Internet Statement 2005-100
Redaktion NE
Über die Bedeutung der Auseinandersetzung Stalin - Trotzki und der gesamten Diskussion der Mitte der zwanziger Jahre in der KPdSU - Zur Diskussion um eine immer noch wichtige Frage [1] Hartmut Dicke
8.7.2004 Die grundlegende Frage, die im Zentrum der Diskussion um die Auseinandersetzung der Mitte der zwanziger Jahre steht, ist die Frage des Sozialismus in einem Lande. Trotzki und die Trotzkisten vertraten schon damals, man könne den Sozialismus in einem Lande nicht aufbauen, wenn die Revolution im Westen vorerst ausbleibt. Man mußte von Seiten der KP Rußlands dagegen erklären: wenn die Revolution im Westen ausbleibt für eine gewisse Zeit, dann müssen wir, gestützt auf die eigenen Kräfte, unter gegenseitiger Unterstützung des internationalen Klassenkampfes, und weiter gestützt auf die möglichen Bündniskräfte in Rußland, auch gestützt auf die entsprechende Kompromisse in Rußland, den Sozialismus aufbauen. Und so vertrat dies die Mehrheit der KPdSU und J.W. Stalin, setzten sich damit durch und hatten Recht [2]. Der Standpunkt Trotzkis wurde als Liquidatorentum verurteilt. Es war unweigerlich, daß Trotzki unter den gegebenen Bedingungen eine Niederlage erlitt, denn er konnte mit seiner Theorie der Revolution keinerlei Perspektive in Rußland bieten, sondern hätte mit seiner politischen Richtung die mögliche und notwendige Arbeit verriegelt. Also setzte sich in der Theorie wie in der Praxis der Sozialismus in einem Lande durch. Dabei ist wichtig festzuhalten: Trotzki hat nicht vertreten, man muß den Sozialismus in einem Lande aufbauen, aber man muß zugleich die Verbindung zum internationalen Proletariat besonders eng gestalten, besonders darauf achten, daß nicht nationale Engstirnigkeit, Volkstümlerei und Mißachtung der Interessen des internationalen Proletariats um sich greifen. Eine solche Forderung wäre richtig gewesen, sie konnte nicht in den Gegensatz zum Aufbau des Sozialismus in einem Lande gestellt werden.
Wenn er dann noch gezeigt hätte, da und da werden diese Verbindungen zum proletarischen Internationalismus nur mangelhaft behandelt oder gar ganz weggelassen, dann hätte er etwas Nützliches getan. Aber so argumentiert Trotzki nicht. Trotzki erklärt wie mit einem Grunddiktum, „Sozialismus in einem Land“ sei nicht möglich. Und damit bewegt er sich auf dem Gleis des Liquidatorentums. Dagegen hat Stalin recht, wenn er sagt: Was sollen wir machen, wenn die Revolution im Westen nicht so schnell kommt, wir müssen den Sozialismus bei uns auf uns selbst gestützt aufbauen. Da hat er natürlich vollkommen recht und eben aus diesem Grund konnte er die deutliche Mehrheit für sich gewinnen.
In der demokratischen und nationalen Frage hat Stalin natürlich unbedingt recht, wenn er wiederholt unter Fortsetzung der Leninschen Position klarstellt, man muß die Etappen in der Revolution beachten. Da setzt er im Großen und Ganzen das fort, was Lenin auch vertreten und gemacht hat. Aber es ist zum Beispiel eine andere Frage, wie er an die russische Staatsfrage herangeht. Die russische Staatsfrage rückte nach der Epoche der Revolutionskriege 1917- 20 wieder in Blickfeld. Rußland, so mußte man feststellen, ist von einem vom Zarismus geprägten Staatsapparat immer noch beherrscht. Lenin hat gesagt, die Sowjetrevolution habe den Staatsapparat nur “mit einem Tropfen Sowjetöl gesalbt”[3], er stellte klar, daß vieles von der alten Bürokratie dort unter der Hand weiterwucherte, daß sich unter diesen Kräften Bourgeoisie und die Reste der alten Herrschaft versteckten, Kulakentum und verkommene reaktionäre Kleinbürger. Lenin sagte, daß sie ihr Unwesen weitertrieben und daß der Kampf fortgesetzt werden müßte, daß hier keine Naivität und keine Volkstümelei gepredigt werden dürften. Man muß berücksichtigen, daß Stalin unter den gegebenen Bedingungen zum Kompromiß gezwungen war, daß unter den gegebenen Vorraussetzungen man nicht alle Probleme gleichzeitig anpacken konnte, also auch die Veränderung im Staatsapparat, die selbst revolutionären Entwicklungen gleichkommt, nicht sofort durchsetzen konnte. Man muß fragen: wie weit ging der Kompromiß Stalins mit diesem Staatsapparat? Ging er nicht vielleicht zu weit? Lenin hat jedenfalls diesen Punkt mehr als einmal erwähnt, und auch nicht nur in der Phase, in der er zum Schluß durch seinen Gesundheitszustand gehandicapt war. Seit 1921 hat er sein außerordentliches Augenmerk auf diese Frage geworfen.
