Internet Statement 2017-92
Kulturelle Aspekte sind nicht immer völlig unwichtig Maria Weiß 08.09.2017 Jedes Land hat seine Kultur, und diese Kultur sagt auch etwas über die klassenmäßige (soziale) Spaltung in diesem Land aus. Was bedeutet es aber nun, wenn in einem solchen Land, in dem sowieso die Bourgeoisie an der Macht ist, wie zum Beispiel in Deutschland, obendrein eine „Leitkultur“ gefordert wird? Damit gibt es, historisch betrachtet, eigentlich eher negative Erfahrungen.
Der Nazifaschismus in Deutschland war eine Herrschaft von zwölf Jahren. Aber es wird daraus etwas gemacht, als wenn sie 1200 Jahre gedauert hätte. Wie kann das angehen? Warum wird das überhaupt derartig weitgehend hingenommen von der Bevölkerung? Was für Ursachen hat eigentlich diese extreme Gegensätzlichkeit zwischen Nazis und Judentum? Der zwischen Christen und Juden kann es wohl nicht sein. Es gab ja auch Menschen jüdischer Herkunft, die davon bis dahin gar nichts wußten (weil es eben auch häufig gar keine Rolle spielte) und teilweise sogar dem christlichen Glauben anhängig waren. Es muß irgendeine Ursache haben, die man herausfinden muß. Vor allen Dingen dann, wenn man berücksichtigt, daß die Praktiken einer künstlichen Spaltung der Bevölkerung und gegenseitiges Aufeinanderhetzen es auch noch an anderen Punkten auf der Welt gegeben hat und immer noch gibt. Wie behandeln denn israelische Zionisten heutzutage noch zum Teil die Palästinenser? Ist da teilweise so ein großer Unterschied? Das kann man eigentlich kaum bestätigen. Es muß andere Gründe haben, diese Art von Gegensätzlichkeit. Vor allem aber deren künstliches bis in Extreme gesteigerte soziale Spaltung und Aufhetzung gegeneinander, bis hin zur Tolerierung der von den Nazis schlußendlich betriebenen systematisch vorangetriebenen Vernichtung von Millionen jüdischer Menschen in Deutschland. Es ist bis heute für mich nicht faßbar, was oder welche sozialen Faktoren einen Großteil der deutschen Bevölkerung, die keine Juden waren, damals dazu gebracht hat, derartiges zu dulden, wenn nicht sogar selbst auszuführen. Es muß unter dieser Herrschaft eine gewisse Form von Entmenschung größerer Teile der Bevölkerung statt gefunden haben. Das sollte zu denken geben, denn wer sagt denn, daß es sich nicht noch mal wiederholen, wenn nicht gar auch noch steigern könnte?. Nun werden sicher Einige entgegen halten, es sei eben der Rassismus, der so etwas hervorruft oder hervorrufen kann. Stimmt, er ist auf jeden Fall dafür eine Grundlage, aber nicht jede von Vorurteilen behafteten Bevölkerungsteile bringen so etwas an Barbarismus zustande. Nehmen wir zum Beispiel den Islamischen Staat. Woher rührt denn dessen Gegensätzlichkeit zu den Staaten im Mittleren Osten oder auch in Afrika, zu deren Bevölkerung? Zumal große Teile des IS selbst dieser Bevölkerung angehören? Das muß ja auch Gründe haben, die man herausfinden sollte, sonst kann man das überhaupt nicht wirksam bekämpfen und vor allen Dingen nicht die Wurzeln davon bekämpfen. Vielleicht liegt es ja auch – vielleicht nicht nur, aber vor allen Dingen - an dem sehr beschränkten Horizont einer solchen ethnischen Gegensätzlichkeit, oder besser gesagt von deren Hochspielen. Und dazu kommt, daß dies von internationalen Mächten ganz bewußt benutzt und finanziert wird, um verschiedene Völker gegeneinander aufzuwiegeln, selbstverständlich zu ihrem eigenen Nutzen, zu was denn sonst? Letztendlich sind es die sozialen Gegensätze, der Gegensatz zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutenden innerhalb einer Gesellschaft, innerhalb eines Landes oder auch sogar international, wie es sich heutzutage vor allem ergeben hat und darstellt. Jede Form von Haß und Gewalt hat ihren Grund. Man muß herausfinden, worauf das basiert und in einer dem Fortschritt gerecht werdenden Weise dem begegnen und nicht etwa das Gegenteil zu unterstützen.
