Internet Statement 2018-113

 

 

 

Beschämende Fakten zur deutschen Energiepolitik

 

 

Wassili Gerhard  19.12.2018

Józef Sobolewski, Direktor der Abteilung Atomenergie im polnischen Energieministerium schrieb einen Beitrag, der unter „Viewpoint: There is no Holy Grail of Energy“ in World Nuclear News in Englisch am 17.12.2018 veröffentlicht wurdeAnm.1. Dort nannte er beschämende Fakten zur deutschen Energiepolitik.

 

Es heißt dort:

„Ich habe festgestellt, dass Polen seine Emissionen in den letzten 20 Jahren praktisch um den gleichen Betrag wie Deutschland reduziert hat, dessen Gesamtinvestitionen für erneuerbare Energien 250 Milliarden Euro überstiegen.“ . . . „Die Emissionen pro Energieeinheit in Deutschland sind etwa halb so hoch wie in Polen, aber vergessen wir nicht, dass wir in Polen einen völlig anderen Ausgangspunkt hatten. Das Bild ist noch interessanter, wenn Sie sich Frankreich anschauen. Deutschland ist zwar führend in der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen, hat jedoch zehnmal höhere Emissionen als Frankreich, das zur Stromerzeugung auf Atomenergie angewiesen ist.“ (eigene Übersetzung aus dem Englischen, Hervorhebung von mir.)

Er hat auch die Erklärung parat. Weil die Windkraft nicht stabil Strom produziert, muß weiterhin Strom in konventionellen Kraftwerken produziert werden. Und da ist Deutschland weiterhin auch noch auf Kohlekraftwerke angewiesen und wartet auf Nordstream 2, um mehr Gaskraftwerke bauen zu können. Gas wiederum erhöht die Abhängigkeit von RußlandAnm.2. Deshalb nutzt Deutschland, das „Land der Energiewende“ mehr Kohlekraftwerke als zum Beispiel Frankreich. Er zieht einen Vergleich mit Frankreich:

„Werfen wir einen Blick auf Frankreich, das 75% seiner Energie aus Kernkraftwerken bezieht. Der Rest, der von Wärmekraftwerken erzeugt wird, emittiert im Durchschnitt zehnmal weniger CO2 pro Kraftwerk als das benachbarte Deutschland. Der amtierende Präsident gab den Plan seines Vorgängers auf, der auf der Welle der grünen Ideologie zugesagt hatte, den Anteil der Kernenergie auf 50% zu reduzieren, und sagte, dass es auf die Verringerung der Emissionen ankommt und nicht auf die Art und Weise, wie dies erreicht wird.“

Das ist allerdings erheblich peinlich für die Energiepolitik der Bundesregierung, die ständig den Klima-Musterschüler gibt. In der Vergangenheit hat man mal, 2009, seine „Klimaziele“ erreicht, aber wie? Die Tagesschau berichtete am 22.12.09 unter der Überschrift „Dank Rezession schafft Deutschland Klimaziele“:

Der Konjunktureinbruch mit einem Rückgang der Wirtschaftleistung um rund fünf Prozent habe den größten Rückgang der Emissionen seit 1991 bewirkt. Produktionseinbrüche in der Stahlindustrie trugen wesentlich dazu bei. Auch die Chemie- und Zementindustrie erzeugte weit weniger klimaschädliche Gase.“

Seitdem hat man extra viel Geld für die „Energiewende“ und die Bekämpfung der Kernenergie ausgegeben, um dann solch ein Ergebnis zu erreichen, wie Sobolewski es beschreibt, das ist schon mehr als blamabel. Aber trotzdem, „Augen zu und durch“, weil nicht sein kann was nicht sein darf. Und dann sollen nach dem Willen völlig wirklichkeitsferner Kräfte gleichzeitig die restlichen Kernkraftwerke und die Kohlekraftwerke geschlossen werden, 100 % sogenannte „Erneuerbare“ (weil bald viele erneuert werden müssen?, die Windräder halten auch nicht ewig) soll auch gehen. Klar, mit der einen Hand auf der Herdplatte (Viel Wind) und mit der anderen Hand im Gefrierschrank (Windstille) hat man statistisch im Mittel eine angenehme Temperatur. Aber es gibt auf jeden Fall auch jemanden, für den dieses Harakiri ein Riesenerfolg ist. Józef Sobolewski berichtet:

„Vor einigen Jahren las ich einen Artikel eines Beratungsunternehmens, dass ‘eine Windkraftanlage keine Windenergieanlage ist; sie ist ein hervorragendes Finanzinstrument.’ Und es stimmt, da es nicht leicht ist, auf ein anderes Instrument hinzuweisen, das diese garantiert hohen Gewinne seit mehreren Jahren erbringt, ein Unternehmen mit einer starken Lobby.“

Windlobby? Wenn es eine Lobby gibt, dann doch die Atomlobby oder die Kohlelobby, aber eine Windlobby? Im letzten Wahlkampf in Hessen hat doch der Grüne Minister Al Wazir noch die grüne, nachhaltige Finanzindustrie gelobt. Auf was für Gedanken kommt man denn da, wenn man dann auch noch im Tagesspiegel am 11.12.2018 liest:

„Hunderte Großinvestoren aus aller Welt, die Vermögen im Volumen von 31 Billionen Dollar verwalten, haben zum verstärkten Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen“.

