Internet
Statement 2012-1
Wie sich eine ganze Nation zum Horst macht
Maria
Weiß 5./6.1.2012
Es
ist unglaublich, was seit einigen Wochen hier abgeht. Man könnte meinen,
fast ganz Deutschland kümmert sich nur noch um irgendwelche privaten
Kreditaffären des Bundespräsidenten. Es gibt keine Krise mehr, der Euro?
Bitte? Was war das? Schnee von gestern. Auch keine Schuldenkrise. Auch
keine ökonomische Krise. Nichts. Es gibt nur noch den Kredit des Bundespräsidenten.
Das ist wirklich einmalig. Es ist fast so, als wenn jemand mit unsichtbarer
Hand versucht, dieses Land an der eigenen
Prinzipienreiterei an den Galgen zu hängen. Es gibt auch keine
Aktivitäten der Regierung mehr, es gibt gar nichts mehr, nur noch die
Frage, die alles überwältigende, alles beherrschende Frage: Wie stehst
du zum Kredit des Bundespräsidenten? Und wer hat das Ganze angeleiert?
Ein seltsames Konglomerat aus rechter Boulevardpresse und pseudolinker
Hegemonistenpresse. Was ist es aber, was diese Kreise so bewegt, daß
sie seit Wochen kaum noch ein anderes Thema zu berichten wissen? Ein
Privatkredit, den eine Einzelperson vor einer ganzen Reihe von Jahren
irgendwann mal zum Kauf eines Eigenheims aufgenommen hat? Wohl kaum.
Da muß etwas anderes dahinter stecken, was diese Kreise in Unruhe versetzt.
Fast könnte man meinen, ein neues Gespenst geht um in Deutschland, das
Gespenst des Wulffschen Privatkredits. Und alle Boulevardblätter sind
äußerst besorgt, ob der Präsident sich auch tief genug verbeugt hat,
ob er auch tief genug auf den Knien gerutscht ist ob dieser ach so großen
Empörung, ob dieser alles überwältigenden „Volksempörung“.
Was verbirgt sich hinter der Eurokrise?
Wenn man mal daran denkt, daß vor zehn Jahren der Euro
eingeführt wurde und daß sich natürlich sehr viele Menschen darüber
gefreut haben, weil das in gewisser Weise Mißlichkeiten beim Reisen
verringert und überhaupt das eigentlich ein ganz tolles Gefühl war.
Nun, nach zehn Jahren sieht die Sache vollkommen anders aus. Womit hängt
das zusammen? Was für Widersprüche treten dabei hervor? Das ist gar
nicht so einfach zu erfassen, weil sich diese auf verschiedenen Ebenen
bewegen.
Da es sich um verschiedene Nationen handelt, die diese
selbe Währung besitzen, handelt es sich auch um verschiedene Volkswirtschaften,
die alle ein und dieselbe Währung haben. Daß darin ein Problem liegt,
das liegt auf der Hand.
Normalerweise ist die Währung, die Stärke der Währung
auch ein Ausdruck der Stärke der jeweiligen Volkswirtschaft, die diese Währung besitzt. Handelt es sich
aber um unterschiedliche, dann ist das nicht so einfach auszumachen,
und die verschiedenen Volkswirtschaften in Europa sind in der Tat sehr
unterschiedlich. Nicht nur von der Stärke, sondern natürlich auch von
der Größe her und von der Stellung auf dem internationalen Markt her
gibt es da riesige Unterschiede, und auch von der inneren wirtschaftlichen
Leistung her.
Wodurch kann es also gelingen, eine solche Währung
auf einen Nenner zu bekommen? Das könnte natürlich zunächst einmal dadurch
gelingen, daß man die Volkswirtschaften selbst, also die wirtschaftliche
Kraft auf einen Nenner bringt. Das ist aber in der Praxis keineswegs
so einfach, da es sich ja um verschiedene Nationen handelt und diese
Nationen allesamt souverän sind – mehr oder minder. Außerdem treiben
diese Nationen alle auch untereinander Handel, genauso wie sie auch
mit den übrigen Nationen auf der Welt Handel treiben, und dieser schlägt
sich natürlich auch auf einem unterschiedlichen Niveau des jeweiligen
Sozialprodukts nieder.
Will man also die Souveränität der einzelnen Nationen
Europas nicht aufgeben, dann ist dieses Problem gar nicht so einfach
zu lösen.
