Internet Statement 2009-10

 

Trügerische Bilder

Wie der Asse-„Skandal“ inszeniert wurde

Wassili Gerhard  19.04.2009      

Die Berichterstattung über das Endlager Asse II für schwach und mittel radioaktive Stoffe hat in jüngster Zeit große Wellen geschlagen. Da wurden immer wieder Bilder gebracht, die durcheinanderliegende, halb eingegrabene Fässer zeigten, man zeigte von der Decke tropfendes Wasser, das sich in Pfützen sammelt. Nebenan stehen die Fässer noch ordentlich in Reih und Glied; ,so müßte das aussehen’, denkt man spontan als Laie. Dazu spricht dann eine besorgte Stimme von Einsturzgefahr. „Umweltminister“ Gabriel trat dazu effektvoll auf und gab sich alle Mühe, mit scheinbar „seriöser“ Sorge dem ganzen offizielle Weihen zu geben. „Größter Gau“, Pannen, Schlamperei, heißt es. Natürlich kam der Betreiber, der zur Klärung des Sachverhaltes, gegen die Macht der Fernsehbilder, mehr Zeit bräuchte, als ihm in einem kurzen Fernsehstatement zugestanden würde, dabei nicht oder fast nicht zu Wort. Und die Bilder sind in Wirklichkeit trügerisch.

So ist im April 2009 zu diesem Thema ein interessanter Artikel, der eine größere Aufmerksamkeit verdient hätte unter dem Titel „Der Asse-„Skandal“ veröffentlicht worden (Anm.). Hier schreibt ein gewisser Lutz Niemann mit offenbar großem Detailwissen über das Thema Endlager Asse II und zeigt, daß hier in Wahrheit geschickt Stimmung gemacht wurde, um den Anschein eines Skandals zu erwecken und damit Wasser auf die Mühlen der Verfechter des Kernenergie-Ausstiegs zu leiten. Schwerwiegende Mängel gäbe es in Wahrheit nicht.

Niemann geht mit kühlem Sachverstand an diese Dinge heran und erklärt sie auf verblüffende Weise: Ein ehemaliges Salzbergwerk dieser Art ist in der Tat „durchlöchert wie ein Schweizer Käse“, fällt allmählich ein und „säuft ab“, wenn das unvermeidlich früher oder später eindringende Wasser nicht abgepumpt wird, das ist vorhersehbar und wurde auch vorhergesehen. Zentimeter für Zentimeter senken sich die Decken der in das Salz geschlagenen Hallen. Irgendwann wird die Deckschicht von einem halben Kilometer Erdreich die Hohlräume zusammendrücken, soweit sie nicht mit Wasser voll laufen. Verblüffend ist, was er zur Gefährlichkeit der eingelagerten Stoffe zu sagen hat, wenn sie dort unten bleiben:

„Die Fakten waren immer öffentlich zugänglich. Die Menge der heute in Asse gelagerten Radioaktivität (s. hierzu die Infobox) beträgt maximal 3 x 10 hoch 15 Becquerel [Bq]. Nach 140 Jahren, wenn das Nuklid mit der höchsten Aktivität zerfallen ist, werden es zwei bis drei Größenordnungen weniger sein, also weniger als 3 x 10 hoch 13 Becquerel. Betrachtet man dazu die Menge der endgelagerten Stoffe, so sind es im Wesentlichen je ca. 100 Tonnen Uran und Thorium sowie ca. 10 Kilogramm Plutonium (aus der Pilotwiederaufbereitungsanlage in Karlsruhe). Alle Abfälle sind verteilt auf die 125.000 Fässer, in den Fässern wiederum eingegossen in Beton oder Bitumen. Zur Beantwortung der Frage nach dem Gefährdungspotenzial vergleichen wir die Situation mit der natürlich vorkommenden Radioaktivität der in der Natur überall vorhandenen radioaktiven Stoffe Uran, Thorium und Kalium-40. Wir wählen zum Vergleich das Deckgebirge über dem Salzstock mit der Tiefe 500 Meter und der Flächenausdehnung 1 Kilometer mal 1 Kilometer, wie in der Skizze dargestellt. In diesem halben Kubikkilometer [km3] der Erdkruste befinden sich rund 4000 Tonnen Uran (= 10 hoch 14 Bq), 12.000 Tonnen Thorium (= 5 x 10 hoch 13 Bq) und 3500 Tonnen Kalium-40 (= 10 hoch 15 Bq), wenn man die Durchschnittskonzentrationen dieser Elemente in der Erdkruste zur Berechnung heranzieht.“ Und ein paar Zeilen weiter:
„Die endgelagerten Stoffe in der Tiefe werden also durch eine viel größere Menge von ebenfalls radioaktiven Stoffen im Deckgebirge überdeckt.“
(Lutz Niemann Der Asse-„Skandal“ auf Seite 45 der Zeitschrift Novo Nr. 99 vom 2.4.2009, eckige Klammern stehen so im Original.)

