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Statement 2016-74
Der
Wahlkampf in den USA ‒ Parallelen in Europa
Maria Weiß
13.10.2016
Niemand ist so wenig
verantwortlich für das, was es anrichtet, wie das spekulative Kapital.
Man erinnere sich an einen seiner obersten Exponenten, George Soros, welcher
im Jahr 2008, auf dem Höhepunkt der letzten Krise, gefragt wurde,
was er denn gemacht hätte, wenn er selbige vorher gesehen hätte.
Darauf kam von diesem die lapidare Antwort: „Ich hätte anders
spekuliert“. Nicht nur aus diesem Grund sind politische Exponenten,
welche besonders eng mit diesem Kapitalbereich zusammenhängen, mit
besonderer Vorsicht zu betrachten, denn sie haben eigentlich nichts zu
verlieren, wenn sie bloß „richtig“ spekulieren. Für
die Krise bezahlen ganz Andere, jedenfalls in den allermeisten Fällen.
Das ganze (nicht nur westliche) kapitalistische System hat daher bis zum
heutigen Tag mit seinem inneren Bolschewismus zu kämpfen, auch der
russische Präsident, nebenbei. Die Frage ist allerdings, wird oder
besser gesagt kann er es ausnutzen oder nicht. Europa befindet sich zudem
gegenwärtig in einer Identitätskrise, und es ist ernsthaft die
Frage zu stellen, wer dabei den Sieg davon tragen wird, sozialer Fortschritt
oder Barbarismus. Der ganze afrikanische Kontinent hat soviel nachzuholen.
Wenn das erstmal anfängt, dann gibt es kein Halten mehr.
In den USA tobt gegenwärtig ein sehr merkwürdiger
Wahlkampf. Dies deswegen, weil sich dort die Gesellschaft inzwischen in
einer recht asymmetrischen Weise teilt. Auf der einen Seite gibt es die
sogenannten „Winners“, welche vor allen Dingen zumeist in
irgendeiner Form mit dem dortigen spekulativen Kapital verbunden sind.
Deren Wahlexponentin ist Hillary Clinton. Auf der anderen Seite hat sich
auch dort innerhalb der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten einiges
verändert und es gibt auch dort eine Art von ökonomischer Verwerfung,
indem ebenso wie bei uns schon seit langem sehr viele Industriebetriebe
abgewandert sind, vor allem nach Asien, und die amerikanischen Arbeiter
nunmehr ebenso auf die Straße befördert worden sind, wie das
in den letzten Jahrzehnten bereits in Europa, namentlich in unserem Land
geschehen ist. Und diese betroffenen Menschen sind auch dort nicht besonders
glücklich über diese Entwicklung, wie man sich denken kann,
und neigen von daher dazu, einen Präsidenten zu wählen, der
ihre Belange, zumindest zum Schein, aufzugreifen bereit ist. Ein solcher
ist Donald Trump. Da, wie es scheint, diese verschiedenen Gewichte oder
auch Exponenten in der Gesellschaft sich gegenseitig bis jetzt noch die
Wage zu halten scheinen, zumal in den USA das Finanzkapital stark präsent
ist, darf man gespannt sein, wie diese Wahl ausgehen wird. Jüngste
Vorkommnisse, dem Kandidaten Trump ein Bein zu stellen, welcher allerdings
tatsächlich zum Teil ein sehr „eigenwilliges“ Gebaren,
um es mal vorsichtig auszudrücken, an den Tag legt, sprechen in dieser
Hinsicht Bände, denn jedermann weiß, daß es sich bei
diesem Kandidaten nicht gerade um eine feinsinnige Natur handelt, sondern
diesem zweifellos eine solche Menge Mist aus der Vergangenheit anhaftet,
daß es ein Leichtes ist, ein wenig davon aufzubereiten, um diesen
aus dem Rennen zu werfen. Das ist für das Kapital und seine Lobby
hier wie dort kein Problem. Die Frage ist nur, ob es für andere vielleicht
ein Problem sein könnte. Hillary Clinton ihrerseits hat sich in der
Vergangenheit vor allen Dingen in internationalen Frage mit ihrer Politik
diskreditiert. Als hervorragendes Beispiel ist dafür Libyen zu nennen,
wo sie grinsend meinte: „We came, we saw, he died.“, ebenso
wie ihre wirklich geschmacklose Reaktion während der Videoübertragung
über die erfolgte Hinrichtung des Osama Bin Laden, was international
im Fernsehen vorgeführt wurde. All diese Vorfälle und Verhaltensweisen
dortiger Kandidaten sind allerdings Nebensächlichkeiten gegenüber
dem, was sich letztlich in der US-amerikanischen Gesellschaft durchsetzen
wird. Das heißt in anderen Worten: welche Kräfte in der gesellschaftlichen
Basis sich dort die Dominanz erkämpfen werden.