Was hat man also getan? Man hat quasi untereinander
versucht, eine Art Ausgleich zu schaffen, um diese einheitliche Währungskraft
oder wie man das nennen soll zustande zu kriegen.
Zusätzlich zu der ganzen Euro-Problematik kommt natürlich
die Krise des kapitalistischen Systems insgesamt und seinen grundlegenden
Widersprüchen und Zuspitzungen gegenwärtig. Die Eurokrise kann man überhaupt
nicht von der ganzen Krise getrennt behandeln und auch nicht losgelöst
davon sehen.
Auf der anderen Seite sind es aber trotzdem zwei verschiedene
Dinge.
Es läßt sich momentan durchaus eine Verschärfung zwischen
verschiedenen Staaten, zum Beispiel der USA und Europa, vermerken und
im Gefolge oder parallel dazu auch eine gewisse Verschärfung des Widerspruchs
zu Großbritannien, welches ja sowieso international, im internationalen
Finanzsystem eine Sonderrolle spielt gegenüber den übrigen europäischen
Staaten – das ist traditionsgemäß der Fall und immer noch selbstverständlich
– und das spielt auch in diese ganzen Manipulationen und in dieses ganze
Hin und Her, was man gegenwärtig hier beobachten kann, hinein.
Sogar die Wulff-Krise spielt da mit hinein. Die ist
zwar nur nebensächlich, aber die hat auch etwas damit zu tun. Wulff
ist eine Stütze der Merkelregierung. Die Merkelregierung macht momentan
eine Politik, in gewisser Weise den Euro zu stärken, oder besser gesagt
ihn aufrecht zu erhalten, und sie ist auch nicht so geneigt, jetzt beispielsweise
Griechenland wegzutreten, wie das von anderen Kräften hier verstärkt
zu hören ist. Das paßt gewissen Kräften überhaupt nicht. Die SPD, die will
etwas ganz Anderes, die will am liebsten alles mit Eurobonds „absichern“,
um die Sache noch ein gewisses Weilchen überdauern zu können, was natürlich
überhaupt keine Lösung ist. Deswegen werden bestimmte Widersprüche hier
hochgekocht, die für sich genommen allerdings in der Tat empörend sind
– die ganze Abgehobenheit und gewissermaßen Verkommenheit dieser herrschenden
Klasse zum Ausdruck bringen – aber man muß auch sehen, welche politische
Bedeutung das hat. Es hat zum Beispiel weit weniger politische Bedeutung
als beispielsweise die ganz offen vorgetragene und von keinem dieser
Kräfte, die momentan sich so über Wulff ereifern, kritisiert werden,
beispielsweise die Beziehungen des früheren Bundeskanzlers Schröder
zu Rußland. Das war ein ganz anderes Kaliber und ist es immer noch,
wobei es sich um Folgen von einem ganz anderen Ausmaß handelt, als es
etwa in dem „Fall Wulff“ der Fall ist. Daß ein Präsident sich Vorteile
verschafft im Privatleben über bestimmte Kontakte, ist natürlich nicht
zu vertreten und auch nicht gerade besonders ruhmreich. Daß aber ein
Staatsoberhaupt einer Nation, die
eigentlich souverän sein sollte, sich mit dem Staatsoberhaupt einer
anderen Nation sozusagen verschwippt und verschwägert mit dem Ziel,
sich von dieser anderen Nation abhängig zu machen, besser gesagt auf
Gedeih und Verderb auszuliefern, und das auf einem so wichtigen Gebiet
wie der Energiefrage, das dürfte wohl ein anderes Kaliber sein. Das
dürfte wohl von weit größerer Bedeutung sein als alle Häuslebauerei
eines Bundespräsidenten inklusive allem Schicki Micki Gehabe seiner
Frau. Das nur nebenbei.
Diesen Widerspruch erwähnt sogar der Spiegel in seinem
Artikel über Wulff, aber er zieht daraus keine Konsequenzen in punkto
Wertung.
Allerdings muß man dazu bemerken, daß das, was Merkel
sich auf dem Energiesektor geleistet hat, inzwischen, natürlich im Grunde
dieser Sache in nichts nachsteht, was Abhängigmachung vom Ausland als
Energiezuträger betrifft. Das hält sich momentan noch etwas im Hintergrund,
aber wird in nicht allzu langer Zeit massiv hervortreten.