Zur Frage der „radioaktiven Lauge“, die sich in Pfützen sammelt führt Niemann aus:
Die teilweise festgestellten Konzentration von 2 Mikrogramm Uran pro Liter Wasser, erklärt er, sei ganz normal und könne auch bei anderem Wasser (Grundwasser, Trinkwasser, Mineralwasser, Meerwasser) vorkommen.

Auch zum Cäsiumgehalt anderer Wasserproben hat er eine verblüffende Erklärung:
Radioaktives Cäsium aus früheren oberirdischen Kernwaffentests und vom Tschernobyl-Vorfall findet sich überall an der Erdoberfläche und kann von dort mit dem Wasser durchsickern und sich in Pfützen durch Verdunstung angereichert haben.

-- Wie man sieht, der anscheinend so eindeutige Befund ist bei näherer Untersuchung gar nicht mehr so eindeutig. Aber auf den Laien macht es natürlich Eindruck, wenn von Pfützen voller radioaktiver Lauge die Rede ist. Bei der allgemeinen Verteufelung der Kernenergie gibt es eben auch ein weitgehendes Verschweigen der Tatsache, daß Radioaktivität Teil unserer natürlichen Umwelt ist und sich praktisch überall findet, weil ein Teil der Materie ständig radioaktiv zerfällt, sogar wir selbst sind Strahlenquellen. Uran z. B. findet sich im Wasser, im Erdreich, im Felsgestein etc.

, Aber man hat doch im Fernsehen gesehen, wie Fässer einfach abgekippt werden, statt sie ordentlich aufzustapeln wie nebenan...’ das könnte jetzt z. B. als Einwand kommen. Auch hier ist der Kommentar Niemanns verblüffend. Gerade die in Reih und Glied aufgestapelten Fässer werden irgendwann von der herunterkommenden Salzdecke zerdrückt werden, und das ist eingeplant. Bei den abgekippten Fässern dagegen werden die Hohlräume zwischen den Fässer mit fein gemahlenem Salzmehl verfüllt, das sich verfestigt, und so werden gerade diese nicht zerdrückt werden. Sie werden quasi wie „einbetoniert“ im Salz eingeschlossen. Es handelt sich schlicht um verschiedene Lagermethoden.

Gegen Ende liefert Niemann noch ein interessantes Detail: In der Vergangenheit unterstand das Endlager Asse der niedersächsischen Landesregierung, deren Ministerpräsident vier Jahre lang Siegmar Gabriel war. Von den angeblich so „katastrophalen Zuständen“ bemerkte er anscheinend in dieser Zeit nichts, aber jetzt, weil es ihm bei der Verteidigung des Kernenergie-Ausstiegsbeschlusses opportun erscheint, die Endlagerung als unmöglich hinzustellen, wird die Lagerung von Kernbrennstoffen dort als „ungelöstes Problem“ dargestellt.

Das ist sicher auch in dem Zusammenhang zu sehen, daß angesichts der schweren Wirtschaftskrise der Druck zunimmt, den Beschluß zum Ausstieg aus der Kernenergie, die Abschaltung effizienter, billigen Strom liefernder Kernkraftwerke, aufzuheben. Viele Länder wollen wieder neue Kernkraftwerke bauen, Schweden hat sogar seinen Ausstiegsbeschluß zurückgenommen, aber Deutschland leistet sich statt dessen teure „Windräder“, die nur mit massiven Milliardensubventionen arbeiten können. Da kam die Gelegenheit wie gerufen.

Der Betrug an der Bevölkerung hat hier ungeheure Dimensionen erreicht. Auf der einen Seite werden derartige Schauspiele wie in Asse veranstaltet. Auf der anderen Seite wird auch die Dimension der ungeheuren Subventionierung der sogenannten „Erneuerbaren Energien“ verdeckt. Die Subventionen für die Windräder, deren Strom effektiv eigentlich bei weitem zu teuer ist, um konkurrenzfähig zu sein, werden vor allem durch Zuschläge auf den allgemeinen Strompreis finanziert, was faktisch eine verdeckte Steuer darstellt, die von jedem und quasi auf fast alles erhoben wird, ähnlich wie einst der „Kohlepfennig“. Würden die Milliarden als Steuereinnahmen und als Subventionen im Bundeshaushalt stehen, sähe das Bild anders aus. Aber auf das Arbeiten mit Bildern, die einen irreführenden Eindruck vermitteln, verstehen sich solche Kräfte wie Gabriel.

_____________________________________________
Anmerkung: Lutz Niemann «Der Asse-„Skandal“», in der Zeitschrift Novo Nr. 99 vom 2.4.2009

 

www.neue-einheit.com                      www.neue-einheit.de