Diese Frage konnte man bei weitem nicht zu einer zweitrangigen Frage erklären, das russische Autokratiesystem war durch diese Bürokratie charakteristisch geprägt worden, sowohl auf Grund der Ausdehnung des Landes als auch durch die politische Entstehungsgeschichte spielte diese Bürokratie über Jahrhunderte eine bedeutende Rolle. Selbst die Bourgeoise in Rußland war durch diese bürokratischen und militärbürokratischen Bedingungen geprägt. Lenin, der seine politisch-theoretische Arbeit mit der Analyse des „aufkommenden Kapitalismus“ in Rußland in den neunziger Jahren [4] begann und bemüht war, die Durchsetzung der Warengesellschaft und des Kapitalismus und infolgedessen des Klassenkampfes auch in Rußland zu beweisen, und den besonderen staatskapitalistischen Bedingungen in Rußland wenig Augenmerk schenkte, stieß rund 25 Jahre später gerade im Moment, als man endlich die inneren und äußeren Feinde im Lande auf dem militärischen Gebiet besiegt hatte, nicht zufällig auf dieses Problem, und wollte sich mit „all seinen Zähnen“ auf dieses Problem werfen. Hier müssen wir also die Frage stellen, wo befindet sich bei Stalin die adäquate Berücksichtigung dieses sehr ernsten Problems, das bei den Klassenfragen in Rußland unweigerlich auch eine große Rolle spielt, also auch bei dem innerparteilichen Kampf? Wo geht Stalin darauf umfassend ein?
II. Es gibt da noch andere Fragen, so die These vom “vollendeten Sozialismus”. Ich sage jetzt erst einmal nur folgendes dazu: Vollendeter Sozialismus ist per Definition der Kommunismus, denn der Sozialismus ist die Übergangsphase vom Kapitalismus zum Kommunismus. So ist das definiert im Marxismus, und es ist sinnvoller Weise so definiert. Eine Vollendung einer Übergangsphase ist logischerweise die Überwindung der Übergangsphase, also der Übergang in den Kommunismus selbst. Das wird aber bestritten. Es wird gesagt, das sei nicht gemeint. Dann wird aber zum Beispiel gesagt, daß Lenin in seiner Schrift über das Genossenschaftswesen erklärt habe, man habe alle Möglichkeiten, den vollendeten Sozialismus aufzubauen. So hat Lenin das gesagt, und was hat er damit gemeint, worauf hat er sich bezogen? Er hat gemeint, daß man den rudimentären Sozialismus, wie man ihn in der Sowjetunion bzw. in Rußland anfangs nur hatte, der ein Sozialismus nur in Ansätzen war, überwindet und auf eine moderne großindustrielle und großagrikulturelle Produktionsform mit Elektrizität, modernem Straßenwesen usw. kommt, also einen Sozialismus, der nicht mit dem Makel des Rückständigen behaftet ist. Das meinte er in diesem Zusammenhang mit “vollendetem Sozialismus”[5]. Dieses Sätzchen vom “vollendeten Sozialismus” wird - ich weiß nicht, wie oft - von Stalin zitiert, hundertmal vielleicht. Er zitiert es jedenfalls am laufenden Band. Er sagt: ,Lenin hat gesagt, der vollendete Sozialismus ist möglich.’ Schon von der Methode her ist das anzugreifen und zu kritisieren, denn man kann nicht einen Satz von Lenin aus der Schrift über das Genossenschaftswesen nehmen und damit praktisch andere, viele Male ausgeführte Leitsätze des Marxismus über den Charakter des Sozialismus und des in ihm stattfindenen Klassenkampfes beiseite schieben und im Grunde die Grundsubstanz der marxistischen Staatslehre selbst angreifen. Dabei gibt es ganz andere Zitate, in denen Lenin klarstellt, daß der Sozialismus eine langwierige Periode ist, mit gesteigerten Klassenkämpfen gegenüber den vorherigen, in denen er das ganze Szenario des wechselvollen, sich weiter und weiter eröffnenden Klassenkampfes entwickelt. Es ist überhaupt nicht zulässig daß man aus einer Bemerkung, aus einem Satz sozusagen ein Grundlagentheorem macht, das alles beherrscht. Das ist von der Methodik her grundsätzlich anzuzweifeln. Das wäre der nächste Punkt. Man achte also einmal darauf, wie oft Stalin diese Stelle vom “vollendeten Sozialismus” zitiert. Da kann man z.B. Stalins “Fragen des Leninismus” zur Frage des Aufbaus des Sozialismus in einem Lande nehmen. Da wird man es finden und unzählige Male in weiteren Artikeln über die innerparteiliche Auseinandersetzung wieder, immer dieses eine Zitat.
Letztlich kommt es dann so, daß Stalin der Auffassung ist, daß sie 1936 dieses Stadium des “vollendeten Sozialismus” erreichen. Daß er nicht “vollendet” war, das haben wir gesehen.
