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Statement 2016-21
Türkisch-europäischer
Diwan? Nein danke!
Maria
Weiß 16.03.2016
Derweil Herr Erdogan in seinem Land auf den Minderheiten
herum klopft und diese bedrängt und drangsaliert, wird in Brüssel
über irgendwelche Deals in punkto Flüchtlingsströme verhandelt.
Das kann nun wirklich nicht im Interesse Europas und seiner Völker
sein. Milliardenzahlungen für irgendwelche Verschiebemassen von Flüchtlingen,
die zwischen Europa und der Türkei hin und her geschoben werden sollen.
So etwas Erbärmliches hat die Geschichte selten erlebt und es wird
bislang zu recht von der weitaus überwiegenden Mehrheit der europäischen
Staaten, einschließlich deren Regierungen, abgelehnt. Merkels Maß-und-Mitte-Linie
hat sich inzwischen dort voll durchgesetzt. Das strahlt ja selbst noch
auf solche Kräfte wie die AfD ab.
Wenn Herr Erdogan unbedingt Mitglied der EU werden möchte, dann muß
er erstmal bei sich selbst, in seinem Land, eine bürgerliche Demokratie
etablieren, und diese beinhaltet bekanntlich Religionsfreiheit, Trennung
von Staat und Kirche, wenigstens in den wesentlichen Teilen der Gesellschaft.
Davon kann aber gegenwärtig in der Türkei keine Rede sein, das
Gegenteil ist der Fall und ist im Vormarsch.
Soll die EU etwa einen solchen Staat bei sich aufnehmen, in dem seine
Bürger nicht sicher sein können, daß sie nicht wegen ihrer
ethnischen Herkunft, ihrer Ethnie, verfolgt werden? Menschen, die in einem
EU-Mitgliedsstaat in einen anderen abhauen müssen, weil sie deswegen
verfolgt werden? Wie absurd ist das denn?
Der Islam gehört zu Deutschland oder besser gesagt zu Europa? Das
will ich mal keineswegs für alle kommenden Jahrzehnte ausschließen,
aber die Voraussetzung dafür ist, daß der Islam die Möglichkeit
schafft, daß man auch austreten kann, ohne dafür abgeschlachtet
zu werden. Das ist Voraussetzung. Oder daß ein islamischer Vater
mit einer nicht-islamischen Mutter ein gemeinsames Kind großziehen
kann, ohne daß die Mutter gewärtigen muß, auf brutalste
Weise liquidiert zu werden, samt ihrem Kind. Wenn das gewährleistet
ist, dann kann man durchaus darüber reden, ob diese Religion ebenso
wie andere in Europa ihren Platz finden kann, als freiwilliger Zusammenschluß
mit Freiwilligkeit ihrer Mitgliedschaft, nicht als Zwang. Und schon gar
nicht als Unterdrückungsinstrument mit Gewalt, weder von Staats wegen
noch erst echt nicht innerhalb der Familie.
Solange aber Letzteres nicht gewährleistet werden kann, ist es einfach
absurd, zu postulieren, daß eine solche Religion mit derartigen
zivilgesellschaftsfeindlichen Praktiken in Europa ihren Platz finden kann.
West-östlicher Diwan? Aber nicht so! Nur in einer Form, die diese
hier formulierten Prinzipien anerkennt , wäre das möglich. Anders
nicht. Einzelne Inhalte oder Gewohnheiten dieser Religion sind nicht so
wichtig. Zum Beispiel ob eine Frau ein Kopftuch tragen will oder nicht,
ob man sich in der Moschee auf den Boden wirft oder nicht. Aber die Freiheit
des Austretens, die muß gewährleistet sein.
Von wegen „europäische Lösung“! Es handelt sich
in Wirklichkeit um eine türkische Lösung, die von Merkel mit aller
Gewalt aufgezwungen werden soll. Zum Glück steht sie mit diesem Ansinnen
ziemlich isoliert da.
Die Erdogan-Regierung hat durchaus auch positive Dinge geleistet. Zum
Beispiel die U-Bahn unter dem Bosporus zu bauen. Das ist gar keine Frage.
Aber was die Politik gegenüber der eigenen Bevölkerung angeht,
da sieht die Sache anders aus, zum Beispiel gegenüber der kurdischen
Minderheit, egal durch welche Organisation diese vertreten wird. Vor allem
sein „Demokratieverständnis“ ist selbst für bürgerliche
Maßstäbe nicht ausreichend, besser gesagt „ungenügend“
und das ist eine 6. Mit solch einer Zensur in einem solch essentiellen
Fach bleibt man hierzulande sitzen und muß die Klasse wiederholen.
Möchte Erdogan vielleicht, in Absprache mit Frau Merkel, seine kurdische
Minderheit nach Deutschland treiben, damit hier weitere Parallelgesellschaften
entstehen? Was die Politik der Merkel angeht, so bewegt sie sich auch
langsam aber sicher auf eine 6 zu.
