Internet Statement 2017-62
Was ist der Hintergrund der sehr verhaltenen sozialen Bewegungen in einigen Teilen der Welt? - Globalisierung ist immer konkret
Maria Weiß 14.06.2017 Hat man sich eigentlich folgendes schon mal überlegt. Wenn man sich anguckt: die meisten Turnschuhe, die hier verkauft werden, auch oder gerade die Markenturnschuhe, sind „made in China“ oder einige auch „made in Bangladesh oder Vietnam oder woanders in Asien. Derartige Markenturnschuhe sind hierzulande inzwischen eine Selbstverständlichkeit und sie sind auch vom Preis her so, daß sie sich jeder leisten kann. Zwar gibt es unterschiedliche Ausführungen, es gibt zum Beispiel Nike und andere, die sind etwas teurer oder sehr teuer, und es gibt solche, da erfährt man dann, wo kommen die vielleicht her: „made in Vietnam“, jedenfalls in Asien. Das heißt, die ganze Produktion von solchen Massenartikeln, welche zur Hebung der Situation der breiten Masse im Westen, in Europa vor allen Dingen, aber eigentlich auch in anderen Teilen der Welt beitragen, deren Produktionszentrum liegt in Asien, in China vor allen Dingen, als Zentrum, in Indien, in Pakistan, in Malaysia und einigen weiteren Staaten dort. Aber worauf beruht denn das? Das beruht auf dem Prinzip unseres globalen Wirtschaftssystems der internationalen kapitalistischen Ausbeutung: man läßt da produzieren, wo es am billigsten ist. Klar. Und warum ist es dort am billigsten? Weil die Menschen dort in Verhältnissen leben, die ihnen gar keine andere Wahl lassen, als auf diese Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen, in riesigen Fabriken, welche eben diese Produkte herstellen, zu extrem niedrigen Löhnen, versteht sich, und unter großenteils brutalen Arbeitsbedingungen, zum Vorteil Derjenigen, welche obendrauf sitzen und darauf achten, daß diese Menschen auch schön brav und fleißig und unter brutalen Bedingungen weiter produzieren und sie selber, die Aufpasser, auch ein beträchtliches Stück von diesem Kuchen absahnen. Dieses System nennt man das System der Globalisierung oder anders ausgedrückt, der internationalen Ausbeutung.
Wenn es dieses System nicht geben würde, dann würden die Verhältnisse in einigen Teilen der Welt auch erheblich anders aussehen. Würden diese Schuhe hierzulande hergestellt oder auch in den USA oder in anderen traditionellen so genannten kapitalistischen Herkunftsländern, dann würde sich zum Beispiel hierzulande der so genannte Otto Normalverbraucher, wie es so schön heißt, solche Turnschuhe gar nicht leisten können, weil sie inzwischen so teuer wären, daß sie nur noch für die Reichen da sind, ein Luxusartikel eben. . Daß dem nicht so ist, ermöglicht eben hier die massenhafte Verbreitung von solchen Artikeln, welche sicherlich zur Steigerung des Lebensniveaus hiesiger breiter Massen ganz erheblich beigetragen haben und damit natürlich auch zur Stützung des herrschenden Systems beigetragen haben und weiter dazu beitragen.
Dieses Prinzip, welches ich hier am Beispiel von Turnschuhen aufgezeigt habe, gilt auch für sehr viele andere Artikel nicht nur des täglichen Lebens sondern auch gehobenere Sachen, wissenschaftliche oder technische Geräte, eigentlich alles, und würde es diese Spaltung nicht geben, dann sähen die politischen Verhältnisse auf der Welt ganz erheblich anders aus.
Eingeführt wurde dieses System unter anderem mit dem Zusammenbruch der großen ehemals sozialistischen Länder, der Sowjetunion und vor allen Dingen dann mit dem Wechsel in China, welcher eine Art internationalen politischen Erdrutsch bedeutet hat, wodurch eine derartige Spaltung überhaupt ermöglicht wurde. Denn das ehemalige sozialistische China, der Wechsel dort durch Deng Xiao-ping und Co. wirkte sich natürlich auch auf alle übrigen Staaten nicht nur in der Region, sonder weltweit aus, nicht nur in Europa, sondern bis nach Südamerika und nicht zuletzt natürlich auch auf die USA selber, als auch auf Teile von Afrika. Heute ist das anders. Heute sitzt in China eine ebenso skrupellose Ausbeuterclique an der Macht wie in den USA, ebenso wie bei uns in Europa als auch in Rußland. Darüber sollte man sich keinerlei Illusionen hingeben. Der Sozialismus dort ist Vergangenheit. Das muß sich erstmal wieder neu entwickeln und das tut es auch weltweit, denn der Widerstand wächst. Wenn man ab und zu hört, da waren Demonstrationen und werden verboten oder brutal niedergeschlagen, zum Beispiel in Rußland, von vorn herein, egal wie klein sie zuerst mal sind, dann hat das durchaus einen Grund, und der liegt genau in diesen oben beschriebenen Verhältnissen. Und genau weil diese Verhältnisse eben so sind haben fortschrittliche Kräfte es zum Beispiel hier es unbedingt als ihr vorrangiges Anliegen zu betrachten, dafür zu kämpfen, daß sich diese Verhältnisse ändern. Nebenbei sind oben beschriebene Markenschuhe auch hier noch reichlich teuer und es gibt auch hierzulande eine große Zahl von Menschen, die es sich nicht leisten können, diese neu zu kaufen und sich häufig mit gebrauchten zufrieden geben müssen. Dafür gibt es hier inzwischen einen entwickelten Gebrauchtmarkt, wo sozusagen die zweite Absahnung stattfindet. Gäbe es diesen nicht, würden auch hier andere Verhältnisse herrschen.