Ich hatte ja schon verschiedentlich kritisiert, daß
dieser ganze Niedersachsenklüngel von Übel ist, politisch. Schon früher
waren hier engste Verknüpfungen nicht nur Schröders mit dem Putinschen
Rußland und GAZPROM, sondern auch beispielsweise des früheren Ministerpräsidenten
Albrecht mit der ganzen hegemonistischen Subversion gegen die Kernenergie
in diesem Land, nur allzu deutlich erkennbar. Damals gab es allerdings
keine vergleichbare Pressekampagne wie gegenwärtig gegen Wulff. Bemerkenswert. Weiter, die Verknüpfung von Merkel mit dem
VW-Konzern ist auch schon in früheren Jahren in skandalöser Weise offenbar
geworden, beispielweise beim Thema CO2-Emmissionen. (siehe
entsprechende Internet Statements). Und nun die ziemlich unappetitliche
Kampagne gegen den gegenwärtigen Bundespräsidenten Wulff (mit deutlichem
Seitenhieb auf die gegenwärtige Koalition), losgetreten von einer Kombi
aus Bildzeitung und SPD/Pseudolinken Kreisen, als auch Grünen. Ebenfalls
bemerkenswert. Natürlich auch den Grünen, welche mit ihren recht mickrigen
Erfolgen des letzten Jahres unzufrieden sind und weiterhin auf einen
Regierungswechsel nach Rot-Grün hoffen und diesem wohl damit ein wenig
nachhelfen möchten.
Was sich hier im Grunde zur Schau stellt, ist diese
ganze politische Klasse in diesem Land, welche genau durch derartige
Abgehobenheit, Filz und Korruption „glänzt“. Es ist nur etwas peinlich
natürlich, daß dieser jetzige Präsident ausgerechnet in derartiger Offenheit
diese Klasse „repräsentiert“. Aber offenbar nicht peinlich genug, um
SPD - Gabriel den Wunsch einzuflößen, bloß nicht den Bundespräsidenten
schon wieder zurücktreten zu lassen, das würde ja das ganze System gefährden.
In der Tat. Aber da gibt es ganz andere Faktoren, die das System gefährden,
da kann er mal ganz unbesorgt sein, der Herr Gabriel.
Schließlich und endlich ist es keineswegs abwegig,
an dieser Stelle Überlegungen anzustellen, ob man nicht dieses ganze
Amt überhaupt einsparen sollte, welches ja im Grunde politisch gar nichts
bringt und eine Art Ersatzkönig oder Kaiser darstellt, aber immens viel
Geld kostet. Das könnte man wirklich einsparen, dann hätte man auch
nicht das Problem, eine geeignete Persönlichkeit für dieses Amt zu finden
– ein Problem was sicherlich nicht neu ist, aber heutzutage besonders
offen hervortritt. Nur fürchtet ein Gabriel natürlich, daß es dabei
nicht stehen bleiben könnte und daß noch mehr Dinge ins Gerede kommen
könnten, die nach einer Änderung schreien. Das ist es vielleicht, was
dieser meint mit seiner Befürchtung.
Das Land hat kein Profil, also braucht der Präsident
auch keins.
Das Wulff-Theater
Es ist nur allzu deutlich, was das soll, das ganze
Theater mit Wulff usw., von der Bildzeitung ins Leben gerufen. Es ist
eine Art Racheakt gegenüber den Verlusten des letzten Jahres, wo trotz
Fukushima und trotz Merkels Kehrtwende, die eine Katastrophe für sich
genommen darstellt, die Grünen nicht haben gewinnen können im wesentlichen,
bis auf Baden-Württemberg, und die Sozialdemokratie auch nicht. Um das
sozusagen endlich rückgängig zu machen und einen Wechsel hier zu erzwingen,
haben sie dann die Wulff-Kampagne gestartet. Wieso sollte überhaupt
irgend jemand darauf eingehen? Was haben denn die Sozialdemokratie und
erst recht die Grünen zu bieten außer dem noch weitergehenden Ausverkauf
des Landes? Nichts anderes.
Wenn man sich das anguckt, was jetzt bezüglich Polen
passiert, dann sieht man das wieder ganz deutlich. Polen plant zwei
Kernkraftwerke, damit es von Energielieferungen aus dem Ausland, namentlich
Rußland, unabhängiger wird. Vollkommen richtig. Und was passiert hier?