Demgegenüber stellen die theoretischen und politischen Leitsätze von Mao Zedong eine Rückkehr zu den leninistischen Überlegungen dar. Er sagt nämlich, der Sozialismus ist eine Phase langwierigen, komplizierten Klassenkampfes, und so lange der Kommunismus noch nicht erreicht ist, besteht auch die Gefahr eines Umsturzes. Diese Gefahren muß man sehen, und deswegen wird es einen langen und komplizierten Klassenkampf geben. Der Sozialismus ist eine Phase langwieriger Klassenkämpfe. Das können mehrere hundert Jahre sein. Diese Theorie knüpft wieder an das an, was Lenin essentiell zur Diktatur des Proletariats sagte. Und Mao Zedong korrigiert also in dieser Hinsicht Stalin, indem er sich wieder dieser ursprünglichen Theorie annähert. Der “vollendete Sozialismus” ist in dem Sinne nicht vollendet, daß man etwa sagt, er sei ganz zuende entwickelt. Den kann es in diesem Sinne nicht geben. Das ist ein Widerspruch in sich. Das schreibt die sozialistische Entwicklung auf einen bestimmten Punkt fest. Diese Überlegungen ziehen sich meiner Ansicht nach die ganze Zeit bei Stalin durch. Und er zitiert immer wieder diesen einen Satz, gegen Trotzki, wie auch gegen andere.
III. Was die Rolle Trotzkis angeht, so bin ich der Ansicht, daß er spaltet. Er arbeitet nicht daran, ein für die ganze Partei akzeptables Konzept zusammenzufügen, sondern er schlägt in bestimmte Schwächen einzelner wichtiger Vertreter der Partei hinein. Das zeigt sich beispielhaft an seiner Schrift über die „Lehren des Oktober“[6]. Er kritisiert in dieser Schrift Kamenjew und Sinowjew und vergleicht die Situation 1923 in Deutschland, die übrigens sehr komplex, sehr kompliziert war, mit der in den Monaten vor dem Oktober 1917. Er behauptet, daß man aus dem Oktober 1917 lernen müsse und eben die Erfahrung mit diesen Leuten sehen müsse, die damals versucht haben, den Aufstand auf die lange Bank zu schieben. Sinowjew und Kamenjew hatten damals vertreten, das Aufstandskonzept sei zu früh, man solle damit warten, und dann käme es automatisch viel besser und auf breiterer Basis, während Lenin die Chance in der Situation erkannt hatte und erklärte: Jetzt müssen wir zuschlagen, jetzt ist der historische Moment da. Und er führte dazu die verschiedenen Faktoren auf, wie, daß die Massen für die Revolution bereit standen, daß sie nun forderten, daß man die Macht ergreifen müßte usw. Die Chance, die sich durch die gesamte Entwicklung des Jahres 1917 vorbereitet hatte, mußte genutzt werden. Und da hatte Lenin recht. Auf diese wichtige historische Erfahrung verweist dann Trotzki und sagt, in Deutschland habe sich 1923 das ereignet, was man im Oktober 1917 erfolgreich vermieden habe. Daß sich in Westeuropa die Verschleppung der Revolution ereignete, liege daran, daß man die Lehren des Oktober nicht richtig ausgewertet habe. Und er schlägt dabei auf Kamenjew und Sinowjew ein, die sich für diese Phase 1917 in einem gewissen Ausmaß diskreditiert hatten.
Nun ist erst einmal die Situation von 1923 sehr komplex und muß erst einmal genauer analysiert werden, man kann sie nicht so ohne weiteres mit dem Oktober 1917 vergleichen. Vor allen Dingen wird es dann falsch, wenn Trotzki sich einerseits selbst als jemand herausstellt, der dieser Oktoberlinie entsprochen habe, während es andererseits viele bei den langjährigen Bolschewiki gebe, die in Wahrheit in ihrer ganzen Natur mehr Menschewiki seien. Und mehr noch, folgt man Trotzkis Ausführungen, ist Lenin eigentlich überhaupt in der falschen Partei gewesen. So müßte man es zusammenfassen. Ich denke jetzt an das, was Trotzki da versucht mit seiner Schrift zu lancieren. Lenin hätte demnach nämlich eigentlich mit Trotzki in einer Partei sein müssen, und die Bolschewiki waren eigentlich gar nicht leninistisch. Und das stellt einen verrufenen Akt der versuchten Usurpation von jemandem dar, der gegenüber dem Bolschewismus lange Zeit auf dem Kriegsfuß gestanden hat und auch nach 1917 noch viele erbitterte Auseinandersetzungen mit Lenin hatte, der aber seine eigene Rolle als Antibolschewik hier verleugnet.
