Internet Statement 2012-43

 

Drei Kommentare zu brisanten aktuellen Themen

 

Maria Weiß    5.12.2012    

Es gab heute abend (3.12.) in den Tagesthemen ein relativ langes Interview mit Frau Merkel. Caren Miosga stellte die Fragen.  Dabei konnte man wieder mal erleben, wie stark diese Frau die Kunst des Lavierens versteht, oder, anders ausgedrückt, des Sich Herausredens und des Hinwegtünchens über Widersprüche. Und wenn man einen Diskussionspartner hat wie Frau Miosga, dann ist das auch nicht allzu schwierig, denn da wird ja nirgendwo eingehakt.

 

An dem ganzen Habitus von Merkel merkt man, daß diese sozusagen in gewisser Weise tatsächlich eine relativ breite Schicht in diesem Land repräsentiert, nämlich diejenige, die ziemlich satt ist. Die Sattheit sticht dabei ins Auge (nebenbei nicht nur vom äußerlichen Erscheinungsbild her), denn jemand, der hungrig ist, der würde sich mit solchen Antworten niemals zufrieden geben. So zum Beispiel mit ihrer Antwort auf eine Frage zu den Problemen bei der Energiepolitik antwortet Merkel: Ja, wir haben eben im Jahr 2011 gemeinsam mit den anderen Parteien, FDP, SPD und  mit den Grünen alle zusammen die Energiewende beschlossen, und daran arbeiten wir jetzt, an der Verwirklichung derselben. Das läßt so ungefähr alles außen vor, was an Entwicklung und an Widersprüchen diesbezüglich bisher stattgefunden hat und sich bereits an Konsequenzen negativer Art zeigt, sowohl vorher als auch hinterher. Aber das geht hier einfach so durch. Leute, die satt sind, die machen sich eben auch keine Gedanken darüber und nehmen das hin als schönes Geplätscher, noch mit einer gewissen Ruhe und Sachlichkeit verbrämt vorgetragen und mit einer gewissen Bescheidenheit im Auftritt – das wirkt in gewissen Schichten in diesem Land. Das wird sich allerdings ändern, wenn hier die Dinge mal aufbrechen und ein größerer Teil der Bevölkerung, als es bis jetzt der Fall ist, Hunger kriegt.

 

Etwas kitzliger wurde dann die Frage nach den Waffengeschäften mit Saudi Arabien. Aber auch hier ist es ihr gelungen, sich durch Herausreden aus der Klemme zu ziehen. Die Methodik dabei ist übrigens die: man wiederholt erst mal in allen Einzelheiten die Frage, sodaß dann die Antwort derartig im Hintergrund ist, daß man sie kaum noch mitbekommt. Das ist eine ganz bestimmte Taktik, die derartige Leute anzunehmen gelernt haben. Am Schluß ging es dann so weit, daß nicht mehr Saudi Arabien wichtig war, daß dort  die Bevölkerung extrem unterdrückt wird, vor allem die Frauen, davon war nicht die Rede, sondern es wurde sich herausgeredet, es bestünde ja mit bestimmten Staaten dort eine „strategische Partnerschaft“ und so weiter, und dann ging es gleich los „und wir sehen eben das Atomprogramm des Iran als besonders große Gefahr im Mittleren Osten an“. Und damit war alles dann auf den Iran (ab)gelenkt und die Kitzligkeit in punkto Waffenlieferungen gegen Aufstände war vom Tisch. So kann man das machen, und wer nicht genau aufpaßt und genau verfolgt, was gesagt wird, wer sowieso relativ zufrieden mit seiner Existenz ist und mit Frau Merkel, der läßt sich so etwas dann eben gefallen und findet deren Eiertänze sogar klug. Man muß natürlich sehen, daß die Fragen von Frau Miosga großenteils ziemlich zahm waren und eben auch nicht stärker nachgehakt wurde, daß in punkto Waffenlieferungen an Saudi Arabien zum Beispiel es sich nicht um irgendwelche Panzer handelt, sondern um hochmoderne und speziell für den Häuserkampf entwickelte Gerätschaften,  die für den Kampf gegen Aufständische ausgelegt sind und für diese Zwecke hergestellt werden, daß es sich um solche Waffen handelt, das wurde gar nicht gefragt. Aber selbst wenn Miosga etwas pointierter darauf abgehoben hätte, Merkel wäre es sicher gelungen, auch diese Frage platt zu walzen.

