Internet Statement 2018-87

 

Die Hausbesetzerbewegung ist eine Sackgasse, solange sie von den wesentlichen gesellschaftlichen Fragen ablenkt

Maria Weiß  15.10.2018 

Warum können wir die Hausbesetzerbewegung nicht unterstützen? Man muß sich doch fragen, auf was basieren denn diese Leute? Womit bestreiten sie ihre Existenz? Sie leben vom Überfluß, den es in dieser Gesellschaft gibt und der auf der Ausbeutung in internationaler Hinsicht beruht. Sie schaffen sich ihre eigenen Winkel. Das mag manchmal auch sehr schön sein, sehr anziehend, aber die Frage auf was es basiert kann man einfach nicht außer acht lassen. Mit einer Linderung der Wohnungsnot für all diejenigen Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen, hat das wenig zu tun und kann man das überhaupt nicht empfehlen, Es hat damit eigentlich gar nichts zu tun. Es würde auch deren Los gar nicht verbessern, denn es ist kein Konzept für die Allgemeinheit. Es ist ein Konzept, was auf der internationalen Ausbeutung basiert. Wenn man damit in Berührung gekommen ist, mit solchen Kreisen, dann bleibt nichts anderes als zu versuchen, in der einen oder anderen Weise zu versuchen, diesen Leuten das klar zu machen.

Es ist natürlich immer schwierig, jemand, der nicht von seiner Arbeit lebt, sondern von Almosen, welche der Überfluß der Gesellschaft abwirft, es klar zu machen, daß das nicht richtig ist, geschweige denn eine Perspektive zur Weiterentwicklung beinhaltet. Daß so etwas niemals ein Konzept für die Mehrheit, vor allem die weltweite Mehrheit, ist, das steht doch wirklich außer Frage. Das kann auch von diesen Leuten niemand bestreiten. Hingegen ist das Leben auf einer solchen Grundlage, selbst wenn der Level Lichtjahre auseinanderklafft, gar nicht mal so viel anders, vom Prinzip her jedenfalls, als daß was die großen Bosse machen. Auch die leben von der Ausbeutung, die müssen selbst keinen Finger krumm machen, sie schöpfen einfach ab. Egal ob das Niveau Lichtjahre auseinander klafft, es ist das selbe Prinzip.

Es hilft auch keineswegs in irgendeiner wirksamen Weise den ganzen Menschen, die es hier mit hohem Mieten zu tun haben. Letztere werden dadurch um keinen einzigen Euro gesenkt. Eher ist das Gegenteil der Fall, denn es schwächt den berechtigten Kampf gegen den Mietwucher eher, als es diesen unterstützt. Stattdessen sollte man darauf dringen, daß mehr Wohnungen gebaut werden, daß mehr Wohnungen frei werden für Menschen mit Kindern, zu bezahlbaren Preisen. Die Flucht in einen alternativen, so genannten „rechtsfreien“ Raum hat wirklich noch zu keinem Zeitpunkt bislang etwas Vernünftiges hervorgebracht. Sie hat die Grünen gestärkt, und diese sind die größten Nach-hinten-Gucker von allen in dieser Gesellschaft. Wenn man mit solchen Menschen, mit solchen Kreisen in Berührung kommt, dann bleibt letztendlich nichts anderes übrig als eine solche Kritik zu leisten.

Das hören viele natürlich nicht gern, oder sie verstehen es auch einfach nicht. Sie werden es abstreiten, als angeblich rechts verleumden oder was auch immer. Das hilft aber nichts, denn Realität ist Realität und bleibt auch Realität. Die kann man durch Ignoranz oder gar Verleumdung nicht ändern. Das kann man nur ändern, indem man einen sozialen Kampf führt, der wirklich eine Perspektive für die Mehrheit bringt.

Interessanterweise liegen einige Ursprünge der Grünen auch in der Hausbesetzerbewegung zu Beginn der 1980ziger Jahre. 1981 gab es eine große Bewegung in Berlin, bzw. dem damaligen Westberlin. Es gab damals viele Demonstrationen zur Verteidigung gegenüber der auch damals existierenden Wohnungsnot in dieser Teilstadt Westberlin. Einmal gab es einen Unglücksfall mit tödlichen Folgen, als ein Demonstrant von einem Linienbus erfasst und zu Tode geschleift wurde. Es war Klaus-Jürgen Rattey, Die Grünen sind nicht zuletzt auch ein Produkt dieser Bewegung gewesen, wenngleich es nicht ihre Hauptachse gewesen ist. Renate Künast war bei dieser damaligen Demonstration im September 1981 auch mit dabei, sogar an führender Position.

Daß Hausbesetzungen kein Konzept für die Mehrheit sein können, um zu einer bezahlbaren Wohnung zu kommen, das hat schon die damalige Bewegung schon erbracht. Hausbesetzungen sind nichts anderes als daß man versucht, an bestimmten einzelnen Punkten die Eigentumsverhältnisse in dieser Gesellschaft umzuwälzen versucht. Das ist aber nicht möglich, ohne die gesamte Gesellschaft umzuwandeln und die Produktionsmittel als auch die Verfügung über Grund und Boden in die eigene Hand zu nehmen. Das war schon damals sehr schwierig und ist heute nicht einfacher geworden, zumal die Eigentümer international verknüpft sind und die Absahnung heute vor allem international verläuft. Daher ist es umso schwieriger, mit einer Revolution an einer einzelnen Stelle zu beginnen und damit Erfolg zu haben. Vielleicht ist es nicht völlig unmöglich, aber man sollte im Auge behalten, daß man nicht eine irgendwie geartete Separatgesellschaft anstrebt, weil man meint damit weiter zu kommen. Das funktioniert nicht, jedenfalls nicht auf Dauer, weil es die Ausbeutung insgesamt nicht antastet und stellt somit letztlich eine Sackgasse dar, welche die Ausbeuter vom Druck zu entlasten geeignet sein kann.Wir wollen nicht ausschließen, daß es zeitweilig sinnvoll sein kann, sich auch einen solchen Winkel zu erkämpfen, aber man sollte es mit dem Ziel tun, daß man die gesamte Gesellschaft umwälzen will und es nicht bei einem solchen Schlupfwinkel bleibt, welcher sogar von der Bourgeoisie geduldet werden kann, weil er von den eigentlichem gesellschaftlichen Gegensätzlichkeiten ablenkt und somit Kräfte bindet, um sich den Druck vom Hals zu halten.

 

   

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