Es ist klar, daß dieser ganze Angriff die Partei empört hat und daß man Trotzki schon einmal in der Rolle eines Spalters gesehen hat, die er auch tatsächlich einnahm. Darüber hinaus sollte sich Trotzki später genau mit diesem Sinowjew und Kamenjew vereinigen, um gemeinsam gegen Stalin zu kämpfen. Da ist es im Grunde genommen klar, daß er keine weiterführende Konzeption vertritt, sondern eine Herumspalterei in der Partei, die zu recht von Stalin zurückgewiesen wird. Solch ein Verhalten trägt meiner Ansicht nach zur Verfestigung von falschen Strukturen und Fehlern bei, die es vorgibt zu bekämpfen. Die Leute, die den Staat an anderen Punkten kritisiert haben, wurden im weiteren fast immer mit Trotzki und seinen engeren Bundesgenossen in einen Topf geworfen. In einem solchen Klima hektischer wechselnder Angriffe wie von Trotzki gedeihen wichtige und notwendige Kritiken, die anders angesetzt werden müssen, nur sehr schlecht.
IV. Insgesamt gilt meiner Ansicht nach, daß man die Sowjetrevolution nicht verabsolutieren darf. Das ist eigentlich selbstverständlich, aber nach dem wie es jahrzehntelang behandelt wurde, muß man daran erinnern. Sie hat selbst verschiedene Schwächen. Wenn Lenin am Schluß seines Arbeitslebens solche Sätze sagt wie, sobald er einen verfluchten Zahn los sei, werde er sich mit allen gesunden Zähnen auf den russischen Chauvinismus stürzen, dann kommt das nicht von ungefähr. Lenin sah, welche Gefahren im russischen Chauvinismus liegen, wenn er sich gewissermaßen mit dem Bolschewismus verkoppelt. Das erinnert unwillkürlich an gewisse Fragen, die wir in den achtziger Jahren aufgeworfen haben, wo ich gezeigt habe, daß Lenin selbst die Kritik seitens Marx’ am russischen Chauvinismus und an der russischen Geschichte in vielen substantiellen Punkten nicht beachtet hat und da andere vereinfachende Stellungen eingenommen hat. Zu Beginn der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts war es verständlich, daß die neue revolutionäre Generation sich auf die Analyse der sich entwickelnden Warengesellschaft warf, und Lenin die alten Fragen, die Frage der Dorfgemeinde etwa, welche besonderen Entwicklungen der russischen Entwicklung anhafteten, wie einen gordischen Knoten durchschlug.[7] Die Geschichte wirft aber das, was verdrängt wird, unweigerlich wieder auf die Tagesordnung. Bedeutende Revolutionäre zeichnen sich unter anderem dadurch aus, daß sie in der Praxis, in den Wendungen der Geschichte dazulernen und sich den Aufgaben stellen.
Eine wesentliche andere Frage betrifft die der Vorgeschichte der russischen Partei. Die Frage ‚Alexander Herzen als einer der Mitschöpfer der russischen Sozialdemokratie’ wird nicht richtig behandelt, denn Alexander Herzen ist ein Insider des russischen Zarismus gewesen, in einer merkwürdigen Oppositionsrolle, ein Mensch, der in gewisser Weise fähig war, die Dialektik anzuwenden, aber gleichzeitig einen grauenhaften pro-aristokratischen Standpunkt eingenommen hat, nicht nur durch anti-deutsche Auffassungen sich ausgezeichnet hat, sondern auch damit verbunden, direkt antirevolutionäre, die Revolution verhöhnende Auffassungen gehabt hat.
Marx und Engels haben nicht umsonst diesen Alexander Herzen unerbittlich kritisiert. Bei Lenin heißt es da nur, Alexander Herzen sei mit Liberalismus verknüpft gewesen. Das wiegelt die Widersprüche aber herunter. Es geht nicht darum, daß Alexander Herzen auch liberale Ansichten hatte, sondern darum, daß er seine engen Beziehungen zur russischen Aristokratie und Autokratie hatte, das ist etwas Anderes. Wenn man sich dieses Problems annimmt, dann erkennt man, daß die russische Sozialdemokratie ein Problem hatte mit ihrer eigenen Geschichte. Dies Problem ist vergleichbar mit dem des Lassalleanismus in der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle hatte Neigungen zur preußischen Aristokratie fragwürdigsten Charakters. Er schleppte Elemente der Verkommenheit der obsoletesten Klassen in die Arbeiterbewegung hinein. Das ist etwas anderes als etwa nur eine kleinbürgerliche Theorie. Auch bei den Bolschewiki finden wir immer wieder sehr anerkennende Worte für Lassalle, eine Kritik an ihm, wie wir sie bei Marx und Engels längst finden, wird meistens ausgespart. Schließlich aber hat die Verbindung zur russischen Hocharistokratie noch ein viel weitergehendes Gewicht als die zur preußischen Führungsgruppe um Bismarck, weil das zaristische Rußland noch in einem ganz anderen Maße als Preußen eine Reserve der internationalen Reaktion war. Darin liegt das Problem, und das wurde nicht richtig erkannt, die ganze russische Sozialdemokratie, nicht nur Lenin, hat dieses Problem verdrängt. Diese Tatsache ist auch nicht sehr überraschend. In solchen Epochen liegt es gewissermaßen in der Logik, daß - wenn die Menschen sich auf die revolutionären Aufgaben konzentrieren und keine Möglichkeit haben, die historischen Dinge ausreichend zu reflektieren - diese historischen Hintergründe verdrängt werden. Irgendwann tauchen diese verdrängten historischen Momente wieder auf, kriegen sie einen wieder ein. Man muß Lenins Größe sehen, daß er immer wieder sich den Aufgaben gestellt hat, wenn sie ihm in der Praxis über den Weg liefen. Von einer ausreichenden Erfassung dieser Fragen kann bei Lenin und der KPdSU jedoch generell überhaupt nicht die Rede sein. Die Frage des russischen Chauvinismus ist von ihnen unterbewertet behandelt worden. Schriften wie die über Selbstbestimmung der Nationen, von denen Lenin eine ganze Reihe schrieb, behandeln diese Frage in einer sehr allgemeinen Form.[8] 1921 -1922 war die Revolution endlich in einem solchen Maße siegreich, daß sie, vertreten durch Lenin, die Möglichkeit hatte, sich solchen Fragen ausführlicher zu widmen.
