Internet-Statement 2013-39



Wie steht es wirklich mit der Nachhaltigkeit?

Wirklich nachhaltig ist nur, was der weiteren Innovation den Weg
bereitet und ihn nicht verbaut. Auf Ökostrom trifft das nicht zu.

 

 Wassili Gerhard    14.12.2013      

Es ist sehr angesagt, von Nachhaltigkeit zu reden. Nachhaltigkeit auf dem Energiesektor ist in aller Munde, und auch in der Wirtschaft strotzen die Hochglanzbroschüren von dieser Vokabel. Das klingt gut und kommt gut an, gerade auch in Deutschland, in einem Land, wo man in manchen alten Städtchen z.B. sehen kann, wie dort Gebäude über Jahrhunderte erhalten und immer wieder verbessert wurden, wo eine Waldwirtschaft betrieben wird, die Generationen-übergreifend wirtschaftet, wo man traditionell an allem immer wieder tüftelt u.ä. . Deshalb wurde ja wohl auch schlauerweise der schön klingende Begriff von den „erneuerbaren Energien“ geprägt, also das klingt wie etwas nie Erschöpfbares. Dem wurde dann der Begriff „fossile Energien“ gegenüber gestellt, der sich so schön nach etwas von Vorgestern anhört, etwas Übriggebliebenem, Veralteten.

 

Dabei stehen tatsächlich die schönen „erneuerbaren Energien“ in gewissem Sinne ganz besonders für alte Technologien, denn Windräder als Antrieb und die Nutzung der Sonnenwärme sind schon uralte Formen von Energiegewinnung, die allerdings heute in Verbindung mit moderner Technologie, die auf einem fortgeschritteneren technologischen Niveau entwickelt wurde, in ihrer Effektivität noch einmal enorm gesteigert werden können. Aber diese alten Formen der Energiegewinnung sind in Wahrheit gerade diejenigen, die in ihrer Kapazität begrenzt sind, die in besonderem Maße von den vorgefundenen Naturbedingungen abhängig sind.

 

Wie viele Windräder kann man aufstellen und wie viele Solarpanele? Auch das geht nicht unbegrenzt, zumal in einem dichtbesiedelten entwickelten Land. Bei den Windrädern gibt es, abgesehen von der Landschaftsverschandelung und dergleichen, einen Punkt, wann sie sich gegenseitig den Wind wegnehmen. Da gibt es neuerdings ernsthafte Untersuchungen. Da gibt es in Wahrheit ebenfalls irgendwann eine Grenze, zumal diese Technologien ja heute immernoch teilweise durch Subventionen erst möglich werden, die auch irgendwie erwirtschaftet werden müssen und den Strom effektiv verteuern. Und die Lebensdauer dieser Anlagen ist ebenfalls begrenzt, jetzt sind sie ja noch fast alle recht neu. Wie weit sich das Ganze eigentlich auf das Klima auswirkt, wäre ebenfalls zu erforschen. Wenn wir hier Wind und Sonnenwärme aus der Umgebung wegnehmen und in Strom umwandeln, das soll keine Veränderung des Klimas bewirken? Aber da sehen die meisten Ökos nicht so genau hin, wie bei der verteufelten Großtechnik.

 

Auf jeden Fall setzt man so der Entwicklung eine Grenze: bis dahin darf sie gehen, darüber hinaus ist es nicht zulässig. Das ist aber auch der Effekt, um den es grundsätzlich geht. Herbert Gruhl, nicht irgendein Grüner sondern quasi Gründervater der Grünen, der Richtung wie der Partei, sagte auf die Frage, was die Grünen im Kern von anderen Parteien unterscheide:


Das sei ihre Zielsetzung, "den Verzicht auf das wirtschaftliche Wachstum durchzusetzen. Es war ja der inhaltliche Kern all meines Redens und Schreibens, daß wir das Wachstumsprinzip als das zentrale Problem erkennen müssen, gar nicht mal das Umweltproblem, weil ich das Umweltproblem als automatische Folge der Wachstumspolitik ansehe.“(1)

Dieser Pferdefuß kommt eben immer wieder zum Vorschein, wenn man tief genug gräbt, denn die Vorstellungen des Ökologismus haben nun einmal ihre Wurzeln in alten erzrechten Vorstellungen.

