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Statement 2014-03
Die
Gründe für eine Ablösung des gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaftssystems
wachsen noch immer — das politische
Bewußtsein aber nicht genug
Maria
Weiß 11.01.2014
Das
haben wir zu Anfang des letzten Jahres bereits festgestellt, und das bestätigt sich eigentlich von Tag zu Tag mehr.
Mit der neuen Besetzung der Fed in den
USA wird eine andere Politik eingeleitet, und die wird sich in der Zukunft
und in aller Bälde auch auf die Politik gegenüber Europa massiv auswirken,
vor allen Dingen in der Politik gegenüber Deutschland. Es wird dazu führen,
daß Deutschland – (von wegen „Hegemonialmacht in Europa“, wie jüngst von
dem griechischen Außenminister Venizelos zu hören war) – eine Entwicklung
machen wird, die durchaus zu dem Ergebnis führen kann, daß Deutschland
wieder zwischen allen Stühlen innerhalb von Europa sitzen wird. Die sogenannte
Energiewende ist schon der Auftakt dafür gewesen, das Kapitulieren vor
dem Druck des internationalen Hegemonismus. Schon seit einiger Zeit zeichnen
sich zunehmend Differenzen zu Frankreich, aber auch zu Großbritannien
ab, und es gibt genügend Gründe zu befürchten, daß sich diese noch weiter
verschärfen könnten. Insofern kann man gewissermaßen tatsächlich an die
Situation vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914, vor hundert Jahren,
erinnern, was eigentlich gewissen Kräften, die hier verantwortliche Positionen
haben, eine Lehre sein sollte.
Die
Politik der Angela Merkel, das Wahlergebnis mehr oder minder umzumünzen
in einen Erfolg für den vorherigen Kontrahenten SPD, spricht darüber Bände
und wird sich in seiner vollen Tragweite in der Zukunft auswirken. Da
nützt auch die Aufrechterhaltung der Position Schäubles als Finanzminister
in dieser neuen Koalition nicht viel, sie ist in gewisser Weise ein Überbleibsel
der vorherigen Konstellation, es wird sich aber sehr bald zeigen, was
davon übrig bleiben wird, schon jetzt gibt es massive Stimmen, die einer
Finanzierung der bereits jetzt erheblichen Verteuerung der Energie in
Deutschland über Schulden das Wort reden, als auch andere Sachen. Worauf
soll denn das hinauslaufen? Die Staatsverschuldung in dem immensen Ausmaß
war doch gerade ein wesentlicher Eckpunkt der letzten Krise. Worauf soll
es denn hinführen, wenn man jetzt diese Verschuldung wieder erhöht, statt
sie weiter abzubauen? Auch darüber wird man geradewegs in der nächsten
Krise landen.
Ringsherum
um Deutschland sieht man auch in Europa Bemühungen, die Stromversorgung
verstärkt auf Kernkraft zu stützen. Großbritannien baut gerade ein neues
Kernkraftwerk, Frankreich hat sowieso die meisten und denkt gar nicht
daran, davon abzulassen, obwohl auch dort die Ökopropaganda versucht hat
Fuß zu fassen. Andere Länder in Europa haben ebenfalls Kernkraftwerke
und ziehen daraus günstigen Strom, selbst Länder wie Polen denken nicht
daran, etwa grünem Druck aus Deutschland in dieser Hinsicht nach zu geben.
In unserem Land aber streitet man darüber, ob man vielleicht doch lieber
die Energie aus Braunkohle(!) wieder aufleben läßt oder aber die ach so
sauberen Gaskraftwerke (finanziert mit „günstigem“ Gas aus Rußland!) favorisieren
soll. Oder ob man gar alles weiter aus Steuergeldern bezahlen soll, weiterhin.
Daß Derartiges geradewegs in die nächste Krise steuert und keineswegs
eine vernünftige Konzeption für eine Stromversorgung in einem industrialisierten
Land wie Deutschland darstellt, liegt auf der Hand. Aber nein, man hat
ja der SPD jetzt die wesentlichen Posten in Wirtschaft und Energie zugeschanzt,
und die werden das ihre dafür tun. Es ist doch schon gegenwärtig spürbar,
welchen Rückenwind diese zum Beispiel aus den USA bekommen. Die USA, die
keineswegs ihre eigene Krise schon überwunden haben, sind natürlich daran
interessiert, sich keine weiteren Konkurrenten beispielsweise auch in
Europa großzuziehen, sondern im Gegenteil, diese eher auszuschalten -
den Grundstein hat Merkel dazu ja bereits 2011 erfolgreich gelegt-, vor
allem auch mit dem Hintergedanken, ihren neuen und stetig wachsenden Konkurrenten
in Asien Paroli bieten zu können, vor allem China, welches sie gerade
als erste Handelsmacht weltweit abgelöst hat, aber auch anderen sich schnell
entwickelnden Ländern dort oder auch z B. in Südamerika.