Nehmen wir einige aktuelle Fragen des Klassenkampfes Donald Trump hat kürzlich erklärt, er wolle mit Laserkanonen gegen Terroristen vorgehen. Aber wer oder was ist eigentlich ein Terrorist? Was zeichnet ihn aus? Der klassenmäßige Inhalt oder die Methoden? Oder vielleicht auch beides? Beides paßt aber nicht immer zusammen. Terroristen sind Leute, die Andere für etwas bestrafen, was deren gutes Recht ist. Es bleibt dem Leser überlassen, auf wen er meint, daß diese Definition zutrifft.
Warum hat man diese ganze Spionage betrieben, von der in dem Entwurf
zu dem Buch des Daniele Ganser, welches damals einigen Wirbel auslöste,
die Rede ist? Doch dazu, um zu verhindern, daß in diesen Ländern
in Europa noch einmal revolutionäre Quellen sich entfalten könnten,
vielleicht sogar zum Sieg kommen könnten. Das ist es, was das Ziel
ist, aber von diesem Ziel ist in dem Buch aber wenig die Rede. Das ist
aber die Essenz der ganzen Vorgehensweise. Geschichtsrevision wird ständig versucht. Aber was ist denn, wenn
man versucht, diese zu verhindern und gleich die richtigen Erkenntnisse
zu verbreiten? Oh, da bekommt man es mit Widerstand zu tun. Und genau
das war eben auch im Sommer 2008 der Fall. Ich hab es versucht, und ein
Jahr später durchgesetzt. Das war vielleicht zu spät. Aber man
kann nicht immer alles von vorneherein wissen und nicht immer allseitig
richtig vorgehen. Das ist nun mal so. Aber nachträglich noch die
Verzögerungstaktiken damit zu rechtfertigen, daß man einfach
sagt, da ist eben der Klassenkampf zu wenig berücksichtigt worden,
das ehrlich gesagt ist mir einfach zu billig. Dafür ist das viel
zu hart und brisant gewesen, was im Jahr 2008 vonstatten gegangen ist,
als das ich jemals so etwas akzeptieren könnte. Ganz im Gegenteil müssen wir aus diesen Erfahrungen die Schlußfolgerung ziehen, daß ohne die unversöhnliche Schärfe des Klassenkampfes zu beachten gar nichts richtig gelöst werden kann. Der Klassenkampf ist allerdings kein Deckchensticken, wie Mao schon richtig bemerkt hat, er ist unversöhnlich und wenn man sich zum Beispiel darauf einrichtet, sich auf einen Altersruhesitz zurück zu ziehen, dann hat man schon verloren. Damit ist nichts zu gewinnen, ganz im Gegenteil gibt es neue, ganz andere Anforderungen, die zu bestreiten sind Und genauso war es auch mit dieser Schrift von Hartmut Dicke, welche er im November 2007 vorgelegt hatte und an der er nach eigenem Bekunden fast ein ganzes Jahr lang gearbeitet hatte, über das Thema „Proletarische Revolution und nationale Frage“, kurzgefaßt der „Doppellage“, welche dann endlich Ende März 2008, einen Monat vor seinem Tod, erschienen ist. Viel zu spät, wie man heute sieht. Es gab keine zwei Lösungen im Dezember 2007. Es gab eine, und die lag vor. Und die hätte herauskommen müssen und ist es nicht. Und was zu spät ist, ist eben zu spät. So ist das eben, und da muß man mit den Konsequenzen eben auch fertig werden. Ich sehe da einfach nichts, was hätte anders zusammengefügt werden sollen, am Anfang dieser Schrift. Eins teilt sich in zwei. Da wird auch nichts zusammen gefügt, sondern erstmal auseinander dividiert. Und in dieser Auseinanderdividierung liegt die Möglichkeit, den Fortschritt durchzusetzen. Und eben dies ist dann auch schlußendlich erfolgt – zu spät. So sehe ich das halt immer noch, auch nach neun Jahren, und ich glaube kaum, daß es jemand gibt, der mich vom Gegenteil überzeugen kann. „Eins teilt sich in zwei“. Nichts hätte ich machen können ohne diese Methodik und Herangehensweise, und ich weiß nicht, an welchem Punkt wir heute stehen würden, wenn ich das nicht durchgesetzt hätte. Man kann vieles anprangern bei der Bourgeoisie, aber entscheidend ist, welche Schlußfolgerungen man daraus zieht. Von wegen Hartmut Dicke und wie schlecht es ihm damals, im November 2007, ging. Egal