Internet Statement 2016-02

 

Flüchtlinge ins Stadtschloß!

Eine sinnvolle Nutzung für das Fake-Schloß in Berlin und Fortsetzung der Symbolik an diesem Ort!

Wassili Gerhard    15.01.2016     

Das Disneyland-Schloß in der Mitte Berlins nähert sich seiner Fertigstellung. Das hat Berlin natürlich unbedingt gebraucht, so ein Fake-Schloß. Letzten Sommer war Richtfest, aber schon geht der Streit um die Nutzung der schönen neuen Räume los. Die gerade fertiggebauten Wände sollen schon wieder versetzt werden. „Wünsch Dir Was“ regiert. Der oberste Chef am Bau zieht Parallelen zum BER und nimmt seinen Hut. Auch gibt es Streit darüber, ob der Islam auch angemessen repräsentiert ist! Angesichts der Probleme mit der Unterbringung der Flüchtlinge möchte ich einen Vorschlag machen, der diesen Streitigkeiten ein Ende setzt, (und auch den Islam auf eine Weise repräsentiert, die etwas mit unserer Gegenwart zu tun hat) so daß sich die Protagonisten sinnvolleren Aufgaben zuwenden können, bevor noch jemand auf die Idee kommt, dort eine Residenz für Merkel vorzuschlagen. So beenden wir diese Streitigkeiten, sparen Umzugskosten und bauen zügig und rationell weiter, so daß dieser Bau sogar schneller fertig wird:

An dieser so geschichtsträchtigen Stelle der Stadt sollte ein Ort sein, an dem so richtig erfahrbar ist, wie heute Geschichte geschrieben wird. Und wenn der Bau schneller fertig wird, gibt es auch dafür mal positive Schlagzeilen. Tun wir aber gegenüber den ursprünglich vorgesehenen Mietern einfach so, als ob dieser Bau genauso schnell fertig wird, wie andere Großbauten in dieser Stadt und schieben wir deren Einzug auf die lange Bank. Und dann haben wir jede Menge Platz, um Migranten im Stile einer wirklichen Willkommenskultur unterzubringen, in einem Schloß (jedenfalls sieht es von außen so aus) Bestimmt gibt es innen genug Möglichkeiten, die notwendigen Einrichtungen zu schaffen. Unsere bewährten Baufirmen werden schon keine Möglichkeit auslassen, das Teuerste da drin unterzubringen. Auch für Obdachlose könnte Platz geschaffen werden.

So setzen wir die Tradition fort, wie an dieser Stelle Geschichte geschrieben wird.

Nicht weit davon ist der Balkon, von dem herab Karl Liebknecht die Sozialistische deutsche Republik ausgerufen hat. Deshalb hat die DDR auch diesen Balkon vom alten Schloß aufgehoben und ein Stück weiter in die Fassade des Außenministeriums integriert.

Auch das alte Schloß selbst war Symbol. Als Symbol dafür, daß der Brandenburgische Kurfürst die rebellische Stadt Berlin, die sogar einmal eine Hansestadt war, endlich unter seine Fuchtel gebracht hatte, mußte er 1442 natürlich ein Schloß mitten in die Stadt bauen. An diese Symbolik und diese Tradition knüpft sozusagen das neue Schloß wieder an.

Da haben wir wahrscheinlich auch den Grund, warum die DDR nach dem Zweiten Weltkrieg das Schloß nicht wieder aufgebaut hat. Man kann natürlich darüber streiten, ob es als ein Geschichtsdenkmal dafür, wie die Geschichte eben war, hätte wieder aufgebaut werden sollen. Die Symbolik war aber nachzuvollziehen: Herrschersitz weg - Platz für Volksaufmärsche hin. Das ist vertretbar. Und zu jener Zeit waren andere Dinge sicher wichtiger, als der Aufbau dieses Kastens. Ehrlich gesagt, auch heutzutage wären andere Dinge wichtiger als der Wiederaufbau dieses Kastens, noch dazu als Disneyland-Version mit nachgemachten alten Fassaden. Dinge die die Welt nicht braucht, aber vielleicht unser Berliner Baufilz, was schon wieder an ein anderes Symbol erinnern läßt.