 

 

 

4.12. 2012

 

Westerwelle macht sich zum Kläffer des USA-Imperialismus. Der wahre Hintergrund der Sache ist, daß Deutschland auf der Seite der USA gegen Iran dort antreten soll und dabei Saudi Arabien, die reaktionärste und konterrevolutionärste Macht im ganzen Mittleren Osten, mit Waffen unterstützen soll. Pfui Teufel, das muß unbedingt verhindert werden. Daher das Herumeiern der Angela Merkel und die schrillen Spatzentöne von Guido Westerwelle. Zum Glück gibt es eine ganze Reihe Menschen in diesem Land – auch Politiker übrigens – denen langsam bei dieser Art von Herumeiern und waghalsiger, abenteuerlicher Politik der jetzigen Regierung unwohl wird. Sie sollten dem nachgehen und das zur Geltung bringen, diesen berechtigten Bedenken nachgehen und ihnen praktisch Geltung verleihen.

 

Die USA Imperialisten und vielleicht noch einige andere arbeiten auf Krieg hin im Mittleren Osten, das ist doch vollkommen offensichtlich. Hat man das bereits vergessen, das ist noch nicht mal zehn Jahre her, daß bezüglich des Irak eine derartige Hetze eines angeblichen Besitzes von Chemiewaffen vom Stapel gelassen wurde? Nichts davon ist wahr gewesen, aber die Zerstörung des Irak ist Fakt, und dieses Mal wird die Zerstörung nicht bei der Zerstörung Syriens bleiben, da kann man sicher sein.

 

Es sollte wirklich langsam in diesem Land überlegt werden, ob man nicht einen Regierungswechsel hier befürworten soll und derartige unverhohlene und dümmliche Kriegstreiber auf ihre Plätze verweisen, nämlich auf die Hinterbänke, allenfalls.

 

Der Auftritt der Merkel in den Tagesthemen sprach bereits Bände in dieser Hinsicht. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Frau etwas zu Verbergen hat.

 

Die „erfolgreichste Regierung seit der Wiedervereinigung“? (Originalton Merkel von dem CDU-Parteitag)  Fragt sich nur, in was erfolgreich? Darin das Land zugrunde zu richten und im Eiltempo in den nächsten Krieg zu treiben. Es ist jedenfalls auf dem Weg dahin und  das, was sich auch betreffs bestimmter grundlegender Fragen der Ökonomie bis jetzt bereits abzeichnet, sieht man von gewissen relativ florierenden Automobil- und eben auch Waffengeschäften gewisser Großkonzerne als auch von gewissen ewig sich selbst beweihräuchernden staatlichen Vertretern einmal ab, läuft darauf hinaus. Alles hat eben seinen Preis, und die Teilnahme (direkt oder indirekt) an imperialistischen Kriegen ist einer davon. Die ganze Politik des Ökologismus von Merkel und eines Großteils der gesamten CDU, auf die Spitze getrieben mit Merkels Wende in der Kernenergiefrage, wird sich ebenfalls noch in ihrer vollen Tragweite auswirken in diesem Land und die Krise, die sowieso vorhanden ist und deren Ende sich noch keineswegs abzeichnet, ganz massiv verschärfen. Und dies wird gnadenlos ausgenutzt werden von (konkurrierenden) internationalen Kräften, die sich jetzt schon  in diese Richtung rührig gemacht haben, das ist längst ein offenes Geheimnis. Und genau diese CDU/FDP-Regierung ist auf dem besten Weg dahin, sich in eine Situation des Sitzens-zwischen-allen-Stühlen wieder hineinzukatapultieren. Das ist es, was sich abzeichnet, und dagegen kann der Widerstand nicht breit genug sein und muß in aller Härte und Konsequenz entfaltet werden.

 

Das verkniffene Gesicht der Merkel am gestrigen Abend in der ARD hat den Eindruck vermittelt, daß da etwas drin steckt, was nicht heraus soll, und das spricht angesichts dieser gegenwärtigen Situation wirklich Bände. „Effektiver“ konnte Rot-Grün es auch nicht treiben. Die CDU jedenfalls und in ihrem Troß die FDP haben ihre Chance (ebenfalls) verspielt.