wie schlecht es ihm ging, er wußte genau, was er macht und welche Schlußfolgerungen er zieht. Und ich weiß es ebenfalls, egal welche Verbrechen noch gegenwärtig oder in Zukunft hier vonstatten gehen werden. Das Eins teilt sich in Zwei als Dynamik und Antrieb jeglicher Entwicklung, das sollte man in keinem Fall vergessen. Ich weiß aus eigener unmittelbarer Erfahrung, wie schlecht es Hartmut Dicke Anfang 2008 gegangen ist. Aber dieses Prinzip sollte man auf keinen Fall vergessen. Das hat immer gewirkt und letztendlich auch zur Entscheidung darüber geführt, daß für die Liquidation Hartmut Dickes die Reaktion verantwortlich ist und nicht etwa etwas anderes oder gar Andere. Das war von langer Hand geplant und gewollt, und die dafür Verantwortlichen sind eben einfach noch nicht alle ans Tageslicht gezogen worden. Das bleibt als Aufgabe für die Zukunft bestehen. Verräterei, Anpassung an Opportunismus - nicht mit mir. Historische Verbrechen gehören aufgeklärt. Was denn sonst? Kein Vergessen. Aufklärung ist es, was angesagt ist. Auch in diesem Punkt, Hartmut Dicke, kannst du dich auf mich verlassen.
Warum ist das Thema nationale Identität in Deutschland so schwierig? Das liegt an dem tiefen Knacks, den dieses Land bekommen hat durch die zwölfjährige Naziherrschaft. Was für ein gigantischer Zeitraum, könnte man meinen. Aber er hatte es „in sich“, wie man so sagt. Das darf man gar nicht unterschätzen. Das ist einfach da, bis zum heutigen Tag. Umso mehr gilt es Kräfte, die so etwas verharmlosen, schon im Kern zu bekämpfen. Ein zweites Mal „Nazi“ würde dieses Land in den endgültigen Untergang treiben. Identifikation läuft über verschiedene Medien, aber vor allen Dingen auch über die Sprache. Und es gibt in jeder Nation eben die Geschichte und die Kultur, die sich ebenfalls zu einem ganz wesentlichen Teil über die Sprache, die schriftliche Überlieferung, vermitteln. Und es ist eben so, daß in Deutschland durch den Nazifaschismus, eine „Episode“ von zwölf Jahren, die sich allerdings um so „nachhaltiger“, und das sicherlich nicht zu unrecht, in das Bewußtsein eingegraben hat und zugleich allerdings auch eine zerstörerische Wirkung auf die ganze Identität und Kultur dieses Landes ausgeübt hat und immer noch ausübt. Womit hängt das zusammen, daß das möglich ist, daß sich so etwas derartig nachhaltig in das ganze Bewußtsein einer Nation, auch über Generationen hinweg eingraben kann? Wie kann es angehen, daß über mehrere Generationen hinweg Menschen, junge Menschen zum Teil, ein Problem mit ihrer eigenen Geschichte, mit ihrer nationalen Identität, wenn man so will, haben? Das ist so. Ich weiß es aus eigener Erfahrung und ich merke es auch an meinen Kindern, zum Teil jedenfalls, daß das so ist. Deswegen ist wichtig, nachzuforschen, woran das liegt. Es ist eben nicht allein damit getan, von einer „speziellen Kultur“ dieses Landes zu sprechen. So einfach ist das nicht, weil eben die ganze Geschichte da mit drin steckt, die ganze Geschichte mitsamt ihren positiven und negativen Seiten, und letztere vor allen Dingen seit geraumer Zeit ganz wesentlich dieses nationale Selbstbewußtsein – ich möchte es mal so bezeichnen – charakterisieren und beeinflussen. Das ist eine sehr wichtige, tiefgehende und interessante Frage und ich glaube nicht, daß wir die einzigen sind, die sich damit herumschlagen. So einfach ist es eben nicht, als daß man nur von einer „speziellen Kultur“ sprechen könnte. Wie speziell? Was? Wie hat sich das ausgewirkt? Das muß man doch mal untersuchen. Zählt der Barbarismus des Nazitums dazu oder nicht? Es gibt in diesem Land in der Tat eine nicht unerhebliche Tendenz zur Selbstverleugnung, und die hängt mit diesen geschichtlichen Dingen zusammen. Es gibt zum Beispiel das Phänomen, daß wenn jemand Deutsch studieren will, als wissenschaftliches