Internet Statement 2009-07



Zum Amoklauf von Winnenden
   
Notwendig ist die Analyse der gesellschaftlichen Ursachen

Walter Grobe, 12.03.2009    

Diese Untat erfolgte offenbar aus der Mitte jener wohlhäbigen Spießergesellschaft heraus, die man überall in diesem Lande antrifft – die es sich selbst verbietet, die kapitalistischen Grundwidersprüche zum Thema zu machen und sich daher auch eine befreiende Auseinandersetzung mit dem nicht leisten kann, was Jugendlichen in der Schule, der Ausbildung, den Medien und im alltäglichen gesellschaftlichen Umgang angetan wird. „Unauffällig“ sei der Täter gewesen, hatte es zunächst geheißen. Zur „Unauffälligkeit“ sind in der Tat viele gezwungen durch diese Sprachlosigkeit gegenüber den elementaren Gemeinheiten des Kapitalismus, der Bedrängnis durch die verfallende kapitalistische Gesellschaft. Dann wurde gemeldet, er sei wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung gewesen, eine weitere inzwischen häufige Erscheinung des gesellschaftlichen Drucks dieses Kapitalismus und seiner Krise. Mörderische Exzesse gehören zwangsläufig zur Kehrseite des kapitalistischen Drucks und des Denkverbots. 

Bestürzungsbekundungen befreien niemanden vom Zwang zur Analyse der gesellschaftlichen Ursachen. Sie helfen den Angehörigen und Betroffenen ebensowenig wie der Gesellschaft. Was soll man auch von den Sätzen der offiziellen Sprachrohre desjenigen Systems halten, auf das diese monströse Tat direkt und indirekt zurückverweist? Mehr noch: wir leben in einer sich rasant entwickelnden Wirtschaftskrise, die dabei ist, ganz andere Größenordnungen von Mitmenschen in den Orkus zu stoßen, einer Wirtschaftskrise, die von den offiziellen Sprachrohren wie Oettinger, Köhler oder Merkel sehenden Auges mitverantwortet wird. Wir leben in  einer Krise des Kapitalismus, die in den verschiedenen Staaten die geheimdienstlichen Mordlisten zur Beseitigung von Oppositionellen in die Zehn- und Hunderttausende anschwellen läßt, die in den Köpfen so mancher kapitalistischer Strategen Konzepte des Massenmords zwecks drastischer Reduzierung der Weltbevölkerung und insbesondere aufbegehrender Volksmassen reifen läßt. Auch sieht man in solchen Kreisen es als ein Mittel, unter den Massen selbst Terror anzustacheln und ein entsprechendes Klima zu schaffen. Von daher sollte man übrigens bei solchen Verbrechen auch danach fragen, ob es vielleicht Hinterleute und Anreizer gegeben hat, Verbindungen zu Schichten des Staates oder terroristischen Untergrundzirkeln.

Wenn man die Untat von Winnenden vor dem dichten Hintergrund der gesellschaftlichen Widersprüche analysiert, die sich mit der Krise des Kapitalismus weiter verschärfen, dann wirkt sie nicht mehr so unerklärlich, dann kann sie auch nicht mehr so recht zur Ablenkung dienen.

 

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