Die Grünen und die SPD usw. starten eine Kampagne dagegen und versuchen
das zu unterminieren. Das ist weit reaktionärer und weit schlimmer,
es ist von einem ganz anderen Kaliber als irgendwelche privaten und
vielleicht auch noch so tadelnswerten Verabredungen mit irgendwelchen
betuchten Unternehmern in diesem Land
von seiten eines Bundespräsidenten. Das steht in gar keinem Verhältnis.
Was jedoch dieser von gewissen Medien in diesem Land gepuschte
Vorstoß bewirken soll, ist letztlich eine totale Rückkehr zur Schröderschen
Politik der Kunkelei und des Ausverkaufs an Rußland. Das ist es, was
sie vorhaben, ein Eurasien unter der Vorherrschaft Rußlands, wo sämtliche
anderen Länder davon abhängig sind und Deutschland vielleicht eine Art
bevorzugte Rolle bei der Unterwanderung der übrigen einnimmt. Das hat noch gefehlt!
Und das auch noch mit dem Segen von Obama, welcher ganz andere Gegner
in Asien erwachsen sieht, die ihm zu kriegerischen Vorhaben Anlaß geben.
Der Hegemonismus, den es zu bekämpfen gilt und den
es zu knacken gilt, spielt auf der Welt immer noch eine maßgebliche
Rolle. Europa steht im Grunde dazwischen. Und wenn überhaupt so etwas
wie ein Art Vorhutrolle Deutschlands toleriert wird von jenen, dann
ist es eine in ihrem Sinne. Das ist das, was man begreifen muß.
Dabei spielt natürlich die Frage, was für ein Bundespräsident
in Deutschland existiert, eine völlig nebensächliche Rolle. Die ist
nur sehr geeignet dazu, abzulenken von allen wesentlichen Widersprüchen
und für eine Zeit lang die Medien zu beherrschen, um dann hinterher
um so energischer mit den üblen Vorhaben heraus zu rücken. Wer sind
denn Bildzeitung, Spiegel und Stern? Das sind doch US-Postillen per
se, das muß man doch mal sehen, oder genauer gesagt Hegemonistenpostillen.
Aber daß die Hegemonisten und auch die eigenen bourgeoisen Cliquen verschiedenster
Couleur verschiedenste Koalitionen eingehen können, das dürfte inzwischen
doch auch bekannt sein. Die reichen von ganz (pseudo)links bis rechts
und Neonazi. Das konnte man doch kürzlich an dieser mit staatlicher
Hilfe organisierten sogenannten
Terrorzellen Affäre sehr gut sehen.
Entscheidend sind die materiellen Widersprüche, die
sich auf der Welt weiter entwickeln und nicht irgendwelche Medienkampagnen
oder erst recht nicht irgendwelche Ungeschicktheiten oder Dummheiten
irgendwelcher einzelner Politiker oder staatlicher Repräsentanten. Wenn
man sich das Presseecho nach dem Wulff Interview heute abend ansieht,
dann kann man nur sagen, es ist die Spitze. Dieses bestochene Gesindel.
Unisono brüllen sie: Der muß weg. Das ist alles, was im Grunde substantiell
daraus tönt. Das ist ein Witz. Dabei hat Wulff selber sich gar nicht
mal so schlecht geschlagen, von wegen „Menschenrechte gelten sogar für
einen Präsidenten“. Es ist eben so, wenn Leute in der Zwacke sind, dann
entwickeln sie manchmal sogar Phantasie. Das sieht man daran. Und wenn
ein Gabriel angeblich „zukunftsweisend“ von sich gibt, daß ein erneuter
Abtritt des Bundespräsidenten zur Erschütterung des Systems führt, dann
kann man dazu nur sagen: was hier wirklich zur Erschütterung führen
wird, das sind die materiellen Widersprüche und daran kann auch die
Politik der SPD und der Grünen in diesem Land kein Jota ändern, im Gegenteil.
Wo hat man jemals eine derartige Pressekampagne in diesem Land erlebt
gegen Schröder beispielsweise und dessen an Landesverrat grenzende Aktivitäten
in punkto Rußland? Nichts davon, absolut nichts. Interessant daran ist
einzig, wie weit die Käuflichkeit der hiesigen Presse eigentlich geht.
www.neue-einheit.com www.neue-einheit.de
|