Internet Statement 2018-112

 

 

Das Massaker in Strasbourg und die gelben Westen

Wie hängt das zusammen?

 

Maria Weiß 14.12.2018

Das sollte man sich auch einmal durch den Kopf gehen lassen, denn da gibt es einen Zusammenhang.

Der so genannte IS ist im letzten Jahrzehnt nicht nur in Deutschland, sondern garantiert auch in Frankreich hochgepäppelt worden. Die ganzen Saudi-arabischen Prediger, die auf einmal wie die Pilze aus dem Boden gesprossen sind, die kommen doch nicht von ungefähr. Saudi-Arabien ist der Ölpartner im Mittleren Osten für Europa. Wen wunderts also, daß sich dort identische Herrscherinteressen bemerkbar machen? Und daß sie an der Basis, wo der Widerstand sich rührt, Sabotage treiben, das braucht einen auch überhaupt gar nicht zu wundern.

Frankreich hat längst, in Jahrzehnten, seine „lost class“ der so genannten Banlieues selbst herangezogen. Niemand anders als die diversen französischen Regierungen ist dafür verantwortlich. Wen wunderts daher, daß immer dann, wenn es sozusagen gewissen internationalen politischen Kräften in den Kram paßt, aus diesen Kreisen Anschläge oder gar Massaker stattfinden? Dazu paßt auch folgendes Zitat:

„Von 2014 bis 2017 waren von 24 identifizierten Attentätern 24 Behörden bekannt. 21 standen auf Warnlisten und zwölf davon wurden gesucht und überwacht. Und da fragen sich die Leute doch schon zu recht: Wie oft denn noch?“ (Dunja Hayali am 13.12.18 in ihrer Sendung, zitiert in „Tichys Einblick“)

Der französischen Regierung allerdings scheint das noch nicht aufgegangen zu sein. Der deutschen erst recht nicht. Das ist aber komisch, denn das liegt auf der Hand. Die deutsche Regierung, Merkel, war sogar so „düpiert“, daß sie noch nicht einmal den Opfern des Weihnachtsmarktanschlags in Berlin Rechnung zollen konnten. Das hat ein ganzes Jahr gedauert, bis das stattgefunden hat.

Nun ja, Deutschland ist nicht Frankreich und umgekehrt. Vielleicht sind die Franzosen in dieser Hinsicht ja ein bisschen schneller- wer weiß? Jedenfalls paßt der Regierung Macron dieses Massaker in Strasbourg gar nicht mal so schlecht ins Konzept, objektiv jedenfalls. Man will ja keine Unterstellungen hier vornehmen. Die Gelbe Westen Bewegung allerdings sollte ein wenig das zum Anlaß nehmen, über ihren eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und zu bemerken, daß in Frankreich es auch noch andere unterdrückte, überhaupt nicht glückliche Schichten gibt, die ganz ähnliche Probleme haben wie sie selbst und vielleicht noch ein paar mehr dazu. Vielleicht sollten sich diese beiden „Problemgruppen“ mal zusammen setzen und ihre jeweilige Situation beraten? Und darüber vor allen Dingen, wie sie zu einem gemeinsamen Vorgehen kommen. Das ist das Einzige, was in einem Land wie Frankreich als auch den anderen europäischen Staaten überhaupt eine Perspektive haben kann. Hier ist doch längst die Bevölkerung gespalten, die Gesellschaft ist gespalten. Sie ist bevölkerungsmäßig gespalten in Migranten und Einheimische, sie ist sozial gespalten in Privilegierte und Unterprivilegierte und sie ist religiös gespalten in Islam und Christentum oder auch gar keiner Religion Anhängige. Das hat sich seit Jahrzehnten entwickelt und dem muß man Rechnung tragen, wenn man auch nur irgendwie an einem sozialen Widerstand in diesen Ländern interessiert ist und seine Hoffnungen darauf setzt. In Frankreich ist das überhaupt nicht anders.

Es bleibt nichts anderes übrig, meiner Ansicht nach, als daß diese Gelbe Westen Bewegung, die durchaus ihre Berechtigung hat, versucht, auch mit anderen Schichten in Frankreich, die unzufrieden sind und ein Recht zum Aufstand haben, wie zum Beispiel Les Jeunes des Banlieues, in Kontakt zu treten, um zu einem gemeinsamen Vorgehen zu kommen. Wie wäre das denn? Da wollen wir doch mal sehen, was die Herrschenden dann machen. Sie werden sich darüber meiner Ansicht nach nicht freuen, und das ist auch gut so.

Nationalismus ist dabei meiner Ansicht nach in jedem Fall der verkehrte Weg. Jedenfalls spielt in jedem Land Europas in dieser Hinsicht die herrschende Klasse ein Doppelspiel. Einerseits hat sie selbst die Salafisten einsickern lassen und wirken lassen, auf der anderen Seite bekämpft sie angeblich deren Auswirkungsprodukt, den so genannten IS. Da stimmt doch etwas nicht. Da bekommt man doch den Eindruck, daß hier etwas zentral gesteuert wird; je nach dem, wie es den Herrschenden so paßt, wird jeweils das eine gefördert, das andere verteufelt, wobei die Seiten wechselseitig austauschbar sind.

 

   

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Zur Analyse der französischen Ereignisse
Hartmut Dicke
Redaktion Neue einheit
Im November 2005