Internet Statement 2008-44
Wenn sich der Bock zum Gärtner macht - zu aktuellen Fragen der gegenwärtigen Lage 13./25. Oktober 2008 Was hier vorliegt ist doch, daß dieser Staat, dessen Haushalt mit 1560 Milliarden Euro Schulden belastet ist, deren Gesamtvolumen sekündlich um 474 Euro wächst, sich erdreistet, ein Drittel von dieser gigantischen Summe in das gleichfalls marode und korrupte Bankensystem zu pulvern. Dieser absurde Vorgang wird in der Öffentlichkeit kaum behandelt. Es ist doch so, daß die Banken untereinander sich „nicht mehr trauen“, wie es heißt, und sich kein Geld mehr leihen, daß sie dem Staat aber durchaus weiter Geld leihen. Warum aber tun sie das, warum trauen sie dem Staat mehr als anderen Banken? Deswegen, weil dahinter die gesamte Bevölkerung steht, die auf diese Weise in die Pflicht genommen wird, und zwar nicht für Jahre, sondern für Jahrzehnte und länger. Die Verschuldung reicht inzwischen bis weit in nächste Generationen hinein. Das heißt, im Grunde werden die Massen mehrfach abgeschröpft,
nicht nur zum zweiten sondern sogar zum dritten Mal. Erst mal werden die
Werktätigen mittels der Ausbeutung abgeschröpft, über das
Mehrprodukt, welches sich angeeignet wird. Zweitens werden sie abgeschröpft
über die Steuern, die an den Staat gezahlt werden müssen. Und
hier werden sie jetzt noch mal abgeschröpft, indem sie auch noch
dafür gerade stehen sollen, daß dieser Staat weitere Schulden
u.a. bei eben diesem Bankensystem, welches jetzt Bankrott ist, bzw. davor
steht, machen muß, indem er ihnen einen Teil davon jetzt in den
Rachen stopft, so daß im Grunde die Krise und der Zusammenbruch
nur auf die etwas längere Bank geschoben werden auf diese Weise.
Und man kann wirklich absehen, daß es (und das ist nicht allzu weit
weg) zusammenbricht und es dann zum ganz harten Zusammenstoß kommen
wird. Für diesen Zusammenstoß muß man sich natürlich
wappnen, und auf diesen Zusammenstoß richten sich auch die Bourgeoisie
und die herrschende Klasse ein. In diesem Zusammenhang sind auch solche
Entscheidungen wie die Sache mit der Bundeswehr (Einsatz im Innern) zu
sehen. Dieser Mechanismus trifft im Prinzip für sämtliche (westlichen) kapitalistischen Staaten zu, sowohl die europäischen als auch die USA selbst sind von Staats wegen höchst verschuldet. Wie kann aber ein Höchstverschuldeter einem anderen Geld leihen, was er sich umgekehrt selbst wiederum leihen muß, bzw. selbst einen Wechsel auf die Zukunft ausstellen muß, und zwar für zig Milliarden? Im Grunde verleiht der imperialistisch-kapitalistische Staat hier Geld, das er selbst überhaupt noch gar nicht hat und auch gar nicht haben wird, weil er selbst erst mal die Milliarden von Schulden abtragen müßte, um daran zu kommen und real darüber zu verfügen. Denn gegenwärtig verfügt er nur über Schulden, denn die Steuerzahlungen wandern ja alle in den riesigen Ausgabenfond und das heißt auch in die Abzahlung. Das Bankensystem, welches im Grunde auf seine Art eine ähnliche Verfahrensweise betrieben hat, nämlich mit Geld zu spekulieren, dessen realer Wert gleich Null ist, soll jetzt von dem Staat diesen Wert ersetzt bekommen, auf Kosten der Steuerzahler, deren Zahlungen diesen Wert aber ebenfalls nicht decken und auch nicht decken können. Das heißt, das ganze Problem wird jetzt zusätzlich von einzelnen privaten