Internet Statement 2010-22
Bundespräsident Horst Köhler - für eine imperialistische Interessenspolitik auch mit militärischem Einsatz, aber auch für die reaktionäre "ökologische Revolution" eingetreten - ist abgetreten
und das ist überhaupt nicht bedauerlich. Kurz nach 14 Uhr geht die Meldung durch die Nachrichten, daß Horst Köhler mit sofortiger Wirkung vom Amt des Bundespräsidenten zurücktritt. Nur wenige Zeit danach tritt er dann selbst mit seiner kurzen Rücktrittserklärung vor die Presse und die Öffentlichkeit.
Diese Äußerungen von H. Köhler, dem Bundespräsidenten
dieser Republik, vom 22. Mai, zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr
waren und sind auch wirklich unmißverständlich und entschieden
zurückzuweisen. Eine derartige Politik, die darin zum Ausdruck kommt,
die hier vorgegeben und etabliert werdem soll, kann auch keinesfalls geduldet
werden. Und da kann man auch den Rücktritt nicht bedauern - dessen
Rücktritt hätte man sowieso fordern müssen. Aber zunächst einmal, was waren Horst Köhlers Äußerungen in diesem Interview vom 22. Mai.? Hier noch mal ein etwas längerer Auszug der betreffenden Stelle, wie es im Interview des Deutschlandradio wiedergegeben ist, mit der Hervorhebung von mir.
Das ist doch durchaus deutlich und gar nicht mißverständlich, daß H. Köhler, wie schon das eine oder andere Mal zuvor, hier wieder einmal etwas weiterbefördert, diesmal in Richtung aggressiver Kriegspolitik. Reaktionäre imperialistische Interessen, die in der Bourgeoisie herrschen, bringt er offen zum Ausdruck. Und das kommt nicht von ungefähr jetzt in der Krise, die dieses kapitalistische System mit samt seinem Staat immer tiefer ergreift, daß da der oberste Repräsentant dieses Staates solche Dinge rausläßt. Das ist doch ein Ausdruck davon, daß Teile der Bourgeoisie, hier aus dem Staat, in solche Sachen aus der Krise flüchten wollen. Neulich war es schon diese stinkreaktionäre sog. ökologische Revolution, für die er sich und sein Amt in die Auseinandersetzung geworfen hat. Das ist sozusagen die andere Seite der Medaille. Die Unterdrückung der Produktivkräfte hier nach innen, und die militärische Aggression nach außen. Und beides mal, immer wieder, werden die Menschen dabei betrogen, wird ihnen vorgelogen, es sichere ihre Einkommen und Arbeitsplätze. Was sagen denn die Gewerkschaften dazu, wo ist jetzt deren entschiedene
Abfuhr für diese Politik und Köhler? Das können die doch
nicht einfach ausklammern. Insofern war die einsetzende Kritik dagegen auch richtig, aber auch erst der Anfang, und es war im Grunde auch abzusehen, wenn das weiter geht: der konnte im Amt auch nicht weiter bleiben. Dem ist H. Köhler nun wohl zuvor gekommen. Selbst seine Parteifreunde müssen wohl gemerkt haben, daß er untragbar wird, entsprechend gering war deren Unterstützung, bis auf Herrn Guttenberg. Daß Köhler keine Unterstützung mehr erhalten hat, das kann nur jemand bedauern oder gar kritisieren, der doch auf irgendeine Art mit dieser Politik und dem System zusammenhängt, wie das in etlichen Nachbetrachtungen der Medien zum Rücktritt geschieht. Von Seiten eines selbständigen Proletariats und der Massen ist da nichts zu bedauern an seinem Abgang, sondern die Auseinandersetzung mit dieser aggressiven reaktionären Politik muß weiter geführt werden. H. Köhler war sozusagen nur eine Spitze, der hat mal relativ deutlich, ohne einlullende Phrasen, ausgesprochen worum es der Bourgeoisie hier eigentlich wirklich geht.
