Internet Statement 2005-37

 

Zum 60. Jahrestag

7. Mai 2005            

Gegenwärtig gedenkt man der Ereignisse vor 60 Jahren: das Ende des Zweiten Weltkrieges und des Nazifaschismus. Der Nazifaschismus hatte unendliche Verbrechen begangen, hatte die revolutionäre Bewegung in Deutschland auf das Brutalste unterdrückt, alle demokratischen Regeln unterdrückt, die Juden verfolgt, unterschiedslos wegen sogenannter “rassischer Herkunft”, und schließlich das Judentum in Europa in Massenvernichtungslagern ermordet, um die gesamte Gesellschaft in Schuld und Verbrechen, in den Wahn der Naziideologie hineinzuziehen.

Es kommt aber weniger als bei früheren Gedenkterminen zur Sprache, wie dieser Nazifaschismus in Deutschland und Europa aufgebaut werden konnte und auf Grund welcher Entwicklungen er möglich war.

Und es ist unmittelbar von Wichtigkeit: die damaligen Ereignisse stehen auch in einem Bezug zur heutigen Ausbeutung und zum heutigen Geschehen rund um den Globus. Man kann nicht an die Verbrechen des Nazifaschismus erinnern und der Befreiung von diesen Verbrechen gedenken, und zugleich in den Hintergrund drängen, was sich heute in harter Brutalität in der Welt abspielt. Die Schrecken, die der Nazifaschismus erzeugte, sind noch keineswegs für die Zukunft ausgeschlossen auf der Welt, sie werden reproduziert von einer Gesellschaft, die den Menschen selbst nur noch als Ware betrachtet, und ganze Regionen dem Verfall preisgibt, wenn es ihr opportun erscheint.

In der heutigen Zeit werden durch den Kapitalismus jedes Jahr Millionen von Menschen vernichtet, in ihrer Existenz ruiniert und soweit heruntergebracht, daß ihnen ihr eigenes Leben nicht mehr lebenswert erscheint. Die Elemente der Fortentwicklung, der Entfaltung der internationalen Warenwirtschaft und Verknüpfung der internationalen Produktion in einem ungeheuer gesteigerten Ausmaß haben in den letzten 25 Jahren gewirkt und revolutionäre Umwälzungen nach sich gezogen, wie etwa in beträchtlichen Teilen Asiens, aber sie haben auch  zugleich diese Umwälzungen in der typischen kapitalistischen Brutalität vollzogen, und geraten nunmehr auch  weltweit ins Stocken. In Europa selbst bedeutet dieser Kapitalismus schon seit langem Verlagerung, Verschlechterung der Lage der Arbeiterklasse und ein zunehmend brutaler werdendes, zur Selbstvernichtung treibendes Regime, und immer noch Korrumpierung ganzer Schichten der Bevölkerung auf Grund der internationalen Ausbeutung und der durch sie in die alten kapitalistischen Länder hineinfließenden Profite.

An der Spitze dieses Kapitals sitzt das internationale Großkapital, das sich hemmungslos mit Milliarden bereichert, auf Kosten von Milliarden von Menschen, das regelrecht einen Raubbau gegenüber der Welt betreibt. Wer auch nur ansatzweise nur der früheren Ereignisse gedenkt und mit heuchlerischem demokratischem Gehabe nur an die damaligen Verhältnisse erinnert, diese heutigen Verhältnisse und Massenmorde im größten Stil aber deckt, der ist mit seinem Gedenken auf dem falschen Weg. Dann wird das Gedenken mißbraucht, um heutige und kommende, vielleicht noch größere Verbrechen zu decken.

Was die Herrschaft des Nazifaschismus in Deutschland betrifft, so weiß jeder politisch aufgeklärte Mensch, daß das große Kapital in Deutschland und der große Grundbesitz, die Justiz und Bürokratie diesen Nazifaschismus unterstützt und ermöglicht haben. Aber es ist auch klar, daß dieser ein Produkt der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges war, in der die USA und Großbritannien immer tiefer in die Strukturen dieses Landes eingriffen und durch die Hintertür den Nazifaschismus förderten. Jene Mächte des großen Kapitals waren auf jeden Fall mitverantwortlich und konnten sich nicht hinstellen und heucheln, sie seien die Befreier. Wer als Täter beteiligt ist, kann nicht nur Befreier sein.