Da winken nämlich solche schönen staatlich garantierten Anlagen für die Billionen von Dollar, die vermehrt werden sollen. „Energiewende“, „Verkehrswende“, „energetische Sanierung“, alles schöne Anlagefelder, wo der Staat, „weil er ja die Welt retten muß“ schöne garantierte Renditen anbietet, schöne Möglichkeiten zum Absahnen. Das ist doch hierzulande auch eine immer wichtigere Wirtschaftsbranche. Da geht es schließlich um unverzichtbare Einrichtungen. Und die Staatshaushalte sind doch auch immer noch bei diesen gleichen Akteuren hoch verschuldet, auch wenn darüber jetzt weniger geredet wird, nur die gegenwärtig niedrigen Zinsen lassen das zur Zeit nicht so spürbar werden. Da können diese Investoren als Gläubiger gute Konditionen verlangen. Auf dem Feld der Immobiliensanierung klappt das doch schon ganz gut, auch wenn man sich kürzlich gezwungen sah, etwas zu bremsen, damit der Widerstand gegen die Verteuerung des Wohnens nicht weiter hochkocht. Am Ende kommen die Leute noch dahinter, daß das größte Problem die Herrschaft einer Klasse ist, die immer überflüssiger wird, aber auf alles Anspruch erhebt und uns am liebsten noch die Luft zum Atmen teuer verkaufen will.

 

So weit geht Sobolewski in seiner Kritik jedoch nicht. Er nimmt stattdessen die Klimapolitik ernst und weist auf die Widersprüche zwischen dem angeblichen Ziel und den Taten hin:

„Vor kurzem wurde eine Reihe von Berichten über den Klimawandel veröffentlicht, die eindeutig auf die Notwendigkeit der Entwicklung der Kernenergie als der einzigen wirklichen Maßnahme hinweisen, die eine Verschlimmerung des Übels verhindern kann. Ein Bericht der Internationalen Energieagentur, der zu Beginn dieses Jahres vorgelegt wurde, betont unparteiisch und ausgewogen die Notwendigkeit einer intensiven Entwicklung der Kernenergie. Am überraschendsten ist jedoch die jüngste Studie des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen, wonach von allen Szenarien, die zu einer Begrenzung des durchschnittlichen Temperaturanstiegs führen, die wirksamste die erhebliche Entwicklung der Kernenergie ist.
Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, über Änderungen der EU-Politik und die Ersetzung ‘erneuerbarer Energien’ durch ‘saubere Energie’ nachzudenken?“

Nun, was Sobolewski sagt erscheint jedenfalls irgendwie konsistent, er bleibt auf dem Boden und macht sich anscheinend Gedanken, wie gesellschaftlich und wirtschaftlich nicht alles gegen die Wand gefahren wird. Hierzulande hat man da nicht selten einen anderen Eindruck. Geordnet und ohne Panik die Kohle herunterfahren und dafür neue Industrie ansiedeln und die Kernenergie ausbauen, wie Polen das ankündigt, das macht grundsätzlich Sinn. So oder so ist die Verbrennung von Kohle zum Heizen oder zur Energieerzeugung nicht auf die Dauer das Sinnvollste, das war die eigentliche Ursache der schlimmen Smogsituationen, die es hier in den sechziger Jahren gab, mit Werten, bei denen man heute nur mit Gasmaske auf die Straße dürfte. Aber die grüne Richtung bietet nicht die Lösungen dafür an. Die Lösung kann nur sein, weiter in der Entwicklung vorwärts zu gehen, sie aber bekämpfen die weiterführende Entwicklung, zu der auch unbedingt die Nutzung der Kernenergie gehört, die in jeglicher Materie steckt und daher den Weg zu unbegrenzten Ressourcen öffnet, und das ohne Verschmutzung der Atmosphäre. Die Potentiale davon auszuschöpfen, dabei sind wir noch am Anfang.

 

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Anm.1  Er erschien ursprünglich im polnischen Magazin Wszystko Co Najważniejsze , das auch die Webseite https://wszystkoconajwazniejsze.pl/ unterhält.

Anm.2  Sobolewski redet keinesfalls Liquid Natural Gas aus den USA das Wort. Dazu sagt er:
„Ich würde nicht so sehr auf LNG zählen, denn die asiatischen Länder werden immer mehr zahlen können als wir, und ihre Bedürfnisse sind definitiv größer und wachsen weiter.“

 

 

 

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