Fach, er sich mehr oder minder dafür zu entschuldigen müssen glaubt, daß er so etwas will. Das ist eigentlich absurd. So etwas gibt es in keinem anderen Land auf der Welt, möchte ich mal postulieren. Und das hängt eben genau mit diesem Nazifaschismus zusammen, welcher bewußt oder unbewußt als angeblicher Bestandteil deutscher Identität untergejubelt wird oder jedenfalls werden soll, was dem deutschen Identitätsbewußtsein offensichtlich über mehrere Generationen hinweg einen tiefen Knacks versetzt. Die Frage ist, ob das gerechtfertigt ist und auch, wer das vor allem vorantreibt und davon profitiert und wie man selber damit umzugehen hat. Wie kann es denn angehen, daß ein Jugendlicher, der hier sein Studium angehen will, sich mehr oder minder dafür zu entschuldigen veranlaßt sieht, wenn er Geschichte, Kultur und Sprache des eigenen Landes studieren will? Das ist doch alles andere als „normal“. Aber es hat eben seine geschichtlichen Ursachen, und dabei stellt sich die Frage: ist das gerechtfertigt, daß über Generationen hinweg eine solche Abstempelung, direkt oder indirekt, stattfindet, auf Grund von 12 Jahren nazistischem Barbarismus? Man kann nur eins dazu sagen: wenn jemand das Ziel hatte, die deutsche Nation von Grund auf und über Generationen hinweg dem Erboden gleich zu machen, sowohl kulturell als auch historisch als auch bewußtseinsmäßig, dann muß man wirklich sagen, daß die Nazifaschisten diese Aufgabe erstklassig und nachhaltig zu erledigen versucht haben. Man kann fast sagen, zum Glück waren Marx und Engels auch Deutsche, und sie haben sich inzwischen auf der ganzen Welt mit ihrer Theorie und Praxis ausgebreitet und erfolgreich durchgesetzt, was nicht heißt, daß geschichtliche Rückschläge damit ausgeschlossen sind. Sie selbst wären die Letzten gewesen, so etwas zu behaupten. Obendrein war Marx selber Jude, und man kann sicher sein, ja man weiß es sogar, daß dieser es zutiefst abgelehnt hätte, daß über Generationen hinweg ein solches Schuldbewußtsein in diesem Land gerechtfertigt werden würde, zumal ein solches obendrein vor allem die deutsche Bourgeoisie betrifft, denn diese hat den Nazismus samt dessen Rassismus und Barbarismus hochkommen lassen und unterstützt oder toleriert. Nicht aber die Arbeiterklasse, denn diese war von Anfang an als hauptsächliches Ziel bei denen im Visier. Was diese Richtung auch noch heutzutage in diesem Land für Blüten treibt, zeigt sich unter anderem an der so genannten AfD, aber auch bei gewissen selbsternannten Antifaschisten, welche versuchen, von der anderen Seite in ein solches Horn hinein zu stoßen, indem sie verkünden, daß „Deutschland sterben“ müsse, damit sie leben können. Marx würde sich im Grab herum drehen, wenn er dies hören könnte. Aber so etwas dient natürlich zur Spaltung, vor allen Dingen zur Spaltung der Linken, und da muß man sich doch fragen, wer hat denn daran ein Interesse? Daß dies in allererster Linie der Klassenfeind ist, liegt doch auf der Hand. Daher muß diese historische Fessel, die vor allen Dingen den reaktionären Kräften auf der Welt dienlich ist, abgeschüttelt werden und ein kritisches Verhältnis zur eigenen Geschichte entwickelt werden, welches aber nicht von vorn herein irgendwelche Prognosen einer Ankettung an eine angeblich ewige Schuld nach sich zieht. Nirgendwo in der Geschichte und nirgendwo auf der Welt gibt es so etwas wie ewige Schuld. Das ist metaphysischer Unsinn, denn es widerspricht der Gesetzmäßigkeit der Entwicklung und dient immer nur denjenigen Kräften, deren gesellschaftliche Vorstellungen überholt sind und die die Erschütterung ihrer eigenen gesellschaftlichen Stellung dadurch hinaus schieben wollen. Und um es gleich vorweg zu nehmen: das heißt überhaupt nicht, daß man nicht sehr wachsam ist in punkto Rassismus, sondern daß man jede