Einen großen Beitrag zum Sieg über den Nazifaschismus leistete die Rote Armee und die Sowjetunion. Aber auch hier gibt es historische Fakten, die keineswegs alles nur als richtig und gerecht erscheinen lassen. Wenn die SU im Jahr 1939 an der Teilung Polens mitarbeitete, die nazifaschistische Herrschaft mit stützte und, wie es selbst in Dokumenten der Sowjetunion wörtlich hieß, “einen Pakt” mit dem Nazifaschismus hatte, mehr noch, wenn sie Abkommen mit den Nazis schloß, gemeinschaftlich mit diesen Unterdrückung in Europa zu betreiben, wenn sie ihre Unterschrift unter Naziphrasen setzten, dann trifft auch die SU eine politische Verantwortung. Auch darüber kann nicht hinweg geredet werden.

An der Politik der SU gibt  es widersprüchliche Seiten. Es gab den Erfolg des sozialistischen Aufbaus, man hat eine gewisse Pionierfunktion wahrgenommen, aber auf der anderen Seite gibt es Erstarrung, Bürokratismus und Anbiederei an Kräfte der Reaktion, die sich lähmend auf die gesamte revolutionäre Bewegung auf dem europäischen Kontinent ausgewirkt haben. Die Schwäche der revolutionären Bewegung heute hat auch etwas mit damals zu tun. Nicht zuletzt ging die Entwicklung der SU über die völlige Degeneration dann bis zur Auflösung und Aufsprengung, die zu den heutigen Verhältnissen des oben geschilderten Kapitalismus überführte.

Wenn es also gilt, die revolutionären Ansätze der Jahre von 1917 - 1933, die vom Nazifaschismus so fanatisch bekämpft wurden, wieder aufzugreifen und in heutigen Formen fortzusetzen, dann muß man sich auch über die Fehler der revolutionären Bewegung in der Vergangenheit im klaren sein.

Auf jeden Fall aber kann nicht darüber hinweggesehen werden, daß die sogenannte “Demokratie  der westlichen Länder” Stützpfosten und Urheber aller möglichen reaktionären und faschistischen Regime in der Welt, auch des Nazifaschismus, mit war und deshalb heute auch nicht bei der Kritik ausgespart werden kann. Auf der Welt steckt der Kapitalismus in einer Sackgasse und es läßt sich nicht beiseite reden, daß grundlegende gesellschaftliche Änderungen herbeigeführt werden müssen.

Auch das heutige bundesdeutsche Regime beginnt sich wütend zu verteidigen. Die Freisetzung von Millionen von Menschen mittels der bewußten Verlagerung hin zur Billigarbeit mit Zerstörung ganzer Schichten der Arbeiterklasse, mit unermeßlichen Folgen für die Jugend und für die Ökonomie des Landes in der Zukunft, geht auf das Konto der regierenden Parteien, wie der Behörden und der Justiz. Die ganze „politische Klasse“, wie die besitzende Klasse, gibt sich selbst gerne als Bekämpfer von “Totalitarismus” oder Radikalismus aus, aber sie selbst schrecken nicht vor Radikalismus und totalitären Handlungen zurück, wenn es im Ernstfall darum geht, hier gegen die eigene Bevölkerung vorzugehen.

Deshalb muß die Verbindung gesehen werden zwischen den Verbrechen von damals, den Auswüchsen des damaligen Terrors und den heutigen  imperialistischen Verwüstungen, die über den Erdball gehen. Nur wenn wir beides zusammen bekämpfen, kann das Sinn machen. Sich den Phrasen der sogenannten “Demokraten” wie der Revisionisten und Pseudo-Arbeiterführer hinzugeben, bedeutet aber unweigerlich, in deren Fahrwasser zu landen und damit letztlich die Wiederholung solcher Formen der brutalsten Reaktion zu begünstigen.

Redaktion Neue Einheit

 

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