Internet-Statement
2011-38
Soll
diese "Anti-Banken" Bewegung jetzt für die Bourgeoisie
die Kohlen aus dem Feuer holen?
Es ist doch merkwürdig, dieser Anti-Banken-Kurs,
der in den USA angefangen hat und von Obama abgesegnet wurde, vor kurzem,
und jetzt auch Lafontaine sich meldet, in dieser Richtung, was soll
denn damit gewonnen sein, wenn man die Banken und die Spekulation lediglich
zähmt und dabei dem bürgerlichen Staat auch noch die Initiative
überlässt, obwohl doch gerade die enge Verknüpfung von
beiden unübersehbar ist. Der Kapitalismus selbst wird dabei überhaupt
nicht prinzipiell angekratzt, er funktioniert weiter und wird über
kurz oder lang die gleichen Phänomene wieder hervorrufen.
Es ist natürlich richtig, daß dieser Widerspruch sich momentan
besonders zuspitzt und ein Teil der Bourgeoisie selber ihre Existenz
dadurch in Gefahr sieht und überhaupt vor allem die Existenz des
Ganzen in Gefahr sieht. Deswegen finden sie es gar nicht so schlimm,
wenn sozusagen dagegen mobilisiert wird. Die Frage ist nur, mit welchem
Ziel das geschieht.
Letztendlich reicht es natürlich überhaupt nicht, nur die
Banken und die Spekulation als oberste Spitze dieses ganzen Kapitals
anzugreifen. Das ist Unsinn. Man muß schon prinzipiell das ganze
System daran entlarven und in diese Richtung Agitation machen.
Soll diese Bewegung jetzt hier für die Bourgeoisie die
Kohlen aus dem Feuer holen, die selbst für die Probleme keine Lösung
mehr weiß?
Was soll denn überhaupt konkret dabei herauskommen? Sollen die
Banken gezähmt werden, daß sie nicht so übertrieben
hier Profit machen, so wie Jean-Claude Trichet das fordert? Oder überhaupt
auf ihre Profite verzichten? Oder sich selbst auflösen? Was soll
bei dieser Sache herauskommen?
Eine solche Massenbewegung „Besetzt die Wall Street“ klingt natürlich
erstmal verführerisch, weil der Widerspruch zwischen dem völlig
abgelösten spekulativen Kapital und der Basis sozusagen, nicht
nur der Arbeiterklasse sondern auch einem Großteil des Kleinbürgertums
und der Mittelbourgeoisie, sogar zum Teil der Bourgeoisie derartig aufklafft,
gegenwärtig, daß das erstmal logisch erscheint. Die Frage
ist aber trotzdem: mit welchem Ziel geschieht das? Was sind die Forderungen,
die hier durchgesetzt werden sollen?
Wollte man wirklich ernsthaft den Parasitismus, der von diesem abgehobenen,
spekulativen Bankkapital repräsentiert wird, bekämpfen, dann
geht das nicht ohne dabei auch den Staat aufs Korn zu nehmen, und dann
müßte man auch zu allererst mal von der Basis her massive
Entwicklung fordern. Das heißt Abschaffung sämtlicher bremsender
Faktoren in der Gesellschaft, die die Entwicklung hemmen, Abschaffung
grüner Ideologie, Wiederherstellung der Entwicklung von Kernenergie
zum Beispiel in unserem Land usw., usf.. Das wäre notwendig, um
wirksam diese abgehobene parasitäre Schicht zu bekämpfen.
Kaum anzunehmen, daß dies im Sinne eines Oskar Lafontaine sein
wird.
Man müßte sozusagen eine Art produktive Regeneration von
unten durchsetzen. Nur so könnte man zugleich auch die Schuldenproblematik
angehen. Das ist nämlich die Kehrseite oder Parallelentwicklung
zu dieser Spekulantenkrise. Um diese –wenn überhaupt- in den Griff
zu bekommen, wäre es ebenfalls unabdingbar, die produktive Basis
zu stärken. Das heißt, das Gegenteil von dem zu betreiben,
was Grüne und Pseudolinke in diesem Land seit Jahrzehnten befürworten,
und was die Bourgeoisie selbst hier betreibt, weil sie Angst hat vor
dem Druck der Massen, der sich entwickelt, wenn diese produktive Basis
gestärkt wird.
Es ist so typisch: wenn die Bourgeoisie nicht weiter weiß, initiiert
sie selbst eine Massenbewegung oder zumindest fördert darin eine
Stoßrichtung die für sie die Kohlen aus dem Feuer holen soll.
Übrigens nebenbei, wenn Obama diese Bewegung in den USA so richtig
findet und sogar selbst dahinterzustehen behauptet, dann kann er ja
gleich mal veranlassen, daß die 700 Leute, die kürzlich dort
festgenommen wurden, alle wieder freigelassen werden.
Deswegen ist es unabdingbar, daß eine solche Bewegung auch bestimmte
ökonomische Forderungen stellt, die sich gegen diese ganze Richtung
des Abbaus, der Stagnation und der Begünstigung des Parasitismus
richten. Tut man das nicht, stellt man diese Forderungen gar nicht erst
auf und versucht sie durchzusetzen, dann ist es mit dieser Bewegung
so wie mit der in Deutschland im Jahr 2003/2004, die zunächst einmal
völlig richtig die damalige rot-grüne Regierung und ihre gegen
die Massen gerichtete Politik angegriffen hat und auch schließlich
den Sturz dieser Regierung bewirkt hat, aber in dem Moment wo es ganz
konkret darum ging, ganz bestimmte Bereiche des Staatsapparates selbst,
die Korruption, die dort existiert in diesem bürgerlichen Staatsapparat,
auch aufzudecken, gepaßt hat und diesen Schritt nicht tun wollte.
Diese Banken existieren doch nicht unabhängig vom bürgerlichen
Staat und seinem Apparat. Im Gegenteil, es gibt eine enge Verzahnung
dazwischen und beide sind in gewisser Weise auf einander und in zunehmendem
Maße angewiesen. Deswegen hat es überhaupt keinen Sinn, nur
die Banken anzugreifen und den Staat außen vor zu lassen. Wenn
schon ein solcher Schritt, der ja sicherlich seine berechtigten Gründe
hat, dann aber bitte beides. Dann müssen wir weiter gehen zur Korruption
des Staates selbst und seiner Teilhabe an dem Parasitismus der Banken
und seiner Politik der Unterminierung der ökonomischen Weiterentwicklung,
der Förderung von Stagnation, der Förderung des menschenfeindlichen
Ökologismus, der gesamten Politik der Bekämpfung der Massen,
überhaupt diese ganze Politik, die dieser hier betreibt um die
eigene Existenz zu retten.
Und damit sind wir bei den grundlegenden Problemen des Kapitalismus
selbst, welcher als Ursache für diese ganzen Spitzen, die sich
hier zeigen, steht und deswegen selbst angegriffen werden muß,
soll überhaupt eine solche Bewegung in irgendeiner Weise erfolgreich
im Sinne des sozialen Fortschritts sein, muß der Klassenkampf
hier auf das Tapet.
Da wollen wir mal sehen , wo diese feinen Herren dann bleiben, die
Herren Soros, Obama, Jean-Claude Trichet und wie sie sonst noch alle
heißen, die sich gegenwärtig gegen die Auswüchse der
Spekulation ausgesprochen haben. Nicht zu vergessen natürlich der
Sozialdemokrat Oskar Lafontaine.
Redaktion Neue Einheit -Maria Weiß
6./9. Oktober 2011
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