Internet Statement 2007-45

 

Demonstration der streikenden Telekom-Beschäftigten in Duisburg

Walter Grobe 24.5.07     

In Duisburg fand am Vormittag des 23.5.2007 eine Nordrhein-Westfalen-weite Streikdemo der Telekom-Beschäftigten statt. 3.500 Kolleginnen und Kollegen, die meisten mit Bussen aus den verschiedenen Standorten gekommen, demonstrierten in einem beeindruckenden Zug durch die Innenstadt, der manchmal von Passanten beklatscht wurde, und hielten vor dem Rathaus eine Kundgebung mit zahlreichen Redebeiträgen ab. Auf der Demo wurden neben den Ver-di-Fahnen auch zahlreiche selbstgemachte Transparente und Schilder getragen, die vor allem die Rücksichtslosigkeit des Telekom-Vorstandsvorsitzenden Obermann gegenüber den Mitarbeitern, die Gefahren ihrer Verarmung und die Kurzsichtigkeit des Managements angriffen.

Einige Transparente wiesen auf die Gefahr für das Bestehen des Telekom-Konzerns überhaupt hin und sahen auch andere große deutsche Konzerne wie Siemens und E.on, die Wirtschaft überhaupt in Gefahr, wenn die Telekom jetzt falle.

Die Reden der Ver.di-Funktionäre aus den Betrieben und dem Gewerkschaftsapparat hatten den Tenor: Wir lassen uns nicht bieten, was Obermann verlangt, und streiken weiter, jedenfalls bis der Vorstand ein Verhandlungsangebot auf den Tisch legt, das „auf Augenhöhe“ verhandelt werden kann. Immer wenn festgestellt wurde, daß Streik und Solidarität der Weg sind, war der Beifall am stärksten. Die eigenen Mindestanforderungen an eine Verhandlungsgrundlage wurden von den Redner allerdings nicht sehr konkret benannt. Es war die Rede von der Erhaltung des gegenwärtigen Vergütungsniveaus und einer Ausgliederungs-Absicherung.
Insgesamt verfolgten die Streikenden sehr konzentriert die Reden und begleiteten sie ständig mit Beifall- und Mißfallenskundgebungen.

Einige Streikführer aus einzelnen Niederlassungen berichteten, daß ihre Vorgesetzten angestrengt versuchten, Mitarbeiter zum Streikbruch zu pressen oder zu ködern. Es prasselten die Schreiben auf Mitarbeiter, mit denen ihnen in illegaler Weise mit arbeitsrechtlichem Druck gedroht werden, sollten sie sich nicht zu sog. Notdiensten bereiterklären. Mit Geldbeträgen werde gelockt. Die Redner berichteten auch von ihrem Eindruck, daß solche Pressionen wenig erfolgreich seien, und zeigten sich optimistisch, den Streik halten und ausweiten zu können.

  Verschiedentlich wurde von Repräsentanten aus dem Gewerkschaftsapparat versprochen, sich für mehr praktische Solidaritätsmaßnahmen aus weiteren Telekom-Branchen und aus den anderen Fachbereichen von Ver.di einzusetzen.

Als die Vorsitzende der NRW-SPD, Hannelore Kraft, gesprochen hatte - die einzige Politikerin, der Gelegenheit zu einer Rede gegeben wurde -, stellte der nächste Ver.di-Redner recht deutlich fest, daß seine Kollegen sich von allen Parteien „verarscht“ fühlten. Solche Äußerungen, wie sie Kraft gemacht hatte: wir als SPD haben auch Fehler gegenüber den Beschäftigten gemacht, seien zu nichts nütze. Einzig interessant sei die jetzige reale Unterstützung für die Belange der Streikenden. In dieser Beziehung allerdings war der Beitrag von Kraft sehr unbestimmt gewesen: sie hatte zwar den Streikenden in sehr allgemeiner Weise Mut und Energie gewünscht, aber nicht gesagt, welche Kampfziele sie unterstütze. Ihre Rede nutzte sie hauptsächlich zur Werbung für die SPD und deren aktuelle Ziele, namentlich den Mindestlohn.

Die Stimmung war eindeutig für weiteren Kampf und seine gute Organisierung.

 

 

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