Festhaltenswert ist auch, wenn man so die Äußerungen der verschiedenen Politiker zu Köhlers Rücktritt hört, daß dabei gerade auch aus der sog. Opposition, SPD, Grüne, Die Linke, diejenigen, die gestern noch Köhler wegen seiner Äußerung kritisiert hatten, diese nun ihr Bedauern über seinen Rücktritt zum Ausdruck bringen. Da ist zu hören das haben wir nicht gewollt' oder die Kritik ist doch kein Grund zum Rücktritt.' Warum sagt keiner dieser Kritikern: jawohl, wer so etwas vertritt, kann
nicht Bundespräsident sein. Der kann uns nicht repräsentieren.
Das wäre die richtige Konsequenz. Nein, allenthalben ist Bedauern
über den Rückritt zu hören. Von der CDU/CSU/FDP Regierungskoalition
sowieso, aber auch von der sog. Opposition, die die ihn gestern noch kritisiert
hat, von der SPD über die Grünen, Trittin, bis zu Gysi (Linkspartei).
Ein gutes Beispiel ist der Grünen-Politiker Trittin, der gestern noch als einer der scharfen Kritiker in den Medien herausgestellt wurde - "Fraktionschef Jürgen Trittin hatte Köhler vor Kanonenboot-Politik gewarnt und mit einer 'losen Deckskanone an der Spitze des Staates' verglichen." - und der jetzt erklärt: seinen Rücktritt haben wir damit nicht gewünscht. Ist schon klar warum, schließlich war H. Köhler, sozusagen von der obersten Staatsspitze her, Vertreter der reaktionären "ökologischen Revolution". Vertreter eines Sparregimes gegen die Massen und gleichzeitig gegen Steuersenkungen.
Wenn Herr Trittin sich eine Klastellung gewünscht hat, so hat es so einen Versuch doch gegeben. Von Horst Köhler, bzw. über sein Amt, wurde ja eine Klarstellung versucht, das sich die Äußerung angeblich nicht auf Afghanistan bezogen haben soll. Das aber war nicht mehr als eine Ausrede, der Versuch sich aus der Sache wieder rauszuwinden. Es wäre also gut mal zu wissen, wie Herr Trittin sich selbst die Klarstellung vorgestellt hat. Korrigieren konnte sich Horst Köhler wohl kaum, hat er doch ausgesprochen, was zumindest unter Teilen der Bourgeoisie hier Sache ist, wenn dies auch sonst nicht so öffentlich in ihren Interviews gesagt wird, weil es sehr wohl und mit recht auf Widerstand stößt. Und dieser Widerstand muß weiter gehen. Der heutige taz-Kommentator, eben auch einer, der auf seine Art bemüht ist die Äußerung runterzuspielen und Köhler deckt, der mit dem Rücktritt so gar nicht zufrieden ist, meint:
Das wird so hingestellt als ob genau das was Köhler gesagt hat hier schon Konsens wäre. Das könnte diesen Kräften so passen. Dann bitteschön, soll mal ruhig konkret geschrieben werden, wer heute an diesem politischen Konsens so alles beteiligt ist? Das Weißbuch des Verteidigungsministerium stammt von 2006, zur Zeit der großen Koalition. Bei der Bevölkerung wird das jedenfalls auf Widerstand stoßen, wie der Einsatz in Afghanistan. Man kann allerdings aus verschiedenen Verlautbarungen zum Rücktritt Köhlers durchaus seine eigenen Schlüsse ziehen. Hier noch ein weiteres Beispiel, die SPD, die von Anfang an den Bundeswehreinsatz in Afghanistan mit dem Slogan bemäntelte, die Sicherheit Deutschlands sei auch am Hindukusch zuverteidigen. In ihrem Bedauern um den Rücktritt des Bundespräsidenten kann man bei der SPD lesen, daß sie seine Äußerungen für keinen Rücktrittsgrund hält. Na, wenn das für die kein Grund ist, jemanden aus dem Amt zu jagen, sondern zu bemängeln er hätte nicht genug Rückhalt von der Regierung erhalten, muß das eine ziemliche Übereinstimmung im Kern der Sache geben.
Aber auch die Partei Die Linke hängt an diesem Bundespräsidenten. Gysi erklärte auf der Pressekonferenz:
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