 

Es ist nicht wirklich Nachhaltig im eigentlichen Sinne des Wortes, sich freiwillig darauf zu beschränken, diese Technologien bis an die Grenzen auszureizen, daß irgendwie mit allen Tricks eine Energieversorgung auf heutigem Stand gerade so möglich wird, unter Ergänzung durch sogenannte „fossile“ Kraftwerke, da werden auch noch Gaskraftwerke favorisiert, bei denen wir gegenwärtig vor allem von Rußland abhängig werden, die einspringen müssen, wenn der Wind nicht genug weht und die Sonne nicht genug scheint. Und man denke an die notwendigen gewaltigen Stromtrassen und an die in den blauen Himmel projizierte Speichertechnologie, die im Prinzip so innovativ ist wie der Sisyphus der griechischen Sage, der den schweren Stein bei Tage den Berg hoch rollt, der dann am Morgen wieder unten liegt. Was wären wohl die Argumente der Ökos, wenn die Kernenergie solche Begleiterscheinungen hätte.

 

Nachhaltig wäre dagegen ein Ausbau und - nicht zuletzt - eine Weiterentwicklung der Energiegewinnung aus Kernenergie, die in dieser Hinsicht ein heute bei weitem noch nicht überschaubares Potential besitzt, was grundsätzlich in eine Richtung weist, daß Energie überall, zu jeder Zeit und in beliebiger Menge erzeugt werden kann, ohne daß da eine Grenze sichtbar ist. Die weitere Entwicklung dieser Technologie enthält noch ungeahnte Möglichkeiten, die diese Energiegewinnung eines Tages von Rohstoffen wie Uran, das entgegen anderslautenden Aussagen auch noch auf lange Sicht vorhanden ist (2), völlig unabhängig machen könnten; auch die nachhaltige Bewirtschaftung der Rückstände der Energieerzeugung wird nicht immer ein großes Problem darstellen, auch da wird an Lösungen gearbeitet. Wäre bei der Entwicklung dieser Technologie so viel Aufwand getrieben worden, wie bei der Entwicklung der Kernwaffen - wovon die Entwicklung der zivilen Nutzung anfangs nur ein Abfallprodukt war - dann gäbe es wahrscheinlich schon heute einen viel weiteren Entwicklungsstand. Havarien wie in Fukushima, eines der ältesten Kernkraftwerke Japans, das der Nachbau eines uralten amerikanischen Kraftwerktyps ist und an die spezifischen Bedingungen in Japan ungenügend angepaßt wurde, werden bei einer Weiterentwicklung der Technologie schon von der Funktionsweise her ausgeschlossen sein.(3)

 