V. Die Frage nach dem Stil bei Stalin Das ist aber nur ein Teil der Fragen, die Stalin betreffen. Bei Stalin geht es ganz wesentlich um den Stil. Ist die Frage des Stils denn so wichtig? In dieser Frage verrät sich etwas! In den Stilfragen liegt der Ansatz der Politik. Es geht sehr wohl darum, was sich dauerhaft daraus entwickelt. Lenin stellt fest, daß Stalin ein ganz außerordentlich befähigter Mensch ist, ein Kader, der im Laufe des Kampfes herangewachsen ist, aber er stellt klar, dieser Stil bei Stalin, dieser Umgang unter Kommunisten untereinander ist eine Katastrophe, und der Umgang mit den kleineren Nationen in Rußland, wie er sich in dem Auftreten einer Reihe von Kommunisten widerspiegelt, ist ebenfalls eine Katastrophe. Beides sollte sich in der Tat als Angelegenheiten von großer Tragweite erweisen. Nehmen wir das bekannte Resultat, daß so viele Leute aus der früheren Führung später erschossen oder härtestens sanktioniert worden sind. Das kann man wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Sache betraf nicht nur zehntausende Mitglieder und Kader der KPdSU, sondern auch erhebliche Teile der Kader der KPD und von Parteien aus der ganzen Welt, die in der Sowjetunion in der Emigration waren. Dies betrifft einen Aspekt der Schwächung des proletarischen Internationalismus. Das hat auch historisch gewaltige Auswirkungen gehabt. [9] Ohne einen proletarischen Internationalismus, ohne eine Bewegung, die sich selbstkritisch reflektieren kann, die solche unschönen Dinge verwirft wie russischen Chauvinismus oder deutschen Chauvinismus oder sonstwelche Chauvinismen oder Pro-Amerikanismus oder Kombinationen derselben, wie man es bei den modernen Revisionisten fast durchweg findet, können wir jedenfalls keine Erfolge haben. Der proletarische Internationalismus muß die Grundlage der ganzen Bewegung sein. Davon ist man damals irgendwie abgekommen. Schaut man sich etwa die Politik der KPD nach 1945 an: da ist gar kein Klassenkampf mehr drin, das ist nur noch Friedenskampf und nochmals Friedenskampf. Ich weiß gar nicht, ob der Begriff Klassenkampf noch vorkommt.
Hier gilt es meiner Ansicht nach auch einer verbreiteten theoretischen Falschheit vorzubeugen. Friedenskampf ist nicht gleich Klassenkampf. Der Friedenskampf kann Ausdruck des Klassenkampfes in einer bestimmten Situation sein, aber er ist nicht identisch mit dem Klassenkampf. Friedenskampf ist von seinem Wesen immer ein Bündnis mit Teilen der Bourgeoisie und Kleinbourgeoisie, in ihm wird die berechtigte Ablehnung eines bestimmten Krieges organisiert. Aber in diesem Bündnis hört die Differenzierung zwischen Bourgeoisie und Kleinbourgeoisie und dem Proletariat andererseits nicht auf. Der Klassenkampf ist bei der KPD in dieser Zeit praktisch vollkommen abgeschrieben. Das ist auch kein Wunder, denn die ganze Besatzungspolitik, die da gemacht worden ist, das ganze Potsdamer Abkommen, ist eine solche, daß sie dem Klassenkampf keinen Raum mehr läßt. Es hat sehr wohl mit der Politik der Sowjetunion , mit der gesamten Entwicklung der Sowjetunion nach Lenin zu tun, was hinterher sich in Deutschland entwickelt hat. Erst mit der Wiederbelebung des Marxismus Ende der 60er Jahre in Westdeutschland und Westberlin kommt die Wiederanknüpfung an den Klassenkampf von vor 1933 zustande, dabei spielen die Abrechnung mit dem modernen Revisionismus und die Anstöße von der VR China eine bekanntermaßen entscheidende Rolle, die in allen Dokumenten der damaligen Zeit belegt ist. Anders liegt erstmal der Fall bei der SED. Hier wird insbesondere ab 1949 die Herausbildung einer selbständigen Klassenpolitik des Proletariats als des führenden Faktors bei dem sozialistischen Aufbau betont. Aber wie paßt das zusammen mit dem gleichzeitigen Fakt, daß dieser Klassenkampf im Westen faktisch zu Null schrumpfte, und wie paßt das damit zusammen, daß exakt diese SED wütende Angriffe gegen diejenigen startete, die an den revolutionären Klassenkampf wieder anknüpften? Diese Art von Klassenkampf paßt sich von vornherein und primär an die Rolle der Sowjetunion an.
