Internet-Statement
2011-49
Rügen – Wie weit darf Geldgier gehen?
Am Kap Arkona
auf der Insel Rügen passierte am zweiten Weihnachtsfeiertag ein
seit längerem vorhersehbarer massiver Erdrutsch: eine Kreidefelsenkette
an einer Uferstelle, welcher an dieser Stelle etwa 35 bis 40 Meter Höhe
besitzt, rutschte komplett ein und begrub drei Spaziergängerinnen
–eine Frau mit ihren beiden Töchtern- unter sich. Die Frau und
ihre ältere Tochter konnten sich aus dem Kreideschlamm selbst,
zum Teil allerdings nur mit schweren Verletzungen, befreien, die zehnjährige
Tochter ist jedoch seitdem verschwunden. Spaziergänger, die ein
Stück weit hinter ihnen gegangen waren, konnten die Katastrophe
beobachten und Hilfe herbeirufen.
Was ist aber, zusätzlich
zu dem zu befürchtenden schweren menschlichen Verlust, die eigentliche
Katastrophe an dieser Sache? Nicht etwa die, daß ein Kreidefelsen
abrutscht, das kann niemand verhindern, das ist naturbedingt, bei häufigen
und starken Regenfällen wie in diesem Jahr, sogar sehr wahrscheinlich
und bereits mehrfach an anderen Stellen dieses Ufers vorgekommen. Was
hier ins Auge springt ist aber, daß diese Wege nicht gesperrt
wurden, daß die Behörden sich sogar weigerten, dieses zu
tun, und die Frage, die sich hier sofort stellt, ist die nach dem Grund.
Dazu höre
man sich die Verantwortlichen mal wörtlich an. Oberbürgermeister
Heinemann des kleinen Ortes Putgarten, zum dem dieses Kap gehört:
man müsse ja auch die wirtschaftlichen Interessen im Auge behalten
(!), und man könne solche Wege nicht einfach „wegsperren“. Wie
bitte? Man glaubt es kaum, daß man sich nicht verhört hat.
Zunächst ist die Formulierung „wegsperren“ auffällig, was
soll das hier? Wegsperren tut man normalerweise Personen, die sich etwas
zu schwerwiegendes zu Schulden kommen lassen haben, nicht aber Regionen
oder auch Strände. Ein ziemlich schlechter Witz angesichts des
vorliegenden Unglücks.
Ansonsten macht es den Behörden doch auch keinerlei Mühe,
jede klickerkleinste Baustelle auf einer viel befahrenen Autobahn oder
Straße, an Stellen, wo nicht selten größere Behinderungen
des Verkehrs und stundenlange Staus dadurch hervorgerufen werden, „wegzusperren“!
Was verbirgt sich also hinter derartigem Gerede, mal abgesehen davon
daß es eine Verhöhnung der Opfer darstellt und eine ganze
Menge der Einstellung derartiger Bürokraten ans Tageslicht fördert?
Aber damit noch
nicht genug. Die Suche nach dem verschütteten Mädchen wurde
bereits nach 20 Stunden abgebrochen, angeblich wegen des schlechten
Wetters und der Gefahren die daraus für die Rettungskräfte
resultieren könnten. Inzwischen lautete es heute Morgen sogar im
Radio die Suche würde höchstwahrscheinlich erst im neuen Jahr
fortgesetzt! Da fragt man sich wirklich, was das für Verhältnisse
sind. Vergleicht man das mal mit anderen Ländern, beispielsweise
mit dem vor einigen Jahren bekanntgewordenen Fall der verschütteten
Bergleute in Chile: diese Leute hätten überhaupt keine Chance
gehabt, wenn dort so vorgegangen worden wäre. Heute Mittag war
dann allerdings zu hören, daß die Suche doch heute „schon“
fortgesetzt worden sei, und zugleich war zu hören, daß die
Staatsanwaltschaft sich eingeschaltet habe und Ermittlungen bezüglich
nicht vorgenommener Absperrungen aufgenommen habe. Man kann nur hoffen,
daß die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Allerdings wenn man sich ansieht, wie das in Duisburg bezügliche
der Verantwortlichen für die Loveparade-Katastrophe von statten
gegangen ist, wo immer noch nichts Nennenswertes an Konsequenzen herausgekommen
ist, dann sieht man, daß hier etwas ganz anderes gefragt ist,
um derartigen Zuständen beizukommen.
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