In diesen Vorstellungen von den „Erneuerbaren Energien“ steckt nicht zuletzt ein Kreislaufdenken, eines das nicht die Quantensprünge an Entwicklung einbezieht, die in Wahrheit noch notwendig sein werden. Es wird viel zu sehr einfach das Bestehende reproduziert, Bescheidenheit erwartet. Und wer soll da wohl bitte vor allem bescheiden sein? Die breiten Massen der Bevölkerung natürlich, nicht der Jetset. Eine Weiterentwicklung, wie sie auf Dauer notwendig ist, insbesondere eine solche, die die Produktivität ganz enorm steigert und damit nicht nur jeglichen Mangel beseitigt, sondern die Menschen nachhaltig von allen Arbeiten befreit, die der Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten nicht förderlich sind, indem diese automatisiert werden, die jedermann Raum für die allseitige Entwicklung der Persönlichkeit verschafft – das kommt im Denken der Apologeten dieser „Pseudo-Nachhaltigkeit“ nicht vor. Und die schwere und eintönige, wenig kreative Arbeit, die heute in erheblichem Maße noch anfällt, ist im Denken mancher dieser Leute nicht so relevant, denn das findet ja heute immer mehr woanders statt. Immer mehr Güter unseres Bedarfs werden ja ganz woanders produziert. Und wenn es doch durchdringt, wie im Falle der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter in Bangladesh - ja, dann kaufen wir das eben nicht, nach der Meinung dieser Leute. Billige Kleidung, die sich weniger bemittelte Menschen leisten können, wächst anscheinend auch auf Bäumen, (und auch die Second Hand Kleidung muß doch wohl erst einmal hergestellt und neu gekauft werden). Und soll alles so bleiben, soll hier Hartz IV für immer bestehen bleiben? Das wird so wenig der Fall sein, wie etwa eine Grenze mitten durch eine moderne Nation ewig Bestand haben konnte. Den kommenden Generationen die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu verbauen - das ist die Konsequenz dieser ökologistischen Vorstellungen - und das ist eben in Wirklichkeit alles andere als Nachhaltigkeit. Und die kommende Generation gar nicht erst in die Welt zu setzen, ist es noch viel weniger. Eine wirkliche Perspektive wird auf Dauer nur der Durchbruch zu einer anderen Gesellschaftsordnung bieten, in diese Richtung müssen die Lösungswege gesucht werden, aber mit der heutigen Herangehensweise wirtschaftet man sich ganz sicher zugrunde. Kurzsichtigkeit ist da noch bei Weitem ein viel zu schwacher Ausdruck.

 

 

 

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(1)   Aus einem Interview für das Buch „Die Grünen. 10 bewegte Jahre, Hrsg. Michael Schroeren“ S. 150    zurück


(2)   Man muß verstehen, wie die Angaben zustande kommen. Es geht immer um die Menge von Uranerz, die zu gegebener Zeit zu Kosten, die gegenwärtig als wirtschaftlich gelten, gefördert werden kann. Das gilt auch für Ölvorkommen und andere Rohstoffe. Ist der Rohstoff wegen leicht abbaubarer Vorkommen besonders billig, dann gibt es nach dieser Rechnung plötzlich weniger Ressourcen. So war es für den Club of Rome in Zeiten billigen Öls – und in den Förderländern ist Öl sogar heute noch billiger als Mineralwasser – leicht zu behaupten, das Öl werde bald alle sein. Werden Rohstoffe knapper, dann geht man an die Förderung von Vorkommen, die bisher nicht interessant waren, und sucht da nach neuen Ressourcen, wo man es heute nicht nötig hat, so wird es wieder mehr, und durch Innovationen und neue Technologien wird es dann oft auch wieder billiger. Hier wie anderswo ist die Innovation ein äußerst wichtiger Faktor, ohne den die Menschheit generell längst zugrunde gegangen wäre. Das berechnen die Ökologisten grundsätzlich nicht mit ein, das paßt nicht in den Ökologismus.     zurück

 

(3)   Man siehe z.B. das Interview mit dem Wissenschaftler Antonio Hurtado von der Universität Dresden, der an Innovationen für die Kerntechnik forscht. Ziel sind Kernkraftwerke, die bauartbedingt einfach keine Unfälle mit Kernschmelze mehr haben können. < http://www.welt.de/wissenschaft/article116361635/Wir-brauchen-Kernkraftwerke-die-sicher-sind.html >. Daß gerade in einem Land wie Deutschland, das auf dem Gebiet der Industrie einmal besonders viele Innovationen hervorgebracht hat, eine solche Unterdrückung der Kerntechnik stattfindet ist besonders schädlich, sowohl für das Land und seine Entwicklung, als auch für die Weiterentwicklung auf der Welt.     zurück

 

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