Institutionen auf den Staat verlagert, bleibt aber im Wesen identisch. (Es werden im Grunde hier Seifenblasen hin und her geschoben.) Leute, die so etwas planen und betreiben, haben irgendwie im Hinterkopf, daß sie sich das (reale) Geld auch noch irgendwo anders holen werden. Und wo wird das sein? Was kann, wenn überhaupt, nur zu einem sogenannten „Sanierungsschub“ für sie führen? Es stellt sich hier wirklich die Frage, ob das nicht nur wieder mal ein imperialistischer Krieg in größerem Ausmaß sein kann. Von der eigenen Bevölkerung läßt sich das Geld nur in dem Maße wieder zurückholen, als diese selber produktiv ist, denn nur da, wo Produktion ist und Werte geschaffen werden, läßt sich tatsächlich etwas abschöpfen, auch steuerlich. Sogenannte „Einsparungen“ innerhalb des Staatshaushaltes allein, z.B. bei wesentlichen öffentlichen Aufgaben für die Bevölkerung sowie natürlich den „Sozialleistungen“, die selbstverständlich nicht auf sich warten lassen werden, können es allein nicht bringen. Sie stellen ja keinen realen Wertzuwachs dar. Also muß man sich nach anderen Möglichkeiten umsehen, und dazu gehören für diese Kreise selbstverständlich auch andere Völker, indem dort die Ausbeutung verschärft betrieben wird. Aber so einfach ist das auch nicht mehr, denn es gibt die Konkurrenz. Und es gibt den Faktor, daß sich diese anderen Völker längst in einem andern Stadium befinden als vor neunzig oder hundert Jahren z.B., oder auch vor 70 Jahren, und die selbst auf ihre eigene Entwicklung wert legen und sich das, was sie errungen haben, nicht einfach wegnehmen lassen werden. Außerdem sind sie selbst zum großen Teil von zumeist kapitalistischen Ausbeutercliquen beherrscht, die sich das natürlich auch nicht gefallen lassen werden. Das heißt, militärische Zusammenstöße größeren Umfangs sind im Grunde vorprogrammiert, sind unvermeidlich und werden mit Sicherheit kommen, sofern die Massen in diesen Ländern und natürlich auch in allen anderen Ländern nicht durch revolutionäre Unruhen eine andere Situation erzwingen. Es ist aber eine materielle Tatsache, daß dieses Land, ebenso wie
andere europäische kapitalistische Länder, erst recht natürlich
die USA, jahrzehntelang die eigene Bevölkerung mittels der aus den
anderen Völkern herausgezogenen Extraprofite über die wahren
Verhältnisse hinweggetäuscht und hingehalten haben. Das ist
das, was jetzt aufzubrechen begonnen hat und zu Unruhe unter den Massen
führt. Die gegenwärtige kapitalistische Krise ist nicht nur eine globale Krise, sie ist auch ein Offenbarungseid des ganzen kapitalistischen Systems, und sie wird mit Sicherheit den revolutionären Entwicklungen auf der ganzen Welt einen riesigen Anschub geben Zugleich ist es aber unvermeidlich, den unterschiedlichen Gegebenheiten in den verschiedenen Regionen und Ländern auf der Welt Rechnung zu tragen und sowohl die Vorzüge als auch vorhandene Schwächen korrekt zu erkennen, um daraus die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen. In Bezug auf (west)europäische Verhältnisse bedeutet dies konkret, daß zum einen hier natürlich die immer noch große Konzentration von Industrie und Industrieproletariat eine erhebliche Chance für den Sozialismus und dementsprechende Gefahr für das kapitalistische System darstellt, welche sicherlich im Zuge der Verschärfung der Gegensätze zum Ausbruch von Massenbewegungen führen wird. Auf der anderen Seite jedoch wäre es verkehrt und gefährlich, vor den Schwächen der hiesigen Situation die Augen zu verschließen. Die Schnelligkeit der revolutionären Entwicklung hierzulande und