Es gibt nicht nur in den USA, sondern auch in Europa in den verschiedenen
zentralen, bedeutenden Staaten vor allem, wie zum Beispiel Frankreich,
auch Deutschland ist dabei zu nennen, ebenso Großbritannien, eine
solche Spaltung. Auf der einen Seite eine gewisse relativ gesättigte
Mittelschicht, welche vorgibt, eine Stütze der bürgerlichen
Demokratie zu sein und entweder konservativ ist oder angeblich nach links
tendiert, gegenüber einer zunehmend unzufriedener werdenden Minderheit
der vor allem durch Faktoren der Globalisierung (was vor allen Dingen
heißt, des Siegeszuges des Finanzkapitals bei seiner Unterwerfung
der vielen Millionen Menschen in den weniger entwickelten Staaten zugunsten
seiner Profitgier) Benachteiligten, denn diese hat natürlich auch
im eigenen Land in dieser Hinsicht ihre Spuren hinterlassen. Diese benachteiligten
gesellschaftlichen Massen, neben den aus Afrika und Südamerika Zugewanderten,
auf die das lange Zeit vor allen Dingen zutraf und zutrifft, gibt es eben
auch zunehmend in den letzten Jahrzehnten in der „weißen“
unteren Schicht in den USA selbst. Das Problem ist aber , daß vor
allem Letztere dazu tendieren, sich rechten Scharlatanen anzubiedern,
diesen auf den Leim zu gehen, (Stichwort „Teaparty“) welche
in demagogischer Weise sich den Anschein geben, als würden sie Belange
dieser Klientel vertreten, in Wirklichkeit aber, wie überall, nichts
anderes im Sinn haben, als diese an der Nase herum zu führen und
mehr oder minder schnell ebenfalls in den nächsten Krieg zu treiben.
Aber das mach mal Jemandem klar, der sich jahrzehntelang von der Dominanz
der Sozialdemokratie in Frankreich beispielsweise an der Nase herumgeführt
und benachteiligt sieht. Oder auch in Deutschland, wo der Osten de facto
immer noch, obwohl es über 25 Jahre her ist, benachteiligt wird,
und zwar in voller Absicht. Wen wundert es, daß auch diese Bevölkerungsteile
geneigt werden, einer solchen rechten Demagogen wie zum Beispiel der sog.
AfD ihre Stimme zu geben. Das muß man erstmal klar machen, daß
das nicht nur falsch ist, sondern nach Hinten losgeht. Die herrschende
Klasse ist dazu hier wie dort überhaupt nicht fähig. Und die
herrschenden Parteien, wie zum Beispiel die Sozialdemokratie oder auch
die sogenannten christlichen Rechts-Parteien wie die CDU oder gar Ultras
wie die Grünen, sind allesamt von gesellschaftlichem Idealismus befallen
und meinen, sie seien unersetzlich. Allerdings ist auch die sogenannte
Linkspartei in Deutschland alles andere als eine Alternative.
Was bei all diesen Bewegungen auf der Strecke bleibt ist diejenige Klasse,
die eigentlich den Fortschritt in der Gesellschaft repräsentiert
oder diesen repräsentieren sollte, nämlich die Arbeiterklasse.
Und dieser Arbeiterklasse geht es schlecht, sowohl in Frankreich als auch
in Deutschland als auch in anderen europäischen Staaten, denn sie
haben im Grunde keine Stimme, obwohl die etablierten Parteien so tun,
als würden sie allesamt auch diese mit vertreten. Das ist aber eine
Lüge, eine der größten davon ist der Ökologismus.
Und das muß aber erstmal erkannt und durchschaut werden, und da
muß in dieser Hinsicht erstmal eine Änderung herbeigeführt
werden. Und das geht vielleicht nicht schnell genug, was die eigentliche
Katastrophe hier mit bewirken wird, oder bewirken kann, wenn es nicht
doch gelingt, dem entgegenzuwirken.
Aus den Erfahrungen der Vergangenheit die Konsequenzen ziehen heißt
zum einen, den Erfahrungen mit der Bourgeoisie und deren unsäglicher
Charakterlosigkeit Rechnung zu tragen, aber auch mit der Sozialdemokratie
abzurechnen als auch vor allen Dingen mit den Grünen und Pseudolinken
eine Abrechnung zu erzwingen. Das ist aber praktisch gar nicht so einfach,
weil das durch die ganzen eingefahrenen Rituale als auch organisatorischen
Strukturen in unserem Land zum Beispiel einen ganz erheblichen Aufwand,
eine ganz erhebliche Kraftanstrengung bedeutet, das zu überwinden.
Menschen, die diese Verhältnisse kritisieren, sind nicht beliebt.
