Internet Statement 2018-103
Ein etwas anderes Plädoyer zum diesjährigen einhundertsten Jahrestag der ersten sozialistischen deutschen Revolution
Maria Weiß 24.11.2018 Was verbirgt sich hinter der demografischen Frage? Dahinter verbirgt sich, wie eine Gesellschaft zu sich selbst steht und natürlich in diesem Zusammenhang unvermeidlich zu ihrer eigenen Verantwortlichkeit. Die Grünen haben es drauf, daß sie den gesellschaftlichen Widerspruch systematisch ausblenden. Das zieht sich durch all ihre Stellungnahmen, ihre Analysen, ihre Einzelbeurteilungen usw. usf. und da solche Leute wie Schellnhuber Grüne sind, braucht man sich bei denen darüber nicht wundern. Ich weiß daher nicht, warum es notwendig ist, zu erklären, warum die Menschen heute nicht mehr in Höhlen leben wollen. Darum geht es doch sowieso nicht, sondern es geht darum, zu erklären, warum diejenigen Menschen, die heute weder Geld noch Einfluß haben und von der herrschenden Klasse als überflüssig betrachtet werden, auf der Straße hausen müssen. Das ist etwa ganz anderes . Das ganze Gebäude der Grünen ist doch sowieso völlig abgehoben von der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die gegenwärtige Politik der deutschen Bourgeoisie gegenüber ihrer eigenen Bevölkerung ist in gewisser Hinsicht selbst auch eine Form von Rassismus, und zwar diesmal gegen das eigene Volk. Wichtig dabei ist, daß man ihre Heuchelei durchschaut. Sie geben sich nicht offen rassistisch, sondern angeblich internationalistisch. Die Frage ist nur, wie sich das in der Praxis verwirklicht. Kein Gemeinwesen ohne Regeln. Das gibt es gar nicht. Auch nicht im Kommunismus. Auch muß man die Frage stellen, ob es überhaupt ein solches „Endstadium“ geben kann. Wovon soll es das Ende sein und was soll dann kommen? Irgendwie stößt da auch die Marxsche Theorie an ihre Grenze.
Die proletarische Revolution hat sich inzwischen auf der ganzen Welt ausgebreitet. Das dürfte wohl das hervorstechendste Merkmal, wenn man sich an diese Tage erinnert, sein. Vielleicht noch nicht völlig auf der ganzen Welt, auf einem großen Teil dieser Welt. Sie hat auch Rückschläge erlebt, wie den Nazifaschismus in Deutschland oder auch die revisionistische Degeneration der Sowjetunion oder auch den Umsturz des Sozialismus in China. Das ist auch von fundamentaler Bedeutung bis zum heutigen Tag, und muß deswegen auch erwähnt werden. Aber so ist das eben: keine Entwicklung ohne Rückschlag. Das ist die Dialektik, die diesen ganzen Dingen zugrunde liegt. Nun gibt es heute ein hervorstehendes, wenn nicht das hervor stechendste Merkmal der gegenwärtigen Revolution auf der ganzen Welt. Und das ist meiner Ansicht nach der afrikanische Kontinent, wo die Staaten, die Bevölkerung dieser Staaten um ihren Fortschritt kämpft. Wenn man sich also der Revolution in Mitteleuropa erinnert, dann kann man die weitere Entwicklung nicht außer Acht lassen. Die Revolution in Europa hat massive Rückschläge erlitten. Ein ganz hervorstechendes davon ist der Nazifaschismus in Deutschland gewesen, welcher international gefördert wurde und der trotz seiner Niederschlagung bis zum heutigen Tag seine Spuren hinterlassen hat. Neu aufkommende rechte Bewegungen in Mitteleuropa sind sind dafür ein sehr negatives, aber auch sehr beredtes Beispiel. Man sollte vor allem daran arbeiten, ihnen die Nahrung für ihre Demagogie aus der Hand zu nehmen. Das ist nur leichter gesagt, als getan, denn die linken Kräfte sind dermaßen schwach, daß man fast die Hoffnung aufgeben könnte, daß dies noch gelingt, bevor die Katastrophe sich breit machen kann. Aber auch nur fast, denn schon manch eine Entwicklung in der Geschichte hat ganz plötzlich erstaunliche Wendungen erfahren. Vor allen Dingen dann, wenn die internationale Entwicklung solches fördert. Was geschah Ende 1918/Anfang 1919 in Deutschland? Hier hatte die Revolution zum ersten Mal eine Perspektive zum Durchbruch. Aber daraus wurde nichts, weil am entscheidenden Punkt maßgebliche Vertreter der Revolution, die auch die Fähigkeit hatten, diese zu führen, ermordet wurden. Kein Einzelbeispiel! So etwas hat sich wiederholt, und es scheint ein Steckenpferd der deutschen Reaktion zu sein, sich in dieser Weise schadlos zu halten, um die eigene Weiterexistenz zu retten. Damals, im Jahr 1919 gab es eine tatsächliche Chance in Deutschland eine demokratische, fortschrittliche Gesellschaft zu etablieren. Aber was war denn die so genannte Weimarer Republik? Warum musste sie scheitern? Warum konnte sie schließlich von nazifaschistischen Horden zertrümmert werden? Um diese Frage zu beantworten, bedarf es detaillierter geschichtlicher und wissenschaftlicher Untersuchungen, welche umso wichtiger sind als wir heutzutage in