Internet Statement 2013-16 

Der Splitter im Auge des Anderen…

 

Maria Weiß   8.5.2013   

Interessant ist folgendes: Es gab heute eine Meldung in englischer Sprache, daß in der Türkei heute Demonstrationen stattgefunden haben in einem Stadtviertel Istanbuls, die sich gegen faschistische Zustände dort richteten. Davon erfährt man hier in der Öffentlichkeit über die Nachrichten nichts. Und auch unsere Zeitungen tun sich schwer damit. Es ist ja auch peinlich, gleichzeitig sich hier als angeblicher Kämpfer gegen Faschismus und Nazismus aufzuspielen, und im eigenen Land ganz andere Zustände (nämlich eben solche) zu konservieren.
Unsere Zeitungen tun sich schwer mit solchen Meldungen, denn es ist ungemein peinlich, wenn herauskommt, daß man sich hier, in Deutschland, in doppelbödiger Form gegen Nazismus und Neonazitum aufspielt, hingegen man im eigenen Land selbst faschistische Zustände duldet und konserviert.

Das paßt zu einer gewissen Doppelbödigkeit, die hier auch schon aufgefallen ist, von ganz bestimmten Vertretern. Heute zum Beispiel war Dilek Kolat, die Frau von Kenan Kolat, dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, welche übrigens auch eine offizielle Rolle spielt als hiesige Integrationsbeauftragte [1], zu hören, daß man doch hier nicht dulden dürfe, daß ganze Stadtteile von bestimmten Gruppierungen wie zum Beispiel Neonazis beherrscht würden. Die ist ja gut. Ist die blind? Das mag sein, daß in Oberschöneweide dieses Unwesen ein bißchen gedeiht. Schlimm genug. Aber was ist in den anderen Stadtteilen? Was gedeiht denn im Wedding? Und in Moabit? Und in Neukölln? Und so weiter und so fort. Da ist die wohl noch nie gewesen, die Frau Kolat.

In ähnlicher Weise, nämlich auf dem einen Auge blind zu sein, ist schon ihr Gatte hervorgetreten. Und das betrifft gewisse Muslimverbände, zum Beispiel das Salafistenunwesen. Mag sein, daß die Plakataktion des Innenministers gegen deren Umtriebe, die übrigens auch gegenüber deutschen Jugendlichen von denen laufen, vielleicht nicht ganz genau den Kern getroffen hat, vielleicht, das will ich mal außen vor lassen. Aber sich darüber gleich so aufzuregen, statt selber mal dieses Unwesen, welches ja immerhin mit den eigenen Wurzeln zu tun hat, zu bekämpfen. Davon kann man nichts sehen. Statt dessen wird Herr Friedrich angegriffen. Da spricht dann Herr Kolat von einer „Stigmatisierungskampagne gegen alle Menschen muslimischer Herkunft“ - was für ein Quatsch- und versteigt sich dazu, der Rassismus sei in der Gesellschaft hier das Hauptproblem. Der hat doch wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank! Der soll mal vor seiner eigenen Haustür fegen, da ist genug Dreck vorhanden.

Überhaupt sollte man ruhig an die Geschichte gewisser Muslimverbände und türkischen faschistischen Organisationen in Deutschland erinnern. War es nicht die Türkei, die damals, in den 1970iger Jahren, selbst „Graue Wölfe“ (so nannten sich damals gewisse faschistische Organisationen türkischer Herkunft) nach Deutschland hinein geschleust hat, zumindest deren Unterwanderung zugelassen hat, damit diese die türkischstämmigen Arbeiter, die hier damals noch zu zig Tausenden in deutschen Betrieben arbeiteten, terrorisieren und von den deutschen Kollegen abspalten. Das war genau die türkische Regierung (damals noch unter dem Sozialdemokraten Ecevit, welcher dann 1974 in Zypern eingefallen ist, nebenbei), die das intensiv betrieben hat, um damit Kollegen in den Betrieben zu spalten und reaktionäre Traditionen der Kultur und der Religion hier unter türkischen Kollegen wieder aufleben zu lassen und zu fördern. Das darf man nicht vergessen, wenn diese o. g. Kräfte sich jetzt hier aufspielen und sich ein ganz anderes und angeblich sehr demokratisches Image zu geben bemüht sind, so als wenn es diese Dinge nie gegeben hätte. Da wird wieder mal heftig mit zweierlei Maß gemessen und es so hingestellt als hätten die Deutschen den Rassismus quasi in ihren Genen geparkt, was an Putins Bemerkung über angebliche russische „Sieger-Gene“ erinnert und ein eben solcher Unsinn ist. Wie tief soll das Niveau hier eigentlich noch sinken! Weg mit solch idealistischem Quatsch. So was kann niemals Probleme lösen, sondern nur einzelne Bevölkerungsteile und auch notfalls wieder ganze Völker gegeneinander wieder aufbringen und sogar ganze Nationen verhetzen, wenn’s denn in den eigenen reaktionären politischen Kram paßt.
So etwas ist nicht akzeptabel! Das gibt Krieg, und wenn sie noch so sehr die Rückendeckung des USA-Imperialismus oder auch anderer Imperialisten besitzen.

Das hat auch nichts damit zu tun, daß nicht gegenüber gewissen Vorgehensweisen deutscher Behörden Kritik angebracht ist. Das steht auf einem anderen Blatt. Nur dann muß man die eben sachlich vorbringen und nicht gleich selber völlig über das Ziel hinausschießen und die eigene Rolle dabei außen vor lassen.

 

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[1] Dilek Kolat (SPD) wurde am 01.12.2011 zur Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen ernannt. Neben den Abteilungen „Arbeit und berufliche Bildung“, „Integrationsbeauftragter des Senats von Berlin“ und „Frauen und Gleichstellung“ gehört außerdem die Antidiskriminierungsstelle, die Dienstaufsicht über die Gerichte für Arbeitssachen und die Fachaufsicht für das Landesamts für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit zum Geschäftsbereich.

 

 

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