VI. Es ist sehr wichtig zu sehen, daß die Politik der sog. ML-Bewegung, die nach 1968 bis etwa 1972-73 hier eine ganz entscheidende Rolle gespielt hat, der erste Durchbruch in diesem Lande war, bei dem man diese Dinge abgeschüttelt hat, und nicht umsonst hat diese ML-Bewegung wieder auf die KPD von 1919 und 1932-33 zurückgegriffen, sowohl auf den Beginn der KPD mit der Novemberrevolution 1918-19, als auch auf die folgenden Etappen, bis zur Schlußphase des Kampfs gegen den Faschismus. Das Ganze wurde maßgeblich durch die chinesische Kulturrevolution angestoßen und hat sich weitergehend auch mit der Politik Mao Zedongs verbunden.[10] Und die gleiche Bewegung und die daraus resultierende Partei waren es auch, die Stalin wieder hervorholten und ihn und die Sowjetunion unter seiner Leitung entschieden in der Öffentlichkeit verteidigten, gegen die verschiedensten Angriffe, nicht nur von Seiten der bürgerlichen Öffentlichkeit, sondern auch von Seiten der angeblich kommunistischen Partei, die den Kurs der späteren Sowjetunion bedingungslos verteidigte. Zugleich wurden in immer wiederkehrenden Diskussionen die verschiedenen Aspekte der Stalinschen Epoche behandelt, wie es eben sein muß, wenn ein komplexer historischer Vorgang mit der Zeit erfaßt werden muß. Diese Aufarbeitung ist nicht zu Ende. In den verschiedene Organisationen steckt auch ein enormes Wissen. Die Dokumente dieser Epochen der kommunistischen Bewegung liegen immer noch nicht offen, und es bedarf noch der weiteren detaillierten Erfassung. Es muß klargestellt werden: Dies kann nicht der einzige oder dominierende Kanal des Erkenntnisprozesses in der kommunistischen Bewegung werden, denn gleichzeitig entwickelt sich eine neue weltweite Praxis, die die kommunistische Erkenntnis ebenfalls speist. Schließlich geben der Auftrieb der Wissenschaften, die weltweite Kommunikation sowie die wissenschaftliche Erweiterung des menschlichen Denkens[11] ebenfalls neue Impulse. Wir sind also keineswegs nur „Krämer des alten“, der großen Revolutionsperiode von 1840 bis 1975, sondern wir integrieren die verschiedenen Momente. Dies ist notwendig, um der Einseitigkeit des Vorgehens vorzubeugen. Daß wir in dieser Richtung mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, darauf möchte ich hinwirken.
Die Frage der Kompromisse Die immer wiederkehrende Frage: wie weit dürfen Kompromisse gehen? Ich glaube, daß das die Kernfrage ist, auf die man bei Stalin immer wieder stößt. Daß man einen gewissen Kompromiß mit der Bürokratie eingehen muß, ist richtig, weil man ja nicht überall gleichzeitig den Kampf führen kann. Man muß die Kräfte heranziehen für den sozialistischen Aufbau, die man hat, und die sind nicht breit gesät, man muß also versuchen, alles nur Brauchbare positiv für die Sache zu gewinnen. Aber wie weit kann das gehen? Darf es so weit gehen, daß man sozusagen auf die deutliche scharfe Sprache des inneren Klassenkampfes verzichtet? Nein, das geht nicht, die Verrufenheit des Staatsapparates mußte auch weiterhin benannt werden. Und das Proletariat in Rußland wie auch die fortgeschrittene Bauernschaft, die zum Proletariat neigt, muß darauf verpflichtet werden, sich selbst dem proletarischen Klassenkampf unterzuordnen – etwas, das ich bei Stalins Ausführungen vermisse. Er sagt zwar, ‚man soll positiv den Sozialismus aufbauen, dabei fördert man auch den Klassenkampf’, das ist richtig. Das ist ein Moment, aber noch nicht alles. Damit dieses Proletariat nicht arrogant wird, damit es nicht Sozialchauvinismus aus seinen eigenen Reihen entwickelt oder begünstigt, muß es auch als herrschendes Proletariat dem internationalen Proletariat untergeordnet bleiben. Und damit ist nicht gemeint, daß die Kominternführung als Leitungsorgan, als übergeordnete Instanz anerkannt wird. Es kommt vor allem in der gesamten Einstellung, wie dieses Proletariat sich zu der gesamten internationalen Bewegung stellt, zum Tragen. Z.B. der Hochmut gegenüber der deutschen Revolution, der auch schon zu Lenins Zeiten von manchen Bolschewiki öfters mal ausgedrückt wurde: ja, die haben ein Revolutiönchen gemacht und es nicht geschafft usw., dieses Rümpfen der Nase hat Lenin schon zurückgewiesen, er hat gesagt: man muß das doch auch sehen von der viel komplizierteren Ausgangslage her, dem viel entwickelteren Staatsapparat, mit dem die es zu tun haben. Sie haben doch andere gesellschaftliche Bedingungen. Von der russischen Revolution können wir wichtige Dinge lernen, sie ist ein wichtiger Pionier in der Weltgeschichte gewesen, der weiterhin seine Auswirkungen haben wird. Aber es ist nicht so, daß diese Revolution für uns der einzige Orientierungspunkt wäre, an dem wir unser Handeln ausrichten, so wie es auch namensmäßig bei vielen Parteien sich ausdrückt, die sich „Bolschewik“ oder „Bolschewik-Partei“ nennen und damit bekunden, daß das das Ein und Alles ist, und daß man das sozusagen kopiert. Das ist falsch. Man muß sehen, daß diese Revolution durchaus ihre Schwächen und negativen Seiten hatte. Also muß auch hier eine kritische Auswertung stattfinden. Man muß darangehen, aus allen Revolutionen die verschiedenen grundsätzlichen richtigen Substanzelemente herauszuziehen und sie mit der heutigen proletarischen Revolution und ihrer Praxis zu vereinen.