Da kam es natürlich sehr gelegen,
daß in Deutschland, durch den Sieger der letzten Bundestagswahl, ausgerechnet
diese wichtigen Eckpunkte wie Wirtschaft und Energie mit SPD-„Größen“
besetzt wurden, angeblich weil man ja sonst die „GroKo“ gar nicht zustande
bekommen hätte…
Die
USA setzen sich auch nicht zufällig gegenwärtig für einen Mindestlohn
in Deutschland ein, angeblich um damit den inneren Markt anzukurbeln und
vor allem den Export zu drosseln. Obwohl ein solcher „Mindestlohn“ für
viele Menschen, die hierzulande von ihren erbärmlich kleinen absoluten
Minilöhnen, die sie über zum Teil sogar mehrere Minijobs erreichen, vielleicht
verlockend erscheint, wäre das aber ein Trugschluß. Einen zum Leben und
zur gesellschaftlichen Teilhabe, wie es immer heißt, ausreichenden Lohn
erreicht man vor allem durch Kampf, nicht durch staatliche Verordnungen.
Ein solcher selbständiger Kampf der Kollegen in Deutschland ist aber etwas,
was ja, ginge es nach der Bourgeoisie, gerade verhindert werden soll,
daran hat weder der hiesige Staat, und erst recht nicht die USA oder andere
Imperialisten ein Interesse, da dies unweigerlich auch die politische
Selbständigkeit und auch Bestrebungen zu mehr hier verstärken würde. Von
oben dekretiert und damit unweigerlich auch bezüglich der Durchsetzung
äußerst lückenhaft bewirkt es eher das Gegenteil, selbst wenn es denn
überhaupt irgendwas an höheren Löhnen bewirken kann.
Bisherige
Erfahrungen zeigen, daß nicht selten gewerkschaftliche Vertretungen hierzulande,
welche meistens den selbständigen Kampf eher bremsen, statt ihn zu befördern,
und lieber propagieren, daß man sich auf den Staat verlassen sollte, es
selten dauerhaft zu einem echten Erfolg gebracht haben. Keine einzige
Verlagerung von Betrieben und Freisetzung der Kollegen ist durch die Gewerkschaften
verhindert worden (Gegenbeispiele sind nicht bekannt). Die grüne Täuschung
wurde maßgeblich gerade durch gewerkschaftliche Kreise mit verbreitet.
Ein lebenswertes Leben für arbeitende Massen ist vor allem durch Kampf
zu erreichen, nicht aber dadurch, daß der Staat irgendwelche Regeln setzt,
die dann sowieso in der Praxis nicht zum Tragen kommen oder konterkariert
werden.
Das
ist es gerade, was sie verhindern wollen, daß immer mehr Menschen ihre
Interessen, ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und kämpfen, aufstehen
und ihre Forderungen klar machen. Das mögen auch gewisse gewerkschaftliche
Kreise nicht , und neigen statt dessen eher dazu, auf den Staat zu verweisen,
auf die Justiz zu verweisen, die ja die Regeln schon setzen wird und Entsprechendes
verfügen wird, was angeblich dann zu Fortschritt führt. Das ist es doch,
was die Erfahrungen der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigen, ein Trugschluß,
der nicht selten gerade zum Gegenteil von dem geführt hat, was man erreichen
wollte.
Noch
eins ist zu denken. Solche staatlichen Verordnungen, beispielsweise ein
gesetzlich verordneter Mindestlohn in der jetzt vorgeschlagenen Höhe,
von dem nebenbei auch niemand wirklich leben kann, soll Menschen auch
davon abhalten sich Gedanken zu machen, was eigentlich sonst noch alles
in dieser Gesellschaft vonstatten geht, bzw. schief läuft. Wovor ihnen
in Wirklichkeit graust ist, daß immer Menschen versuchen könnten, selber
gesellschaftlich durchzublicken und Einfluß zu nehmen.