Art von Rassismus, wo sie sich auch irgendwie zeigt, ablehnt und bekämpft. Nur so kann man ein richtiges Verhältnis zur eigenen Geschichte entwickeln, und nur so kann man auch reaktionären und konterrevolutionären Kräften aus dem Ausland entsprechend entgegen treten. Alle Mächte, die am Zweiten Weltkrieg teilgenommen haben, hatten ihre Verbindungen zu den deutschen Nazis, die USA, Frankreich, Großbritannien, dort hat es ebenfalls solche gegeben, aber auch in Rußland, in der damaligen Sowjetunion gab es sie. Was ist denn das Abkommen zwischen Stalin und Hitler über Polen? Das hat doch glattweg Rußland genehmigt, seine Staatsgrenze um 200 Kilometer nach Westen zu verschieben – ein Fakt, der den Überfall der Nazis auf die Sowjetunion nicht verhindert hat, aber bis heute Gültigkeit hat, indem es schlußendlich im Vertrag der Siegermächte aufgenommen wurde und damit dauerhaft Bestand hat. Das kann man auch nicht außer Acht lassen, wenngleich es wohl kaum jemand heute wieder ändern will oder kann. Das war aber auch nicht korrekt damals, das kann man auch nicht vergessen, wenn man so will. Es bestärkt nebenbei bis zum heutigen Tag unter solchen Menschen, die damals aus ihrer ursprünglichen Heimat im Osten fliehen mußten, reaktionäre und den Rechten sich anbiedernde Vorstellungen und Neigungen. Alle Dinge haben eben mindestens ihre zwei Seiten. Man sollte sich angewöhnen,
genau zu differenzieren, welche Seiten dem Fortschritt entsprechen und
welche das Gegenteil fördern. Die Jugend- und Studentenbewegung der 1960er Jahre hatte das durchaus begriffen. Dies fand damals seinen konkreten Ausdruck in Parolen wie USA-SA-SS, was durchaus den Kern der Sache traf. Und es gilt leider bis zum heutigen Tag. Nur daß eben inzwischen auch noch andere Kräfte eine ähnliche reaktionäre Stellungen einnehmen, was aber erstere natürlich nicht besser macht. Alle Dinge haben eben ihre mindestens zwei Seiten, und Revolution besteht darin, daß man sich auf die fortschrittliche Seite stellt und die andere bekämpft, zu jedem Zeitpunkt und in allen Fragen. Und es dürfte auch außer Frage stehen, daß gesellschaftliche und politische Kräfte, die diese Spaltung leugnen, sich auf der reaktionären Seite befinden, denn deren Interesse ist es, die Entwicklung aufzuhalten. Sicherlich gibt es immer noch ungelöste geschichtliche Fragen. Zum Beispiel die, ob das Judentum nur eine Religion ist oder auch gewisse ethnische Abstammungen hat. Das ist bis zum heutigen Tag nicht gelöst und darüber gehen die Meinungen von Historikern auseinander. Lenin zum Beispiel vertrat, daß die Juden irgendwann mal ein Volk waren. Das stimmt auch. Aber was ist denn das Wesentliche heutzutage? Es ist doch eigentlich die Religion, welche sich in der Geschichte fortgesetzt hat, nicht aber das mit imperialistischer Hilfe und ebensolcher Zielsetzung im Mittleren Osten fabrizierte Gebilde, der heutige Staat, der sich Israel nennt und auf einem fremden Gebiet, auf dem ein anderes Volk lebte, die Palästinenser, mit gewaltsamer Unterdrückung und Vertreibung der dortigen Anwohner entstanden ist – ein historisches Unrecht, was ebenfalls wie der Nazismus seinesgleichen sucht. Auf der anderen Seite ist es auch so, daß die Palästinenser selbst, zumeist Angehörige des Islam, semitischer Abstammung sind, ebenso wie die meisten im Mittleren Osten ansässigen Völker und Stämme. Auch daran kann man sehen, daß man mit der Ethnie nicht weit kommt, sondern daß diese eine Nebenfrage darstellt, die auch als solche gelöst werden kann. Wenn man allerdings beginnt sie zur Hauptfrage zu machen, dann hat man eben einen Kampf oder Kämpfe die von wesentlichen sozialen und anderen wichtigen Fragen der Weiterentwicklung ablenken – eine Eigenschaft, die gerade auch den Nazismus ausgemacht hat, und man weiß, wo das geendet hat.