Das gilt auch für die sog. Stalin-Trotzki-Frage der zwanziger Jahre. Wir haben da also jemanden, der in vielem eine richtige Politik macht, aber doch wieder im Stil falsch handelt und da schwerwiegende Fehler hineinbringt. Wir haben jemanden, der auch formal auf dem proletarischen Internationalismus beharrt, aber in seiner konkreten Politik äußerst spalterisch ist und im Grunde zur Isolierung seiner Position und zur Isolierung von Revolutionären mit richtigem Standpunkt beiträgt und damit letztlich auch zur Verfestigung der falschen Sachen. Das kann für uns kein Ansatz sein, es ist auch wichtig, daß die vielen Mitglieder trotzkistischer Organisationen, die glauben, daß Trotzki der vorbildliche Internationalist war, davon abschwören, erstens die Halbheit und die Falschheit des Trotzki sehen und ihn hinterfragen, sehen, wie dieser selbst auf seine Weise die falschen Dinge verfestigt, die er vorgibt zu bekämpfen. Man muß den proletarischen Internationalismus noch einmal neu zur Grundlage machen und ihn zum Ausgangspunkt für die gesamte Arbeit in der heutigen Welt machen, und die Revolutionen, die stattgefunden haben, vor allem die sowjetische und die chinesische, werden letztlich aus dem Blickwinkel der proletarischen Revolution beurteilt. Beide Revolutionen haben größte und wichtigste Sachen geleistet, und dazu auch noch viele andere – die vietnamesische, die kubanische und andere -, die man auch noch in bestimmten Punkten heranziehen kann, aber man kann sie nicht zur Richtschnur für das Ganze machen. Die Richtschnur für das Ganze muß die internationale proletarische Bewegung sein. Wir müssen die unvollkommenen Ansätze, die mit der sowjetischen Revolution verbunden waren, überwinden, und gleichzeitig das viele Richtige verwenden, die Unversöhnlichkeit, die strategische und taktische Flexibilität, die Verbundenheit mit der Mehrheit, das demokratische Programm, die Entwicklung des Klassenkampfes und die Weiterentwicklung der marxistischen Ökonomie wie der Staatstheorie.
Kaum bedarf es eines Hinweises, daß es dem proletarischen Internationalismus widerspricht, wenn einzelne Führungen völlig überhöht werden in der Darstellung kommunistischer Parteierklärungen. Das heißt,. ein Erfordernis für das Programm der proletarischen Partei wird sein, daß man die damit verbundenen Fehler und Fehlerquellen, die die russische Revolution hatte, ausschaltet. Da hat Lenin vieles vorgearbeitet, aber auch nicht alles.
Man sagt immer wieder: bei Stalin gibt es eine Sache, die uns alle überzeugt, daß er den antifaschistischen Krieg geführt hat und damit letztlich den Sieg über den Hitlerfaschismus garantiert hat - die Sowjetunion habe den Beweis der Widerstandskraft gebracht. Stimmt, in gewisser Weise ist das richtig, es läßt aber eines aus: daß seine Politik auch vieles dazu beigetragen hat, die internationale proletarische Politik zu schwächen; dies war eine der Voraussetzungen für die Stärkung des Faschismus. Der internationale proletarische Zusammenhang ist in vielen Dingen verlorengegangen, bis hin zur Auflösung der Komintern im Jahre 1943. Diese ist in der Hinsicht kein Zufall. So hat die Sache zwei Seiten.
