Internet Statement 2004-86

 


Fragen zu dem verheerenden Seebeben

Im Indischen Ozean, in der Nähe der indonesischen Insel Sumatra, hat sich ein Seebeben ereignet mit bis jetzt noch unabsehbaren Folgen, mit Zehntausenden von Toten und unglaublichen Verwüstungen einer Reihe von Küstengebieten. Jeden Tag kommen weitere, schlimmere Meldungen durch die Medien. Die Bilder der Katastrophe, die Meldungen über Tote aus den verschiedenen Ländern, der Schrecken und das Bemühen um sofortige Hilfsmaßnahmen beherrschen zunächst einmal die Berichterstattung. Es ist aber notwendig, hier eine Reihe von elementaren Fragen zu stellen, denn es ist keineswegs selbstverständlich, daß ein solches Seebeben derartige Konsequenzen hat.

Es gibt zwar manchmal Machtlosigkeit des Menschen gegenüber der Natur an bestimmten Punkten, aber dies ist hier nicht unbedingt der Fall. Wenn ein Erdbeben wie in dem iranischen Bam vor einem Jahr eine Stadt überrascht, so überkommt es wirklich schlagartig, die Menschen werden in ihren Häusern überrascht. Man kann nicht viel mehr machen, als bauliche Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um die Folgen solcher Erdbeben zu vermindern. Es gelingt noch nicht, den Zeitpunkt solcher Beben vorherzubestimmen.

Bei einem Seebeben liegt der Fall, was die Möglichkeit der Verminderung der Folgen angeht, aber erheblich anders. Die Welle braucht oft Stunden, bis sie die Küste erreicht. Das Seebeben passierte in diesem Fall mitten im Ozean, und bis die Welle die Küsten erreichte, vergingen je nach Abstand einige Minuten oder auch mehrere Stunden. Die Angaben über die Geschwindigkeit, mit der sich die Welle ausbreitet, reichen von 500 bis 1.000 km pro Stunde. Bis die Welle in Indien und Sri Lanka ankam, brauchte sie mindestens zwei Stunden. Weshalb blieben in Zeiten der Handy-Telefonie, einer weltweiten sofortigen Kommunikationsmöglichkeit, ganze Küstenstreifen und sogar entwickelte touristische Gebiete, die über jede Art von Kommunikationswesen verfügen, ohne Warnung? Das viertstärkste Erdbeben seit einhundert Jahren mußte doch von den Erdbeben-Überwachungsstationen in der Welt erkannt worden sein, auch in seiner Stärke, also mußte doch mit Tsunami-Wellen gerechnet werden. Es befinden sich große Schiffe heutzutage in allen Bereichen des Ozeans, die zumindest in Küstennähe eine solche Tsunami-Welle erkennen können und über Funk sofort weitermelden können.
Es wurde auch berichtet, daß die Küstenstaaten des Pazifik über ein Warnsystem verfügen, das die Folgen einer solchen Tsunami-Welle erheblich vermindern kann, so daß die Küstenbewohner vor einer Welle gewarnt und die Schäden hauptsächlich auf Sachschäden beschränkt werden können.
Im Pazifik sind solche Seebeben keine Seltenheit, und zwar mit noch erheblich höheren Wellen als dieser im indischen Ozean. Sie kommen mehrere Male im Jahr vor, deshalb gibt es längst ein Warnsystem. Es hat also mit den sozialen Bedingungen auch am Indischen Ozean zu tun, daß die Folgen so groß sind, wie sie jetzt erscheinen, und es hat etwas damit zu tun, daß derartige Seebeben in dieser Region offenbar bisher nicht aufgetreten sind!

Es muß von den öffentlichen Medien gefordert werden, daß sie über diese Fragen, die sich stark aufdrängen, Auskunft geben. Die Toten macht natürlich niemand wieder lebendig, indem man diese Fragen klärt, aber immerhin ist es eine Frage, wie zukünftig solche Katastrophen vermieden werden können. Es erscheint jedenfalls unglaublich, daß in der heutigen Zeit, wo faktisch auf allen Weltmeeren Sturmüberwachungen existieren, wo praktisch jeder Winkel auf der Erde auch meteorologisch von Satellit aus beobachtet wird, eine solche riesenhafte zerstörerische Welle sich ohne jede Ankündigung an Tausende Kilometer entfernte Küsten austobt, ganze Stadtteile, Hotels und Dörfer unter sich begräbt mit den vernichtenden Konsequenzen. Obwohl viele diese Dörfer in Armut leben, so gibt es auch dort Menschen, die über ein Handy oder Radio bzw. Fernseher verfügen, so daß auch dorthin Warnungen übermittelt werden können. Diese Sache bleibt in vieler Hinsicht rätselhaft.

Kaum war das Beben passiert, so hörten wir in den Medien schon einige sagen: 'so etwas ereignet sich eben', 'manchmal ist die Natur stärker als der Mensch', aber damit werden nur notwendige Fragen zu der Katastrophe unterdrückt.

RedakNE
-hd
28.12.2004

 

www.neue-einheit.com

 

 

 

 

"Tsunami" in Wikipedia (Online Enzyklopädie)

Über Tsunamis WDR

About Tsunamis Pacific Tsunami Warning Center

Bei den Menschen herrscht Wut und Fassungslosigkeit, dass es in der Region kein Warnsystem gibt
yahoo 28.12.04

Keine Warnung vor der Welle Kölnische Rundschau 27.12.04

«Die sind einfach überrollt worden. Das war so schrecklich.»
yahoo 27.12.04

Warnsystem hätte hohe Opferzahl verhindern können yahoo 27.12.04

India was warned of 3rd onslaught India Times 28.12.04