Und es ist auch klar warum, weil es ja recht bequem für die angebliche
Mehrheit scheint oder zum Teil auch ist, dem nachzugeben und zu sagen:
na ja, links ist eben das, was hier an Revisionisten der verschiedensten
Couleur auftritt, manch einer zählt selbst die Grünen noch irgendwie
dazu. Das stimmt aber nicht, denn auf die Frage, wer hier den gesellschaftlichen
Fortschritt vertritt, können diese keine ausreichende Antwort geben,
teils betrieben sie unmittelbar das Gegenteil, wenn man die Grünen
nimmt. Das sind weder die Sozialdemokratie, noch die sogenannte Linkspartei
und erst recht nicht die Grünen, denn sie vertreten allesamt den
Rückschritt in mehr oder weniger krasser Form. Was aber bedeutet
der von diesen vertretene Rückschritt. Er bedeutet, daß sie
die gesellschaftlichen Potenzen, die Weiterentwicklung der gesellschaftlichen
Produktivkräfte behindern und nicht etwa befördern.
Am deutlichsten wird dies auf den Energiegebieten, vor allem in der Frage
der Nutzung der Atomenergie. Was machen denn die meisten dieser Parteien
hierzulande? Sie blockieren die fortgeschrittenste Form der Energiegewinnung,
die Kernenergie, indem sie diese verteufeln, ja in der Versenkung verschwinden
lassen, wobei das mit dem Verschwinden lassen so eine Sache ist und sich
bereits weitere so genannte Entsorgungsprobleme auftun, bei denen keinerlei
Lösung in Sicht ist, von den Kosten mal ganz abgesehen. Das macht
man eben nicht umsonst, die fortgeschrittenste und effektivste Form der
Energiegewinnung einfach einmotten, das geht gar nicht, und die Zukunft
wird nicht nur horrende Strompreise auf Grund dessen zur Folge haben,
sondern vielleicht noch ganz andere, echte Katastrophen. Billiger oder
vielleicht gar völlig kostenloser und ausreichender Strom für
alle, idem man aus dem Kern der Materie die Energie gewinnt – das
hat man hier unter Merkels Ägide mit voller Überzeugung über
den Jordan geworfen. Da sind sie dagegen, und darüber hat die Geschichte
noch nicht das letzte Wort gesprochen, dessen können sie gewiß
sein, weil die Energiefrage eine Grundfrage, wenn nicht gar die Grundfrage, neben der sozialen Frage der Gesellschaft
darstellt.
Solange eine solche Verteufelung des Fortschritts eine Gesellschaft dominiert
und nicht kritisiert wird, dann kann man nichts machen. Dann wird man
eben sehen, daß eine solche Gesellschaft sich an ihren eigenen Vorurteilen
und Ängsten selber aufhängen wird. Weshalb wird denn fast überall
auf der Welt diese fortgeschrittenste Form der Energiegewinnung angewendet
und weiter entwickelt, nur nicht in Deutschland? Womit hängt das
denn zusammen, wenn nicht auch mit einer historisch fragwürdigen
„Dominanz“ gewisser internationaler Mächte, die versuchen,
dieses Land unter allen Umständen unter ihrer Kontrolle zu halten
und nicht wirklich im Sinne des Fortschritts auf allen Gebieten hochkommen
zu lassen. Der Nazifaschismus jedenfalls stellt dafür keine Rechtfertigung
dar, denn die heutigen Generationen sind dafür nicht zur Verantwortung
zu ziehen. Verhindert man aber in einem Land die Entwicklung der fortschrittlichen
gesellschaftlichen Klasse mittels einer solchen anti-industriellen und
anti-fortschrittlichen Ultrareaktion und verhindert dadurch ihre Weiterentwicklung,
begeht man selbst ein Verbrechen. Dieses ist hier in den letzten 40 bis
50 Jahren erfolgt.
Es ist gegenwärtig völlig offen, wie die Präsidentschaftswahl
in den USA ausgehen wird. Das hängt unter anderem auch von Entwicklungen
ab, die sich anderswo, zum Beispiel in Asien, vollziehen. Die Philipinen
haben sich soeben mit China geeinigt, was bestimmte Streitpunkte im südchinesischen
Meer betraf – ein Umstand, der von den USA bereits zum eigenen Vorteil
auszunutzen versucht wurde. Solche Entwicklungen könnten dazu geeignet
sein, bestimmte Kräfte in den USA zu motivieren, doch lieber Hillary
Clinton zu favorisieren, weil die Ausrichtung der Demokraten dort auf
diesen Teil der Welt traditionell „sensibler“ ist. Es scheint
daher angeraten, den Gegenkandidaten am besten als möglichst schier
„unwählbar“ erscheinen zu lassen, woran derzeit dort
so fleißig gearbeitet wird, daß man sich öffentlich bereits
um den Bestand der konservativen Partei Sorgen macht. Allerdings muß
man sich ohnehin fragen, ob nicht die jetzige Auswahl der Kandidaten eher
auf ein Ende der herrschenden Klasse insgesamt als auf deren Zukunftsfähigkeit
hinzuweisen geeignet ist.
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