Internet Statement 2018-77

 

An Stelle eines Lobgesangs für eine Neugründung

Muß Geschichte sich denn unbedingt immer als Karikatur wiederholen?

Maria Weiß  05.09.2018     

Wie verhält es sich mit der unversöhnlichen Widersprüchlichkeit der Klassengegensätze? Hat die heuzutage abgenommen? Im Gegenteil - sie hat eine internationale Dimension bekommen.

 

Hey, da bin ich, die große Erneuerung. ? Aber was willst du denn eigentlich? Die Bourgeoisie ein bisschen zähmen oder was?

Es sieht eigentlich eher nach Letzterem aus, was man so liest, und das ist eigentlich im Grunde nicht von Belang, obwohl es riesenhaft hoch geschaukelt wird, als wenn es das große Ereignis des letztens Jahrzehnt oder ein bisschen mehr hier ist.

Sahra Wagenknecht möchte den Kapitalismus zähmen. Nun ja, das ist eigentlich gar nichts Neues, denn daran arbeitet sie ja schon die ganze Zeit. Das war eigentlich schon von Anfang an klar, auch schon in den ersten Veröffentlichungen. Und was will sie zähmen? Die Ausbeutung! Die soll ein bisschen „gerechter“ verlaufen. Folgt man dem Tagesspiegel in seiner heutigen Ausgabe, dann gibt es kein größeres Ereignis als das. Es füllt Seiten, steht im Mittelpunkt. In was für einem Mittelpunkt? Was soll das für einer sein? Ein Mittelpunkt der Bourgeoisie, des Kapitals? Das kann sein. Der Mittelpunkt der Unterdrückten und Ausgebeuteten, egal welcher Herkunft, bestimmt nicht. Mit denen hat sie gar nicht so viel im Sinn. Den Unterdrückten und Ausgebeuteten in diesem Land hat sie eigentlich gar nicht so viel zu bieten.

Was will Sahra Wagenknecht eigentlich sammeln? Wie es im Tagesspiegel der heutigen Ausgabe steht, haben wir eine handfeste Krise der Demokratie. Aber was für eine Demokratie ist denn eigentlich gemeint? Natürlich die bürgerliche Demokratie. Und daß diese in einer Krise steckt, das ist eigentlich eher gut als schlecht. Das scheint aber für diese Leute nicht so zu sein, denn sie rennen eilfertig hinterher und versuchen das wieder zu reparieren.

Die soziale Frage soll in den Mittelpunkt gerückt werden. So lautet jedenfalls das erklärte Ziel der von Ex-Linken-Chef Oskar Lafontaine und seiner Frau Sahra Wagenknecht initiierten Bewegung „Aufstehen“. Gegen was soll denn eigentlich aufgestanden werden? Gegen das System der Ausbeutung? Davon ist nicht die Rede.

Stattdessen ist das erklärte Ziel dieser Dame Wagenknecht, eine rot-rot-grüne Regierung zustande zu bekommen. Was ist das denn? Eine rot-rot-grüne Regierung, das ist die abgehalfterte Sozialdemokratie zusammen mit den Revisionisten der so genannten Linkspartei, jedenfalls Teilen davon, als auch vor allen Dingen den Grünen. Und die Grünen, die sind eigentlich doch das Letzte in dieser Reihe, denn die vertreten am allermeisten den kapitalistischen und imperialistischen Parasitismus, und genau die sollen mit eingebunden werden. Dazu kann man nur sagen: Weg mit solch einem Betrug. Das kann man sich wirklich sparen.

Die SPD ist seit langem in diesem Land wie auch anderswo zu einer imperialistischen Partei degeneriert. Denen kann man wohl kaum hinterher laufen, vorausgesetzt man will den gesellschaftlichen Fortschritt in Gang setzen. Ähnliches gilt auch für die sogenannte Linkspartei, ein Abkömmling der früheren Revisionisten, zusammen gemixt aus ehemaligen DDR-Revisionisten und westdeutschen Revisionisten. Das kann man sich ebenfalls sparen, denn sie haben in der ganzen Zeit noch nie hier etwas Wesentliches an Umwälzung zustande bekommen. Das allerletzte in diesem neuen Trio sind allerdings die Grünen, die schon per Selbstverständnis nach hinten gucken und am liebsten die ganze Entwicklung des gesellschaftlichen Fortschritts, basierend auf dem Fortschritt der Produktivkräfte, zurückdrehen wollen. Diejenigen, welche die fortschrittlichsten Entwicklungen gebremst haben, mit Hilfe der konservativen Spitzen in diesem Land bekanntlich, und auch ansonsten nicht daran interessiert sind, in irgendeiner Weise wirklich gesellschaftlichen Fortschritt in Gang zu bringen. Ein schöner Betrug. Den kann man sich wirklich sparen. Da lohnt es sich nicht mal, sich darum zu kümmern. Und selbst wenn es bereits 100.000 clicks auf Facebook gibt, was keineswegs eine besonders hohe Zahl für Facebook ist. Das gibt’s auf Facebook auch schon mal für allen möglichen Quatsch, für ganz andere Sachen gibt es so was. Das trägt absolut nicht, für sich genommen. Was zählt, ist die gesellschaftliche Praxis, die in Gang gesetzt wird. Und darauf kann man bei dieser Dame und ihrem Anhang wirklich gespannt sein, das ganze mediale Begleit-Brimborium inklusive. Fakten sind Fakten, und die bleiben, egal was für eine Augenwischerei von bestimmten Politikern betrieben wird.

