Internet Statement 2019-10

 

 

 

 

 

Es gibt eigentlich keine Tabus, sondern Dinge, die zu bekämpfen sind

 

"Noli me tangere" – bloß nicht berühren, das ist ein Tabu. Das ist aber verkehrt, weil man so den Unrat nicht beseitigt, sondern unter der Decke behält.

 

Maria Weiß   15.02.2019

Eigentlich gibt es gar kein Tabu, denn Tabu bedeutet nichts weiter, als daß etwas nicht in Frage gestellt werden darf. Das ist aber Unsinn. Alles muß und darf in Frage gestellt werden können. Ist man aber gezwungen, ein Tabu einzurichten, dann macht man einen Kotau vor der herrschenden Meinung, oder besser gesagt vor der dahinter stehenden herrschenden gesellschaftlichen Macht.

 

Was sollte denn überhaupt in der Gesellschaft tabu sein? Kindesmißbrauch? Zweifellos! Aber der ist inzwischen längst gesellschaftlich zu einer nicht unerheblich verbreiteten Praxis geworden. Das wird zwar offiziell verfemt, zu Recht natürlich, aber es ist existent und es wird viel zu zögerlich dagegen vorgegangen.

 

Tabu auf die Gesellschaft bezogen bedeutet aber nichts anderes, als daß man eine bestimmte Angelegenheit, Meinungen, Umstände oder Erfahrungen nicht in Frage stellen darf. Das ist aber auf die Gesellschaft bezogen nicht richtig. Man muß alles in Frage stellen dürfen, sonst kommt man überhaupt nicht weiter. So schafft man nur gesellschaftliche Schlupfwinkel, wo sich der Unrat konzentriert und weiter fortsetzt. Um etwas Falsches, zu Verachtendes, Rückständiges und Verächtliches wirklich zu bekämpfen, muß man es zum Thema machen. Das ist aber das Gegenteil von einem Tabu. Macht man es nicht zum Thema, kann man es auch nicht bekämpfen. Tabu in dieser Hinsicht bedeutet eigentlich nichts anderes, als daß man Angst hat, bestimmte Fragen anzusprechen. Nehmen wir doch nur einmal praktisch betrachtet das Thema Kindesmißbrauch.

 

Ähnliches gilt auch für das Thema Rassismus, ein sensibles Thema, aber es ist existent. Aber da es eben tabu ist, darf man es nicht ansprechen, und auf diese Weise kann sich unter der Hand der Rassismus ausbreiten, ohne daß es angeblich jemand merkt. Ähnlich ist es mit der so genannten nationalen Wertschätzung. Die ist auch ein Tabu und wer das anspricht, der wird verfemt, im Extremfall sogar als Nazi, obwohl sie damit gar nichts zu tun hat. Der Nazismus war eine Strömung, welche das Land mittels seiner absurden Selbst-Überhöhung verbunden mit millionenfachem Mord an der eigenen Bevölkerung (ja, auch die jüdischen Deutschen zählten doch zur eigenen Bevölkerung oder etwa nicht?) anderen imperialistischen Mächten auf der Welt ausgeliefert hat und damit genau das gemacht hat, was diese wollten, um so diesen eine Rechtfertigung zu verschafften, das Land niederzuschlagen. Das gilt bis zum heutigen Tag, und wer dieses Thema berührt in einer Weise, die nicht ganz exakt die Widersprüchlichkeit darin gerecht wird, gilt automatisch als angeblicher Nazi.

 

So kann man aber an die Geschichte nicht herangehen. Geschichte ist Geschichte und die muß man analysieren, von ihren Ursprüngen her, in ihrer Substanz, wie sie eben gewesen ist. Und die Geschichte des Nazifaschismus ist vor allen Dingen eine, welche versucht hat, in Deutschland den Kommunismus zu liquidieren. Das wird aber in den allermeisten Fällen dabei vergessen, denn der Kommunismus, der ist sowieso tabu in diesem Land. Und was sich heute an Kräften als Fortschritt verkauft, ist geflissentlich bestrebt, sich vom Kommunismus abzugrenzen. Das ist aber eine völlig a-historische, unmaterialistische Verfahrensweise.