Es gab in dem Jahrhundertwechsel von 1999/2000 eine kurze Zeitspanne, als diese Dinge schlagartig durchsichtig wurden. Es gab Demonstrationen gegen die Globalisierung, was natürlich mal wieder nur halb ist, denn demonstrieren, vorgehen muß man gegen die Ausbeutung, nicht aber dagegen, daß sich die kapitalistische Industrialisierung auf der ganzen Welt ausbreitet, Letzteres ist kleinbürgerlicher Unsinn. Es gab damals auch eine gewisse Verschärfung der sozialen Widersprüche in unserem Land, hervorgerufen durch die Schröder-Reformen, und ein gewisses Aufblitzen der Möglichkeit, daß man hier auch noch mal wieder zu revolutionärer Theorie und Praxis zurück findet. Leider hat das nicht sehr lange gedauert, es wurde vor allem verwässert durch zum einen islamistische als auch vor allem grüne und revisionistische Einflüsse, letztere vertreten durch Kräfte wie Wagenknecht und Co, die lieber den Kapitalismus reformieren möchten als sich wirklich mit dem Kapital zu konfrontieren.
Diese so genannte Globalisierung läßt sich übrigens nicht rückgängig machen, es sei denn durch einen umfassenden zerstörerischen Krieg in größeren Teilen der Welt, was selbstverständlich nicht dazu geeignet ist, daß man es anstrebt. Nein, diese Globalisierung ist Fakt, und man muß endlich daraus Konsequenzen ziehen, auch hierzulande. Man muß sich erstens dieses Phänomen bewußt machen und zweitens nach Möglichkeiten suchen, Verbindungen zu knüpfen. Letzteres ist zwar leichter gesagt als getan, aber man muß es unbedingt anpacken. Die Globalisierung betrifft natürlich nicht bloß die Herstellung von Schuhen, sondern sehr viele, ja nahezu alle Produkte des täglichen Lebens, angefangen bei der Kaffeemaschine, Staubsauger bis hin zum Auto und was man sonst so alles braucht. Das macht sich aber kaum jemand hier tagtäglich bewußt, was es eigentlich heißt, worauf das basiert, daß solche Artikel überhaupt als Massenartikel erschwinglich sind, jedenfalls für die überwiegende Mehrheit aller auch Nicht-so-viel-Verdienenden hierzulande.
Im Mittleren Osten machen sich gegenwärtig verschiedene Cliquen gegenseitig die Hölle heiß: die eine Clique ist die bestehend aus Putin, Erdogan und zum Teil auch mehr oder weniger verdeckt Netanyahu, die andere ist die saudi-arabisch-europäisch-amerikanische Clique gegen Iran. Die machen sich gegenseitig die Hölle heiß und versuchen den Schwarzen Peter jeweils der anderen zuzuschieben, als genereller Vorwand dabei dient ihnen der so genannte IS. In Wirklichkeit haben alle beide Seiten reaktionärste Ziele, sie haben vor allem ihren eigenen Machterhalt im Auge, sonst gar nichts, und daß dieser auf Kosten der Massen der Bevölkerung in sämtlichen Staaten, die eben genannten ebenfalls, geht, das dürfte klar sein. Sie haben nur eins im Sinn, und das besteht darin, den Fortschritt aufzuhalten. Sie sitzen von innen her unter Druck und nutzen das äußere Techtel-Mechtel, sogar teilweise brutale Kriege, um dem inneren Druck zu entkommen. Nun ja, da haben sie schlechte Karten, das hat noch nie in der Geschichte irgendeine einzige reaktionäre Macht zu dauerhaftem Erfolg geführt. Auf die Dauer gesehen sind sie schwach, zeitweilig können sie allerdings gefährlich sein. Deswegen muß man sich dagegen wappnen und eine andere Koalition dagegen bilden, eine internationale Koalition des Fortschritts und der Emanzipation. Das dies leichter gesagt ist als getan, das steht außer Frage, aber es muß daran gearbeitet werden, die fortschrittlichen Kräfte in sämtlichen dieser genannten Länder müssen versuchen, sich zu konsultieren und zusammen zu einer Strategie dagegen kommen.
Wenn man allerdings sieht, wie die verschiedenen sich als links bezeichnenden Organisationen, in unserem Land zum Beispiel, sich mit Klein-klein befassen, dann droht man leicht die Hoffnung in dieser Hinsicht zu verlieren. Ein Kampf um Verbesserung der Lage der Rentner als auch gewisser Teile der Werktätigen als auch der verworfenen Schichten zum Beispiel in unserem Land kann nur dann gerechtfertigt als auch wirksam sein, wenn er sich zugleich verbindet mit den internationalen ausgebeuteten Massen, die die Hauptmasse der Werte liefern und somit selbst unterprivilegierten Teilen in unseren Ländern die Möglichkeit auf ein einigermaßen würdiges Auskommen liefern. Man darf eben nicht vergessen, auf was Letzteres beruht. Der Arbeiteraristokratismus ist eine sehr langlebige Angelegenheit in sämtlichen kapitalistischen Ursprungsländern. Darüber sollte man sich keinerlei Illusionen hingeben.
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