Internet Statement 2007-53
Die Trauerfeierlichkeiten für Kristina Hani am 16.Mai - der Fall wird nicht vergessen! Hartmut Dicke
Am Mittwoch den 16.5.2007 fand unter großer Anteilnahme die Beerdigung
der ermordeten Schülerin Kristina Hani statt. Unmittelbar nach dem
Anlaß gab es bereits eine Reihe Presseberichte darüber. Ich
füge diesen Bericht nach, es ist wichtig, daß neben den großen
politischen Angelegenheiten auch diese zahlreiche Mitbewohner in Neukölln
und Kreuzberg bewegenden Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten oder
verdrängt werden. Die Feier in der überfüllten Kapelle wurde von den Angehörigen
und Bekannten von Kristina selbst gestaltet. Ein Rapper trug ein selbst
komponiertes Lied über die Verstorbene vor. Wir kennen die Täter und die näheren Umstände des Geschehens
nicht, aber wir kennen jene gesellschaftliche Szene, die seit Jahren jeden
Tag an den einschlägigen Orten 13 bis 14 jährigen Jugendlichen
ihren Stoff verkaufen, ohne daß der Staat dem mit den notwendigen
Maßnahmen begegnet. Und wenn jemand einschreitet, so kann er mit
hoher Wahrscheinlichkeit gewiß sein, daß dies noch durch gewisse
höhere staatliche Organe unterlaufen wird. Seit Jahren steht die
Justiz am Pranger, weil sie selbst überführte Dealer nach kurzer
Zeit laufen und weiterwirken läßt. Der Verkauf von „Stoff“
an Jugendliche konnte am hellichten Tage laufend an verschiedenen Punkten
beobachtet werden. Vor fünf Jahren versuchten Anwohner und Lehrer aus den umgebenden Schulen mit der „Putzaktion“ in der Hasenheide die Dealer-Szene zu verunsichern, aber diese ließ sich einfach durch solche harmlosen Aktionen nicht beeinflussen, und sobald man weitergehen will, und es auf einen ernsthaften Konflikt ankommen lassen will, stößt man auf das Problem, daß der Bürger selbst in die staatliche Gewalt eingreift, was unter den heutigen rechtlichen Bedingungen nicht zulässig ist. Die rechtlichen Bedingungen aber sind geprägt durch Behörden und Justiz, über die wir die vorgenannte Feststellung treffen konnten. Das wirft die Fragen auf nach den politischen Kräften, die sowohl in der Verwaltung, den Behörden wie auch der Justiz stecken. Was treiben oder begünstigen sie letztendlich seit Jahren? Das Land hat schon so wenige Kinder und dann wird noch ein Teil von ihnen diesem Moloch ausgeliefert?! Der Fall von Kristina rüttelte die Öffentlichkeit auf. Er zeigt, was in der Spitze der Pyramide des Verfalls hier möglich ist. Kommen die Jugendlichen mit dieser Szene in Verbindung, werden einige von ihnen direkt abhängig von Rauschgiftdealern und geraten in deren Schuppen und versteckte Treffpunkte. Was dort passiert, ist Sklaverei und Zerstörung ihrer Persönlichkeit in dieser oder jener Form. Wir können der Familie ihre Tochter oder Schwester nicht wiedergeben. Aber wir haben die Verpflichtung, endlich die Beseitigung dieser Verhältnisse zu erwirken, wie auch die Verpflichtung, diejenigen, die dies durch die Hintertür fördern, so weit wie möglich in den Arm zu fallen und ihre weitere Verfolgung in der Zukunft zu erwirken.
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