 

Kommunismus wird von den herrschenden Kräften gerne als angeblicher Totalitarismus diffamiert. Was ist denn eigentlich Totalitarismus? Totalitarismus, von seiner Begrifflichkeit her betrachtet, ist eigentlich nichts anderes, als daß eine bestimmte gesellschaftliche Schicht ihre Anschauung über die Gesellschaft zur herrschenden macht. Wer tut das aber heutzutage? Das ist die Bourgeoisie, die das macht, und zwar unangefochten. Seit längerem ist sie bestrebt, ihren angeblichen Liberalismus, welcher in der Praxis nicht anderes bedeutet als daß man die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beliebig vorantreiben kann, eben liberal, zum Non plus Ultra erklärt. Ist das etwa kein Totalitarismus?

 

In der Praxis ist es notwendig, daß die verschiedenen Konzepte der Gesellschaft die Möglichkeit haben, sich untereinander auszutauschen und miteinander zu konkurrieren. Das ist aber einfacher gesagt als getan, denn was dabei eine ganz wesentliche Rolle spielt, das sind die Eigentumsverhältnisse, die in der Gesellschaft herrschen. Denn wer Eigentum, den gesellschaftliche Reichtum als sein Eigentum für sich erklären kann, der hat auch die Möglichkeit, seine Konzeption in der Gesellschaft durchzusetzen. Das ist eben keineswegs nur in so genannten totalitären Gesellschaften, wie man heutzutage gerne ehemals kommunistische Gesellschaften diffamiert, sondern vor allem in den herkömmlichen kapitalistischen Gesellschaften gang und gebe, wobei ich natürlich damit nicht postulieren will, daß gegenwärtig irgendwo auf der Welt eine wirklich kommunistische Gesellschaft Realität findet. Das ist leider nicht der Fall, aber es wird sicher nicht die Menschen daran hindern, für die Zukunft dafür zu kämpfen.

 

Ein ganz wesentlicher Punkt der revolutionären kommunistischen Ideologie besteht darin, die gesellschaftliche Spaltung als soziale Spaltung zu erkennen, und nicht nur das, sondern sie als vorantreibendes Element der gesellschaftlichen Entwicklung zu erkennen und zu vertreten. Es ist nichts anderes als das Eins teilt sich in Zwei, was jede Gesellschaft auf der Welt vorantreibt. Es treibt sowohl die kapitalistisch Gesellschaft voran als auch ergreift diese Gesetzmäßigkeit die angeblich kommunistische Gesellschaft, welche vielleicht in der Vergangenheit eine war, aber sich wieder zurückentwickelt hat. Das ist nicht nur in China der Fall, sondern es ist auf der ganzen Welt der Fall. Und daher ist ein ganz wesentliches Kennzeichen des Fortschritt für eine Gesellschaft, daß es möglich ist, auch eine konfrontale Auseinandersetzung zu führen. Und zwar – jetzt kommt der entscheidende Punkt – nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis. Es ist nichts weiter als dieses Eins teilt sich in Zwei, was die fortschrittliche gesellschaftliche Richtung von der reaktionären unterscheidet. Dieses Eins teilt sich in Zwei bedeutet eben auch nichts anderes, als daß man die gegensätzlichen Seiten sieht und sieht, wie man in dieser Hinsicht seine Entscheidung trifft, nicht aber die gegensätzlichen Seiten miteinander zu versöhnen versucht, wie das in sämtlichen von rückständigen Klassen und Vorstellungen beherrschten Gesellschaften der Fall ist.