Was
zeigen denn gewisse Erfahrungen der Anti-Hartz-Bewegung? Die haben doch
gezeigt, daß eine ganze Menge Menschen, natürlich am Anfang auch mit Unterstützung
der Gewerkschaften, auf die Straße gegangen sind und ihre Forderungen
laut gemacht haben. Das war richtig und hat Wirkung gezeigt. Aber in dem
Moment, wo es hätte weiter gehen müssen, wo man hätte versuchen müssen,
durch das Gestrüpp der staatlichen Verknüpfungen mal durchzublicken und
sich darüber Klarheit verschaffen wollte, da wurde dem ganz massiv gerade
von solchen Organisationen Widerstand entgegen gesetzt, die vorher die
Bewegung mit angeschoben hatten - nun aber fand geradezu eine Verweigerung
statt, in dieser Richtung weiter zu gehen. Das Ergebnis ließ dann auch
nicht lange auf sich warten. Man betrachte die darauffolgende große Koalition,
die es nicht schwer hatten daran anzuknüpfen und diese Art von stagnativer
Situation nicht nur in der Arbeitswelt, die für nicht wenige Menschen
eine Quälerei bedeutet, zu festigen. Siehe ebenso die darauffolgende CDU/FDP
Koalition und siehe auch das, was wir jetzt haben, eine zumindest was
die innere Politik betrifft de facto wieder eine sozialdemokratisch dominierte
Regierungskoalition. Hier sind mal Schlußfolgerungen angesagt.
Welche
Gewerkschaft fordert jetzt zum Beispiel endlich mal Konsequenzen aus den
Erfahrungen mit dem ganzen Billiglohnsektor, wie er sich in fast allen
Branchen eingeschlichen hat? Aus dieser de facto Institutionalisierung
der Leiharbeit und schlimmer noch des Werkvertragssystems, welche abgeschafft
zu werden gehören? Wer fordert das eigentlich? Es ist doch witzlos, wenn
man das nicht fordert, ja unglaublich schwer, zu wirklich lebensgestaltenden
Löhnen zu kommen. Das ist Betrug! Die Gewerkschaften gestehen inzwischen
zwar ein, daß sie in diesem Bereich „Fehler“ gemacht hätten, indem sie
das alles akzeptiert haben. Aber welche Schlußfolgerung ziehen sie daraus?
Davon ist nicht viel zu merken. Statt dessen fordern sie jetzt auch einen
sogenannten gesetzlichen Mindestlohn, der überhaupt nicht zum Leben reichen
würde, schon gar nicht zu einem menschenwürdigen! Denn mit 8,50 Euro beispielsweise
kann dieses niemals erreicht werden und nebenbei auch nicht mit 10 Euro,
kann schon gar nicht zum Beispiel eine Familie ernährt werden.
Es
gibt in diesem Land seit längerem eine nicht unbeträchtliche Niedrigstlohnschicht,
in jedem Betrieb ist sie vertreten, in Einzelhandelsbranchen und kleinen
Gewerbebetrieben (z.B. Frisörläden etc) ist sie ebenfalls stark vertreten,
die mehr oder minder vor sich hin vegetiert und gezwungen ist, gleich
mehrere weitere Arbeiten anzunehmen, um existieren zu können, und oft
trotzdem noch zum Sozialamt zu gehen (sog. Aufstocker). Das
ist nicht akzeptierbar! Das ist überhaupt keine Verbesserung, wenn man da
bloß fordert: 10 Euro/Stunde Mindestlohn. Das ist lächerlich. Nein, aber
für mehr müßte man eben kämpfen, und das wollen sie eben verhindern. Wie
sie überhaupt verhindern wollen, was seit eh und je ihr Ziel ist, daß
mal wirklich soziale Unruhe entsteht und sich Bahn bricht.
Soziale
Unruhe ist aber gerade notwendig, um wirklich zu einem Fortschritt zu
kommen. Und mehr noch, diese soziale Unruhe müßte sich zugleich mehr und
mehr verbinden mit der, die in anderen Ländern, in anderen Teilen der
Welt schon existiert, immer mehr aufkommt, zum Beispiel in asiatischen
Ländern (auch in Südamerika, in Brasilien und anderen Staaten) wohin eh
der Schwerpunkt großer Produktionszweige inzwischen hingewandert ist und
sich konzentriert, und wo diese Entwicklung bereits zu Umwälzungen ganzer
Regierungen und Gesellschaften geführt hat und führt. Genau das muß sein.