auch in den anderen europäischen Ländern ist in gewisser Weise
offen. Eine revolutionäre Situation erfordert Massen, die dazu bereit
sind, erfordert, wie es einmal richtig ausgedrückt wurde, eine Situation,
in der die herrschende Klasse nicht mehr so leben kann und die unterdrückte
Klasse nicht mehr so leben will. Und ob sich das hier zum Beispiel ohne
internationale Unterstützung, ohne die Unterstützung revolutionärer
Schübe in anderen Teilen der Welt schnell genug entwickelt, nachdem
Jahrzehnte lang das durch Stagnation und Abbau ausgetrocknet worden ist,
ist fraglich Das, was größere Teile der Menschen hierzulande beunruhigt,
auch in den anderen europäischen Ländern, ist, daß der
gegenwärtige Status eines relativ friedlichen Lebens mit einem noch
relativ ausreichenden Einkommen sich ändern könnte und vielleicht
ganz zusammenbrechen könnte. Das reicht aber für eine revolutionäre
Stellung überhaupt noch nicht aus. Im Gegenteil, das kann sogar gefährlich
sein, weil derartige Schichten, insbesondere kleinbürgerliche, immer
anfällig sind für rechte Propaganda, für egoistische und
letztlich sogar rassistische Propaganda, die genau die ganze Verzweiflung
und Wut dann gegen andere Völker lenken soll, was den imperialistischen
Absichten, solche Kriege im o.g. Sinn zu führen, entspricht. Und
große Teile der Arbeiter sind immer noch mehr oder minder von gegenüber
dem Staat unterwürfigen und bewußtseinsmäßig nach
hinten zerrenden gewerkschaftlichen Institutionen, die selber mit dem
kapitalistischen Staatsapparat verbunden sind, stark beeinflußt.
Diese Fessel muß auch durchbrochen werden. Was bedeutet zum Beispiel der Fakt, daß China z.B. in den letzten Jahren zig Staatsanleihen von den USA aufgekauft hat? Das kann z.B. bedeuten daß in dem Moment, wo die USA sich das gerne wiederholen möchten (obwohl eigentlich umgekehrt China den Anspruch gegenüber den USA stellen könnte), sie dieses auch tun werden, und zwar nicht unbedingt mit friedlichen Mitteln. Da die revisionistische Clique in China aber selber auf einem Pulverfaß sitzt, wird das sicherlich auch zu Möglichkeiten für die USA führen. Und sie werden sie nutzen, sofern die revolutionäre Entwicklung dort ihnen nicht schnell genug zuvor kommt..
Natürlich werden sich in zunehmendem Maße auch noch neue revolutionäre
Kräfte entwickeln, das wird sicher durch die weitere Verschärfung
der Lage in einem ganz anderen Umfang erzwungen werden als es bislang
der Fall ist. Um so wichtiger wird es dann sein, daß diese selbst
die Erfahrung und das Wissen sich aneignen, dem Druck standzuhalten und
sich mit den revisionistischen Kräften auseinanderzusetzen - und
zwar erfolgreich. Wenn das nicht passiert und die letzteren die Oberhand
gewinnen sollten, dann kann auch eine Situation entstehen, auf die sich
sicherlich Revisionisten vom Schlage Putin/Medwedew etc. längst vorbereitet
haben, wo sie sich in die Hände klatschen, um das dann einzukassieren.
Da kann es dann durchaus von Belang sein, was für bürgerliche
Kräfte hier auch noch existieren, die beispielsweise nicht geneigt
sind, dem nachzugeben.
