Internet Statement 2016-65
Der gegenwärtige Mittlere Osten - Das Paradies nur des IS? Maria Weiß 17.09.2016 Erdogan - und nicht nur dieser - benutzt den Islam als Bremse gegen den sozialen Fortschritt nicht nur im eigenen Land. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, meiner Ansicht nach ist es sogar der Wichtigste. Das andere - zum Beispiel gewisse damit verbundene Bestrebungen eine Art neo-osmanisches Reich wieder zustande zu bekommen - ist Überbau, nicht Hauptsache. Völlig richtig wurde verschiedentlich angesichts der wieder aufgenommenen Verhandlungen festgestellt, daß in Syrien sämtliche an den Verhandlungen beteiligten Parteien jeweils ihre eigenen Interessen verfolgen, vor allem Diejenigen aus dem Ausland: Türkei, Rußland, USA, EU, Deutschland – alle verfolgen sie ihre eigenen Interessen. Das Land, der Staat Syrien und seine Interessen als auch an aller erster Stelle vor allem die Masse seiner Bevölkerung sind dabei eine völlige Nebensache, und wenn dort überhaupt jemals irgend etwas zustande kommen soll, dann müssen all die o.g. Vertreter sich erstmal aus diesem Land zurückziehen und ihre ganze Einmischung und Unterstützung ihrer jeweiligen Klientel dort einstellen. Das wäre die einzige Chance dafür, daß dieses Land überhaupt mal wieder auf die Beine kommt und imstande ist, überhaupt so etwas wie eine legitimierte Regierung dort zu bilden, und nicht nur legitime, sondern auch eine handlungsfähige Regierung, und zwar handlungsfähig nicht in puncto Zerstörung sondern in puncto Aufbau oder besser gesagt erstmal Wiederaufbau. Das ist gegenwärtig mitnichten der Fall und zeichnet sich bei Fortsetzung dieser ausländischen Einmischung dort auch nicht ab. Ein weiteres Problem besteht allerdings darin, daß dies alleine noch nicht einmal reichen würde, um die sogenannten Undercover-Agenten aus Saudi-Arabien und anderen Anrainerstaaten zu vertreiben, die dadurch noch lange nicht verschwunden sind und auch gar nicht daran denken, es zu tun. Sie stellen ebenfalls ein ganz erhebliches Potential der Zerstörung dort dar. Das heißt auch, deren Unterstützung durch verschiedene Gruppierungen aus dem Ausland müßte ebenfalls eingestellt werden. Aber wer will das kontrollieren? Wer will das durchsetzen? Man hat dort in gewisser Weise eine Art Büchse der Pandora erzeugt. Das heißt, wenn man die eine Seite oder das eine Phänomen beseitigt hat oder meint, es in den Griff bekommen zu haben, dann kommt sofort das nächste wieder heraus und umgekehrt und da ist überhaupt kein Ende in Sicht, bis am Ende die gesamte Region in Schutt und Asche liegt und die Menschen entweder tot sind oder geflohen – in das Paradies Allahs. Ist das vielleicht sogar Absicht gewisser regionaler als auch internationaler Mächte, eine solche Tabula Rasa dort zu erzeugen, welche zugleich als Abschreckung für die Bevölkerung des jeweils eigenen Landes dienen soll? Es spricht einiges dafür, daß es so ist. Die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung beispielsweise in der Türkei hat sich in den letzten zehn Jahren ganz enorm gesteigert, und zwar nicht nur in Istanbul oder Ankara. Auch in den Küstenregionen, welche vor allem mit Touristen zu tun haben und davon leben, kann man das feststellen. Vor allem aber kulturell gab es viele Bestrebungen zu modernem selbständigen Leben und auch zur Weiterentwicklung im zwischenmenschlichen Bereich, zu einer Modernität zu gelangen, zumal auch der Austausch, das Hin und Her im Ausland arbeitender Menschen aus der Türkei sich massiv verstärkt hat. Es gab auch eine ganze Reihe Menschen, die lange Zeit in Deutschland gearbeitet haben und im Ruhestand in die Türkei zurückgegangen sind