Einer der wesentlichsten Züge, die immer wieder auftauchen, ist diese Sprache von der „ehernen, festen, einheitlich gestählten bolschewistischen Partei“. Die Partei, die 1917 die Revolution anführte, war jedenfalls keine solche Partei. Solch eine Partei war die SDAPR, die spätere KPR, auf keinen Fall. Es war eine Partei mit höchst lebendiger Auseinandersetzung, mit Leuten, die zum Teil erhebliche Fehler hatten. Lenin spricht von einer Disziplin in der Partei, die an militärische Disziplin grenzt, und das ist etwas ganz anderes als solch eine eherne, statisch-einheitliche Partei. Die nächste Partei, die erfolgreich eine Revolution machte, war die chinesische Partei. Diese Partei war auch keine monolithische, auch diese Partei hat heftigste Auseinandersetzungen gekannt und ist nur durch diesen Weg überhaupt zum Erfolg gekommen. D.h. im Grund genommen ist die Phrase als Blödsinn abzulehnen. Es ist der innerparteiliche Kampf zu führen, der Kampf zweier Linien, es muß auch geistige Freiheit in dem Sinne herrschen, daß auf der Grundlage der Diktatur des Proletariats ein heftiger Meinungsstreit geführt wird. Der kann dann nicht damit enden, daß Leute, die Fehler haben oder Fehler gemacht haben, von der Oberfläche verschwinden oder gar getötet werden. Bei der angeblich am meisten „monolithischen“ Partei, die es jemals gab, der albanischen, hat man gesehen, wie monolithisch sie war, sie hat sich monolithisch aufgelöst. Gerade die Forderung der an das Militärische grenzenden Disziplin macht auf der anderen Seite die Notwendigkeit der Sachlichkeit und Strenge, wie auch der Freiheit der Auseinandersetzung um die Politik unabdingbar, weil sonst eine solche Disziplin in eine reaktionäre Disziplin des Kadavergehorsams umschlagen würde, die einen Boden für die Bourgeoisie und andere reaktionäre Klassen darstellt. Man erinnere sich: Als der antifaschistische Krieg 1941 die SU erreichte, wurden viele der Kader, die zuvor scharf gemaßregelt und bestraft worden waren, zum Teil im Lager saßen, wieder herausgeholt, und die haben alle mitgekämpft. Dies zeigt, daß man gezwungen war, bestimmte Schritte zu korrigieren.
(Frühjahr 2005, Überarbeitung des ursprünglichen Manuskriptes)
Im weiteren werde ich versuchen, die Position noch einmal abzustecken und die notwendigen Aspekte herauszuarbeiten. Dabei werde ich nach Möglichkeit nicht das wiederholen, was es als Argumentationen in grundsätzlichen Artikeln gibt, darauf verweise ich nur. Mir kommt es darauf an, das Vorhandene der theoretischen Entwicklungen und daraus resultierende Fragen zusammenzufassen, schreibe also für diejenigen, die sich in einem gewissen Ausmaß in der kommunistischen Literatur und Lehre auskennen.
[2] Stalin selbst knüpfte dabei an verschiedenen Ausführungen Lenins an, aus seiner Imperialismustheorie, die aufzeigte, daß auf Grund der Widersprüchlichkeit der imperialistischen Lager, unter günstigen Bedingungen wie zum Beispiel in Rußland, das „schwächste Glied“ der Kette reißt, und dort der Sozialismus in Angriff genommen werden kann.
[3] Vgl. Lenin Werke Bd.36, S.590/91 oder verschiedene Ausführungen in Bd. 33, z.B. S.468 (immer 4. Ausg. deutsch)
[4] Siehe hierzu Lenins ökonomische Frühschriften, Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland; Lenin Werke Bd.3, aber auch viele Einzelschriften aus dieser Zeit, Lenin Werke Bd.1-4
[5] Vergleiche hierzu Lenin, Über das Genossenschaftswesen, Bd.33, S.454
[6] Trotzki, Die Lehren des Oktober. Die Schrift ist in verschiedenen Internet-Archiven erhältlich
[7] Vergleiche hierzu meine Schrift: Klaus Sender „Leninismus und Zivilisation“, die den gesamten Komplex der Frage dieser Besonderheiten der russischen Entwicklung unter Hinzuziehung von Marx abhandelt.
[8] Klar wird hier der russische Chauvinismus verurteilt, das ist das Wegweisende. Aber die russische Staatsfrage, die historischen Hintergründe und Zusammenhänge, für die Marx und Engels die Ansätze lieferten, werden hier nicht behandelt.
[9] Dies führt dann zu solchen Fragen wie der des Umganges mit dem Hitlerfaschismus, die als eine der nächsten zu entwickeln wäre.
[10] Mit Bezug auf Parteien aus dieser Bewegung sprechen manche von „Maoisten“. Das ist erstens ein von der Reaktion aufgebrachter Begriff, vor allem aber der sachlich falsche Ausdruck, weil er übersieht, daß da mehrere Komponenten wichtig waren. Vor allem handelt es sich nicht nur um den Rückgriff auf Politik der KP Chinas, sondern auch um die Rückbesinnung auf die Geschichte des Klassenkampfs im eigenen Land.
[11] Hier wären die Weltraumfahrt, die Gentechnik, Biotechnik, aber nicht zuletzt auch die Fortführung der Erkenntnisse über die atomare Struktur der Materie und ihr mathematischer Zusammenhang zu nennen.
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