 

Bei Frau Merkel ist sowieso in jeder Hinsicht immer eine „Wende“ möglich. Wenn man betrachtet, was die alles schon proklamiert hat und anschließend skrupellos das Gegenteil entschieden hat, wenn es ihr denn „opportun“ schien, dann weiß man Bescheid. Man weiß z.B. in punkto Griechenland, was das heißt: Es wird keinen Schuldenschnitt geben, um dann nicht einmal einen Tag später zu erfahren, daß es jetzt keinen geben werde. Dieses Merkelsche  „Prinzip“, was in Wirklichkeit eher einer völligen Prinzipienlosigkeit gleicht, das kann man getrost auf alles anwenden, was diese Frau jetzt und auch im Weiteren von sich gibt und geben wird..

 

Natürlich hängt diese Politik nicht an einer einzigen Vertreterin. Das wäre völlig unsinnig anzunehmen. Nein, dahinter steckt ein gewisser Teil der deutschen Bourgeoisie, die sich auf solch eine wahnwitzige Politik ausgerichtet hat und glaubt davon profitieren zu können. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, daß sich die deutsche Bourgeoisie ganz massiv verrechnet, und was das gekostet hat, weiß jeder. Mit Tränen in den Augen werden die Opfer beklagt, hinterrücks jedoch wird daran gearbeitet, so etwas in der Wiederholung zu vervielfachen.

 

Der Nazifaschismus hat schon unsägliches Leid über die Völker vor allen Dingen Europas gebracht. Man sollte nicht annehmen, selbst wenn eine Wiederholung in dieser Form zum Glück eher unwahrscheinlich ist, eine in anderer Weise etwa  ausgeschlossen ist, die Schlimmeres noch anrichten kann.. Es wäre fatal und obendrein völlig idealistisch, so etwas nicht in Erwägung zu ziehen. Es wird durchaus in den Hinterstübchen der Bourgeoisie, der herrschenden Klasse diskutiert, ob man nicht lieber, bevor die Krise hier völlig greift und für sie die Dinge außer Kontrolle geraten, einen kleinen oder auch einen größeren Krieg anzettelt, mit dem man dann alles übertünchen kann und hinterher die Verluste, die dadurch entstanden sind, wieder in einer nicht krisenhaften Phase im kapitalistisch - imperialistischen Sinne wieder auszugleichen sucht. Es ist nur so, daß diese Konzeption zwar existiert, aber ihre Verwirklichungschancen in dieser Weise sehen schlecht aus. Und daß ein Krieg im Mittleren Osten, den sie vorhaben, kontrollierbar sein wird, davon ist kaum auszugehen. Unter den heutigen Verschärfungen der Widersprüche, wie sie sich überall auf der Welt inzwischen zeigen, ist das Unsinn.

 

Merkel macht wirklich ihrer Herkunft alle Ehre, mit ihrer permanent wechselnden schillernden, sich in alle Richtungen verkaufenden Politik stellt sie den größten Wendehals aller Zeiten dar. Aller Zeiten vielleicht nicht, aber jedenfalls Wendehals. Das bislang krasseste Merkmal dafür ist die sogenannte Energiewende. Man könnte fast sarkastisch formulieren, daß wir wieder eine Wende brauchen, und zwar eine, die uns von diesem Wendehals befreit.

 

 

 

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Zu den neuesten Meldungen zum Treffen Netanjahu-Merkel zu den deutsch-israelischen „Gesprächen“.

 

Wenn es lautet:  Außenminister Liebermann hat abgesagt, der ist verschnupft. Warum wohl? Netanjahu ist auch verschnupft, weil alle Welt von seinem neuen Siedlungsprogramm nicht so begeistert ist. Warum wohl nicht? Weil das ein völlig altmodisches, unzeitgemäßes Verhalten ist, selbst gegenüber „modernen“, kapitalistisch-imperialistischen Ansprüchen. Man kann überhaupt feststellen: Israel zählt auch in letzterer Hinsicht - neben einer Reihe anderer - zu den altmodischsten Staaten der Welt.

 

Natürlich ist es berechtigt, daß man wachsen will, und es ist auch ganz klar, daß man dafür einen gewissen Raum braucht. Nur gilt dieses Recht ebenfalls für die anderen Bewohner dieser Gebiete, die palästinensischen Bevölkerungsteile, und die haben erstmal noch gar nichts. Außer einem winzigen Küstenfreifen (Gaza) und einem Stück Land mitten drin (Westjordanland) in Israel, welches nicht nur von allen Seiten umstellt ist sondern auch tagtäglich mit neuen „Landnahmen“ israelischerseits zu rechnen hat und somit obendrein ständig durch neuen Siedlungsbau weiter eingeengt wird. Wie stellen die sich das eigentlich vor? Was soll das dort? So kann man auch die sogenannte Zwei-Staaten-Lösung ad absurdum führen, welche allerdings in der Tat keine wirklich vernünftige Lösung ist. Was aber präsentieren Sie selbst denn als Lösung? Sie sollten gefälligst endlich anerkennen, daß die palästinensischen Bevölkerungsteile die gleichen Rechte haben wie die jüdischen Bevölkerungsteile. Das ist für eine moderne Gesellschaft – und eine solche zu sein nehmen Sie doch für sich in Anspruch oder etwa nicht? -  selbstverständlich und längst überfällig! Wenn irgend jemandem vorgeworfen werden muß, daß er ewig nach hinten schaut, dann ist es Israel, bzw. besser gesagt dessen jeweilige Regierung. Ob in der Bevölkerung das auch jeder so sieht, darf man mit Recht bezweifeln.