Über den Berliner Baufilz schrieb 2002 ein ätzender Kommentar in der bestimmt nicht linken Zeitung Welt: „Es entsteht der Eindruck, das dort schon früher mit der Freiheitsglocke besonders laut geläutet wurde, damit die knarrenden Sackkarren voll Geld übertönt wurden, die beiseite geschafft wurden.“ Link: http://www.welt.de/print-welt/article383527/Berlin-Osten-im-Westen.html . Und dieses Geld landete zu nicht geringen Teilen beim Berliner Baufilz.

Weiter oben wurde geschrieben, daß man doch vielleicht das alte Schloß auch hätte wieder aufbauen können (als die Ruinen noch da waren) als ein Symbol dafür, wie die Geschichte eben war. Das wurde der DDR auch aus dem Westen nicht wenig vorgeworfen.

Aber wie hat man es in jüngerer Zeit damit gehalten? Da ging die Symbolpolitik doch verschärft weiter. Mal die abgerissenen Wohnungen (nicht nur) in der Innenstadt beiseite gelassen, trotz sich verschärfender Wohnungsnot, nur um ein altes Stadtbild ähnlich wieder herzustellen. War denn nicht der „Palast der Republik“ auch ein wichtiges Zeugnis dafür, wie die Geschichte eben war? Und übrigens sind die Erinnerungen vieler Berliner, damit verknüpft, die dort in die Disko gegangen sind, Großveranstaltungen besucht haben usw. Die sind richtig sauer darüber. Den hätte man sogar einfach nur stehen lassen müssen, na ja, auch Asbest-Sanierung machen müssen. Das hat man jedenfalls beim sicher nicht weniger asbestverseuchten ICC (Internationales Kongresszentrum) ernsthaft überlegt und das Ding bis heute nicht abgerissen. Da kommen jetzt Flüchtlinge rein, weil man es für was anderes nicht mehr gebrauchen kann. Und nach neuesten Berichten (Tagesspiegel: „Wie im Gefängnis“ http://www.tagesspiegel.de/berlin/fluechtlinge-im-icc-in-berlin-wie-ein-gefaengnis/12745826.html) ist es nicht so gut geeignet dafür, zudem die Umgebung recht öde, geprägt von riesigen Verkehrs-Trassen und Messegelände. Was für eine negative Symbolik, aber nicht ohne Aussagekraft bezüglich dieser Stadt und ihrer Behörden! Aber es ist auch ein Zeichen dafür, daß man den Palast der Republik gerne abgerissen hat, das ICC aber erhalten will (vielleicht als Symbol für den Berliner Baufilz, der sich da sicher eine goldene Nase verdient hat mit Subventionsgeldern).

Dabei hätte man den Palast doch auch stehen lassen können, auch als Symbol für den weiteren Niedergang der DDR, der mit Honecker verstärkt einsetzte, weshalb er dann auch ein Ventil schaffen wollte nach dem Motto „Brot und Spiele“ oder mit seinem „Bananenfonds“, mit dem er bisweilen subventioniert selten zu bekommende Konsumgüter für die Läden seiner Hauptstadt finanzierte. Gesellschaftlich näherte sich die DDR weiter dem System der Bundesrepublik an, was auch in diesen Dingen zum Ausdruck kommt. Wozu also noch ein extra Staat? (Die Verhandlungen mit der Bundesrepublik über eine Konföderation gingen dann ja auch spätestens Anfang der achtziger Jahre los.) Aber auch daran will der Westen, der übrigens stellenweise Erich Honecker bei seinem Antritt als „vernünftigen Pragmatiker“ lobte, auch nicht so gern erinnern, denn er strickt an anderen Klischees. Also weg mit „Erichs Lampenladen“ und ein völlig anderes Symbol an die Stelle. Und dann mußte man sich überlegen, wofür man ein solches Gebäude eigentlich gebrauchen kann und wie man es bedeutend genug mit Inhalt füllt.

Aber heute bietet sich eine Lösung, an die man damals noch nicht denken konnte, wahrhaft geschichtsträchtig und von großer aktueller Symbolik:

Flüchtlinge ins Stadtschloß!

 

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