Internet Statement 2007-35
Zum 1. Mai Sich international ausrichten! Klas Ber, 28.4.07 Die Belegschaften hier, alle Beschäftigten oder auch Arbeitslose, wie auch große Teile der Bevölkerung sehen sich einem ständigen Druck ausgesetzt, ihnen wird eine Verschlechterung nach der anderen diktiert – auch wenn es allenthalben zu Protesten, Widerstand, Streikaktionen usw. kommt. In einigen Bereichen, z.B. der sog. Zeitarbeitsbranche, wo teilweise Löhne gezahlt werden, die nicht einmal mehr zum Leben ausreichen, sind die Grenzen des Erträglichen für die Menschen schon überschritten. Die Auspressung wird immer weiter auf die Spitze getrieben, und es ist einfach eine Notwendigkeit, mit einem wirklich entschiedenen Auftreten und organisiertem Kampf politisch und gewerkschaftlich dagegen vorzugehen. Dabei wird man nur vorankommen, wenn auch die KollegInnen in den anderen Ländern unterstützt werden und wir uns in den Kämpfen mit ihnen zusammenschließen. Wenn man da nun den Aufruf des DGB und der Gewerkschaftsführung
für ihre 1.Mai-Veranstaltungen in die Hand bekommt, so denken die
nicht mal daran, für solch einen notwendigen Kampf zu stehen. Nicht
einmal Erwähnung findet auch nur irgend etwas vom Internationalismus
der Arbeiter in diesem Aufruf. Der DGB jammert „Die zunehmende Privatisierung sozialer Sicherung
und die ausufernde prekäre Beschäftigung stellen die Lebensperspektiven
von Millionen Menschen in Deutschland und Europa immer mehr in Frage“,
statt daß wirklich konkret mit einer Organisierung länderübergreifender
gemeinsamer Kämpfe hier in Europa dagegen gehalten wird. Wo sind
z. B. an diesem 1.Mai die gemeinsamen Kundgebungen mit internationalistischem
Charakter, die es ja durchaus auch schon mal gegeben hat, um den Zusammenschluß
voranzubringen? Mag das Kapital auch von Land zu Land wandern um neue Ausbeutungsmöglichkeiten zu finden und den Ansprüchen der ArbeiterInnen aus den Ländern hier zu entgehen versuchen, dabei entsteht mit der sog. Globalisierung auch weltweit eine größere Arbeiterklasse, die ihrerseits beginnt für ihre Rechte zu kämpfen. Der Klassenkampf wird sich auch dort entwickeln, wird weiter gehen. Zum Beispiel haben die Petersburger Fordarbeiter, die im Februar trotz
gerichtlichem Verbot in den Streik traten, 14 und 20 Prozent mehr Lohn
und Gehalt und weitere Sozialleistungen durchgesetzt. Kürzlich haben
die KollegInnen bei Skoda in Tschechien eine Lohnerhöhung von 12,7
Prozent durchgesetzt. Dabei spielte die sich entwickelnde gegenseitige
Unterstützung über die Ländergrenzen hinweg eine Rolle.
Und dies sind nur zwei Beispiele. Zufall sind solche Dinge bei der Gewerkschaftsführung allerdings nicht, sondern rühren aus den Verknüpfungen mit höchsten, auch internationalen Finanzkreisen. Zum Beispiel kam erst kürzlich folgende Meldung: Union Network International (UNI), ein internationaler Gewerkschaftsverband, zu dem auch ver.di gehört, hat sich in die Auseinandersetzung bei der Deutschen Telekom eingeschaltet. Bekanntlich sollen bei der Telekom nicht weniger als 50.000 Mitarbeiter aus dem Konzern ausgelagert werden und künftig zu radikal verschlechterten Bedingungen arbeiten. Als ein Haupttreiber dieser asozialen Umstrukturierung wird der internationale Finanzinvestor Blackstone genannt, ein Großaktionär der Telekom, und demgegenüber hat nun Philip Jennings, der Generalsekretär des Gewerkschaftsverbandes UNI, in einem Brief an die Blackstone-Führung gedroht, die Milliarden von Pensionsgeldern, die UNI-Gewerkschaften in Fonds von Blackstone gesteckt haben, zu überdenken. "Wenn wir über Optionen für Investitionen in Fonds entscheiden, dann könnten wir sehr wohl empfehlen, dass Blackstone nicht mehr berücksichtigt wird", heißt es im Scheiben von Philip Jennings an Blackstone. Ein kleiner Einblick, wie Finanzkonzerne, die hier und weltweit an der Zerschlagung von Produktionsbetrieben und der skrupellosen Auspressung von Belegschaften beteiligt sind, mit Gewerkschaftsgeldern gefüttert werden, und wie sich Gewerkschaftsführungen selbst finanziell vom Erfolg solcher Finanzhaie bei der internationalen Auspressung abhängig gemacht haben. Die Umverlagerung von Gewerkschafts-Milliarden in andere derartige Fonds würde an dieser Abhängigkeit nichts ändern. Mag sich die DGB-Führung selbst vor dem Kapital und inbesondere dieser Art von Finanzkapitalismus erniedrigen, Gesellschaftsverhältnisse, in denen derartige Kreise bestimmen, gehören bekämpft und abgeschafft. Diese Zielsetzung gehört zum gewerkschaftlichen Kampf dazu. Dann hat er Perspektive. Viele KollegInnen aus den Gewerkschaften werden, weil sie ehrlich um
die Dinge bemüht sind und es eben auch keine andere Organisation
für die ArbeiterInnen hier gibt und es ganz ohne Gewerkschaften noch
ganz anders aussehen würde, an den Kundgebungen teilnehmen.
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