Das wollen die Imperialisten, die Bourgeoisien natürlich nicht haben,
sie brauchen Ruhe in der Gesellschaft, um ihre Ausbeutung fortzusetzen
und in gegenseitiger Konkurrenz als auch kriegerischen Absichten Vorteile
für sich zu erzielen und ihre Massenvernichtungsprogramme verschiedenster
Sorte, an denen sie arbeiten, durchführen zu können, wenn es ihnen opportun
erscheint.
Was
sich überall auf der Welt, in vielen Staaten und Ländern immer stärker
abzeichnet, sind massive Umwälzungen der gesellschaftlichen Realität,
und zwar in zunehmendem Maße. Und davor graust natürlich auch all Denjenigen,
die von dem jetzigen bestehenden hegemonialen System der Ausbeutung des
Menschen durch den Menschen, von der bestehenden Klassenspaltung der Gesellschaften
profitieren. Klassenkampf weltweit ist aber genau das, was in Wirklichkeit
angesagt ist und auch tagtäglich stattfindet, wenngleich dieser zuweilen
in sehr variablen Formen hervortritt. Dabei spielt auch der Faktor der
nationalen Unterdrückung durch den Imperialismus eine Rolle.
Was
der USA-Imperialismus, aber nicht nur dieser, gegenwärtig wieder besonders
betreibt, ist Staaten, die zu aufmüpfig werden drohen, innerlich auseinanderzuspalten,
um sie weiter im Griff zu behalten. Man schaue sich die Entwicklung im
Mittleren Osten an, Syrien, der Irak, aktueller Weise auch zunehmend die
Türkei , aber auch andere, als auch in vielen anderen Teilen der Welt.
Auch europäische Staaten machen sich in dieser Hinsicht einen miesen Ruf.
Man nenne nur mal Frankreich, ebenso wie Großbritannien, Deutschland ist
in dieser Hinsicht gegenwärtig eher zurückhaltend, was sich allerdings
auch ändern kann. Sie versuchen mittels separatistischer, nicht selten
auch religiös- fanatischer Gruppierungen zu provozieren, indem sie zugleich
die fast überall existierende Morbidität der herrschenden Cliquen ausnutzen,
um die Staaten zu provozieren und ihnen gewisse unabhängige Bestrebungen
schon im Ansatz wieder auszutreiben, nicht selten mit dem Effekt, die
staatlichen Zusammenhänge und Einheiten sogar gänzlich zu zerstören, was
ihnen in unterschiedlichem Maße gelingt oder auch nicht gelingt.
Die vor allem hierzulande verbreitete grüne Wahnvorstellung
eines friedlichen „ökologistischen“ Europa, der auch nicht unbeträchtliche
Teile der Klein- und Mittelbourgeoisie hinterherlaufen, ist im Grunde
bereits jetzt am Ende. Denn was in Wirklichkeit von imperialistischer
Seite ansteht, ist auch dieses Gebiet nötigenfalls erneut in einen (oder
mehrere) imperialistischen Krieg hineinzuziehen, wie immer dieser auf
Grund der modernen Mittel auch aussehen mag. Man erinnere sich auch hier
des ersten Weltkriegs, wo die USA selbst erst relativ spät sich selbst
militärisch „engagierten“, nachdem sie zuvor die verschiedenen Parteien
innerhalb Europas in ihrem Sinne mit beeinflußt und vorangetrieben haben.
Hartmut
Dicke schrieb bereits 2007 in seiner Schrift „Proletarische Revolution
und nationale Frage - die Doppellage im Ausgang des Ersten Weltkriegs“:
„Sollte es zu einem kontinentalen Krieg in Europa kommen,
und von der Möglichkeit sprach man schon seit Jahrzehnten, dann bestand
für sie (die USA) die Frage, wie sie dies zu ihrem Vorteil nutzen konnten.