 

Was ist das für eine Gesellschaft, in der eine Minderheit die Früchte der gesellschaftlichen Arbeit für sich in Anspruch nimmt und die Mehrheit dafür ackern läßt, aber ihnen diese verweigert? Das ist die Praxis, welche gegenwärtig (wieder) in jedem Staat auf der Welt der Fall ist, und das deswegen, weil die Möglichkeiten, das zu verändern, eben nicht so einfach dauerhaft zu halten sind. Weil es eben schwierig ist, selbst wenn man durch einen Umsturz, durch eine soziale Revolution es erkämpft hat, wie es in der Vergangenheit ja schon verschiedentlich erreicht worden ist, zeitweilig, sowohl in Rußland als auch in China, das dauerhaft aufrecht zu erhalten. Das ist eben mühsam und erfordert sehr viel, nicht nur Übersicht, sondern auch das Vermögen, sich dauerhaft durchzusetzen. Vor allem aber ist man konfrontiert mit den internationalen reaktionären Mächten des Kapitals, welche das mit allen Mitteln versuchen zu verhindern. Das ist ein komplizierter Prozeß, aber es ist einer, der sich lohnt. Es ist der einzige, der sich lohnt, wenn man wirklich am Fortschritt der Menschheit interessiert ist.

 

Es gibt gar keine andere Ideologie als die des Kommunismus, welche jedem Mitglied der Gesellschaft das Recht auf Fortschritt und Teilhabe am selben garantiert. Es ist merkwürdigerweise auch die einzige Ideologie, welche die Emanzipation des Menschen, welche auch das Bürgertum schon proklamiert hat: jeder hat das Recht auf persönliche Entfaltung, wirklich in der Realität umzusetzen fähig ist. Hat man sich das schon einmal überlegt? Menschenrecht ja, aber dann bitteschön auch für alle. Und dafür müssen erstmal die sozialen Verhältnisse auf der ganzen Welt revolutioniert werden.

 

Was folgt daraus? Es folgt, daß jeder, der diesen Anspruch in Worten vertritt, die praktischen Konsequenzen jedoch negiert, als Lügner vergessen werden kann. Sicherlich ist es noch ein komplizierter Prozeß, bis die ganze Menschheit da angekommen ist. Aber wenn man von vornherein dieses Prinzip aufgibt, eben auch schon jetzt verloren hat. Deswegen sind wir der Ansicht, daß man daran festhalten sollte. Keine einzige neue gesellschaftliche Ordnung hat sich in der Geschichte durchgesetzt ohne Rückschläge. Warum sollte man annehmen, daß die sozialen Revolution des Proletariats eine andere Erfahrung machen könnte? Das ist eben nicht der Fall, aber es heißt nicht, daß man das Ziel deswegen aufgibt.

 

Selbst das heutige China, welches offiziell diese maoistischen Prinzipien über Bord geworfen hat, wird noch seine Erfahrungen in dieser Hinsicht machen. Davon kann man mit Fug und Recht ausgehen. China ist die derzeit jüngste Macht auf der Welt, welche die materialistischen, revolutionären Prinzipien über Bord geworfen hat und versucht, einer angeblichen Unüberwindbarkeit der Ausbeutergesellschaft den Beweis zu erbringen. Man wird sehen, ob sie sich nicht im Gegenteil genauso den Kopf daran einschlagen werden wie alle anderen bisherigen den Kapitalismus wieder aufwärmenden ehemals revolutionären Staaten auf der Welt es machen oder gemacht haben. Sie glauben doch nicht, daß die aufstrebenden Massen der vielen Staaten auf der Welt, gegenwärtig in besonderer Weise die afrikanischen, sich den Ressourcenklau auf die Dauer gefallen lassen werden. Nein, gerade in Afrika bahnt sich eine Revolution an, und niemand weiß heute, wie sich diese auswirken wird. Es gibt durchaus Anlaß zur Hoffnung, daß den reaktionären Mächten auf der Welt ihr Ausbeuterfett, welches sie in Jahrhunderten angesammelt haben durch das gute Leben, was sie gewaltsam aus diesen Völkern herausgezogen haben, hinweg zu schmelzen beginnt. Die Zeiten haben sich geändert. Auch und vor allem Afrika hat ein Recht auf ein besseres Leben, ebenso wie die vielen Staaten Asiens und Südamerikas, und sie werden es durchsetzen, und sei es auch noch über etliche Windungen und Wendungen.

 

 

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