Die Türkei ist schon seit längerem selbst dem bürgerlichen
Verständnis nach nicht mehr als Demokratie zu bezeichnen. Im Gegenteil,
sie entwickelt sich immer mehr zu einer Art islamischer Diktatur und unterscheidet
sich damit nur noch wenig von Saudi-Arabien oder dem Iran. Was solch ein
Staat in der EU zu suchen hat, das muß mal jemand erklären.
Bei Polen zum Beispiel, obwohl diese dortige neue Regierung selbst im
bürgerlichen Sinne demokratisch gewählt wurde, wird alles Mögliche
bemängelt. Wo hingegen bezüglich Erdogan ganz große Klappen
vor den Augen zu sein scheinen.
Schon vor fünfzig Jahren gab es das erste Assoziierungsabkommen mit
der Türkei. Und in diesem Zusammenhang wird auch ganz offensichtlich,
daß das einen internationalen Hintergrund hatte. Und der der bestand
vor allem in der Einflußnahme durch die USA. Die Türkei war
bereits in der Nato und sollte jetzt sozusagen noch enger an Europa integriert
werden, um die Abwehr gegenüber dem so genannten Ostblock zu verstärken.
Das ist heute gar nicht so viel anders, wenngleich die Verhältnisse
sich in verschiedener Hinsicht variiert haben, was vor allen Dingen den
so genannten Ostblock angeht. Ein interessanter Aspekt, der bis jetzt
bei der so genannten Gastarbeiterfrage zu kurz gekommen ist. Das war damals
schon so. Auch damals schon spielten verschiedene Cliquen der herrschenden
Klasse, auch international, eine Rolle. Man wollte unter allen Umständen
verhindern, daß in dem damaligen Westdeutschland, welches in den
Nato-Bereich gehörte, sich revolutionäre Erhebungen erneut entwickeln
könnten. Dem wurde schon damals mit Hilfe der Türkei vorgebeugt.
Durch die Anwerbung von türkischen Arbeitern, wie sie dann zu Beginn
und vor allen Dingen Mitte der 1960er Jahre erfolgt ist, wurden zugleich
die deutschen Arbeitern aus der Produktion enthoben und in die Verwaltung
gepackt, was natürlich seine Auswirkungen hatte, was deren Einstellung
gegenüber der herrschenden Gesellschaft betrifft.
Was uns heutzutage mit einer EU-Mitgliedschaft der Türkei blühen
würde, das hat vor kurzem die Frau des türkischen Präsidenten,
Emine Erdogan, ganz unverblümt zum Ausdruck gebracht, indem sie meinte,
daß der Harem eine gute Schule für die Frau sei. Vielen Dank!
Aber das brauchen wir hier wirklich nicht. Und das erinnert erneut an
den geschichtlichen Punkt der „Türken vor Wien“. Bekanntlich
sind sie nicht weiter gekommen, damals. Und das war auch gut so. Man kann
bloß hoffen, daß Österreich und Ungarn auch heutzutage
standhaft bleiben werden.
Die Türkei selbst hat in den letzten Jahrzehnten gewissermaßen
eine Art Rückwärtsentwicklung erfahren. Nicht auf ökonomischem
Gebiet, aber auf kulturellem und gesellschaftlichen Gebiet. Und diese
Entwicklung macht sich bemerkbar. Das muß erstmal wieder aufgeholt
werden, bis man überhaupt über die Frage einer Assoziierung
oder einer Mitgliedschaft sprechen kann. Die diktatorischen Maßnahmen
gerade der letzten Zeit gegenüber all Denjenigen, die der jetzigen
türkischen Regierung unter Erdogan und Davutoglu Widerstand leisten,
spricht allerdings eine andere Sprache. Da ist eher das Gegenteil von
zu erwarten.
Eine so genannte „europäische Lösung“, von der Merkel
spricht, muß auch mal hinterfragt werden. Die Türkei zählt
nur zu einem sehr kleinen Teil geografisch gesehen zu Europa. Und gesellschaftlich
betrachtet ist es eigentlich egal. Insofern ist das Schwindel, was hier
getrieben wird. Die ganze Rethorik der Stoßrichtung ist auf Schwindel
angelegt
In der Tat ist dieser de facto Menschenjahrmarkt, der jetzt mit der Türkei
ausgehandelt werden soll, von übel. Wie werden denn diese Menschen
behandelt? Wie Ware. Ich geb dir so viele und du gibst mir so viele zurück.
Irgendwie ist das pervers. Das muß entschieden abgelehnt werden.
Ein deutlicheres und zugleich härteres Beispiel dafür, was dieser
Bourgeoisie, egal in welchem Land, die Menschenrechte wert sind, gibt
es überhaupt nicht.
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