Nebenbei: Mit welchem Recht verlangt man eigentlich von der hiesigen Bevölkerung, daß sie diese ganze Flüchtlingswelle hinnimmt, wenn man sie selbst durch diverse völlig überflüssige Kriege dort hervorgerufen und angefeuert hat? Ähnlich sieht es mit der Türkei aus. Die hiesige Bourgeoisie weiß doch seit langem, daß der Faktor bürgerlicher Demokratie in diesem Land ein sehr fragiler ist. Weshalb mußte man denn da die Kooperation verstärken? Aber so ist es eben mit der Bourgeoisie und deren Politkern. Sie machen einfach – Hauptsache sie können dem inneren Feind, dem Klassenkampf entkommen. Ein wichtiges Beispiel für Geschichtsklitterung ist auch folgendes:
Sowohl die Nazis als auch zum Beispiel bürgerliche Kräfte wie
Angela Merkel heute und andere, sind große Wagnerfans, es kommt
aber heute keinem in den Sinn, deswegen solche Leute wie Merkel als Nazis
zu bezeichnen. Es muß aber einen Grund geben für diese Gemeinsamkeit,
und wer weiß, vielleicht gibt es auch ein Verbindungsstück.
Es ist noch nicht alles in der Geschichte so, daß es sich offenbart
hat. Die Zukunft wird es bringen. Was ich damit sagen will ist nur, wie
unsinnig es ist, aus bestimmten Gemeinsamkeiten oder zufälligen oder
auch nicht zufälligen Verknüpfungen gleich eine Schlußfolgerung
abzuleiten. Das geschieht aber in vielen anderen Fällen. Von diesem
habe ich allerdings noch nichts erfahren. Ich möchte das nicht als Gegensatz verstanden wissen, sondern als Ansporn für die Notwendigkeit, daß sich hier etwas verbinden muß. Letzteres bezieht sich natürlich auf die Ausführungen als Ganzes.
Was im Sozialismus vergesellschaftet wird, ist das private Eigentum an den Produktionsmitteln, an Grund und Boden, nicht aber das persönliche Eigentum eines jeden Menschen. Es gab in der DDR keine Jugend- und Studentenbewegung, und daher gab es dort auch keine echte, an die Wurzeln gehende Kritik an der älteren Generation wie im Westen. Aber eine solche Kritik wäre auch dort, in der DDR, nötig gewesen, es gab sie aber nicht. Was es gab, war ein mehr oder weniger „aufgesetzter“ Sozialismus, der zum Teil auf tönernen Füßen stand und der vor allen Dingen im Zuge des aufkommenden und sich Bahn brechenden Revisionismus in Rußland, der damaligen Sowjetunion dort erst recht keine Chance hatte, sich dem gegenüber zu behaupten. Mit der Machtergreifung Chruschtschows in der Sowjetunion 1956 war im Grunde auch das Schicksal der DDR besiegelt. Was sollten diese denn auch machen? Sollten sie dem „großen Bruder“, der ihre Existenz garantierte, widersprechen? Das ist nicht so einfach. Es gab vielleicht gewisse Widerborstigkeiten von Ulbricht, auch vorher schon, aber mit Honecker ist das dann endgültig eingeschlafen und zur Fassade erstarrt. Der Nazismus aber war Barbarismus, welcher sich mit Gewalt die ganzen Errungenschaften von Jahrhunderten kultureller geschichtlicher Entwicklung unterzuordnen trachtete, allenfalls aus diesen noch den Nutzen ziehen, der ihm für sein Regime brauchbar erschien. Das hat nicht funktioniert So etwas kann auch niemals funktionieren, auf die Dauer. Das erledigt sich in gewisser Weise selbst oder es wird eben vorher von anderen erledigt. Das Fatale an der darauffolgenden Entwicklung aber war folgendes. Der Westen hatte sich die Niederschlagung des Kommunismus auf sein Programm gesetzt. Der Osten hatte inzwischen den Kommunismus aufgegeben – eine feine Kombination. Daß darin die wenigen kommunistischen Kader, die übrig geblieben waren, ertrunken sind wie die Fliege in der Milch, das kann man sich vorstellen. Und eben dies war zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung auch längst der Fall. Man