Internet Statement 2010-36

 

Xenterio vor dem Aus
Das soll es dann gewesen sein? Und keiner zieht die Verantwortlichen zur Rechenschaft


Klas Ber 14./25.8. 2010      

Wieder droht ein Industriebetrieb zu schließen (Xenterio im Badischen) oder vielleicht wird nur noch ein Minimum übrigbleiben. Nach langer Ausblutung der Substanz, Verlagerung von Teilen der Produktion, Abzug von Know-how usw.. Alles, was vielleicht noch bleibt, ist eine kleine Restbelegschaft. Aber der große Teil der Beschäftigten wird in eine sog. Auffanggesellschaft für 1 Jahr abgeschoben, auf Arbeitslosengeldniveau, vielleicht noch mit einer kleinen Aufstockung von der Firma dazu. Letztlich aber abgeschoben in die Arbeitslosigkeit und dann ganz in ein gesellschaftliches Abseits, wo nur noch schlecht die Existenz gefristet wird mit Hartz IV.
Das ist doch momentan die „Perspektive“ die dieser sog. Sozialstaat Arbeitern, Arbeitslosen, Jugendlichen, ruinierten Kleingewerbetreibenden usw. bietet. Der Staat, der selbst mit seiner Politik Industrien vertreibt und mit seiner Ökopolitik selbst Industriefeindlichkeit praktiziert. Ausgebeutet oder verworfen, letztlich immer doch Lohnsklave und immer um die Existenz bangend; Anhängsel des Kapitals und der Bourgeoisie. Mehr hat dieses System den Massen nicht zu bieten und das tritt auch in diesem Land wieder deutlicher hervor.

Die Belegschaft wird auch noch erpreßt und gegeneinander ausgespielt. Wenn sich nicht innerhalb kürzester Zeit (bis zum 27. Aug) 226 freiwillig melden, um in diese Auffanggesellschaft zu gehen, wenn zu viele gegen die Kündigung klagen, droht auch den Restlichen noch die Kündigung. Kurzum, für das Kapital, die Münchner Investmentgesellschaft Bavaria Industriekapital GmbH, die zuletzt die Firma übernommen hat, und all die andern, die vorher ihren Profit daraus gezogen haben, ist sie hier im Land am Ende, lange haben sie Teile der Produktion und Know-how in andere Länder verlagert und so auch den Ruin der Firma hier vorrangetrieben. Nun steht das Werk mitsamt Belegschaft vor der Abwicklung.

Dagegen sträubt sich alles in einem, wenn man das hört und liest. Das soll es dann gewesen sein. Und keiner zieht die Verantwortlichen zur Rechenschaft!

Das ist nicht der einzige Betrieb, der vor dem Aus steht. Trotz des angeblichen derzeitigen sog. Aufschwungs gibt es viele, viele Unternehmen, die in die Insolvenz gehen, die bankrott sind.

Platzen da nicht die Illusionen darüber, daß man sich hier angeblich noch so schlecht und recht in diesen Verhältnissen einrichten könnte?

Kommt da keine Wut auf über die ganzen kapitalistischen, und von diesem Staat erzeugten und nicht wenig auch ausgehaltenen Verhältnisse?

Müssen da nicht endlich mal Lehren daraus gezogen werden? Sonst kommt man nicht weiter, als letztlich unsagbar wütend zwar, aber doch relativ ohnmächtig vor solchen Schließungen zu stehen.

Was die Bourgeoisie, was der Staat hier in punkto Industrieabwicklung, in punkto Deindustriealisierung treibt, und zwar eben auch politisch, das ist ja nicht neu. Daß die Arbeiter da nicht zusehen dürfen, auch nicht. Aber meist konzentrieren sie sich nur auf einen Betrieb, wenn sie sich gegen Schließungen wehren, ohne den Kampf landesweit auf möglichst viele Betriebe auszudehnen und auch ohne entschieden politisch dagegen vorzugehen und sich in diesem Kampf dann zusammenzuschließen.

„Warten“ bis der eigenen Betrieb, in dem man arbeitet, soweit schon runtergewirtschaftet ist, das es da schwer noch eine Chance gibt, selbst nicht bei einer Übernahme durch die Belegschaft, dann steht man da.

Man muß die Sache, dagegen vorzugehen, vor allem politisch, gesellschaftlich anpacken.
Denn es ist von gesamtgesellschaftlichem Belang, daß hier die Industrieproduktion nicht weiter geschliffen und diesem industriefeindlichen Treiben seit Jahrzehnten endlich Einhalt geboten wird. Und es ist nicht das Kapital oder die Gewerkschaften, die die Industrie hier entschieden verteidigen würden. Das müssen die Arbeiter selbst tun und sich an die Spitze stellen, wer sonst?!

Und es muß der zentrale Punkt sein, der wieder aufgenommen werden muß, daß der Kampf geführt wird für eine politische und soziale Herrschaft derjenigen Klasse und ihrer Verbündeten in diesem Kampf, die produzieren und damit verbunden sind und die euch in die Lage versetzt, eure Arbeit, die Firmen und die Industrie zu schützen; genauso wie auch die Landarbeiter, Bauern und kleinen Gewerbetreibenden, die die Entwicklung der Wissenschaften und Produktivkräfte mit voranbringen und der Jugend eine Perspektive geben.

Zur Deindustrialisierung hier mit seinen Verlagerungen und Verwerfungen muß man international auch eine andere Seite sehen. Die Produktion ist mit der Globalisierung weit internationaler denn je zuvor geworden. Eine Sache, die unter kapitalistischen Vorzeichen geschieht, die aber die Entwicklung eben vorantreibt und damit in vielen Ländern der Welt auch ebenso rasant eine neue Abeiterklasse hat entstehen lassen, die im Wachsen begriffen ist und die ihrerseits Kämpfe führt.

Wieviel nützt es, in einer Auffanggesellschaft zu lernen wie man „richtig Bewerbungen schreibt“ oder sonst welche Beschäftigungstherapien über sich ergehen zu lassen? Warum nicht sich zusammentun und beraten, praktisch am internationalen Zusammenschluß arbeiten und diesen politischen Kampf aufnehmen? Dann kann Schwäche in Stärke verwandelt werden.

 

 

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