet, daß jetzt bundesweit ein Ombudsbeirat eingerichtet worden ist, der die Einführung von Hartz IV begleiten soll. Der bürokratische Aufwand wächst. Auf dem Gebiet, so könnte man ironisch vermerken, wird also für Arbeit gesorgt. Nur davon, daß den Leute die zu diesen Ein-Euro-Jobs verpflichtet werden, auch Rechte haben müssen, davon wurde nichts verlautet.
Von Anfang
an, als es noch Vorschläge der Hartz- Kommission waren, wurden
diese bereits von den Gewerkschaftsführungen unterstützt und
in aller Öffentlichkeit begrüßt - ohne dies je vorher
mit ihren Gewerkschaftsmitgliedern an der Basis diskutiert zu haben. Am 5. Oktober
hat der DGB dann auch zu den Ein-Euro-Jobs Stellung genommen. In seinem
Papier "Gewerkschaftliche Eckpunkte zur öffentlich geförderten
Beschäftigung" heißt es: "Arbeitsgelegenheiten
zu 1-2 Euro pro Stunde (Mehraufwandsvariante) müssen ein nachrangiges
Förderinstrument bleiben,
" Und weil
es manchmal in den Medien so herausgestellt wird, als würde sich
der DGB für die Freiwilligkeit bei den Jobs einsetzen, möchte
ich noch eines festhalten. Man sieht:
der DGB versteht durchaus, was für lausige rechtlose Verhältnisse
da eingeführt werden. Anstatt aber der Sache entgegenzutreten,
gilt seine Sorge mehr dem Umstand, daß die Sache in Mißkredit
gerät, und bemüht er sich, Ausnahmen vorzuschlagen. Sicherlich ist zwischen den Stellungnahmen der Einzelgewerkschaften und dem DGB auch immer zu differenzieren. Und es gibt unzählige kritische Stimmen und auch Widerstand. Nur läuft es bei der maßgebenden Richtung immer wieder darauf hinaus, die Hartz-Gesetze und das, was damit zusammenhängt, zu begleiten. Es käme jedoch darauf an, mit der Politik der sog. "Sozialpartnerschaft" zu brechen. Das AHB - ich brauche es wohl eigentlich nicht extra zusagen - lehnt die Ein-Euro-Jobs, wie die ganzen Hartz-Gesetze, ab. Klaus D.,
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