gewisser Hinsicht eine ähnliche Situation haben. Geschichte wiederholt sich manchmal , aber nicht auf die gleiche Weise und schon gar nicht mit den gleichen Erscheinungsformen. Es gibt zwar heute keinen unmittelbaren revolutionären Ausgangspunkt wie 1919. Aber es gibt erneut rechte Kräfte, die versuchen, die Umwandlung der gegenwärtigen Gesellschaft in einer der Demokratie –egal ob bürgerlicher oder proletarischer in extrem widersprechender Weise mit einer autoritären Diktatur zu begegnen. Nicht nur einer solchen. Manch eine der bürgerlichen Kräfte wirft auch den Sozialismus vor, eine solche zu errichten. Es kommt aber auf den Inhalt an, und man kann nicht in irgendeiner Weise feststellen, daß heute die neu aufkommenden rechten Kräfte etwa den grundlegenden gesellschaftlichen Widerspruch zwischen Bourgeoisie und Proletariat, zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten zu lösen bestrebt sind. Im Gegenteil wird dieser von ihnen vollständig ausgeblendet und sie versuchen erstmal eine kleinbürgerlich verbrämte Gesellschaft an die Wand zu malen, welche denn schließlich ebenfalls in einer faschistischen Diktatur enden kann und enden wird, wenn es nicht gelingt, diesen Bestrebungen erfolgreich zu begegnen. Wichtig dabei ist, zu beachten, daß sowohl der Nazismus der damaligen Zeit als auch diese neuen rechten Kräfte von heute auf dem bequemen Bett der internationalen Ausbeutung sich ausruhen, ja diese selbst repräsentieren. Ohne die Existenz derselben wäre die Situation in Europa und auch in unserem Land längst eine völlig andere. Diese internationale Ausbeutung aber verschafft den entsprechenden trügerischen Schein, daß man hier einigermaßen gut leben kann. Auf was das basiert und was die Kehrseite davon ist, darüber macht man sich wenig bis gar keine Gedanken. Letzteres betrifft leider auch die sozialdemokratisch beeinflusste Linke in diesem Land , von den rechten natürlich ganz zu schweigen. Letzteres tun das traditionsgemäß sowieso nicht, weil darauf ganz offen stehen und es voll rechtfertigen. Der Arbeiteraristokratismus, welcher darin besteht, eben diesen Faktor der internationalen Ausbeutung zu ignorieren, ist die größte Falle für die fortschrittlichen Menschen in diesen Ländern Europas seit eh und je. Kommunistische Kräfte sollten sich daher lautstark und vehement dafür einsetzen, daß endlich die neokolonialen Kriege im Mittleren Osten beendet werden. Daß Afrika, afrikanischen Staaten eine Zukunft eröffnet wird, indem ihnen die eigene Entwicklung ermöglicht wird. Der Gradmesser des Fortschritts besteht nicht darin, möglichst viele afrikanische Menschen in europäische Staaten zu integrieren. Letzteres ist natürlich auch wichtig, aber es ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache besteht darin, daß den afrikanischen Staaten selbst eine Zukunft eröffnet wird. Ähnliches gilt auch für Südamerika, wo man ebenfalls beobachten kann, daß eine ganze Reihe süd- oder auch mittelamerikanischer Menschen aus Staaten, welche an die USA grenzen vor allen Dingen bestrebt sind, in die USA zu fliehen, weil sie sich dort ein besseres Leben erhoffen. Das ist aber eine Fehleinschätzung, denn ein besseres Leben bekommt man nicht, indem man sich an andere Menschen oder auch Staaten anklammert und sich von deren Überfluß Hilfe und Unterstützung erhofft. Ein besseres Leben bekommt man vor allen Dingen durch eigene Aktivität und eigenen Kampf für die eigne Entwicklung. Migrationsbewegungen sind etwas ganz normales. Sie hat es immer gegeben
und sie wird es auch sicherlich sehr lange noch geben. Solange jedenfalls
als Gefälle zwischen den verschiedenen Staaten und Kontinenten auf
der Welt in ökonomischer und gesellschaftlicher Hinsicht existiert.
Wesentlich ist, daraus die richtige Schlussfolgerung zu ziehen, und die
besteht darin: nicht die Wanderungsbewegung ist das Kettenglied, sondern
die Stellung in und zu der eigenen Gesellschaft und was man in dieser
durchzusetzen bestrebt ist. Und keine Angst, Deutschland als europäisches
Land hat viel zu viel geschichtliche Erfahrung und geschichtliches Wissen,
als daß es vor einem gewissen Zustrom von Menschen aus anderen Kontinenten,
die noch nicht so viele Erfahrung oder auch ganz andere Erfahrungen mitbringen,
Furcht haben müsste. Das wird vielleicht von den Rechten einzureden
versucht und verbreitet und weist vor allem in eine nach Hinten gerichtete
gesellschaftliche Richtung. Im Gegenteil sollte man das, was man jeweils
an Kultur und Kenntnissen entwickelt hat oder mit bringt respektieren
und mehr noch, miteinander austauschen. Dann kann vielleicht etwa Neues
entstehen, ohne daß man immer wieder über die gleichen nach
hinten weisenden Hindernisse stolpert.
|