 

Was würde man denn sagen, wenn eine deutsche Regierung auf einmal auf die Idee käme, sämtliche Migranten wieder aus dem Land zu werfen, mit der Argumentation: wir brauchen Platz für Deutsche? Zu Recht würde ein solches Verfahren aufs Schärfste kritisiert und zu Recht würde es als an den Nazismus erinnerndes Verhalten gebrandmarkt und verurteilt werden. Was aber ist denn das, was in Israel gegenüber der palästinensischen Bevölkerung seit mehr als 60 Jahren praktiziert wird? Das ist doch keinen Deut besser in dieser Hinsicht, eher schlimmer, was zum Beispiel die Anerkennung der Berechtigung  überhaupt dort zu leben betrifft, von der Anerkennung einer Gleichberechtigung mal ganz zu schweigen. Deswegen ist es völlig berechtigt, das zu kritisieren, und es ist auch klar, daß die sogenannte Zwei-Staaten-Lösung, welche vor allem von den USA und einigen europäischen Staaten befürwortet wird, eigentlich keine Lösung ist und, wie man sieht, auch nicht funktionieren wird. Es stellt sich die Frage, was die jetzige Regierung eigentlich mit dieser Vorgehensweise erreichen will.

 

Warum setzen sie sich nicht endlich an einen Tisch und reden miteinander, wie die Probleme zu lösen sind,  damit überhaupt so etwas  wie ein demokratischer Staat dort zustande kommen kann? Unter den jetzigen Bedingungen zu behaupten, das jetzige Israel sei der „einzig wirklich demokratische Staat“ im Mittleren Osten, wie es kürzlich wieder von einem deutschen Politiker zu hören war, ist eine Verhöhnung der Realität und vor allem von all Denjenigen, die darunter leiden müssen.

 

Es gibt noch einen anderen Aspekt, welcher ebenso obsolet ist, aber auch ebenso schwer zu knacken, und das ist das gegenwärtige internationale Weltwirtschaftssystem kapitalistischer Ausbeutung. Der Ökonom  Hilferding sagte schon: Das Kapital will Herrschaft. Das stimmt, aber es hat keine Perspektive (es sei denn die endloser Kriege), denn  es kann die Probleme und die Bedürfnisse der weit überwiegenden Mehrheit der Menschheit nicht lösen und nicht befriedigen, weshalb dieses System überwunden werden muß, im Interesse der Menschheit. Und in gewisser Weise gibt es etwas Vergleichbares zu dem Problem Israel-Palästina. Israel ist eben nicht irgendein gewöhnlicher,  normaler Staat, sondern Israel ist eine Schöpfung des Imperialismus ( und in gewisser Weise  auch des Revisionismus), und ist daher  zu großen Teilen  mit der gesamten internationalen Ausbeutung verknüpft, weshalb es eben auch extrem schwierig und extrem langwierig und vielleicht  gar nicht möglich sein kann, hier etwas  anderes zu schaffen, bevor nicht oder wenn nicht zugleich dieses Ausbeutungssystem weltweit attackiert und geschlagen wird. Schon haben sie von israelischer Seite die Gebiete im Westjordanland für weitere 3000 neue Wohnungen verplant, was von palästinensischer Seite zu recht kritisiert worden ist, daß damit nämlich der Plan zunichte gemacht oder gar ausgeschlossen wird, dort überhaupt etwas nur annähernd Lebensfähiges entstehen zu lassen in Richtung einer palästinensischen Staatenbildung.. Na bitte, will man noch mehr Beweise? Die Erfahrungen sind immer wieder dieselben. Nur muß man endlich mal, auf seiten der fortschrittlichen Kräfte, daraus die Konsequenzen ziehen.

 

 

 

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