Die Abneigung, die in amerikanischen imperialistischen Kreisen seit Ende
der (18)90iger Jahre gegenüber Deutschland existierte, bezog sich nicht
nur auf die Konkurrenz, sondern noch mehr auf die Existenz der stärksten
Arbeiterbewegung in der damaligen Welt, die, im Großen und Ganzen nach
marxistischen Erkenntnissen arbeitend, auf die Verwirklichung des Sozialismus
auf moderner Grundlage hinarbeitete. Die letztere Furcht und Abneigung
teilten die Führung der USA mit den deutschen Imperialisten selbst. Es
ist dies der doppelte Gesichtspunkt, der ihre Politik gegenüber Deutschland
beherrschte.“
Einiges
davon, was hier charakterisiert wird, kann man trotz der zerstörerischen
Bemühungen der Grünen Reaktion auch heutzutage wiedererkennen.
Dem
einlullenden Friedensgeschwafel der jetzigen Regierung aber ist in dieser
Hinsicht überhaupt nicht zu trauen. Demgegenüber ist ein verstärktes Sich-Befassen
mit gesellschaftlichen Fragen, sowohl auf nationaler, als auch auf europäischer
als auch internationaler Ebene angesagt und der engagierte Kampf in gesellschaftlichen
Fragen angesagt. Gerade die werktätigen Schichten in unserem Land als
auch in allen anderen Ländern sind gefragt, sich ein eigenes Verständnis
dieser Fragen zu erarbeiten, um fähig zu werden daraus Schlußfolgerungen
zu ziehen. . Das mag sehr unbequem für manch eine(n) klingen, aber es
ist eine Chance, dem Fortschritt auf der Welt zu dienen und zivilisations-
und fortschrittsfeindliche und diese zerstörende imperialistische Kriege
zu verhindern.
Es gibt sicher eine ganze Reihe
von Menschen, die diese Zusammenhänge nicht durchblicken oder dieses auch
nicht wollen, sondern denken, daß sich momentan alles doch gar nicht so
schlecht entwickelt. Warum sich engagieren, die machen das schon. Das
ist eine fatale und kleinbürgerlich-spießige Fehleinschätzung. Das zeigt
die ganze geschichtliche Erfahrung. Wer sich solchen Illusionen hingibt,
wird über kurz oder lang seinen eigenen Kopf hinhalten müssen für etwas,
von dem er gar nichts hat, sondern nur eine ganz bestimmte weltweit betrachtet
relativ kleine Schicht, die meint sich noch ein Weilchen geschichtlich
rüberretten zu können, mit sehr unangenehmen Methoden. Gefragt ist also
das Sich-Befassen mit dem ganzen komplizierten und teilweise recht unübersichtlichen
Gefüge und das Sich-Engagieren für die Belange der überwiegenden Mehrheit
der Menschen auf der Welt. Wie das geschehen kann, das muß man selber
entscheiden, welche Möglichkeiten man hat. Aber sich zufrieden geben und
denken, daß „die das schon machen“ ist das Verkehrteste von allem, denn
das endet dann genau da, wo man überhaupt nicht hinwollte. Die gegenwärtige
Lage fordert zunehmend das politische Engagement von jedem Einzelnen,
die kritische Hinterfragung von allem und jedem, was einem hier von der
herrschenden Klasse serviert wird. Die Sozialdemokratie beispielsweise
zeigt doch, daß sie weder den ersten und erst recht nicht den zweiten
Weltkrieg verhindern konnte, und sie wird auch den dritten nicht verhindern.
Dies kann nur die selbständige politische Aktion gemeinsam mit der der
werktätigen Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt. Vertrauen kann
man nur auf die eigene Kraft, nicht aber dem reaktionären Staat und dessen
Gefolgsleuten und Fürsprechern. Diese Erkenntnis zu vernebeln ist aber
seit eh und je ein Anliegen sozialdemokratischer als auch überhaupt bürgerlicher
oder revisionistischer Politik. Gefragt ist also nicht das Abwiegeln,
sondern das (revolutionäre) Aufwiegeln!
Der
erste Weltkrieg endete bekanntlich mit dem Versuch einer Revolution in
Deutschland, mit der erfolgreichen Revolution in Rußland, mit revolutionären
Erhebungen auch in Asien (China).Der zweite endete ebenfalls mit Revolutionen,
mit der erfolgreichen Revolution in China, Korea, und weiteren Staaten
auf der ganzen Welt. Man soll doch nicht glauben, daß die Imperialisten
das vergessen haben! Das spielt durchaus bei deren Überlegungen, wie weitgehend
sie sich auf Krieg(e) einlassen oder nicht, eine ganz beträchtliche Rolle.
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