Internet Statement 2016-72
Nato
going east
Zu einem in der offiziellen
Berichterstattung stark vernachlässigten Aspekt
Maria
Weiß 08.10.2016
Wenn man sich auf der Landkarte einmal anschaut, was
alles in den letzten zehn oder etwas mehr Jahren sich in Europa in Richtung
Osten entwickelt hat, dann ist das gar nicht ohne. Was hat eigentlich
die Nato im Baltikum zu suchen? In Litauen zum Beispiel? Litauen, ein
winzige Staat mit 3 Millionen Einwohnern – weniger als Berlin hat
– wo obendrein eine Abwanderung aus diesem Staat heraus stattfindet,
weil Menschen dort keine Perspektive für sich sehen. Was hat die
Nato dort zu suchen? Gar nichts. Wenn in Rußland eine Umwälzung
stattfindet, dann hat das gefälligst das russische Volk zu erledigen,
aber nicht irgendwelche internationalen Potentaten, die inzwischen meinen,
sich schier alles anmaßen zu können.
Das ist durchaus auch eine Seite der sogenannte „Wende“ von
Anfang der 1990er Jahre, die man nicht unterschätzen sollte, denn
diese „Wende“ beinhaltet in ihrer letzten Konsequenz nicht
etwa Frieden. Diese Illusion ist gefährlich. Es sind zwar nicht mehr
die unterschiedlichen Gesellschaftssysteme, die hier aufeinander stoßen,
aber es sind die Nationen, und damit auch die Völker. Und Letztere,
zählen die etwa nicht? Haben die etwa keine Souveränität?
Es ist wirklich nicht zu unterschätzen, was im Zuge der so genannten
Nato-Ost-Erweiterung über die Europäische Union in Richtung
Osten alles erreicht worden ist. Dabei könnte einem manchmal wirklich
schwarz vor Augen werden angesichts der Konsequenzen, die daraus resultieren
können.
„Freedom and democracy“ können nicht exportiert werden.
Das sind keine Exportartikel, schon gar nicht von seiten imperialistischer
Mächte, deren einziges Bestreben ist, die ganze Welt zu beherrschen.
Freedom and democracy sind Anliegen der Völker und müssen von
diesen selbst realisiert werden.
Es ist auch lohnenswert, einmal drauf zu schauen, was eigentlich den osteuropäischen
Völkern diese Ausrichtung des Westens gebracht hat. Hat sie ihnen
sozialen Fortschritt gebracht? Wenig. Hat sie ihnen Sicherheit gebracht?
Ebenfalls fast null, denn die Aussichten, in einen vom Westen angezettelten
oder provozierten Krieg verwickelt zu werden, kann man nicht verwechseln
mit Sicherheit, sonst würde man selber dem Schwindel auf den Leim
gehen.
Welche Konsequenz muß man also daraus ziehen? Emanzipation und gesellschaftlichen
Fortschritt muß man selbst in die Hand nehmen und selbst zu verwirklichen
versuchen, nicht aber auf irgendwelche internationalen Mächte und
deren Versprechungen vertrauen, welche einem angeblich dieses auf dem
Tablett servieren. Das ist ein Trugschluß, eine Lüge. Und diese
Lüge entlarvt sich von Tag zu Tag mehr. Und mit Sicherheit werden
auch die Hunderttausende von Flüchtlingen in Europa um eben diese
Erkenntnis nicht herum kommen. Die Europäische Union wird Letzteren
nicht den Fortschritt in ihren Herkunftsländern servieren. Den müssen
sie schon selbst erkämpfen. Und dafür ist es nicht gut, wenn
die besten Kräfte von dort verschwinden, das liegt ebenfalls auf
der Hand.
Es ist wirklich ein bißchen sehr billig, immer auf die Anderen zu
zeigen, zum Beispiel auf Putin, indem man diesen ständig für
den Schuldigen für alles erklärt. Oder auch auf eine Religion,
den Islam beispielsweise. Von wegen. Schuld hat vor allem das System der
Ausbeutung, überall, sowohl im Westen als auch im Osten. Die Internationale,
das berühmte Lied der Kommunisten, hat dies schon ganz richtig auf
den Punkt gebracht, indem es darin heißt: „Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein
Kaiser und Tribun, uns aus dem Elend zu erlösen, müssen wir
schon selber tun.“ Das gilt auch heutzutage mehr als
je zuvor. Und deswegen sollte man sich keineswegs gegeneinander ausspielen
lassen, sondern sehr genau hinschauen und zum Beispiel solchen Bestrebungen,
die nationale Unabhängigkeit per Anschmiegung an irgendeine internationale
Großmacht zu erlangen, mit Mißtrauen begegnen, egal in welchem
Teil der Welt sie stattfindet. Der oben zitierte Satz ist immer noch zutreffend,
egal welche Rückschläge die proletarische revolutionäre
Bewegung inzwischen auf der ganzen Welt erlitten hat. Entwicklung findet
immer über Windungen und Wendungen statt, das ist gesetzmäßig.
Man darf sich aber nicht mürbe machen lassen, sondern sich lieber
beharrlich die Schwächen des Gegners zunutze machen.
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