Wir haben hier eine Flüchtlingskrise und ein Problem mit deren Integration. Was haben wir weiter? Eine soziale Ungleichheit auch in anderen Schichten, welche sich in dem letzten Jahrzehnt massiv gesteigert hat und ebenfalls einer Lösung bedarf. Was gibt es noch? Die demnächst aufkommende europäische Krise, resultierend daraus, daß in wesentlichen Fragen zum Beispiel der Flüchtlingsaufnahme überhaupt keine Einigung in den verschiedenen europäischen Staaten existiert und auch ein neuer Leiter der Brüsseler Behörde damit konfrontiert werden wird, egal ob dies nun ein Deutscher ist, der sich momentan danach drängelt oder ein anderer. Die Flüchtlingskrise ist keineswegs ausgestanden. Das wird man spätestens bei der nächsten sozialen Krise zu spüren bekommen. Und da letzteres sicherlich nicht mehr so lange auf sich warten lassen wird – denn kapitalistische Krisen sind etwas ganz Normales, was periodisch immer wieder auftritt - da kann man noch sein blaues Wunder erleben, was dann hier los sein wird. Mit Püppchendesign wird man sicherlich nicht dem Herr werden können. Ebenso wenig übrigens wie der Wolf im Schafspelz der neuen Rechten in diesem Land, die nur darauf lauert, ihre Gelegenheit spätestens bei der nächsten Krise ergreifen zu können. Auch darauf muß ein Augenmerk gelenkt werden. Schon allein die Geschichte zeigt das. Die Krise des Jahres 1929/30 hat auch in einer ähnlichen Richtung gewirkt, weil auch damals sozialdemokratische Kräfte, vor allem aber die Kommunisten damals nicht wirklich fähig waren, um das zu übersehen. Das Ergebnis ist bekannt und dieses ist so „nachhaltig“, daß es bis zum heutigen Tag politisch dominiert, zumindest was seine Demagogie betrifft.

Man sollte sich auf keinen Fall von hübsch präsentiertem Kinderkram hier den Nebel in die Augen fegen lassen.

Gehen wir doch nur ein Jahrzehnt oder ein bisschen mehr zurück, zum Anfang der Anti-Hartz-Bewegung. Oskar Lafontaine, gegenwärtig Ehemann der schönen Sahra, hat damals die Segel gestrichen vor seinem Konkurrenten Schröder, welcher sich zum Ziel gesetzt hatte, im Sinne des Kapitals die Arbeiter hier zu knebeln, was ihm großenteils auch gelungen ist, obwohl es einen berechtigten und heftigen Widerstand dagegen gegeben hat, allerdings nicht von diesem Exponenten. So etwas hat eigentlich schlechte Karten beim Beginn einer neuen Bewegung. Aber das hat er ja auch gar nicht nötig, denn er kann ja im Hintergrund bleiben und seine Sahra präsentieren. Letztere war damals angeblich Kommunistin, eine aus der DDR kommende fortgesetzte Kommunistin, deren Forum die sogenannte Kommunistische Plattform war. Das hat sie irgendwann weggeworfen und ist zu einer bürgerlichen Demokratin mutiert. Letzteres ist das, was sie jetzt versucht herauszustellen. Die Frage stellt sich, was da eigentlich an Substanz dahinter steckt, denn die materiellen Widersprüche haben sich nicht geändert und die nächste Krise kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Dann wird man sehen, was diese neue Schöpfung dann praktisch hervorzubringen im Stande sein wird.

Aber keine Bange, solange brauchen wir gar nicht zu warten. Wir haben schon jetzt eine saftige Mietenkrise, und auch das ist eine Art Bewährungspunkt, woran man sehen wird, welche Kräfte sich dafür einzusetzen im Stande sein werden.

So einfach lässt sich geschichtliche Erfahrung nicht manipulieren, indem man meint, man könne einfach über alles hinweg tünchen und mit einem freundlichen Gesicht den größten Betrug aller Zeiten präsentieren, als wenn es nichts wäre.

Der Kapitalismus ist heute längst auf der ganzen Welt präsent und dessen oberste Exponenten sind es ebenfalls. Wie kann man nur unter solchen Bedingungen einen Kapitalismus im Kleinen, eine Art „Kapitalismus für Alle“ offerieren? So dummdreist haben auch in der bisherigen Geschichte es selbst die Revisionisten noch nicht geschafft, sich zu präsentieren. Einen größeren Gefallen aber kann man den Rechten eigentlich kaum tun.

 

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