IR 2005-02
"Flut
schadet Wirtschaft weniger als SARS" - Stimmen
zu der Katastrophe aus dem Geschäftsleben
Im Handelsblatt vom 4.1.2005 stehen erneut eine Reihe von Artikeln,
wie die „Wirtschaftswelt“ die Seebebenkatastrophe in
Südostasien beurteilt.
Im Folgenden einige Zitate:
Aus dem Artikel „Flut schadet Wirtschaft weniger
als SARS“:
"Die wirtschaftlichen
Folgen der Flut in Südostasien stehen in keinem Verhältnis zu dem
menschlichen Grauen, das sie hervorgerufen hat. Während die Opferzahlen
täglich weiter nach oben korrigiert werden, hat sich die Katastrophe
an den Börsen der Region kaum niedergeschlagen.
HB NEU DELHI. In
Indien und Indonesien, zwei der am schwersten betroffenen Ländern, notierten
die Indizes am Jahresende auf Rekordständen. Fischereiflotten versanken
in den Wellen, Verkehrswege wurden weggeschwemmt und große Teile der
touristischen Infrastruktur zerstört. Trotzdem schätzt der Rückversicherer
Munich Re den Schaden auf rund 13 Mrd. Dollar. Das Erbeben im japanischen
Kobe vor zehn Jahren forderte 5 000 Todesopfer, doch die Sachschäden
fielen mit 132 Mrd. Dollar um ein Vielfaches höher aus.
Auch eine Woche nach der Welle der Zerstörung machen sich Analysten
in Asien deshalb mehr Sorgen um den Ölpreis, den Dollarkurs und die
Folgen des rückläufigen Wachstums in den USA. 'Asien bleibt weiterhin
mit Abstand die am schnellsten wachsende Region der Welt', sagt Volkswirt
Michael Spencer von der Deutschen Bank.
...
Einig sind sich Volkswirte darüber, dass die wirtschaftlichen Folgen
der Katastrophe geringer ausfallen werden als die der SARS-Krise im
Jahr 2003. Denn die am stärksten betroffenen Regionen in Indien, Sri
Lanka und Indonesien sind extrem arm und spielen volkswirtschaftlich
kaum eine Rolle. So kommt die Provinz Aceh auf Sumatra, wo an die 100
000 Menschen starben, nur für zwei Prozent von Indonesiens Wirtschaftskraft
auf.
...
'Starke Binnennachfrage, ein Wiederaufleben von Investitionstätigkeit
und Katastrophenhilfe werden wirtschaftliche Verluste durch das Beben
ausgleichen', meint Daniel Lan von Morgan Stanley, der an seiner Wachstumsprognose
von 4,5 Prozent für Indonesien festhält.“
In einem weiteren Kommentar auf Seite 7 mit dem Titel „Überholte
Prinzipien“ heißt es:
"Ein
maßgeblicher Grund für die Unterentwicklung ist, dass in Sri Lanka,
Indien und Indonesien Korruption und eine krakenhafte Bürokratie wirtschaftlichen
Fortschritt behindern. Beides könnte auch die Effizienz der internationalen
Hilfe beeinträchtigen. Damit die betroffenen Regionen nicht auf Dauer
am Tropf der Hilfe hängen bleiben, müssen Politiker von Jakarta bis
Delhi ihre gebetsmühlenhaft wiederholten Versprechen von mehr Transparenz
und weniger Korruption wahr machen...."
Schließlich finden wir auch die Ansichten des Wall-Street-Journal,
dort heißt es unter der Überschrift „Verpasste Chancen in Asien“
:
"Katastrophen
sind die größten Herausforderungen und Meilensteine für Regierungen,
und sie passieren nun einmal unerwartet. Die erste Bush-Amtszeit wurde
durch die 9/11-Katastrophe, die Terroranschläge am 11. September 2001,
geprägt. Noch kann niemand sagen, ob '12/26' für die zweite Amtszeit
ähnliche Bedeutung haben wird."
Wie stark die Hilfsvorhaben für die von dem Seebeben betroffenen Regionen
bereits von Rivalitätsdenken zwischen den verschiedenen Mächten beherrscht
ist, wird aus dem folgenden Zitat des gleichen Artikels des Wallstreet
Journals deutlich:
"Es geht
sogar um noch mehr: Die Tsunami-Katastrophe ist eine 'große strategische
Chance', analysiert Craig Kennedy, Präsident des German Marshall Fund
of the United States, der sich um das erodierende Vertrauen Europas
in amerikanische Führung sorgt. Kennedy sieht ein moralisches und
ein strategisches Argument für das US-Engagement: Wer die Welt anführen
will, der muss auf allen Gebieten Führungskraft beweisen. Mit einer
schnellen, beherzten Reaktion hätten die USA einen moralischen Vorsprung
erworben, auch gegenüber der Uno und Europa. Und es wäre ein starkes
Zeichen an die asiatischen Freunde gewesen - besonders an die weltgrößte
muslimische Nation Indonesien.
Inzwischen hat
die Bush-Regierung ihre Langsamkeit überwunden, die finanzielle Hilfe
verzehnfacht und eine Initiative zusammen mit Indien und Australien
angekündigt. Allerdings ist es zu spät, die Lorbeeren für schnelle
Hilfe zu bekommen. Der Preis für den globalen Führungsanspruch ist
nun einmal, dass die Welt von Amerika mehr Hilfe erwartet als von
allen anderen Ländern. Amerikas Instinkt für moralisch richtige Entscheidungen
ist historisch vielleicht viel stärker als seine wirtschaftliche und
militärische Macht - die Basis für seine Fähigkeit, Führung zu übernehmen."
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