Zur Frage der Aneignung der privaten Produktionsmittel oder auch der Banken durch den Staat Hier stellt sich immer die Frage, in welcher Form dies geschieht, was sozusagen wesens- und klassenmäßig dahinter steht? Es stellt sich die Frage, um was für einen „Staat“ es sich handelt, um was für eine Staatsmacht oder auch zukünftige Staatsmacht, um was für eine Bewegung, die diese trägt. Handelt es sich um den kapitalistischen Staat selbst, der dieses betreibt, ist das Resultat niemals ein revolutionäres Staatswesen im Interesse der Massen, sondern eine Art Staatskapitalismus und Revisionismus. Obendrein ist es Betrug, da der jetzige kapitalistische Staat selbstverständlich nicht nur das System der privaten Aneignung der Produktion und die Ausbeutung dermaßen schützt, sondern selber durch Tausende von Fäden der Korruption, Vorteilsname und nicht zuletzt illegaler und krimineller Machenschaften mit dem ganzen Banken- und Finanzwesen verbunden ist. Das zeigt die ganze praktische Erfahrung der Vergangenheit und Gegenwart und dafür gibt es zahlreiche, teils schon öffentlich bekannte, Belege. Darüber hinweg zu decken, wie das zum Teil Vertreter der sog. Linken hier tun, und blauäugig zu fordern, die Banken müßten „verstaatlicht“ werden, ohne dazu zu sagen, daß dies nur mit einer gewaltsamen Umwälzung, die von den Massen getragen wird, zu vollziehen sein wird, ist Betrug. Eine solche sog „Enteignung“ von privaten Produktionsmitteln oder auch von Banken durch den bestehenden kapitalistisch-imperialistischen Staat, so wie es jetzt auch gewisse angebliche Linke fordern um das Aufreißen dieser Gesellschaft durch die jetzige Krise wieder abzumildern, ist ein glatter Betrug und kann niemals in eine wirklich soziale Gesellschaft führen. Wer soll denn dieses sog. Staatseigentum dann kontrollieren? Wer soll die Korruption und die faulen Machenschaften zwecks persönlicher Bereicherung bekämpfen und verhindern? Es gibt kein sog. friedliches Hinüberwachsen in eine sozialistische Gesellschaft, wie diese Kräfte es glauben machen wollen. Es gibt nur eins, nämlich daß sich eine echte Massendemokratie entfaltet, eine wirkliche Mehrheit, die den Ausbeutern ihren Willen aufzwingt. Und das funktioniert unter den heutigen Bedingungen der internationalen Ausbeutung eben nur in Verbindung mit der Entwicklung internationaler Demokratie, mit der Entwicklung revolutionärer Massenbewegungen auf der ganzen Welt. Was nicht heißt, daß nicht auch in einzelnen Ländern revolutionäre Entwicklungen zum Erfolg gelangen können.
Haben wir heute eine Situation wie 1918? Die heutige Lage unterscheidet sich, zumindest was Europa und unser Land betrifft, doch in einigen wesentlichen Punkten ganz erheblich von der Situation im November 1918, an die zu erinnern sicher nicht falsch ist, da sie sich gerade zum 90sten Mal jährt. Damals hatten die Massen mit der Situation eines mehrjährigen, verheerenden
und zerstörerischen und auch demoralisierenden imperialistischen
Krieges zu tun Heute haben wir eher eine relativ friedliche und in gewisser
Weise „satte“ Periode - jedenfalls für breite Schichten
in unserem Land - von 40 bis 50 Jahren hinter uns, trotz der Ausbeutung
,die natürlich auch hier weiter existiert hat und existiert. Heute ist es noch erheblich anders. Erst mal haben wir es damit zu tun,
daß dieses Land durch den verbrecherischen Nazifaschismus, der u.a.
eine Art „Arbeiterbewegung“ in Perversion simulieren sollte
und dies zum Teil auch getan hat, vor allem natürlich indem er im
Sinne der äußersten Reaktion mit der tatsächlichen kommunistischen
Widerstands- und Massenbewegung in unsäglich blutiger Weise abrechnete,
einen erheblichen Knacks erhalten hat, und sich davon erst mal erholen
mußte. Durch die revolutionären Unruhen in den sechziger Jahren
konnten sich wieder organisatorische Ansätze einer wirklichen revolutionären
Massenbewegung auf dem Boden des Marxismus entwickeln, aber diese haben
es sehr schwer damit, hier durchzukommen. Es gab und gibt eine vielseitige
Kontrolle derartiger Organisationen oder organisatorischer Ansätze
der revolutionären Massenbewegung durch die Bourgeoisie und ihren
Staat, und vor allem gab es den Rückschlag durch die „grüne“
Verzerrung der Massenbewegung, die bis heute anhält. Diese ganzen
Faktoren kann man überhaupt nicht außer Acht lassen, wenn man
von einer Vergleichbarkeit der heutigen Lage mit der von 1918 spricht. Maria Weiß 13./25.Oktober 2008
|