Internet Statement 2015-20


              Zu den Aktionen in Frankfurt        


Maria Weiß   18.03.2015    

Dazu ist zu bemerken, daß das Finanzkapital und Andere soviel Verbrechen begangen haben und so viele Menschen in den Ruin getrieben haben, daß eigentlich sowieso alles dagegen gerechtfertigt wäre. Eine andere Frage ist, ob ein solches Vorgehen, wie es jetzt in Frankfurt zum Teil an den Tag gelegt wurde, taktisch klug ist. Das steht auf einem anderen Blatt.
Die Frage ist auch, wie fein der Maßstab eigentlich sein muß, den man hier anlegt, und um was für Kräfte es sich bei diesen gewalttätigen Exzessen, von denen in der offiziellen Berichterstattung die Rede ist, eigentlich handelt.

Eine weitere Frage ist, was das eigentlich für ein Anlaß ist, für eine solche Demonstration, die Fertigstellung dieses monströsen, Milliarden teuren EZB- Gebäudes. Was ändert sich eigentlich dadurch? Das Ganze hat einen angeblichen Symbolcharakter, aber es stellt sich die Frage, was eine solche Aktion dagegen eigentlich bringt, ob sie den Widerstand in einer konstruktiven revolutionären Richtung weiter bringt. Und da kann man allerdings bei einigen der daran beteiligten Kräfte, vor allen Dingen denen, die dort aus Berlin angereist sind, erhebliche Fragezeichen anbringen.

Es ist ja nicht verkehrt, eine solche Demonstration, auch bestimmte einzelne Aktionen zu machen, zumal es für einen erheblichen Teil der Menschen tatsächlich nichts mehr zu verlieren gibt, außer einem elenden, miserablen Dasein ohne Perspektive. Die Frage aber, die sich stellt, ist: Was ist mit der Welt, die zu gewinnen ist? Wie soll die aussehen? Und in dieser Hinsicht hapert es tatsächlich noch an den Vorstellungen. Daran muß gearbeitet werden.
Tut man dies nicht mit aller erforderlichen Ernsthaftigkeit, dient so etwas sehr leicht nur dazu, der Reaktion vermeidbare Opfer vor die Füße zu legen.

Gründe für solche Aktionen, für Widerstand, gibt es in der Tat genug, eine andere Frage aber ist: was kann man wie erreichen? Und diese Frage ist mindestens ebenso wichtig wie das, was man macht. Wie soll denn die Gesellschaft aussehen, die man selbst anstrebt? Stellt man sich diese Frage nicht, dann ist nicht selten das einzige Ergebnis das, daß man unnötige nicht gerechtfertigte Opfer provoziert und der Gegner daraus den Profit zieht.

Es gibt unbestreitbar viele tausend berechtigte Gründe, gegen solche Institutionen zu demonstrieren, denn sie haben durch das, was sie repräsentieren und durch ihre alltägliche Praxis in der Konsequenz selber unzählige Existenzen auf dem Gewissen, gar nicht mal so sehr in unserem Land gegenwärtig, sondern vor allem in anderen europäischen Staaten, mal abgesehen von Staaten auf der ganzen Welt. Die Frage, die sich stellt, ist aber: Wie kann man effektiv dagegen vorgehen? Und diese Frage muß man sich stellen, will man auch nur irgendwie verantwortungsbewußt agieren. Manchmal muß man trotzdem handelt, das ist unbestritten. Aber wenn man es tut, dann sollte wenigstens auch ein entsprechender Fortschritt für die revolutionäre Bewegung dabei herauskommen, und nicht das Gegenteil, eine Verschärfung der Repression von seiten des reaktionären Staates als auch der gesellschaftlichen Verhältnisse, die dieser repräsentiert und verteidigt.

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