Internet Statement 2005-58
Die Abwegigkeit und Arroganz des Jörg Schönbohm Eine Welle der Empörung - wo aber kommt derartige Abwegigkeit her? 5.August 2005 Die Wellen auf die absurde Äußerung des CDU Innenministers von Brandenburg Schönbohm, daß die Proletarisierung der ländlichen Bevölkerung der DDR eine Ursache für solche Verbrechen wie den 9-fachen Kindesmord von Brieskow-Finkenheerd sei, sind hochgeschlagen und es gibt zahllose Reaktionen von allen Seiten. Die Nachricht über diese Äußerung ging am 3.8. über den Rundfunk und man versuchte zunächst einmal bundesweit die Sache zu dämpfen und gar nicht groß zu behandeln. Aber die Welle der Empörung ging dann doch durch die ganze Republik und hat bis jetzt zu immer weiteren Diskussionen geführt. Und in der Tat kommt in der Äußerung von Schönbohm eine Arroganz zu Tage, deren Hintergründe man beleuchten muß. Die Reaktionen reichen von Zweifel an dem Verstand des Herrn Schönbohm über die Feststellung, er habe ein schlichtes Weltbild das ihn ungeeignet für ein Ministeramt erscheinen läßt, bis hin zu auch relativ vorsichtigen Worten, wie z.B. von dem Ministerpräsidenten von Brandenburg Platzeck (SPD). Die Behauptung, daß die Proletarisierung der ländlichen Bevölkerung in der DDR die Ursache für ‚Gewalttätigkeit’ sei, widerlegt sich offenkundig durch zahllose Meldungen, die in den letzten Jahren über die Ticker gegangen sind. Wie viele abscheuliche Morde und Verbrechen, auch an Kindern, sind denn in der restlichen Bundesrepublik gemeldet worden! Gab es nicht auch das abscheuliche Verbrechen von Dutroux und seinen wahrscheinlichen Hintermännern, die von den obersten Kreisen Belgiens gedeckt worden sind? Gibt es nicht einen massenhaften Kinder- und Mädchenhandel aus Osteuropa zu Gunsten von völlig eigensüchtigen, korrumpierten, wohlsituierten Bürgern und Kleinbürgern in der westlichen Bundesrepublik und in anderen westlichen europäischen Staaten? Es ist in der Tat eine Katastrophe, wie eingeengt und wie völlig selbstgerecht das Weltbild eines solchen CDU-Ministers in Brandenburg ist. Man kann sicherlich einiges an der Entwicklung der DDR, insbesondere in den letzten Jahrzehnten, kritisieren, aber eine solche Äußerung ist schlichtweg Unfug. In den westlichen Medien, insbesondere in der Regenbogenpresse, werden seit eh und je Verbrechen durch Sensationsberichterstattung aufgewertet, wird heimlich Propaganda dafür gemacht. Man erinnere sich an den abscheulichen Fall von Kannibalismus von vor kurzem, der von sensationslüsternen Journalisten und Redakteuren aufgewertet und von Leuten, die innerhalb der staatlich geförderten Kunstszene Ansehen und Unterstützung genießen, noch szenisch verarbeitet wurde. Der eigentliche Fall ist nicht nur der abscheuliche Kindesmord von Brieskow-Finkenheerd, sondern auch die völlig abgehobene Überheblichkeit, die in solchen Äußerungen wie der Schönbohms zu Tage tritt. Die Verbrechen haben allerdings soziale Ursachen und
hängen mit dem jeweiligen gesellschaftlichen System zusammen, in dem sie
passieren. Die abgefeimten Morde von Brieskow-Finkenheerd geschahen nach
der bisherigen Berichterstattung zwischen 1988 und 1999. Die ersten zwei
Fälle höchstens fallen also in die Zeit, als die DDR sich schon im Verfall
befand und der Ausverkauf dieses Landes bereits betrieben wurde. Alle
übrigen Mordfälle fallen in die Zeit der Bundesrepublik selbst. Es blieb nicht bei der absurden Bemerkung des Ministers Schönbohm. Denn wenn der PDS-Vorsitzende Bisky erklärte, auch in Westdeutschland gäbe es Verbrechen die nichts mit dem Kapitalismus zu tun hätten, dann redete er fast denselben Unsinn. Die Verbrechen im Westen haben sehr wohl etwas mit dem Kapitalismus und der gesellschaftlichen Verwahrlosung zu tun. Und wenn viele Bürger beobachten konnten, daß auch die
Justiz in einer merkwürdigen Weise schwere Verbrechen nicht ausreichend
bestraft und in vielen Fällen von Vergewaltigung und abscheulicher sittenwidriger
Verbrechen, wie etwa der Kannibalenfall, der noch nicht einmal als Mordfall
behandelt wurde, dann weiß man, daß es hier auch eine indirekte Förderung
von Verbrechen gibt. Auf diesem Hintergrund muß man erst richtig sehen, welche
Arroganz darin liegt, die Vergenossenschaftlichung der ländlichen Bevölkerung
der DDR als Ursache für die abscheulichen Verbrechen zu bezeichnen, die
heute auch auf dem Gebiet der neuen Bundesländer passieren, nachdem dort
15 Jahre lang alles im kapitalistischen Sinne umgewälzt und auf den Kopf
gestellt worden ist. Schönbohm kommt aus der Berliner CDU. Schon in der Zeit
vor einigen Jahren war die Korruption in dieser Partei so augenfällig
geworden, daß sie von ihr selbst nicht mehr verheimlicht werden konnte.
Da hörte man einige von ihnen urteilen, daß sie, die CDU-ler und ihre
Klientel in dem früheren westlichen Teil von Berlin, korrupt waren und
sind, falle unter die Verantwortung der DDR. Diese sei schuld durch die
von Ihnen geschaffene Sonderlage von Berlin-West, daß sie so tief gefallen
seien. Es gehört einiges an Verfall zu einer solchen Darbietung, es zeigt
Qualitäten, die bei einem Nichts liegen. Redaktion NE
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