glaube doch nicht, daß solche Leute, die damals die Nazis unterstützt haben, damit diese ihnen die KPD vom Hals halten, heute nicht mehr da sind. Ich meine natürlich deren Nachfolger. Die sitzen heute in Bayern und Baden-Württemberg und in Niedersachsen nicht zu vergessen. Und sind vor allen Dingen in der Automobilbranche zu finden. Aber der grundlegende Charakter ist zum Teil gar nicht so verschieden von dem der früheren Stahlbarone, welche bekanntlich den Nazismus unterstützt und finanziert haben, damit sie ihnen die Kommunisten vom Hals halten. Von wegen „nie wieder“. Das ist gut gesagt und noch besser geträumt, aber schwer getan. Nicht zu vergessen auch die chemische Industrie, BASF und die ganzen Pharmakonzerne, von denen gibt es durchaus noch einige in unserem Land, und die wollen allesamt nicht gestört werden durch eine Arbeiterbewegung, die hier ihre Rechte einfordert. Das dürfte klar sein, und die Neigung, faschistische Kräfte zu unterstützen ist mit den Nazis eben auch noch nicht verschwunden. Das ist eine schöne Illusion, aber das kann nicht lange vorhalten. Die Abstrafung des Ostens, nebenbei, dafür daß er einmal einen Sozialismus versucht hat, die währt bis zum heutigen Tag und das Ergebnis besteht darin, daß die Gebiete der ehemaligen DDR entleert worden sind. Junge Menschen sind dort weggelaufen, weil sie keine Arbeit gefunden haben und an Alten gibt es eh einen riesigen Überhang. Und die Industrie hütet sich davor, etwa dorthin ihren Hauptsitz zu verlagern, wie kürzlich bekannt wurde, daß sie das nicht tun. Die haben ihre Gründe dafür, sie wissen ganz genau, daß die Dinge nicht so bleiben, wie sie sind. Obendrein sind dadurch die östlichen Gebiete zu einem regelrechten Reservoir für rechte und neonazistische Umtriebe geworden. Das ist auch ein Faktor, den man nicht unterschätzen kann. Woher kommt denn die Basis der so genannten AfD in ihrer heutigen Zusammensetzung? Die kommt doch genau da her, die kommt aus Dresden und der ganzen Umgebung vor allem. Das braucht einen unter solchen Bedingungen auch überhaupt nicht zu wundern. Menschen, die keine Perspektive sehen, aber kleinbürgerliche Anschauungen haben, neigen fast immer dazu, Rechten hinterher zu laufen. Das war schon beim Nazismus so und es hat bis zum heutigen Tag nicht aufgehört. Diese Gefahr besteht immer noch, die darf man nicht unterschätzen und dagegen müssen Dinge unternommen werden, viel mehr als bislang. Moralische Empörung reicht eben nicht aus, man muß ihnen die Basis entziehen. Das meine ich allerdings vor allem so, daß man für materielle Lebensperspektiven dort sorgt. Das ist natürlich leichter gesagt als durchgesetzt. Wir können keine Industrie dort aufbauen und den Menschen damit eine Perspektive geben. Dazu fehlt uns die gesellschaftliche Macht. Die Bourgeoisie mitsamt ihrem pseudolinken, und schon gar nicht mit ihrem grünen Anhang macht es nicht. Was daraus folgt, überlasse ich dem Leser. Warum haben denn wohl Teile der amerikanischen Bourgeoisie Donald Trump an die Staatsspitze gepuscht? Mit Sicherheit spielen solche Überlegungen auch eine Rolle, damit der dann den nächsten Krieg anzetteln soll und sie selber nicht die Verantwortung dafür übernehmen brauchen. Es hat Ähnlichkeit mit der Förderung der Nazis, da wurde es auch so praktiziert. Die Stahlbarone des Ruhrgebiets zählten zu den größten Geldgebern dieser Verbrecher, damit sie ihnen die Arbeiterbewegung vom Hals halten sollten. Daß das in einer Abschlachtung enden kann, wurde dabei in Kauf genommen. Und man kann sagen: heutzutage ist es nicht anders. Das freundliche Grinsen einer Merkel oder anderer sollte einen nicht täuschen.