und sich dort ein Haus gebaut haben. Man soll doch nicht glauben, daß sich das nicht auch dort im zwischenmenschlichen Bereich kulturell ausgewirkt hätte. Die jetzige, seit einiger Zeit schon laufende islamistische Welle, welche von Erdogan und anderen dort vorangetrieben wurde, hat sicherlich auch damit etwas zu tun. Nicht ohne Grund hat Erdogan zum Beispiel auch schon vor zehn Jahren in Deutschland vor seinen Anhängern verkündet, daß Assimilation angeblich ein Verbrechen sei. Das hatte einen Grund, und zwar den, daß auch hier in Deutschland es eine Menge Druck zu einer engeren Verschmelzung der Menschen türkischer als auch deutscher Abstammung miteinander gekommen ist. Die Separierung oder besser gesagt Re-Separierung wurde vor allem mittels islamischer Kräfte vorangetrieben und zum Teil sogar gewaltsam erzwungen. Der Aufbau von mit deutscher Hilfe vorangetriebenen Moscheen durch türkische aber auch saudische Kräfte hierzulande ist nur ein Beispiel dafür. Auch die Förderung von Parallelgesellschaften, welche zu größeren Teilen von kriminellen Machenschaften beherrscht wurden und hierin systematisch vom deutschen Staat mit Augenzwinkern toleriert wurden und werden, ist ein Zweig für diese Entwicklung gewesen. Die Zehntausende von Menschen umfassende Klientel des Herrn Erdogan, welche sich vor allem in Nordrhein-Westfalen, in Hessen aber auch in Berlin und einigen niedersächsischen Städten herausgebildet hat, ist nicht zufällig entstanden. Ebensowenig wie die seit dieser Zeit vorangetriebene Renaissance des Islam auch in Deutschland seine Auswirkungen hat. Wenn führende deutsche Politiker hier seit einigen Jahren erklären, daß der Islam eben auch zu Deutschland gehöre, dann ist das nichts weiter als ein Produkt dieser Entwicklung. Sie dient nebenbei auch hierzulande vor allem dazu, türkische als auch arabische als auch deutsche Menschen von fortschrittlichen und revolutionären Bestrebungen weg zu bringen und ihnen das Paradies Allahs als Alternative einzureden, bedauerlicherweise zum Teil mit einigem Erfolg. All diese Faktoren stellen eine von der jeweils herrschenden Schicht gewollte und vorangetriebene Bremse für den gesellschaftlichen Fortschritt sowohl hier als auch in der Türkei und sogar in anderen arabischen und afrikanischen Staaten dar. Den islamischen Fundamentalismus und Radikalismus muß man voll dazu zählen, denn auch dieser ist ebenfalls in beiden Ländern als auch in den anderen arabischen Staaten seit einigen Jahren massiv gefördert und hochgepäppelt worden. Heutige gegenteilige Bekundungen herrschender Vertreter des staatlichen Apparates oder der Politik auf beiden Seiten sind nichts weiter als pure Heuchelei. Man muß sogar befürchten, daß selbst einige Anschläge, welche stattgefunden haben, ebenfalls mehr oder weniger toleriert, wenn nicht gar insgeheim gefördert wurden. Das ist übrigens im Nachbarland Frankreich als auch Belgien als auch in weiteren Staaten ebenfalls nicht anders. Man benutzt das, um Angst in der eigenen Bevölkerung und damit auch weitere Tolerierung staatlicher Kontrollen bis in den intimsten Bereich hinein akzeptabel erscheinen zu lassen. Diese Bestrebungen setzen sich ständig fort und die Methoden dafür werden ebenfalls verfeinert. Als ein Fazit hieraus könnte man postulieren, daß weder Europa noch Nordafrika, Arabien die Türkei und andere vorrangig ein Problem mit dem Islam haben, sondern eines mit den herrschenden Klassen und ihrem System, und zwar ein ziemlich großes. Wenn man die ganze Zerstörung sieht, die dort gegenwärtig stattgefunden hat und stattfindet, dann erscheint das äußerst naheliegend.
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