Internet-Statement 2010-01


Kommentar zur Meldung: „Wirtschaftskrise schönt Klimabilanz“

„Erfolgsmeldung“ aus welcher Sicht?

Wassili Gerhard 01.01.2010     

Vor kurzem hieß es in der Presse: „Wirtschaftskrise schönt Klimabilanz“, Deutschland habe 2009 die „Kyoto-Klimaschutzziele“ eingehalten bzw. übertroffen. Das heißt, die sogenannten „Treibhausgasemissionen“ wurden unter den Level von 21 % weniger als 1990 gebracht. Den letzten entscheidenden Sprung, durch den das Ziel dann endgültig erreicht wurde, machte man demnach gerade im Jahr 2009. So berichtete auch die Tagesschau vom 22.12.09 unter der Überschrift „Dank Rezession schafft Deutschland Klimaziele“ über diesen „Erfolg“:

„Als Folge der Rezession gelang [!] es, den Kohlendioxidausstoß um mehr als 25 Prozent unter den Referenzwert von 1990 zu senken. Damit erreichte die Bundesrepublik zum ersten Mal das ursprünglich bereits für 2005 zugesagte Klimaschutzziel. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen liegen die CO2-Emissionen in diesem Jahr um 27 Prozent unter dem Wert von 1990.

Deutlicher Rückgang der CO2-Emissionen

Gegenüber dem Vorjahr gingen infolge der Wirtschaftskrise allein die energiebedingten CO2-Emissionen 2009 um 7,7 Prozent zurück. Unter Berücksichtigung der Emissionen aus Industrieprozessen errechnete die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen sogar ein Minus von fast neun Prozent.

Hintergrund war in erster Linie der sinkende Energieverbrauch der Unternehmen und Privathaushalte. Der Primärenergieverbrauch ging gegenüber 2008 um 6,5 Prozent zurück und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit den 1970er-Jahren.“   
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„Deutschland erfüllt Kyoto-Protokoll

Aufgrund dieser Entwicklung erfüllt Deutschland in diesem Jahr auch Vorgaben des Kyoto-Protokolls zum Ausstoß von CO2 und fünf weiteren klimaschädlichen Gasen. Demnach war eine Absenkung der Emissionen um 21 Prozent bis 2012 vorgesehen. Der Rückgang werde in diesem Jahr tatsächlich bei "reichlich 28 Prozent" liegen, erklärte der Emissionsexperte der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, Hans-Joachim Ziesing.

Der Konjunktureinbruch mit einem Rückgang der Wirtschaftleistung um rund fünf Prozent habe den größten Rückgang der Emissionen seit 1991 bewirkt. Produktionseinbrüche in der Stahlindustrie trugen wesentlich dazu bei. Auch die Chemie- und Zementindustrie erzeugte weit weniger klimaschädliche Gase.“

(Tagesschau.de)

 

Diese „Erfolgsmeldung“ ist eine wirkliche Selbstentlarvung.

Auf was ist denn dieser „Erfolg“ begründet? Die systematische Verteuerung des Stromes in diesem Lande und die zunehmenden Verarmung großer Teile der Bevölkerung, die auf Hartz IV-Niveau existieren müssen und immer weiter in die Verelendung getrieben werden, ist da  zu nennen. Und nicht zuletzt natürlich die Wirtschaftskrise, das gehört doch hier an die erste Stelle gesetzt!  In Zeiten, in denen die Vernebelung vieler Hirne durch die Öko-Propaganda noch nicht diesen Grad erreicht hatte, wären die genannten Zahlen in erster Linie als katastrophale Zeichen dafür gewertet worden, wie ernst die Krise tatsächlich ist, hätte man händeringend Maßnahmen gefordert, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Heute gibt es allen Ernstes in wichtigen Mainstream-Medienorganen solche Meldungen über die gelungene „Reduktion der Treibhausgase“! Und niemand dort regt sich auf darüber. Eher geht das Bestreben noch dahin, die Länder, deren ökonomische Entwicklung nicht in diesem Maße ausgebremst ist, auch zur Bremsung zu veranlassen, wie kürzlich in Kopenhagen. Das war aber zum Glück nicht so erfolgreich wie erwartet.

Dabei sollten sich die Staaten, wo heute die Industrie enorm wächst, mal eine Scheibe abschneiden von der „vorbildlichen“ Bundesrepublik. (Spielen wir doch einmal Advocatus Diaboli und stellen wir uns auf einen solchen extremen Standpunkt.) Die hatte auch mal eine große Industrie, wo viel produziert wurde und viele Schlote rauchten (furchtbar!), wo Massen von Menschen in die Fabriken strömten. An allen Fabriktoren hingen große Schilder: „Wir stellen ein:“ Diese „schlimme Zeit“, damals erzwungen durch die Herausforderung einer sich ausweitenden gesellschaftlichen Alternative, ist gottlob anscheinend vorbei. Solche klimaschädlichen Ziele wie gesellschaftlicher Fortschritt und Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen der Menschen dominierten damals noch in der öffentlichen Diskussion. Heute ist es bis zu einem gewissen Grade gelungen, in der „öffentlichen Meinung“ andere „positive Ziele“ in den Mittelpunkt zu rücken. Dafür sitzen heute Millionen zu Hause auf Hartz IV-Niveau, sparen also Energie ohne Ende und belasten die Umwelt immer weniger mit ihrer Existenz, je verelendeter sie werden; sie sind doch also eigentlich  „Helden der Klimaschlacht“. Es gestaltet sich allerdings, wen wunderte es, als sehr schwierig, sie auch noch mit Stolz darauf zu erfüllen.

Aber der zitierte Bericht enthält noch nicht einmal die volle Wahrheit. Was hat denn die tolle „Treibhausgas-Emissions-Reduktion“ gerade in der Zeit seit 1990 (!) überhaupt so enorm gefördert? Doch vor allem die enorme Deindustrialisierung der Gebiete der ehemaligen DDR!   Das hat Deutschland nach den schon vorangegangenen Produktionsverlagerungen in der Bundesrepublik erst richtig zum Musterschüler beim Klimaschutz gemacht.

Aber andere sind noch besser. Rußland z.B. hat heute sogar eine CO2-Reduktion um 34% unter den Stand von 1990. Aber die Menschen dort sind nicht so froh über diese Entwicklung. Würde man in Rußland schreiben: „Wirtschaftskrise schönt Klimabilanz“ (Überschrift im Tagesspiegel), würde  das eventuell nicht so gleichmütig hingenommen werden. Dort brach in großem Umfang die Industrie zusammen, die Armut und Verelendung ist größer, die Bevölkerung schrumpfte und es sank sogar die durchschnittliche Lebenserwartung (bei Männern auf durchschnittlich 59 Jahre).  Was für eine „Verbesserung der Klimabilanz“.

 

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