Ich selbst bin der Ansicht, daß der Begriff Rasse in Bezug auf Menschen obsolet ist. Das hat sich längst so entwickelt, daß im Grunde auf der ganzen Welt ganz ähnliche Maßstäbe gelten, ein ganz ähnliches Verhältnis existiert, wie man miteinander umgeht, ja man kann sagen, daß in gewisser Weise sogar das Verhältnis der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen mit dazu beigetragen hat, daß es mittlerweile völlig egal ist, ob jemand eine etwas dunklere oder eine etwas hellere Hautfarbe hat, ob er groß oder klein ist, was für eine Augenform er hat, oder was auch immer sonst Menschen äußerlich voneinander unterscheidet. Das sind Dinge, deren Bedeutung stammt aus Zeiten, als die Kommunikation auf dem gesamten Erdball noch lange nicht so intensiv gewesen ist, wie sie heute ist. Heute reist man von Europa bis nach Australien oder von Südafrika nach Kanada, und überall stellt man fest, daß es sich überall um die gleichen Menschen handelt, mit den gleichen Ansprüchen, mit den gleichen Problemen, mit den gleichen Sorgen und den gleichen Wünschen. Das ist entscheidend, nicht aber gewisse unterschiedliche, äußerliche Merkmale oder Besonderheiten, denn diese resultieren aus der unterschiedlichen Entwicklung und der unterschiedlichen gesellschaftlichen Praxis des Menschen. Diese werden aber immer unwichtiger, je mehr sich die Vereinheitlichung auf den wichtigen Gebieten der Reproduktion und des sozialen Lebens vollzieht. Daher lehne ich es ab, heutzutage noch von menschlichen Rassen zu sprechen. Es ist sogar eines der Verdienste der kapitalistischen Ausbeutung, daß sie wie keine einzige Gesellschaftsform zuvor diese Vereinheitlichung auf dem ganzen Globus vorangetrieben hat. Mensch ist heutzutage Mensch, überall auf der Welt.
Heute spielen wieder gewisse internationale Mächte mit dem Feuer. Der Nazismus, wenn man so will, hast sich inzwischen verlagert, auf die USA. “America first“? Was ist das denn für eine Losung? Die erinnert doch von ihrer Substanz her ungemein an das „Deutschland über alles“ des Nazismus, oder etwa nicht? Und was den Rassismus dort angeht, da sind auch noch einige Dinge offen. Was bis jetzt davon bekannt wurde, läßt in dieser Hinsicht keine guten Aussichten erahnen. Der Nazifaschismus als auch das dadurch verursachte und permanent beschworene ewige „mea culpa“ dürfte hierzulande zum Glück inzwischen weitgehend „out“ sein. Man sollte aber das Augenmerk durchaus mal auf andere Kontinente richten, um zu sehen, was da in dieser Hinsicht abgeht. Während in Deutschland ehemalige Nazis als auch Neonazis eine Randgruppe darstellen, ist in den USA inzwischen eine in vieler Hinsicht ähnliche Kraft sogar bis an die oberste Staatsmacht gelangt, was nicht wenigen Kräften dort peinlich zu sein scheint. Wer aber davor die Augen verschließt, der kann einem nicht nur leid tun. Was Deutschland und die neo-nazistischen Gruppierungen angeht, so haben sich bekanntlich seit langem auch ausländische Mächte dort mit hinein gesetzt, nicht zuletzt übrigens Rußland, welches gewisse Rockergruppen, die in dieser Hinsicht anfällig sind, seit langem unterstützt und finanziert. Das nicht zu sehen ist wirklich mehr als blauäugig. Dasselbe Rußland unter Putin hat ganz offensichtlich auch die Wahl des Donald Trump in den USA favorisiert und unterstützt. Das sollte ebenfalls zu denken geben.
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